Samstag, 14. Februar 2015

Ich brauche Maskulismus, weil ...

Allen Unkenrufen und Dämonisierungsversuchen zum Trotz hat sich der Maskulismus™ in den letzten Jahren gut entwickelt. Grob festmachen kann man dies an einer gestiegenen Anzahl von aktiven Blogs, an immer mehr und qualitativ besseren Kommentare in den Foren der großen Zeitungen, und ggf. durch diesen "Druck von der Basis" veranlaßt sogar vereinzelten Artikeln in Mainstream-Medien, die sich im Gegensatz zu früher trauen, Standpunkte von Männern zu thematisieren und dabei - kaum vermeidbar - feministische Dogmen zu hinterfragen.

Aber da geht noch mehr, und so ist dieser Blogpost einerseits ein Versuch, noch mehr Interessenten für die Anliegen von Männern zu aktivieren und im Idealfall auch zu aktiver Mitarbeit zu motivieren. Wie immer in Leben gilt auch hier: nur wer mitmacht, kann gestalten. Dabei gehe ich von der These aus, daß der Maskulismus nur deshalb erfolgreich sein konnte, weil die Aktivisten überzeugt davon waren, ihn zu brauchen, und weil sie Spaß oder andere Erfolgserlebnisse dabei hatten. Umgekehrt kann man sich (speziell als Anfänger) auch zuviel von maskulistischem Engagement erhoffen. Weiter unten folgen dazu einige ernüchternde Kommentare und zumindest Hinweise, wie man Frustrationen vermeiden kann.

Maskulismus macht Spaß, weil ...

Wenn man danach fragt, warum die bisherigen Aktivisten aktiv wurden bzw. sind, was ihnen Spaß macht und worin die Erfolgserlebnisse bestehen, dann bekommt man keine einheitliche Antwort. Die gefühlt häufigsten und wichtigsten Gründe sind:
  • konkrete politische oder gesellschaftliche Änderungen: Ich ärgere mich über bestimmte gesellschaftliche Zustände, die ich als Unrecht empfinde, z.B. die Aufhebung von Grundrechten für Männer durch Frauenquoten oder die Diskriminierung von Trennungsvätern, und möchte etwas dagegen tun, z.B. das von der Regierung kürzlich beschlossen Quotengesetz wieder abschaffen. Ziel sind hier konkrete politische Änderungen. Ein anderes Beispiel sind die offensichtlich haarsträubend falschen feministischen Theorien über biologische Einflüsse auf das Verhalten von Männern und Frauen, die nichtsdestotrotz konzeptuelle Basis von vielen "Interventionen" sind (die deshalb zum Scheitern verurteilt sind).
  • allgemeines Interesse an der Geschlechterthematik: Ich halte die Geschlechterthematik für interessant und wichtig, andererseits auch kompliziert, und ich möchte gerne qualifiziert mitreden können, weil ich nämlich sowieso gerne debattiere, z.B. im Bekanntenkreis oder ggf. in einer Partei. Ziel ist hier sozusagen die persönliche Weiterbildung, sowohl in Sachfragen als auch in der Rhetorik. Konkrete politische Ziele sind noch nicht vorhanden, abgesehen von dem sehr abstrakten Ziel, die Interessen von Männern besser zu vertreten, wobei man aber das Gefühl hat, diese genauer verstehen zu müssen, bevor man konkrete Forderungen in die Welt setzt.
  • Unterhaltung und Small Talk: Wie vor, aber ohne eine ernsthafte Weiterbildungsabsicht und eher eher - frei nach Karl Valentin - nach dem Motto "es ist schon alles gesagt gesagt worden, aber noch nicht von mir und ausgeschmückt mit meinen privaten Gefühlen und Erlebnissen".
  • Interesse an den wissenschaftlichen Hintergründen: Während das Ziel der Weiterbildung beim vorigen Punkt "nur" eine gute einschlägige Allgemeinbildung ist, ist der wissenschaftliche Anspruch hier höher. Ich will zumindest die Meinungen von Experten hinterfragen können und ggf. (nicht für die Allgemeinheit geschriebene) Originalpublikationen lesen können. Die Menge des Wissens und des lesenswerten Materials wächst hier explosionsartig an und man muß die jeweilige Wissenschaftsmethodik kennen, um Publikationen verstehen und beurteilen zu können. Wegen der nötigen Vorkenntnisse und der Stoffülle muß man sich hier i.d.R. auf ein Fachgebiet einschränken.
  • Kontakt zu Gleichgesinnten- bzw. Interessierten: Ich möchte mich gerne Personen, die ähnliche Interessen und Meinungen haben, austauschen. Das ist der Hauptzweck vieler Vereine, Parteien und Stammtische. djadmoros hat eine dazu passende Stammtisch-Theorie: "Ein Stammtisch ist ein Ort der ungeschützten Rede unter Leuten mit mehr oder weniger gleichen Ansichten oder einer anderen, nicht auf Meinung beruhenden Verbundenheit. 'Ungeschützte Rede' bedeutet, dass man sich in einem (mehr oder weniger) geteilten Vorverständnis eines Themas befindet, und zudem in einer Situation der 'Kopräsenz', in der man zusätzlich zu den reinen Aussageinhalten über Kontext- und persongebundene Informationen zur sprachpragmatischen Deutung einer Aussage verfügt. Sowohl die Chance, eine korrekte Interpretation von Sprecherintentionen vorzunehmen als auch die Chance, auf Selbstbestätigung zu treffen, sind in solchen Kontexten vergleichsweise hoch."
  • Frauen verstehen und persönliche Beziehungen mit Frauen verbessern: Ich spare mir hier den Witz mit der Autobahn über den Atlantik. Realistisch betrachtet, z.B. bei den Themen der Posts und Kommentare in den einschlägigen Blogs, scheint sehr großes Interesse an diesem Thema zu bestehen. Erkennbar ist dies z.B. an der häufigen Thematisierung von Pick-Up-Techniken, die rein gar nichts mehr zu tun haben mit politischen Themen wie der Verfassungswidrigkeit vieler feministischer Aktionen. Das Thema "Frauen verstehen" ist im Kern ein privates. Die feministische Strategie "das Private ist politisch", also die Gesellschaft für die Lösung der persönlichen Probleme verantwortlich zu machen, war indessen historisch zu erfolgreich, um es nicht zu kopieren.
  • Randalieren und provozieren (dies ist nicht das gleiche wie seinen Unmut über bestimmte Zustände äußern; dies ist auch ohne verbale Entgleisungen möglich). Für derartig motivierte Personen soll hier explizit keine Werbung gemacht werden, auf die können die anderen gut verzichten. Erwähnen muß man sie in trotzdem, denn anonyme Foren bilden ein ideales Betätigungsfeld für solche Zeitgenossen.
Es gibt noch weitere Gründe, warum maskulistische Aktivitäten Spaß machen können, die vorstehende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Gründe sind inhaltlich verzahnt und nicht strikt trennbar. Daher werden meist mehrere Arten von "Erfolgserlebnissen" gleichzeitig mit unterschiedlicher Intensität angestrebt und auch erreicht.

Die Menge der Themen und möglichen Aktivitäten zu groß, um alles machen zu können. Wie auf der Seite Maskulismus-Varianten dargestellt sind alleine Fachthemen extrem vielfältig, ebenso die Liste der politischen bzw. sozialen Forderungen des Maskulismus. Man muß also auswählen. Bei den meisten Aktivisten scheint dies zufalls- und lustgesteuert zu geschehen, nur bei einer Minderheit planmäßig und an konkreten Zielen orientiert.

Der Maskulismus braucht mich, weil ...

Die vorstehende Auflistung von "Spaßfaktoren" und potentiellen Erfolgserlebnissen war egozentrisch insofern, als der persönliche Spaß als Antriebskraft im Vordergrund stand. Das Motivationsproblem wird regelmäßig auch von einer anderen Warte aus diskutiert, wenn Forderungen formuliert werden, der Maskulismus™ möge doch bitte nächstes Jahre die Aufgaben X, Y und Z erledigen, wenn beklagt wird, die Männerrechtsbewegung sei unwirksam und im Vergleich zum Feminismus praktisch nicht existent usw.

Wunschlisten oder wohlmeinende Ratschläge, was man besser tun sollte, kann man mit einem Achselzucken zur Kenntnis nehmen. Allerdings kommt man beim oben genannten Ziel "konkrete politische oder gesellschaftliche Änderungen" - das für viele das wichtigste ist - nicht an der Erkenntnis vorbei, daß man als einzelner wenig erreichen kann und die Chancen in einer Gemeinschaft ungleich höher sind. Dies führt zu der Frage, welche politischen Ziele mit den vorhandenen Ressourcen tatsächlich erreichbar sind.

An dieser Stelle muß leider ein riesiger Unterschied zum Feminismus betont werden. Frauen werden in unserer Kultur von Kindesbeinen an flächendeckend dahingehend indoktriniert, sich selber als diskriminiert anzusehen und "die Männer" als die Unterdrücker. Jungen werden im Gegensatz dazu demotiviert, für ihre Rechte einzutreten. Das Resultat ist ein relativ große "Freiwilligenarmee" von jungen Frauen, die sich als Feminist bezeichnen und die aktiv für die Frauenseite eintreten. Dem steht auf der männlichen Seite nahezu nichts gegenüber (Männer werden typischerweise erst viel später aktiv). Zum quantitativen Unterschied kommt ein qualitativer: Die feministischen Akteure sind propagandistisch keine völligen Anfänger mehr und haben die gängigste feministische Propaganda (z.B. das 22% gender pay gap, das am equal pay day zelebriert wird) immer wieder auf dem Tablett serviert bekommen und voll verinnerlicht. Demgegenüber muß die männliche Seite die Gegenargumente selber herausfinden. D.h. die beiden Freiwilligenarmeen und das Nachwuchspotential auf beiden Seiten unterscheiden sich erheblich.

Hinzu kommt die Feministische Infrastruktur, in der tausende feministische Akteure auf Staatskosten finanziert und über sehr gut ausgebaute Managementstrukturen koordiniert werden. Die in der Feministischen Infrastruktur Beschäftigten arbeiten großenteils in Vollzeit, können also mit einem viel höheren Zeitbudget agieren als maskulistische Akteure, die ihre Freizeit opfern. Angestellten kann der Arbeitgeber vorgeben, was sie tun bzw. erreichen sollen und welche ideologischen Dogmen gelten, bei Freiwilligen geht das nicht. In der Summe ist der Maskulismus z.B. nicht kampagnenfähig, also nicht fähig, Demonstrationen, Pressekampagnen oder ähnliche öffentlichkeitswirksame Aktionen zu organisieren, zu bewerben und durchzuführen. Eine Audienz bei Politikern zu bekommen, ist extrem schwierig, ein männerseitiges Äquivalent zu der Demutsadresse eines Kanzlerkandidaten Steinbrück bei feministischen Lobbyvereinen ist unvorstellbar.

Es liegt hier natürlich nahe, einem Verein wie z.B. Manndat oder einem der väterrechtlichen Vereine beizutreten. Allerdings leben Vereine vom persönlichen Zusammentreffen und mündlichen Diskussionen und Absprachen. Nichts gegen Debatten auf Blogs, aber E-mail, Blogposts u.ä. schriftliche Diskussionsformen sind weitaus ineffizienter als mündliche Kommunikation. Da es nur sehr wenige Vereine gibt, steht diese Option nicht jedem wirklich offen. So oder so ändern einige kleinere Vereine nichts daran, daß sich die Größe und Kampfkraft der "Armeen" auf beiden Seiten um Größenordnungen unterscheidet.

Hinzu kommt die feministische Indoktrination, die die meisten Mainstream-Medien betreiben. Durch die nahezu geschlossene Indoktrination fast aller MSM und parteipolitische Sprech- und Denkverbote, in deren Rahmen u.a. jegliche Formulierung von männlichen Interessen sofort als rechtsradikal dämonisiert werden, wurde lange eine relevante männliche Beteiligung an der Geschlechterdebatte und eine Ideenentwicklung männlicher Standpunkte verhindert.

Maskulismus als Graswurzelbewegung

Ein Vergleich der Kräfteverhältnisse auf beiden Seiten fällt also leider deprimierend aus. Dies steht in auffälligem Gegensatz zur einleitenden Behauptung, der Maskulismus habe sich in den letzten Jahren gut entwickelt. Es gibt tatsächlich eine Reihe von Indizien hierfür, aber eine genauere Analyse, worin diese jüngeren Erfolge bestehen und wieso sie möglich waren, steht noch aus. Einige Vermutungen hierzu [die sich in kommenden Versionen dieses Blogposts noch ändern können] sind:
  • Die technische Entwicklung hat durch immer leichter nutzbare Blog-Systeme und soziale Medien wie Twitter oder Facebook seit ca. 10 Jahren eine operative Plattform geschaffen, über die das Kommunikationsmonopol der MSM unterlaufen werden konnte und eine Gegenöffentlichkeit entstehen konnte.

    Eine Schlüsselrolle spielen - trotz häufiger Zensur - mMn die Kommentarfunktionen der MSM. Durch die Kommentarfunktionen wurden viele Erstkontakte zu alternativen Informationsquellen hergestellt.

    Das Aufkommen der Gegenöffentlichkeit (auch in anderen Themengebieten) verlief parallel zum Ansehensverlust der MSM. Die MSM reagieren in letzter Zeit dagegen, indem Kommentarfunktionen eingeschränkt oder ganz abgeschafft werden. Die Möglichkeit, über Kommentarfunktionen Erstkontakte herzustellen, wird u.U. in Zukunft viel geringer sein.

  • Durch das immer diktatorischere Auftreten feministischer Politiker und Akteure wurden bei vielen Männern die Schmerzgrenze überschritten und die Wahrnehmung, das sei alles nur "Gedöns", revidiert. Beispiele sind die Sprachdeformationen, politisch korrekte Denk- und Sprechverbote, die Frauenquoten und die offensiv propagierte feministische Privilegientheorie.

    Diese feministischen Exzesse sind selbst für Anfänger offensichtlicher Unsinn oder verfassungswidrig. Die Entwicklung von Gegenpositionen war deswegen sehr einfach und sehr vielen Personen autark möglich, auch ohne eine zentrale Steuerung. Insofern ist der Maskulismus (genauer gesagt die Feminismuskritik) eine Graswurzelbewegung. Erkennen kann man dies u.a. daran, daß immer wieder die gleichen Diskussionen auf den diversesten Blogs oder Foren geführt werden (die meisten nicht unter dem Etikett Maskulismus) oder auch in privaten Gesprächen von Personen geäußert werden, die den Begriff Maskulismus nicht kennen.

    Die massenhaft zu beobachtende Feminismuskritik war wegen der offensichtlichen Defizite der feministischen Positionen ein leichtes Spiel. Unklar bleibt, was danach kommt. Auch eine berechtigte Kritik ist noch kein konstruktiver Gegenentwurf.

Als ein Erfolg des Maskulismus kann jedenfalls festgehalten werden, die feministische Diskurshegemonie zumindest reduziert zu haben. Wenn heute irgendwo ein Text mit einer der üblichen feministischen Propagandaaussagen erscheint, dann erscheinen nach kurzer Zeit Kommentare mit Gegendarstellungen, sofern möglich im gleichen Medium, zumindest aber auf maskulistischen Blogs.

Zur Funktion der maskulistischen Blogosphäre

Die maskulistischen Blogs werden oft dafür kritisiert, nur reinen Palaver zu enthalten - also den Spaßfaktor Small Talk zu befriedigen -, sich in sehr theoretischen Details zu verzetteln oder sinnlose Flügelkämpfe zu veranstalten, jedenfalls nichts zur Erreichung politischer Ziele beizutragen. Das ist im Prinzip richtig, übersieht aber mMn wichtige Funktionen der maskulistischen Blogosphäre:
  • Auch Small Talk führt zu Lerneffekten, wenn auch nicht systematisch und effizient. Besser dies als gar nichts. Interesse an einer intensiveren Beschäftigung entsteht ggf. erst später.
  • Den generell besseren Wissensstand der maskulistischen Akteure führe ich weitgehend auf die Blogosphäre zurück, ich sehe auch keinen Ersatz hierfür in anderen Medien.
  • Um auf aktuelle tagespolitische Themen schnell reagieren zu können - was oben als gebrochene feministische Diskurshegemonie bezeichnet wurde -, braucht man aktive Foren, in denen "täglich etwas los ist" und man sehr kurzfristig Gesprächspartner finden kann.
Für andere Funktionen ist die maskulistischen Blogosphäre nicht geeignet. Ihr das zum Vorwurf zu machen, ist aber falsch. Für andere Funktionen, z.B. politische Aktionen oder Forschung, braucht man eben andere, besser geeignete Strukturen, z.B. Vereine oder maskulistische Lehrstühle an Universitäten. Wichtig wäre es, sich über die Limitationen der Blogosphäre klar zu werden und über andere, geeignetere Strukturen nachzudenken, bei denen nicht unbedingt jeder mitmachen kann und muß.

Was tun?

Kurze Antwort: Spaß haben.

Lange Antwort: sich über die Ziele, die man verfolgt, bewußter werden, und auf dieser Basis klare Entscheidungen. Es ist nicht falsch und kein Charakterfehler, "nur" Unterhaltung mit Small Talk zu suchen und lose informiert sein zu wollen, was gerade aktuell ist. Wenn man mehr erreichen will, muß man mehr Zeit investieren und kann nicht nur lustgetrieben agieren, sondern muß sich auf seine konkreten Ziele konzentrieren und sich ggf. in die Disziplin einer Gruppe einordnen. Es ist dann nicht mehr reine Unterhaltung, sondern mutiert zu seriöser Arbeit, die auch mal anstrengend sein kann. Das haben die Frauen aber auch geschafft, also ....

Ergänzende Quellen

Montag, 9. Februar 2015

#QuestionsForMen und #FalseFeministAssertions

Inhaltsübersicht

#QuestionsForMen und #FalseFeministAssertions

Zur Zeit ist der Hashtag #QuestionsForMen auf Twitter en vogue und wird als die australische Version des Aufschreis gehandelt.

Von dort scheint es auch auf andere Medien überzuschwappen. Daher werfen wir hier ausnahmsweise nicht die Frage auf, ob man sich überhaupt an den üblichen verbalen Prügeleien auf Gezwitscher beteiligen sollte, anscheinend kommt man nicht an diesem Phänomen vorbei.

Die Fragen richten sich laut Hashtag an "die Männer", praktisch aber oft an einen konkreten Mann, und sind immer von Frauen zu stellen. Man kann diese Fragen wörtlich nehmen und versuchen, sie direkt zu beantworten - dann ist man in den meisten Fällen schon hereingefallen, weil man ungewollt feministische Propaganda bestätigt.

Diese Fragen sind nämlich keine normalen Fragen zwecks Informationsgewinn ("Bist Du schon einmal nachts durch eine dunkle Stadt gelaufen?"). Es sind auch keine rhetorischen Fragen ("Ist das Dein Ernst?"), die nur mit ja oder nein beantwortet werden können und bei denen es um Zustimmung oder Ablehnung zu einer Selbstverständlichkeit bzw. einer vorherigen Behauptung geht.

Stattdessen sind diese Fragen fast immer implizite Behauptungen, die inhaltlich falsch sind und als feministische Propaganda einzustufen sind. Genauer gesagt trifft das nur auf die "interessanteren" Fragen zu; manche Fragen sind schlicht dumm oder die Fragestellerin ist mit der Bildung impliziter Behauptungen überfordert.

Die Fragen betreffen jeweils einen Sachverhalt, in dem sich Männer und Frauen unterscheiden - nach Auffassung der Fragestellerin zuungunsten von Frauen. Die Frage fragt typischerweise, ob ein negativer Zustand oder Vorfall bei Männern (oder bei dem konkreten angesprochenen Mann) vorkommt. Die erwartete Antwort ist, daß dies bei "den Männern" nicht oder nur selten vorkommt. Dies dient aber nur dazu, implizit eine oder mehrere entgegengesetzte Behauptungen über Frauen zu machen bzw. im Unterbewußtsein des Gefragten zu aktivieren und so ein diffuses Schuldgefühl zu erzeugen. Ein Beispiel:

#questionsformen In a job interview have you ever been asked how you will juggle work and home?

- Jane Caro (@JaneCaro) February 3, 2015

(Bist Du schon irgendwann einmal bei einem Vorstellungsgespräch gefragt worden, wie du Job und Haushalt zugleich unter einen Hut bringen kannst?)

Die erwartete Antwort auf die wörtlich genommene Frage ist "Nein", denn so viele Vorstellungsgespräche hat man i.a. nicht und die Frage nach dem Haushalt wäre indiskret und seltsam (zumindest in Deutschland und sofern man das Thema als Bewerber nicht selber angesprochen hat). Selbst wenn einem Mann die Frage schon ein oder wenige Male gestellt worden ist, interessiert diese Auskunft als solche die Fragestellerin überhaupt nicht - was sollte sie mit der Information anfangen?

Implizite Behauptungen

Im Kontext derartiger Fragen wird stets unterstellt, daß für Frauen i.w. das Gegenteil wie für Männer zutrifft. In unserem Beispiel kann das sein:
(a) Nur Frauen werden durch Job und Haushalt doppelt belastet.
(b) Frauen werden immer wieder / häufig / jedesmal indiskret danach gefragt, wie sie neben dem Job den Haushalt schmeißen, und damit in diese Rolle gedrängt.
(c) Frauen haben deswegen schlechtere Chancen, einen Job zu bekommen.

Die impliziten Behauptungen für Frauen sind aus mehreren Gründen unscharf: Die Bildung des Gegenteils der Aussage über "die Männer" hat i.d.R. Interpretationsspielraum. Ferner ist die Behauptung über die Männer ggf. aufgrund der Antwort nicht sehr präzise. Die Unschärfe der impliziten Behauptungen über Frauen ist aber ein Vorteil, sie ist ein bekannter rhetorischer Trick (Hypnosetechnik Ambiguität). D.h. es wird ein ganzer Schwarm nur angedeuteter Vorwürfe geäußert, die ein diffuses Schuldgefühl erzeugen sollen und auf die man sich nicht direkt beziehen kann, um sie erwidern. Die impliziten Behauptungen sind in der Regel in ihrer Pauschalität falsch oder unbewiesen.

Mögliche Reaktionen

In der Regel ist es falsch, die Frage wörtlich zu nehmen und als Auskunftsfrage zu beantworten. Mit der erwarteten Antwort werden nur die impliziten Behauptungen bestätigt.

Wenn die korrekte Antwort das Gegenteil der erwarteten Antwort ist - z.B. "ja, das wurde ich in jedem zweiten Vorstellungsgespräch gefragt" - dürfte diese unerwünschte Antwort angezweifelt oder als atypisch dargestellt werden und allenfalls zum baldigen Abbruch des Gesprächs führen. Dies läßt aber die impliziten Behauptungen unwidersprochen im Raume stehen.

Bessere Reaktionen:

  • Ggf. mit einer Gegenfrage die impliziten Behauptungen explizit machen:

    "Warum interessiert Dich das so sehr?"

    "Willst Du damit andeuten, als Frau würde man das in jedem Bewerbungsgespräch gefragt? Gibt es zu dieser These irgendwelche Belege?"

  • Ggf. den postulierten Unterschied zwischen Männern und Frauen zu hinterfragen:

    "Verrate ich Dir nur, wenn Du mir sagst, wie oft das Dir schon passiert ist."

    "Wäre interessant zu wissen, ob so eine blöde Frage heutzutage bei Männern häufiger als bei Frauen vorkommt, denn bei Vorstellungsgesprächen ist meistens eine Frauenbeauftragte dabei, die fuchsteufelswild wird, wenn man einer Frau so eine Frage stellt. Bei einem Mann hört sie diese Frage dagegen gerne, wegen des Aufbrechens von Rollenmustern."



Nachtrag 24.06.2015: 21 Beispiele in 8 Kategorien

Aus gegebenem Anlaß eine Liste von #FalseFeministAssertions, die mir in den letzten Tagen begegnet sind. Alle getarnt als #QuestionsForMen, praktisch alle mit impliziten Falschbehauptungen, die belegen sollen, wie schrecklich es den Frauen überall geht. Die Falschbehauptung ist jeweils offensichtlich, am besten gibt man die üblichen Standardantworten wie
"Warum interessiert Dich das so sehr?"
"Willst Du damit andeuten, daß ..?"
"Haben Sie für die versteckte Behauptung irgendwelche Belege?"

In einigen Fällen bieten sich zusätzliche, auf die Falschbehauptung bezogene Antworten und Gegenfragen an.

Thematische Übersicht:

FFA-J: Arbeit / Job

Ablehnung

Pseudo-Frage FFA-J1: Bist du schon einmal in einem Job abgelehnt worden, weil du ein Mann warst?

Spezielle Antwort: s.o.

Männerberuf

Pseudo-Frage FFA-J2: Reagieren die Leute überrascht, wenn sie hören, dass du gut in Technik oder Mathematik oder Maschinenbau oder Astrophysik bist?

Spezielle Antwort: Nicht alle, aber viele, verbunden mit der Frage, wie es sich so lebt als Nerd. Ansonsten: Was ist jetzt daran so schlimm?

FFA-P: Politik / Macht

Machtpositionen

Pseudo-Frage FFA-P1: Ist dir bekannt, dass es auf der Welt viel weniger Frauen in Machtpositionen gibt als Männer?

FFA: Andeutung, die sei ungerecht.

Spezielle Antwort: Ja!!

FFA-A: Aussehen

Sich herausputzen

Pseudo-Frage FFA-A1: Wurde von dir als junger Erwachsener wie selbstverständlich erwartet, dass du dich für das andere Geschlecht herausputzt, "weil du niemals jemanden finden wirst, wenn du dir so wenig Mühe gibst"?

Spezielle Antwort: Jau, fast täglich, ich leider heute noch darunter!

Kritik weil zu sexy

Pseudo-Frage FFA-A2: Bist du schon einmal vom Unterricht nach Hause geschickt worden, weil deine Kleidung die Mitschüler des anderen Geschlechts angeblich zu sehr ablenkt?

Spezielle Antwort: Leider nein.

Belästigung weil zu sexy

Pseudo-Frage FFA-A3: Wirst du auf der Straße von Frauen belästigt, wenn du im Sommer Shorts trägst?

Spezielle Antwort: Ui, klingt ja spannend, sollte ich mal ausprobieren. Klappt das mit rasierten Beinen besser?
Ansonsten: Shorts im Sinne von Hot Pants gibt es für Männer nicht, und selbst wenn die Teile bis zum Knie gehen würden, würde ich auf der Straße mit mißbilligenden Blicken belästigt, im Verwandtenkreis dann gerne auch wörtlich mit der Bemerkung, Shorts sähen bei Männern mit diesen pelzigen Beinen ja fürchterlich aus (was übrigens fast immer stimmt ;-) ).

Rasur

Pseudo-Frage FFA-A4: Erwartet die Gesellschaft von dir, dass du immer mit komplett haarlosen Beinen und Achselhöhlen unterwegs ist, und wird hinter deinem Rücken über dich getuschelt, wenn dem nicht so ist?

Spezielle Antwort: Männer dürfen gar keine Achselhöhlen vorzeigen, egal ob mit oder ohne Haaren.

FFA-I: Intelligenz

Hübsch vs. intelligent

Pseudo-Frage FFA-I1: Wird von dir erwartet, dass du entweder hübsch oder intelligent sein musst und du sonst nichts wert bist, du aber - um Gottes Willen - doch nicht beides sein kannst?

Spezielle Antwort: Männer können nicht "hübsch" sein in dem Sinne, alleine damit gesellschaftlichen Erfolg oder Erfolg bei den Frauen zu haben. Insofern haben Männer die hier unterstellte Auswahl gar nicht.

FFA-S: Sexualität / Anmache / Belästigung / Vergewaltigung

Flirten

Pseudo-Frage FFA-S1: Hattest du schon einmal Angst vor einer Frau an einer Bar, die mit dir geflirtet hat und sich partout nicht abwimmeln lassen wollte?

Alleine im Club

Pseudo-Frage FFA-S2: Hast du als Teenager darauf geachtet, abends beim Clubbesuch immer mindestens zwei deiner Freunde bei dir zu haben, weil du sonst riskierst hättest, vergewaltigt zu werden?

Spezielle Antwort: Bist Du oder eine Deiner Freunde jemals selber vergewaltigt worden?

Schlampe

Pseudo-Frage FFA-S3: Hast du schon einmal von jemandem gehört, der einen Jungen, der gerne Sex hat, als "Schlampe" bezeichnet hätte, oder der ihm erzählt hätte, dass er nie eine "gute" Frau finden wird, weil er keine Jungfrau mehr ist?

Spezielle Antwort: Bei Jungen sagt man nicht Schlampe, sondern Aufreißer, Casanova, Herzensbrecher, Hurenbock, Lustmolch, Weiberheld, Wüstling oder so ähnlich, um seine Abscheu vor der toxischen Männlichkeit auszudrücken.

Nacktfotos

Pseudo-Frage FFA-S4: Hast du schon einmal gehört, dass ein Junge in der Schule als Flittchen verschrien war und niemand etwas mit ihm zu tun haben wollte, weil ein Mädchen Nacktfotos von ihm verbreitet hat?

Nachpfeifen

Pseudo-Frage FFA-S5: Pfeift man dir nach wie einem Hund, wenn du draußen unterwegs bist?

Spezielle Antwort: Die meisten Männer interessieren sich nicht für Hunde und pfeifen Hunden nicht nach. Ansonsten: Nein, Frauen drücken fremden Männern gegenüber generell nie aus, daß sie sie sexuell attraktiv finden, weder in höflicher noch in unhöflicher Weise.

FFA-B: Benehmen / Gesellschaftliche Erwartung

Höflichkeit

Pseudo-Frage FFA-B1: Wird von dir erwartet, dass du höflich, zurückhaltend und "rein" bist, nur aufgrund deines Geschlechts?

Spezielle Antworten: Ich fürchte, Höflichkeit wird unabhängig vom Geschlecht von allen Leuten erwartet. Sofern man speziell als Mann nicht zurückhaltend genug ist, wird man(n) auch gerne mal als #breitmacker beschimpft, nicht nur im Bus. Radikale Feministinnen haben geradezu eine Psychose, Männer würden zuviel Raum einnehmen.

Nackter Oberkörper

Pseudo-Frage FFA-B2: Würde man dich extrem komisch anschauen, wenn du im Freibad mit nacktem Oberkörper herumlaufen würdest?

Dominanter Charakter

Pseudo-Frage FFA-B3: Wirst du als rechthaberisch, herrisch und als "Bitch" bezeichnet, wenn du einen dominanten Charakter hast?

Spezielle Antwort: Männer gelten eigentlich immer als rechthaberisch, herrisch, Breitmacker, Mitglied im Patriarchat usw., selbst wenn sie gar keinen dominanten Charakter haben.

FFA-R: Repräsentation / Sichtbarkeit

In Filmen / Büchern

Pseudo-Frage FFA-R1: Musst du suchen, bist du Filme oder Bücher findest, in denen dein Geschlecht ebenso zahlreich, wichtig und in ebenso einem positiven Licht repräsentiert wird wie das andere?

Spezielle Antwort: Wie oft warst Du schon im Kino? Die Schurken, Mörder, Dummköpfe und miesen Charaktere sind fast ausnahmslos männlich. Negative weibliche Charaktere wären Misogynie. Da bleiben natürlich weniger Rollen für Frauen übrig.

In der Kirche

Pseudo-Frage FFA-R2: Hast du schon einmal darauf geachtet, dass es noch nie einen weiblichen Papst gab?

FFA-V: Verschiedenes

Eier vs. Pussy

Pseudo-Frage FFA-V1: Hast du schon einmal darüber nachgedacht, warum "Eier haben" eine positive Bezeichnung zu sein scheint, während mit "eine Pussy sein" nur Negatives assoziiert wird?

Spezielle Antwort: Ich dachte, Pussy wäre irgendwie schnuckelig gemeint. Eine bekannte deutsche Comedy-Feministin hat übrigens eine Fernsehshow namens Pussy Terror. Das ist witzig gemeint und bedingt, daß Pussy ein positiv besetzter Begriff als Gegensatz zu Terror ist.

Fräulein

Pseudo-Frage FFA-V2: Schon einmal darüber nachgedacht, warum es kein männliches Äquivalent zu der Anrede "Fräulein" für unverheiratete Frauen gibt - weil offenbar erst ein Ehemann eine Frau zur Frau macht?

Spezielle Antwort: Du hast echt gute Geschichtskenntnisse! in welchem Jahrhundert ist dieser Brauch eigentlich zum letzten Mal beobachtet worden?

Männlicher Geschmack

Pseudo-Frage FFA-V3: Sind andere erstaunt oder ungläubig, wenn sie hören, dass du Videospiele oder Rockmusik magst, und stellen dir dann Testfragen darüber, weil sie glauben, dass du lügst, um dem anderen Geschlecht zu gefallen?


Nachtrag 08.02.2016: 36 versteckte falsche Behauptungen über Männer

Am 25.02.2016 wurde auf Youtube ein Buzzfeed-Video hochgeladen, in dem sechs Frauen ``36 Questions Women Have For Men'' äußern. Dieses Video erzeugte eine enorme Resonanz mit Dutzenden von Videoantworten und Blogposts.

Der Hauptunterschied zu den früheren #QuestionsForMen liegt darin, daß man sie nicht selber lesen muß, sondern von attraktiven jungen Damen vorgelesen bekommt. Inhaltlich wird durchgängig mit dem gleichen "Trick" wie schon oben beschrieben gearbeitet.

Lucas Schoppe hat sich dankenswerterweise die Mühe gemacht, die 36 Fragen in ihre impliziten Aussagen zu übersetzen. Zu einem großen Teil der impliziten Aussagen kann man nur eine Bemerkung von weiter oben wiederholen: sie sind schlicht dumm, oder aber die Fragestellerinnen waren mit der Bildung impliziter Behauptungen intellektuell überfordert.