Kampfbegriff "Gender Pay Gap"

Inhaltsübersicht

Einführung und Zusammenfassung

Das Gender Pay Gap - vulgo: der geschlechtsbezogene statistische Lohn- bzw. Gehaltsunterschied -, kurz GPG, ist einer der wichtigsten feministischen Kampfbegriffe. Kampfbegriff insofern, als mit Hilfe dieses Begriffs der Öffentlichkeit die unrichtige Ansicht vermittelt wurde und weiterhin wird, Frauen würden für die "gleiche Arbeit" schlechter bezahlt als Männer. Diese Behauptung ist falsch, die gender-pay-gap-Lüge wurde unzählige Male diskutiert und widerlegt, wird aber trotzdem weiterhin ständig im Rahmen feministischer Propaganda verbreitet. Sie wird wegen dieser intensiven Propaganda von vielen Personen für wahr gehalten und ist eines der besten Beispiele dafür, daß wir in "postfaktischen" Zeiten leben.

Das GPG eignet sich aus mehreren Gründen gut für Desinformation und Propaganda: fast niemand scheint zu verstehen, was diese Zahl - Vorsicht: Statistik! - konkret bedeutet, wie man sie berechnet und welche Willkürlichkeiten dabei einfließen, vor allem beim Begriff "gleiche Arbeit". Man kann außerdem sehr einfach populistisch an Neid und andere Emotionen appellieren und die eigentliche Darstellung des GPGs mit willkürlichen Spekulationen über seine Ursachen vermischen. Typischerweise wird hier mit Schuldzuweisungen gearbeitet, die für Anfänger schwer zu durchschauen sind. Als schuldig diskreditiert werden "die Männer" oder "die Arbeitgeber", um im Sinne von Haßprogaganda ein Feindbild aufzubauen oder zu verstärken.

Instrumentalisierung des GPGs als Kampfbegriff
Die Debatte um das GPG ist schwierig und oft konfus, weil mehrere Themenkomplexe angesprochen bzw. vermischt werden:
  1. Berechnung:
    Wie hoch ist das GPG und welche mathematische Bedeutung hat das GPG? Es gibt mehrere verschiedene GPGs, was sind die Unterschiede?
  2. Ursachen:
    Wie wird das GPG verursacht, kann man ggf. Verantwortliche identifizieren?
  3. ethische Bewertung:
    Wie ist das GPG ethisch zu bewerten, stellt es ein Unrecht dar? Welcher Sachverhalt wird dabei überhaupt ethisch bewertet, das GPG als solches oder eine der vermuteten Ursachen?
  4. politische Agenda:
    Kann man bzw. sollte man das GPG abbauen bzw. ganz beseitigen und welche Kollateralschäden sind zu erwarten?
Jeder einzelne dieser Themenkomplexe ist komplex, vor allem die beiden ersten. Außerdem gibt es viele Querbezüge, z.B. muß man Maßnahmen zum Abbau des GPG danach beurteilen, ob sie überhaupt eine der Ursachen bekämpfen können, wie schlimm das "Unrecht GPG" ist und ob die Kollateralschäden gerechtfertigt sind.

Die penible Trennung der 4 Themenkomplexe wirkt eventuell unnötig aufwendig. Tatsächlich kann man aber ohne diese Trennung die vielen Denkfehler und "alternative facts", die von diversen Seiten in die Debatten eingeworfen werden, nicht richtig einordnen und widerlegen. Diese Trennung ist auch nötig, um zu verstehen, wie das GPG zu Propagandazwecken als Kampfbegriff eingesetzt wird. Propagandistische Aussagen wie "Ein GPG von 8% ist ein Skandal!" arbeiten nämlich mit einer gut versteckten Verschiebung des begrifflichen Kontextes entlang dieser Themenkomplexe.

I.f. beschreiben wir die Themenkomplexe inhaltlich etwas genauer, ausführliche Darstellungen der Themenkomplexe finden sich auf separaten Seiten. Ferner gehen wir auf die Diskurse um das GPG ein, genauer gesagt auf die Methoden der feministischen Propaganda, mit denen das Verstehen der Fakten und eine sachorientierte Debatte torpediert werden.

Ferner wird teilweise auch von einem GPG von Selbständigen berichtet bzw. dieses GPG skandalisiert. Aus diversen Gründen, namentlich zu wenig Daten, sind GPGs von Selbständigen allerdings wenig sinnvoll und nicht vergleichbar mit GPGs von abhängig Beschäftigten.

Die GPG-Lüge
Die feministische Propaganda versucht seit vielen Jahren, in der Öffentlichkeit die Meinung zu verankern, Frauen würden für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt als Männer. Wegen der Wichtigkeit dieser Falschbehauptung kann man dies als eine Große Lüge des Feminismus einordnen. Die Behauptung ist im folgenden Sinne falsch bzw. unbelegt:
  • Wer Behauptungen aufstellt, muß sie belegen, sonst sind es nur Spekulationen oder Verschwörungstheorien. Als Beleg für die Hypothese von der Schlechterbezahlung werden i.d.R. Statistiken des Bundesamts für Statistik präsentiert. Diese Statistiken sind aber keine Belege für diese Hypothese, weil sie nicht gleiche Arbeit vergleichen, sondern ungleiche Arbeit (auch die sog. "bereinigten" GPGs). Das Kernproblem ist, daß dort wesentliche Daten fehlen, die man für die Feststellung benötigt, ob es sich um "gleiche Arbeit" handelt. Selbst mit diesen unvollständigen Daten kann man allerdings die Ungleichheiten weitgehend auf rationale Gründe zurückführen, so daß die Skandalisierung der verbleibenden Reste eine Irreführung der Öffentlichkeit ist.
  • Bei anderen, qualitativ besseren, aber quantitativ kleineren Datenbeständen kann man die Ungleichheiten bis auf Unschärfen, die in der Größenordnung der Rechenfehler der Algorithmen liegen, auf rationale Gründe zurückführen. D.h. hier liegt eine starke empirische Evidenz für die Gegenbehauptung vor, daß Frauen und Männer für die gleiche Arbeit gleich bezahlt werden.


Themenkomplex 1: Berechnung des GPGs

Das GPG ist grundsätzlich eine statistische Größe, die auf den Beschäftigungsverhältnisse in einer bestimmten Region oder Population basiert und die die Löhne (i.d.R. die Bruttostundenlöhne) von Männern und Frauen vergleicht.

Unbereinigtes GPG
Das simpelste Rechenverfahren besteht darin, den durchschnittlichen Bruttostundenlohn von Männern bzw. Frauen zu berechnen und diese beiden Größen zu vergleichen. Es ergeben sich typischerweise Lohnunterschiede von ca. 21 - 23 %. Bei diesem sogenannten unbereinigten GPG sind prinzipiell alle Arbeiten "gleich", z.B. Chefarzt und Nachtwächter. Diese Berechnungsvariante für das GPG ist für soziale Analysen oder Beurteilungen von Unrecht völlig unbrauchbar, sie wird von Statistikern zu recht als "Unstatistik" bezeichnet. Etwas moderner wäre der Begriff Fake-Statistik, hier werden sozusagen Äpfel mit Birnen verglichen. Das unbereinigte GPG entspricht mathematisch gesehen dem Simpson-Paradox, einem klassischen Denkfehler bei der Interpretation von Statistiken.

Das unbereinigte GPG wird trotz seiner Sinnlosigkeit in der feministischen Propaganda laufend als Argument benutzt. Beispielsweise basiert das Datum des "Equal Pay Days" auf dieser Berechnungsvariante. Es ist nicht klar, ob hier Absicht oder Zahlenanalphabetismus (engl. innumeracy) vorliegt, also die Unfähigkeit, zahlenmäßige, insb. statistische Sachverhalte zu verstehen.

Bereinigtes GPG
Bei den sogenannten bereinigten GPGs, die in verschiedenen Quellen typischerweise im Bereich von 3 bis 8 % angegeben werden, versucht man mehr oder weniger erfolgreich, den Einfluß lohnrelevanter Faktoren aus den Lohnunterschieden herauszurechnen. Offensichtlich lohnrelevant sind:
  • die erforderliche Qualifikation des Arbeitnehmers, also insb. seine Ausbildungsinvestitionen
  • die Arbeitsplatzanforderungen und die Art der Tätigkeit, insb. ob sie gefährlich, anstrengend, krankheitserregend, mit Kosten für den Arbeitnehmer verbunden usw. ist
  • der Marktwert der durch die Arbeit erzielten Wertschöpfung, der je nach Branche und Unternehmen differieren kann
  • der Arbeitsort und dessen Lebenshaltungskosten (teure Großstädte vs. ländliche Regionen)
Unterschiede in diesen Merkmalen führen zu unterschiedlichen, nicht "vergleichbaren" Beschäftigungsverhältnissen. Sie sind somit rationale Begründungen für Lohnunterschiede, also kein Unrecht. Sie treten auch in Tarifverträgen auf und werden dort zur Unterscheidung von Gehaltsgruppen benutzt. Es gibt ein gutes Dutzend lohnrelevante Faktoren.

Unvollständig bereinigtes GPG
Ein Hauptproblem bei der Bereinigung des GPGs sind fehlende Daten. Vor allem die Qualifikation und die Arbeitsplatzanforderungen werden bei fast allen Datenbeständen, die zur GPG-Berechnung benutzt werden, nur sehr ungenau erfaßt. Das GPG wird dadurch nicht vollständig bereinigt, das angeblich "bereinigte" GPG (bzw. der "nicht erklärte Anteil" des GPGs) wird zu hoch ausgewiesen. Dies gilt auch für die GPGs von ca. 6 - 8%, die in den letzten Jahren vom Statistischen Bundesamt publiziert wurden. Andere Analysen, die auf qualitativ besseren Daten (allerdings i.d.R. wesentlich kleineren Stichproben) basieren, kommen auf bereinigte GPGs von nur noch 2 - 3 %, die statistisch nicht mehr relevant sind.

Die sogenannten bereinigten GPGs sind also tatsächlich nicht vollständig bereinigt, weil wesentliche Daten hierfür fehlen. Sie in Wirklichkeit Ausdruck fehlender lohnrelevanter Daten, also sozusagen Rechenfehler und kein Ausdruck davon, daß Frauen in vergleichbaren Arbeitsverhältnissen schlechter bezahlt werden als Männer.

Vollständig bereinigtes GPG
Die GPG-Berechnungen, die auf vollständigeren und qualitativ besseren lohnrelevanten Daten basieren, ergeben nur noch bereinigte GPGs von ca. 2 - 3 %, was in der Größenordnung der Rechenfehler der Berechnungsverfahren liegt. D.h. tatsächlich beweisen die Statistiken, daß Männer und Frauen bis auf marginale Unterschiede für gleiche Arbeit gleich bezahlt werden.

Mehr Details
In einer separaten Seite zur Berechnung des GPGs gehen wir auf folgende Themen genauer ein:
  • Warum ist das unbereinigte GPG eine "Unstatistik"? Weil es ein Beispiel für das Simpson-Paradoxon ist, ein klassischer Fehler bei der Interpretation von Statistiken.
  • Was sind die wichtigsten lohnrelevanten Einflußfaktoren und welche "pay gaps" gibt es sonst noch?
  • Welche Verfahren werden zur Berechnung der bereinigten GPGs benutzt? Oft wird geglaubt, hierbei würden die Löhne von Arbeitsverhältnissen, die bis auf das Geschlecht identisch sind, sog. statistische Zwillinge, verglichen. Dieses naheliegende Verfahren funktioniert nicht: wegen der Arbeitsmarktsegregation und der vielen lohnrelevanten Faktoren findet man nur für wenige Arbeitsverhältnisse statistische Zwillinge. Das tatsächlich meistens benutzte Verfahren, die Oaxaca-Blinder-Dekomposition, funktioniert wesentlich anders, und die so erzielten Ergebnisse müssen mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Wo treten negative GPGs, also pay gaps zugunsten von Frauen, auf?
  • Was sind die typischen Datenbestände bei GPG-Berechnungen? Welche Defizite haben diese Datenbestände, und welche Fehler bei der GPG-Bereinigung resultieren daraus?`


Themenkomplex 2: Ursachenanalyse

Die Daten, aus denen das GPG berechnet wird, betreffen nur die eigentlichen Beschäftigungsverhältnisse. Sie enthalten keine Informationen darüber,
  • warum diese Beschäftigungsverhältnisse so sind, wie sind sind,
  • welche Vor- und Nachteile die Vertragspartner (Arbeitgeber und Arbeitnehmer) in den Arbeitsverträgen sahen, als sie sie abschlossen,
  • welche Optionen, Handlungsspielräume und Randbedingungen die Vertragspartner hatten und ob nicht auch ganz andere Verträge hätten geschlossen werden können.
Das GPG vermittelt also keine Informationen über die Ursachen des GPGs.

Die oft benutzte Formulierung, die Differenz zwischen dem unbereinigten und dem bereinigten GPG sei durch die Einflußfaktoren "statistisch erklärt", ist hochgradig mißverständlich: es handelt sich hier sozusagen um Korrelationen, nicht um Kausalitäten, also soziale Wirkmechanismen.

An der Entstehungsgeschichte und den indirekten Ursachen des GPGs ist man natürlich trotzdem interessiert. An dieser Stelle setzen vielfach wilde Spekulationen und eine starke Emotionalisierung der Debatte ein. Bei Personen mit passender ideologischer Prägung (und vermutlich geringer mathematischer Kompetenz) führt schon die Lohndifferenz als solche zu einer emotionalen Aufwallung und wird regelmäßig als Beweis für die Diskriminierung von Frauen gewertet, auch wenn zunächst nicht klar ist, wie die Diskriminierungen funktionieren sollen und wer die Verantwortlichen sind.

Ausgehend von den rein deskriptiven Statistiken werden i.d.R. diverse soziologische Theorien aufgestellt, die die Entstehung des GPGs über denkbare direkte oder indirekte soziale Wirkmechanismen erklären. Die Theorien wollen entweder das ganze GPG oder einzelne "statistisch erklärte" Anteile (die, wie gesagt, nicht alle wirklich relevanten Faktoren repräsentieren) erklären. Die üblichen soziologischen Theorien widersprechen sich tw. ganz erheblich und sind durchweg nicht überprüfbar, ihr quantitativer Effekt ist nicht meßbar. Gängige Beispiele für unterstellte Wirkmechanismen, die zu Nachteilen für Frauen führen oder die man u.U. als Diskriminierung interpretieren kann, sind:

  • willkürlich schlechtere Bezahlung von Frauen durch die Arbeitgeber für die gleiche Arbeitsleistung. Diese sehr häufig postulierte Theorie wird empirisch dadurch widerlegt, daß man das GPG fast vollständig bereinigen kann.
  • willkürlich schlechtere Einstellung von Frauen durch die Arbeitgeber aufgrund von Vorurteilen gegen Frauen (gerne auch weil sich "die Männer" (TM) in ihren Männerbünden die "guten" Jobs gegenseitig zuschanzen)
  • die weniger aggressive Selbstdarstellung von Frauen bei Bewerbungen
Weitere Beispiele für soziologische Erklärungsmodelle für das GPG werden auf einer separaten Seite diskutiert. Man kann aber generell sagen, daß diese Erklärungsmodelle viel zu simplifizierend sind, um alle relevanten Aspekte abzudecken. Erst recht nicht erklären können die feministischen Theorien "negative GPGs", also GPGs zugunsten von Frauen, die seit langem bei diversen regionalen oder altersklassenbezogenen Berechnungen auftreten.

Frauen werden innerhalb dieser postulierten Wirkmechanismen in der Rolle des Opfer von sichtbaren oder notfalls unsichtbaren Diskriminierungen dargestellt. Ein Argumentationsziel ist hierbei, jegliche Eigenverantwortung von Frauen für geringen beruflichen Erfolg zu verneinen, und eine Art Rechtsanspruch auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance und sonstige feministische Glücksversprechen zu postulieren ("you can have it all"). Ein wichtiges Argumentationsziel ist, im nächsten Schritt das eigentlich rein deskriptive GPG per se als Unrechtstatbestand zu positionieren zu können.



Themenkomplex 3: Ethische Bewertung

Viele Geschlechterdifferenzen werden nicht als Unrecht angesehen. Beispielsweise sind Männer im Schnitt 7% größer als Frauen, es gibt aber (bisher...) keinen Equal Height Day, auf dem die Frauenministerin die Ausmerzung dieser Ungerechtigkeit fordert. Die extrem hohe Frauenquote unter den Grundschullehrern wird ebenfalls nicht als Unrecht, sondern allenfalls als unerwünscht angesehen. Die Unterrepräsentation von Frauen bei den LKW-Fernfahrern treibt keine Feministin auf die Barrikaden.

Es ist ein separater und ziemlich willkürlicher Schritt, manche statistische Geschlechterdifferenzen als Unrecht, oder unerwünscht zu bewerten, andere als irrelevant oder sogar als erfreulich.

Die diversen "statistisch erklärten Anteile" des GPGs werden meist als "entschuldigt" angesehen, also als ethisch neutral zu bewerten. Daß eine bessere Qualifizierung zu höheren Löhnen führt, geht für die meisten Debattenteilnehmer in Ordnung, weil i.a. auch mehr in die Ausbildung investiert wurde und weil die Produktivität und Qualität steigt.

Gruppendynamisch gesehen ist ein zentrales Ziel dieser ethischen Bewertung der postulierten Ursachen das Erzeugen von Neid (analog zur Erzeugung von Ausländerhaß durch Rechtsradikale) bzw. Mobilisieren der eigenen Anhänger. Jeder Frau soll den kontrafaktischen Eindruck bzw. Verdacht haben, sie bekäme willkürlich soundsoviel % Lohn weniger als ihr männlicher Kollege für die gleiche Arbeit.

Mehr Details
In einer separaten Seite zur ethischen Bewertung des GPGs gehen wir auf folgende Themen genauer ein:
  • In feministischer Propaganda wird oft faktenwidrig behauptet, es gäbe eine Rechtslücke insofern, als einzelne Arbeitnehmer willkürlich schlechter als andere bezahlt werden dürfen, die die gleiche Arbeitsleistung erbringen. Tatsächlich ist dies seit langem illegal.
  • Die meisten Ursachenanalysen zum GPG trennen nicht zwischen den Wirkmechanismen und einer ethischen Bewertung der Akteure bzw. der sozialen Effekte. Dies wird in der Analyse eines Beispieltextes deutlich.


Themenkomplex 4: Politische Agenda

Sofern das GPG ganz oder in Anteilen ethisch negativ bewertet wird, werden Maßnahmen zu seinem Abbau gefordert bzw. durchgesetzt. Übliche Teile der politischen Agenda sind kompensatorische Diskriminierungen von Männern bzw. "positive Diskriminierungen von Frauen" als Behebung des Unrechts.

Identifizierung und Bestrafung der Schuldigen
Sofern die postulierten - oft sehr zweifelhaften - soziologischen Theorien bestimmte Personen bzw. Institutionen identifizieren, die als alleinige Ursache oder als wesentliche Mitursache des Unrechts erscheinen, wird ihnen die Schuld an dem "Unrechtstatbestand GPG" zugewiesen und die Maßnahmen zum Abbau des GPGs haben die Charakter einer Strafmaßnahme gegen die Schuldigen.

Bei vielen indirekten Ursachen, z.B. der Abneigung von Frauen gegenüber MINT-Fächern, lassen sich aber keine eindeutig verantwortlichen Instanzen finden. In solchen Fällen ähneln die Maßnahmen zum Abbau des GPGs einen Schrotschußverfahren, das beliebige Personen (i.d.R. Männer) treffen kann, die keinerlei Beitrag zur Entstehung des GPGs geleistet haben (basierend auf dem archaischen Rechtsprinzip Sippenhaft).

Eine Mitverantwortung von Frauen wird regelmäßig abgestritten. Sehr viele Frauen studieren Fächer, die in überfüllte Arbeitsmärkte und schlecht bezahlte Berufe führen. Diese Marktmechanismen, die Männer genauso treffen, werden als Diskriminierung von Frauen umgedeutet, d.h. es werden hilfsweise neue soziale Wirkmechanismen ("Geringschätzung von Frauen bei der Entlohnung") konstruiert, die die Frauen von der Verantwortung für sich selbst befreien.

Abkopplung der Agenda vom GPG
Die mit dem GPG motivierten Maßnahmen haben am Ende regelmäßig nichts mehr mit dem GPG zu tun und sind auch nicht zu dessen Abbau geeignet oder sind sogar kontraproduktiv. Es geht nur noch um die Bestrafung bzw. Bekämpfung von ideologischen Gegnern und die Durchsetzung der jeweiligen politische Agenda.

Das beste Beispiel hierfür ist die lex Schwesig, das "Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit". Dieses Gesetz wird zwar mit dem GPG begründet, kann es aber prinzipiell nicht wesentlich verändern, weil es fast keine Auswirkungen auf die Fehler in den Datenbeständen hat (oder diese sogar vergrößert).



Begriffsverschiebungen und Propagandamethoden

Begriffsverschiebungen
Wesentlich aus einer Gesamtschau ist die Beobachtung, daß der Begriff "GPG", der eigentlich die wertfreie statistische Analyse eines bestimmten Datenmaterials bezeichnet, verschoben wird zur faktenwidrigen, ideologisch erwünschten Aussage "Frauen werden bei den Löhnen diskriminiert". Die vollständig bereinigten GPGs beweisen praktisch das Gegenteil, daß eine solche Diskriminierung nicht existiert.

Indirekt wird das GPG umfunktioniert zu einem Beweis der entsprechenden feministischen Gesellschaftstheorien und letztlich als eine spezielle Sorte von Unrecht gegen Frauen uminterpretiert.

Wiederholte Einwürfe von Statistikern, diese Argumentationskette sein unhaltbar und das GPG sei eine "Unstatistik", werden konsequent ignoriert - wegen der feministischen Dominierung der Medien ist das weitgehend möglich - oder als Frauenhaß oder anderen Argumenten ad personam diskreditiert.

Diskurstaktisch wird oft versucht, eine saubere mathematische Betrachtung zu verhindern und als irrelevant aus der Diskussion zu verdrängen: die (als Dogma vorgegebene und leider unbewiesene) Diskriminierung von Frauen ist so oder so zu verurteilen. Deshalb kommt es auf ein paar Prozent mehr oder weniger und auf technische Details nicht an. Die mathematische Berechnung des GPGs wird hingegen gerne wieder betont, wenn man die Autorität der Mathematik ausnutzen will, um zu "beweisen", die untergeschobene ideologische These "Frauen werden bei den Löhnen diskriminiert" sei objektiv quantifiziert.

Propagandamethoden
Die Propaganda beginnt bereits beim Begriff "gap" ("Lücke"), der negativ besetzt ist und faktenwidrig suggeriert, hier würde etwas fehlen, also ein Unrecht vorliegen. Es war und ist eine propaganda-strategische Meisterleistung, in der inzwischen allgemein üblichen Bezeichnung für das Phänomen des statistischen Lohn- bzw. Gehaltsunterschieds diese Lüge verankert zu haben.

Hinzu kommen diverse direkte Falschaussagen aus diesem Themenbereich. Die separate Seite über Propagandamethoden zur Skandalisierung des GPGs listet die wichtigsten üblichen Falschaussagen und "fake news" über das GPG auf.



Das GPG von Selbständigen

Das GPG bezieht sich eigentlich auf die Bruttostundenlöhne von abhängig Beschäftigten. Es wird aber auch häufig über GPGs für andere Formen von Verdiensten berichtet, insb. die Einkünfte von diversen Gruppen von Selbständigen. Statt von einem pay gap müßte man hier eigentlich von einem earnings gap reden, denn hier gibt es keinen Arbeitgeber, der die Arbeitnehmer bezahlt.

Da in der feministischen Ideologie die (überwiegend männlichen) Arbeitgeber für das GPG bei abhängig Beschäftigten verantwortlich gemacht werden, sollte man bei Selbständigen ein kleineres GPG erwarten, da sie selber ihr Arbeitgeber sind. Man beobachtet allerdings das Gegenteil, berichtet werden nämlich meistens höhere GPGs (s. z.B. Lechmann (2012)).

Ein Vergleich der GPGs von abhängig Beschäftigten und Selbständigen ist allerdings wenig sinnvoll. Generell sind die GPG-Statistiken für Selbständige sehr unsicher bzw. fragwürdig:

  • Die Datenbestände sind vergleichsweise klein (einige 100 oder 1000 Fälle). Die berechneten Werte sind also sehr viel stärker durch Zufälle beeinflußt.
  • Die Daten sind noch wesentlich unvollständiger als bei abhängig Beschäftigten. Oft wird die Differenz der Monatseinkünfte berichtet, weil noch nicht einmal die genaue Zahl der gearbeiteten Stunden bekannt ist. Wenn über die Differenz der Stundeneinkünfte berichtet wird, dann sind das i.d.R. unbereinigte GPGs, weil für eine Bereinigung die Daten fehlen.
  • Manche Selbständige benötigen sehr teure Maschinen, Labore o.ä. Ausrüstungen. Die Einkünfte sind hier zum Teil versteckte Kapitalverzinsungen dieser Investitionen oder Risikoprämien für Defekte dieser Ausrüstungen.
  • Bei GPGs für einzelne Branchen (z.B. Werber (2019)) ist unklar, ob Selbständigkeit der Normalfall ist oder nur Personen, die ohnehin besonders erfolgreich sind oder andere spezielle Voraussetzungen haben, den Schritt in die Selbständigkeit gewagt haben, also nicht repräsentativ für die Branche sind.
  • Bei Selbständigen in künstlerischen bzw. kreativen Branchen (z.B. Huber (2020)) spielt deren individuelle "Leistung", also die künstlerische Kreativität, eine entscheidende Rolle.