Samstag, 6. März 2021

Das ZDF, die Gender-Pay-Gap-Lüge und Doña Quixote


Einer der wichtigsten feministischen Feiertage steht vor der Tür, der Equal Pay (bzw. Propaganda) Day. Der EPD fällt dieses Jahr auf den 10. März. Schon seit einigen Tagen laufen sich einige feministische Medien warm und präsentieren die schon 100e Male gehörten und doppelt so oft widerlegten "feministischen Fakten" zu diesem Thema. Schon Orwell wußte um den Wert einer Haß-Woche, wenn es darum geht, die eigenen Anhänger zu Höchstleistungen gegen den Feind zu motivieren. Nun sind die Propagandamethoden und Falschaussagen im Kontext des EPD hier schon oft thematisiert worden aber es kommen ja immer wieder neue Leute hinzu. Insofern ist es sinnvoll, wenigstens einen Beitrag wieder einmal faktzuchecken. Wir nehmen ein Video in ZDF heute vom 04. März, weil das ZDF eine sehr hohe Reichweite hat und weil hier innerhalb von nur gut einer Minute ein volles Sortiment an Lügen und Verdrehungen konzentriert vorkommen.

Nach dieser Vorbereitung gehen wir auf die allgemeinere Frage ein, was es für demokratische Debatten bzw. für eine Demokratie bedeutet, wenn sich wesentliche Akteure - namentlich der ÖRR - hartnäckig dumm stellen und aufgrund verfehlter sozialer Analysen und grundlegendem Falschverstehen der Probleme alle Energie in einen Kampf gegen Windmühlen investieren, den sie nur verlieren können und der nur Kollateralschäden erzeugt.

Das ZDF-Video
Das ZDF brachte am 04.03.2021 in der Hauptnachrichtensendung heute um 19 Uhr ein Video von Anne Gellinek mit dem Titel
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit
Schon im Titel geht es los, der Titel suggeriert, für gleiche Arbeit würde kein gleicher Lohn gezahlt, genauer gesagt, Frauen erhielten weniger Lohn als Männer. Das ist die klassische, beliebig oft widerlegte GPG-Lüge (Details s. hier).

[15:01](1) In sechs Tagen am 10. März ist der sogenannte equal pay day. Das heißt, bis dahin arbeiten Frauen sozusagen umsonst im Vergleich zu dem, was Männer im Jahr verdienen.
Sozialneid ist leider eine grundlegende menschliche Untugend, das Anstacheln von Sozialneid mit Faktoiden eine der wirksamsten Techniken zur Haßerzeugung. Die absurde These, Frauen würden "sozusagen umsonst arbeiten", ist ein Lehrbuchbeispiel dafür. Ein Faktoid haben wir hier insofern, als sich der 10. März auf das unbereinigte Gender Pay Gap (GPG) bezieht(2), das ungleiche Arbeitsverhältnisse, sozusagen Äpfel mit Birnen, vergleicht und keinerlei Aussagekraft hinsichtlich moralischer Bewertungen hat.

Selbst wenn man sich auf das unsinnige unbereinigte GPG einläßt, ist die Aussage des ZDF-Videos sachlich falsch. Das GPG bezieht sich auf die Bruttostundenlöhne. Wenn man sich auf die Jahreseinkommen bezieht ("was Männer im Jahr verdienen"), dann muß man berücksichtigen, daß Männer im Schnitt ca. 39 Stunden pro Woche arbeiten, Frauen nur 32. Der Unterschied der Durchschnittsjahreseinkommen ist also deutlich größer als hier angegeben(3).

[15:13] Brüssel will dagegen jetzt vorgehen, auch mit mehr Transparenz.
Wir haben seit vielen Jahren extrem viel Transparenz, aber sie wird von den feministischen Medien und Politikern beharrlich ignoriert. Die Brüsseler Initiative ist sicher inspiriert von der lex Schwesig, auch bekannt als Entgelttransparenzgesetz, das sich als völliger Fehlschlag erwiesen hat und vorsichtshalber totgeschwiegen wird. Dieses Scheitern war zu erwarten, weil das Gesetz auf dem ideologisch motivierten, grundlegenden Denkfehler beruht, das GPG würde eine Ungleichbezahlung gleicher Arbeit durch die Arbeitgeber anzeigen. Das GPG ist in Wirklichkeit sozusagen ein Rechenfehler infolge fehlender Daten. Mehr Transparenz reduziert bestenfalls den Rechenfehler, ändert aber nichts an der Realität.
[15:18] Anne Gellinek berichtet: Frauen spüren die Krise als erste.
Ambiguität ist eine wichtige Propagandatechnik, so auch hier: Was bedeutet dieser Satz? Haben alle / die Hälfte aller / ca. 23 Frauen die Krise vor allen Männern gespürt? Oder mindestens 2 Frauen vor mindestens 1 Mann? Diese Behauptung ist pauschal, unbewiesen und in ihrer Allgemeinheit eindeutig falsch. Aussagen dieser Qualität gelten eigentlich als Spezialität von Verschwörungstheoretikern, Rechtsradikalen, Leugnern usw.
[15:25] Zerrissen zwischen home office und Kinderbetreuung.
Man spürt regelrecht, wie die Knochen beim Zerreißen brechen und das Blut herumspritzt, und schaudert. Journalistinnen sollen sich verständlich und nachvollziehbar ausdrücken und die Bewertung von Informationen erleichtern, gut gemacht, Frau Gellinek! Was Odysseus in der Höhle des Zyklopen erlebte, war dagegen ein Kaffeekränzchen. Währenddessen lungern die Männer sicherlich wieder mal faul herum und rühren keinen Finger.
[15:34] die Lohnlücke in der Europäischen Union
Der Kampfbegriff "Lohnlücke" darf hier nicht fehlen. In den Framing-Handbüchern steht nämlich, daß frau die unbereinigte Differenz der Durchschnittsstundenlöhne, die grundsätzlich kein Werturteil zuläßt, als "Lücke" moralisch aufladen soll.
[16:11] [Frauen] werden bei der Bezahlung diskriminiert.
Eine infame Lüge, die an Dreistigkeit nur schwer zu überbieten ist. Wie oben schon erwähnt ist erstens eine Ungleichbezahlung nicht belegt, während es starke Indizien für die Gegenthese, Gleichbezahlung, gibt. Zweitens ist die im Begriff "Diskriminierung" liegende Behauptung, irgendeine Instanz würde die angebliche Ungleichbezahlung willkürlich veranlassen und daher verantworten, reine Phantasie nach Art von Verschwörungstheoretikern.
Einordnung und Bewertung
Man wirft der AfD oft zu Recht vor, sie würde die Demokratie beschädigen, indem sie sich dumm stellt und längst widerlegte Aussagen immer wieder auftischt und damit demokratische Debatten sabotiert. Dieser Vorwurf trifft genauso auf dieses ZDF-Video und viele ähnliche Produkte zu.

Mit etwas Distanz betrachtet fragt man sich, warum den feministischen Aktivisten - speziell den Journaktivistinnen, die heute die wichtigen Medien beherrschen - nicht der Verdacht kommt, daß ihre Problemanalysen und Weltwahrnehmungen grundsätzlich falsch sind und sie gegen Windmühlenflügel kämpfen. In vielen Bereichen wird die Gesellschaft seit Jahrzehnten feministischen "Therapien" unterzogen, ohne merklichen Erfolg. Die oben erwähnte lex Schwesig ist nur ein Beispiel von vielen. Dies müßte doch eigentlich zum Nachdenken führen, ob die Diagnosen nicht falsch sind, und zur Suche nach einem besseren Problemverständnis und konstruktiven Lösungen. Stattdessen scheint man zu glauben, sich mit endlosen Wiederholungen der immer gleichen Lügen durchsetzen und genügend Haß auf imaginierte Feinde erzeugen zu können.

Die Desinformation in dem ZDF-Video ist ferner ein weiteres Indiz, daß der öffentlich-rechtliche Rundfunk, der in Deutschland extrem viel Meinungsmacht hat, grundlegend reformiert werden muß. Wenn faktenwidrige, pure Propaganda wie dieses Video durch die Qualitätssicherung rutscht, hat ein Medium ein grundsätzliches Problem. Wenn dieses Video nur eine Ausnahme wäre, könnte man darüber hinwegsehen, es ist aber leider typisch für die journalistische Qualität im ÖRR.

Anmerkungen

(1) Die Zeitangaben in den Zitaten beziehen sich auf die ganze heute-Sendung.

(2) Datum 10. März basiert auf einem unbereinigten GPG von 19% gemäß Nachberechnung des GPG für 2019 durch das Statistische Bundesamt.

(3) Wobei der Mehrverdienst der Männer weitestgehend dank Steuerprogression und Unterhaltsverpflichtungen innerhalb von Ehen bei Frauen landet.

Quellen