Samstag, 11. Februar 2017

Landeskunde


Tags: feministische Medien, Sarkasmus



Wir haben da doch diesen Test in Landeskunde für Einwanderer. Er enthält z.B. die Frage "In Deutschland werden die Wahlen als 'frei' bezeichnet. Was bedeutet das?" und 4 mögliche Antworten. Solche Tests sind sehr sinnvoll, denn Deutsch versteht man in der Tat nur dann richtig, wenn man den Kontext von Begriffen richtig einschätzen kann.

"fördern"

Damit der Fragenkatalog aktuell und praxisrelevant bleibt, speziell für die vielen männlichen Einwanderer, hätte ich eine gute Testfrage zum Begriff "fördern":
"Welche Personengruppe ist beim aktuellen ARD/ZDF Förderpreis gemeint?"
Einige falsche Antworten:
  • Bewohner der Kieler Förde. (Leider falsch, obwohl diese Antwort auf gute Geographiekenntnisse hindeutet.)
  • Kumpel in der Kohleförderung. (Ebenfalls falsch, die sind längst ausgestorben, wegen Staublunge usw.)
  • investigative Journalisten, die bisher gut versteckte Skandale ans Tageslicht befördern. (Völlig falsche Einschätzung unserer Medien).
Die richtige Antwort kann selbstredend nur lauten: Frauen.

Das ist selbst bei sehr geringer Landeskunde dermaßen selbstverständlich, daß die Seite http://www.ard-zdf-foerderpreis.de gar nicht erst versucht, an irgendeiner Stelle zu erklären, warum Männer nicht durch einen Preis gefördert werden. Daß Männer keine Förderung brauchen oder verdienen, ist in der Ära des weiblichen Opferabos ganz einfach grundlegendstes Allgemeinwissen. Männer können alles auch so, während Frauen, anscheinend aus biologischen Gründen, automatisch hilfs- und förderbedürftig sind.

Landeskunde: die Rolle von Männern

Während damit die Rolle von Frauen als Empfänger von Förderung soweit geklärt wäre, wäre für unseren Immigranten noch ein wenig Kontextwissen über die Rolle der Männer nützlich. Auch hier hilft die Seite über den ARD-ZDF-Förderpreis weiter. In der Navigationsleiste finden wir den Eintrag SchirmHERR.

Er wirkt auf den ersten Blick wie eine böse Panne, hätte man nicht irgendeine Schirmfrau auftreiben können? Dabei gibt es so viele weibliche Expertise zur Frage, wie frau sich gegen lästige männliche Konkurrenz abschirmen kann.

Der erste Eindruck täuscht indes, die Sache mit dem Schirmherren ist didaktisch durchaus geschickt gemacht. Die Rolle von Männern (hier euphemistisch und kontrafaktisch als "Herren" bezeichnet) besteht nämlich darin, Frauen zu fördern und vor der Unbill und den Kränkungen unserer Konkurrenzgesellschaft zu beschützen und zu beschirmen.

Landeskunde: Die intellektuelle Kapazität von Frauen

Nun könnte ein Immigrant fragen: Wieso eigentlich? Diesen Mangel an Empathie und Altruismus lassen wir unkommentiert, man muß einfach damit rechnen. Zum Glück haben ARD und ZDF dieses Problem auch erkannt und auf eine diplomatisch höchst geschickte Weise die Antwort - die leicht politisch inkorrekt wirken und von einschlägigen Kreisen mißbraucht werden könnte - in die Förderpreis-Seite integriert.

Wir finden nämlich auf der Unterseite Teilnahmebedingungen - Wer kann sich bewerben? eine Liste von klar formulierten Teilnahmebedingungen, z.B.

Ihre Arbeit muss von Ihnen allein verfasst sein (keine Kollektivarbeiten).
Nun steht dieser Satz allerdings mitten in einem Absatz, ist daher also schwer zugänglich, und geschlagene 10 Worte lang und mit einer Klammer tückisch verkompliziert. Das Risiko, daß die intendierte Leserinnenschaft an diesen Hürden scheitert, ist so gravierend, daß ARD und ZDF als Gegenmaßnahme einen gut plazierten Teilnahme-Test - Erfüllen Sie die Voraussetzungen? hinzugenommen haben. Dieser enthält z.B. die Frage:
Sind Sie die alleinige Autorin der Arbeit?
die erfreulicherweise nur 7 Worte lang ist und keine irritierenden Klammern, Einschübe oder Nebensätze enthält. Nach dem gleichen Schema werden die meisten Teilnahmebedingungen noch einmal als Frage formuliert.

Unser Immigrant gewinnt also das wertvolle landeskundliche Wissen, daß er, wenn er mit Frauen kommuniziert, möglichst kurze und einfache Sätze verwendet und vorsichtshalber jedesmal nachfragt, ob der Sinn auch verstanden worden ist. Und wenn nicht, dann weiß er ja, was er zu tun hat: Frauen fördern.