Inhaltsübersicht
Zusammenfassung
Im Rahmen ihrer psychologischen Kriegführung gegen "den
Mann als solchen" hat die Süddeutsche Zeitung (SZ) am
letzten Wochenende gleich fünf Artikel zum
"brandaktuellen" Themenschwerpunkt
"Mann in der
Krise" publiziert. Tatsächlich ist die feministische
Propaganda, der Mann stecke in einer Krise und habe
gefälligst verunsichert zu sein und im Feminismus sein
Heil zu suchen,
mittlerweile
jahrzehntealt und dient nur noch zur
Demoralisierung des Gegners (sofern dieser darauf
hereinfällt).
Insofern überrascht es nicht, daß die SZ
keinerlei neue Erkenntnisse zu bieten hat, worin die
"Krise des Mannes" besteht und wer überhaupt dieser "Mann"
ist. Statt Sachinformationen bietet die SZ einen bunten
Strauß von feministischen Halbwahrheiten bzw.
Ganzfalschheiten. Im Leitartikel bietet sie immerhin
optisch als Aufmacher für die feministische Leserin ein
extrem muskulöses, allerdings daumenlutschendes (!)
Exemplar der Spezies Mann an, womit eindeutig bewiesen
ist, daß "der Mann als solcher" ein in seine Muckis
verliebter, retrograder Vollidiot, also die
personifizierte Krise ist.
Die desaströse journalistische Qualität des Leitartikels
setzt sich im ganzen Themenschwerpunkt fort: Die meisten
Beiträge vermitteln kurioserweise und ggf. ungeplant den
Eindruck, daß eigentlich nicht "die Männer" eine Krise
haben, sondern viel eher die Frauen, der Feminismus und
die SZ-Redaktion.
Psychologische Kriegführung
Der moderne Feminismus versteht die Beziehung zwischen
Männern und Frauen bekanntlich als Macht- und
Befreiungskampf einer unterdrückten Klasse - "die Frauen"
- gegen ihre Unterdrücker - "die Männer".
Bei den Grünen ist dieser Machtkampf bereits entschieden,
das
Frauenstatut
macht Männer zu Menschen 2. Klasse und
etabliert
ein Matriarchat, in der Frauen alle
Machtpositionen besetzen und die Rolle der Herrenrasse
spielen. Dieser Machtkampf ist aber noch nicht überall
gewonnen, daher sind alle Mittel recht, diesen Kampf zu
gewinnen.
Zu den wichtigsten Mitteln der modernen Kriegführung
zählt die psychologische Kriegführung, hier insb. die
Demoralisierung des Gegners mit psychologischen
Methoden (unter Benutzung üblicher Propagandatechniken).
Die mediale Dauerbeschallung, der Mann (ersatzweise seine
Männlichkeit) sei in der Krise, kann man inzwischen nur
noch als Teil einer solchen psychologischen Kriegführung
interpretieren. Um dies zu erkennen, muß man zunächst eine
begriffliche Doppeldeutigkeit bzw. Trickserei
durchschauen: "Krise des Mannes" hat zwei
grundverschiedene Bedeutungen:
- die soziologische Bedeutung: u.a. die
Bildungsnachteile von Jungen / Männern, die hohe
Selbstmordrate etc., die mit Statistiken objektiv
dokumentiert sind; "Mann" steht hier für die männliche
Population, "Krise" für inakzeptable soziale Zustände.
- die psychologische Bedeutung:
ein defizitärer psychologischer Innenzustand von Männern,
depressives Selbstbild, fehlendes Selbstbewußtsein usw.;
"Mann" steht hier für einzelne Personen, "Krise" für
individuelle Defizite dieser Person.
Ziel der psychologischen Kriegführung muß es vor allem
sein, die Krise der Männer im Sinne der 2. Definition
zu erzeugen, Männern also einzureden, sie seien
defizitär, Versager, charakterlich minderwertig usw.
Das Männerbild der Süddeutschen: Mimimi-Männer
als grenzdebile, retrograde Heulsusen
Wie schon einleitend erwähnt hatte die SZ am letzten
Wochenende (11.06.2017) einen Schwerpunkt "Mann in der
Krise". Die insg. fünf Artikel, insb. der Leitartikel,
erzeugten einiges Rauschen im Blätterwald. Die
Kulturpresseschau des
Deutschlandfunks hat immerhin die Intention des
Schwerpunkts ganz gut erfaßt und titelt:
Männer sind
die neuen Frauen (übrigens bei näherem Hinsehen ein
äußerst problematisches Statement).
Damit auch niemand den Schwerpunkt übersieht, führt die SZ
ihn auf den Themenseiten sowohl als
Männlichkeit in der Krise als auch als
Mann
in der Krise auf. Die Liste der Artikel ist in beiden
Fällen identisch, ebenso der erläuternde Text zu den
Übersichtslisten:
Der Mann - ein gesellschaftlicher Problemfall?
Dem Mann geht es nicht gut. Heißt es gerade immer wieder.
Man gibt ihm die Schuld an allem, was schief läuft in der
Welt. Sexismus, Gewalt, Trump. Was ist los mit dir, Mann?
Zeit für eine Inspektion.
Schon diese wenigen Zeilen triefen nur so von Propaganda.
Die Frage in der Überschrift ist definitiv rhetorisch, die
SZ läßt keinen Zweifel daran, daß sie den Mann für einen
gesellschaftlichen Problemfall hält, macht hier aber statt
einer expliziten Aussage lieber eine implizite. In dem
begleitenden Video wird es direkter: mit dramatischer
Geste wird verkündet, der Mann sei zum gesellschaftlichen
Problemfall geworden.
Die Aussage "Dem Mann geht es nicht gut." ist in ihrer
Pauschalität falsch und dient nur dazu, einen Strohmann
aufzubauen, der im nächsten Satz widerlegt wird: Es
heißt nämlich nur so, in Wirklichkeit stimmt das
nicht, das sind alles nur Behauptungen.
Richtig ist am nächsten Satz, daß andere, insb.
Feministinnen, Männer zum Sündenbock für alles mögliche
erklären (das hat Tradition, Leseempfehlung:
Kucklick:
Das unmoralische Geschlecht) - was die SZ zur
Frage führt "Was ist los mit dir, Mann?", ihn also
auffordert, sich zu persönlich zu entschuldigen. Daß mit
den feministischen Anklägern etwas los sein könnte, ist
jenseits des Denkhorizonts der SZ.
"Zeit für eine Inspektion" ist es auch nicht, denn die
Krise der Männer im soziologischen Sinn ist gut erforscht.
Staunend bis irritiert entnehmen wir diesem Satz, daß die
SZ offenbar glaubt, ausreichend qualifiziert zu sein,
Männer zu inspizieren. Die vorliegende Artikelserie
bestätigt den Eindruck, daß es sich hier um eine grandiose
Selbstüberschätzung handelt.
Der Daumenlutscher
Noch besser als der erläuternde Text zu den
Übersichtslisten illustriert ein Bild das Männerbild der
Süddeutschen. Das Bild illustriert den ersten
Listeneintrag wie auch diesen Artikel selber. Es zeigt
einen extrem muskulösen Mann, der mit geschlossenen Augen
an seinem Daumen lutscht. Eingerahmt wird das ganze
durch ein
Marssymbol, das scheinbar mit einem dicken lila
Filzstift über den Oberkörper des Mannes gezeichnet ist.
Was uns der Künstler mit dem Bild sagen will, könnte kaum
plakativer ausgedrückt werden: Der Mann als solcher ist
ein grenzdebiler, retrograder Vollidiot, seine einzige
Qualifikation sind seine dicken Muskeln, und intellektuell
ist er nicht über das Alter von 2 - 4 Jahren
hinausgekommen. Immerhin kann man hoffen, daß das hier
besser ausgeht als
im
Struwwelpeter.
Obwohl immer wieder gerne behauptet wird, der Feminismus
sei auch für Männer gut, hat die SZ-Redaktion hier
sicherheitshalber doch lieber ihre tiefsitzende Verachtung
alles Männlichen und ihren damit zusammenhängenden
Männerhaß visuell dokumentiert. Ein interessantes
Experiment ist in solchen Fällen immer, den Mann
gedanklich durch eine Frau, einen Islamisten oder sonstige
Person, die auf der intersektionalen Opferstatushierarchie
weiter oben steht, zu ersetzen. In der SZ-Redaktion würde
mit einiger Sicherheit ein Sturm der Empörung ausbrechen
über diese sexistische, haßerfüllte Darstellung eines
Menschen und den Versuch, ihm seine Würde zu nehmen (gerne
auch garniert mit Hinweisen auf GG Art. 1).
Breaking News
Das Bild vom Mann als Vollidiot hat den Untertitel:
Männer inszenieren sich plötzlich als Opfer
gesellschaftlicher Diskriminierung. Was ist da eigentlich
los?
Damit ist, bevor der Leser mit Details belästigt wird,
schon mal implizit alles wichtige klargestellt: Männer
sind nicht benachteiligt, sie
inszenieren sich nur
als solche, lügen also mal wieder. Daß die jahrelangen
Beschwerden von Männern über ihre Benachteiligungen
"plötzlich" von der SZ-Redaktion wahrgenommen werden -
seit letzter Woche? -, ist womöglich die eigentliche
Nachricht und verrät uns viel über die geistige
Abgeschottetheit der SZ-Redaktion.
Der Leitartikel: "Mimimi?"
Die Liste der Artikel zum Schwerpunkt "Mann/Männlichkeit
in der Krise" enthält als ersten und sozusagen als
Leitartikel einen Text von
Julian Dörr, der anfangs den Titel
Mimimi?
hatte. Nach ca. 2 Tagen wurde der Titel, vielleicht weil
er doch zu peinlich war, geändert in "Der Mann in der
Krise". Allerdings funktioniert der alte Link
http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der-krise-mimimi-1.3476657,
der den ursprünglichen Titel enthält, immer noch. Der
Artikel erschien auch in einer gekürzten Fassung unter dem
Titel
"Krone der Erschöpfung" in der Druckausgabe.
Männer bekommen Angst
Im eigentlichen Artikel erhält das Bild des
Daumenlutschers noch einen Begleittext:
Feminismus, Globalisierung und jetzt auch
noch die Digitalisierung: Der Mann bekommt es mit der
Angst zu tun. (Foto: Getty Images; Bearbeitung
SZ)
Dieser Begleittext ist reines Wunschdenken. Anders gesagt
drückt die SZ hier versehentlich offen aus, welchen Effekt
sie mit ihren Texten erzielen möchte: "die Männer" sollen
Angst vor dem Feminismus und den Frauen bekommen und sich
bloß nicht mehr trauen, irgendwie aufzumucken.
[Nachtrag: in einer neueren, auf den 13.06.2017 datierten
Version der Webseite ist der Begleittext geändert und
lautet jetzt: "Der englische Bodybuilder und Mr. Universum
Reg Park tut so, als würde er seinen Bizeps mit Luft
aufpumpen. (Foto: Getty Images; Bearbeitung SZ)" Das ist
ähnlich absurd wie die Daumenlutscherei.]
"Die Männer" haben nämlich leider bisher zu wenig Angst.
Übertriebenes Selbstvertrauen und höhere
Risikobereitschaft gelten bei anderer Gelegenheit als
Kernbestandteile der
toxischen Männlichkeit, die
nachgerade epidemisch verbreitet ist und deren Bekämpfung
feministischer Daseinszweck ist.
Es ist sogar eine wissenschaftlich gut
gesicherte Erkenntnis, daß
ganz im Gegenteil zur Aussage der SZ Frauen ängstlicher als
Männer sind. Solche Fakten stören aber nur, sie hindern
die SZ nicht, ohne rot zu werden dem Leser ihre
alternativen Fakten zu präsentieren.
Der Qualitätsjournalismus der SZ
Daß es die SZ-Redaktion (oder der Autor des Artikels) mit
den Fakten nicht so genau nimmt (oder schlicht keine
Ahnung hat oder die Leser einfach nur für dumm verkaufen
will), demonstriert auch der folgende Text:
Männer sehen sich neuerdings als Verlierer,
im Leben, im Job. Einer
US-amerikanischen Studie zufolge fühlen sich mehr
männliche Millennials ... im Arbeitsleben wegen ihres
Geschlechts diskriminiert als Frauen. Männer sagen, ihre
Aufstiegschancen seien beschränkt, weil Frauen bevorzugt
würden. Eine gefühlte Wahrheit gut situierter
White-Collar-Jungs? Denn Fakt ist: Der Gender Pay Gap,
also die finanzielle Geschlechterungleichheit, ist jetzt
gerade größer als noch vor acht Jahren. Ihn zu schließen
könnte laut
des jährlichen Berichts des World Economic Forum noch
bis zum Jahr 2186 dauern. Unter
den hundert reichsten Menschen der Welt finden sich zehn
Frauen. In den Vorständen deutscher Dax-Unternehmen
sitzen 45 Frauen insgesamt 630 Männern gegenüber.
Dieser Text ist Ansammlung von alternativen Fakten,
Denkfehlern und Hetzpropaganda:
- Die zitierten nordamerikanischen männlichen
Millennials haben durchaus Grund für ihre Annahme,
diskriminiert zu werden, das ist keine "gefühlte Wahrheit
gut situierter White-Collar-Jungs". Diese Gruppe ist eines
der bekanntesten Beispiele für ein
negatives Gender Pay Gap, d.h. Frauen erhalten
dort höhere Stundenlöhne als Männer.
Diese Information wird kurzerhand unterschlagen. Nicht zu
reden von dem Risiko, von Frauen als Belästiger denunziert
und umstandslos gefeuert zu werden.
- Die USA und Deutschland sind ferner durchaus
verschieden. Die (korrekte) Meinung nordamerikanischer
männlicher Millennials besagt nichts über die Meinung
deutscher Millennials, um die es in einem deutschen Artikel
eigentlich geht. Die Erwähnung der USA-Millennials ist
daher unabhängig vom unterschlagenen negativen GPG
deplaziert. Sie dient nur dazu, einen Strohmann
aufzubauen, der eine politisch unpassende Meinung
vertritt, und diese Meinung dann mit großer Geste
widerlegen zu können. Womit bewiesen wäre, daß alle Männer
lügen und unqualifiziert herumjammern.
- Das Gender Pay Gap dramatisch als "die
finanzielle Geschlechterungleichheit" zu bezeichnen, ist
unqualifizierter Dummenfang. Das GPG bezieht sich auf die
Bruttostundenlöhne, nicht auf die Monatsgehälter oder
Vermögensverhältnisse oder anderes.
- Als "Widerlegung" des o.g. Strohmanns wird der
"Global Gender Gap Report 2016" des World Economic Forum
angeführt. Dieser Bericht des World Economic Forum mißt,
wie sogar aus dem Titel ersichtlich, das "Global Gender
Gap". Das ist etwas völlig anderes als das GPG, dazu muß
man sich aber in dem Report bis auf Seite 4 durchkämpfen,
was den Autor sichtlich überfordert hat. Dort wird die
Struktur des "Global Gender Gap Index" erklärt, z.B.
spielt Zugang zu Bildung darin eine Rolle, das GPG
hingegen keine relevante. GPGs werden im Global Gender Gap
Report nicht berechnet, auch nicht länderspezifisch, z.B.
für die USA (s. S. 356). Der Index ist auch nicht auf eine
bestimmte Altersgruppe wie die Millennials beschränkt.
- Die Aussage, daß das GPG "jetzt gerade größer
als noch vor acht Jahren" ist (für welches Land, wenn man
fragen darf?), ist zumindest für Deutschland unzutreffend.
Hier ist das (unvollständig) bereinigte GPG in den letzten
Jahren gesunken.
- Die Hinweise auf die Frauenquoten unter den
Milliardären bzw. unter den DAX-Vorständen haben nichts
mit den Thesen des Schwerpunkts zu tun, daß "der Mann"
eine Krise hat oder die nordamerikanischen männlichen
Millennials verlogene Jammerlappen sind.
In diesem unqualifizierten Stil geht es in dem Text weiter. Auf
Genderama wird eine weitere Serie von Argumentationsfehlern,
Polemiken und Hetzparolen gelistet, die wir hier nicht
wiederholen.
Große Teile des Artikels (und des
begleitenden Videos) werden im übrigen darauf
verwendet, einen neuen feministischen Jungstar zu
promoten, Jack Urwin (25). Dessen Buch "Boys don't cry"
ist ein
flammendes
Plädoyer für eine entgiftete Männlichkeit. Es
verleitet seit Monaten feministische Journalisten zu
Kritiken, die vor Begeisterung überschäumen, auch wenn es
vereinzelt als
nicht
feministisch genug angesehen wird. Der
Deutschlandfunk meint nüchtern,
Nichts in Urwins Buch ist
wirklich neu, dafür sind aber die altbekannten
feministischen Weisheiten
kraftvoll in den Raum
geworfen und darin herumgekickt (ein eventuell schon
wieder
zu männliches Verhalten). So viel kritische
Distanz ist allerdings von der SZ nicht zu erwarten. Urwin
wird als die ultimative Wissensquelle und
unhinterfragbarer Beweis, daß der Mann in der Krise ist,
zitiert.
Insgesamt präsentiert der Text eine Sammlung von
Denkfehlern, Falschdarstellungen, Hetzparolen und
klassischen feministischen Dogmen, die darauf hinausläuft,
"den Mann" kontrafaktisch als Lügner und Jammerlappen
darzustellen, der selber schuld an seinen Problemen ist.
Männer im Kunstbetrieb noch nicht in der Krise?
Platz 2 der Liste der Artikel zum Themenschwerpunkt
"Männlichkeit in der Krise" nimmt ein Interview der
feministischen Filmemacherin und Autorin Miranda July ein.
Selbige hat den Roman "Der erste fiese Typ" verfaßt, in
dem sich eine 43-jährige Cheryl von sich selbst und den
Erwartungen anderer, auch Männern, emanzipiert. Ob der
fiese Typ oder Cheryl eine Krise hat und was das für den
Rest der Welt bedeutet, wird nicht ganz klar.
Wir erfahren weiter, daß die Filmindustrie sehr sexistisch
ist, das Leben für Frauen stets besch***en ist, ein
männlicher Künstler
mit 28 zum Genie erklärt
wird und das dann für allezeit bleibt und daß es
das bei Frauen nicht gibt. Der Eindruck drängt sich auf,
daß eigentlich "die Frauen" eine Krise haben und es "den
Männern" im Kunstbetrieb ganz prächtig geht, zumindest
wenn sie sich mit 28 vom Patriarchat zum Genie erklären
lassen.
Ein kleiner Mann, der womöglich in ein paar Jahren eine
Krise als geschlechtsamorphe Schneeflocke haben wird, ist
der 5-jährige Sohn von Miranda July. Wir erfahren, daß er
gerade ein Kleid anhat, gerne geflochtene Zöpfe trägt und
"von sehr fortschrittlich denkenden Menschen umgeben
ist", die aber leider keine Ahnung von
Persönlichkeitsentwicklung haben.
Summa summarum bleibt es schleierhaft, wie und mit welchen
Argumenten dieser Text die These des Themenschwerpunkts,
der Mann sei in der Krise, unterstützen könnte.
Nigerianische Männlichkeit in der Krise
Das Rätseln, was der Text mit dem Themenschwerpunkt zu tun
hat, setzt sich beim dritten Text
Wo Frauen noch vor Männern
niederknien fort. Er stellt einen Nigerianer vor,
der vor zwei Jahren nach Bayern eingewandert ist.
Deutsche Frauen erscheinen ihm im Vergleich zu
nigerianischen zwar als
schön, aber auch als gefährliche
Löwinnen, ferner als
galant bis charmant, dabei aber
ungewohnt bestimmt, fast schon herrisch, wie er es nur von
Männern kannte. Erstaunlicherweise wundert er sich, daß so
viele Ehen in Deutschland geschieden werden.
Daß unser Nigerianer in der Krise steckt, ist
wahrscheinlich und nachvollziehbar. Er stellt aber nur
eine kleine Minderheit in der deutschen Gesamtbevölkerung
dar und ist insofern als Beweis ungeeignet, "der Mann" als
solcher sei flächendeckend in der Krise.
Pop-Musikkritik der SZ in der Krise
Der nächste Text zum Themenschwerpunkt trägt den leicht
anrüchigen Titel
Geilheit!
Diese ständige Geilheit!. Er behandelt den
deutschen Kuschelpop und den dort verbreiteten
verweichlichten Kuschelpop-Mann, über den alle nur noch
lachen (ähnlich wie über den schon legendären
Schmerzensmann). Dieser Population von vermutlich
feministischen Musikanten wird plausibel eine Krise
attestiert.
Allerdings geht es in diesem Artikel weniger um die
üblichen Kuschelpop-Männer, sondern speziell um den
aufkommenden Popstar
Faber (bürgerlich:
Julian Pollina), dessen Vokabular und Meinungsspektrum
unkuschelig und typisch für Rapper ist.
Faber hat durch nicht ganz PC-konforme Texte - z.B. indem
er den Intellekt einer Frau mit dem eines Schafes verglich
[was in der Tat grenzwertig ist] - bereits eine kleine
Sexismus-Debatte losgetreten. Offenbar hat er trotzdem
keine Krise, das ist die eigentliche Nachricht.
Eine Krise in dieser Geschichte hat offensichtlich der
feministische Autor des Textes: Fassungslos beobachtet er,
daß Faber
"keine Rollenbilder hinterfragt, keine
Gendernormen aufbricht" und sich einen feuchten
Kehricht darum schert, ob jemand seine Texte in den
falschen Hals bekommt oder sie für einen
"machistischen
Männerrollen-Backlash" hält. Und trotzdem jubeln die
Frauen!!
Am Ende kommt ihm ein böser Verdacht:
Vielleicht hat
Faber das einfach alles verstanden. Das mit dem Mann sein.
Und das mit den Männern und Frauen. Hier und heute. Im
Gegensatz zur SZ-Redaktion: die hat das mit den Männern
und Frauen offenbar nicht verstanden und schreibt deswegen
ständig Texte über Männer in der Krise.
Dieser Artikel ist nachgerade eine Antithese zum
Themenschwerpunkt: Die Männer, die sich an einem
feministischen Männerbild ausgerichtet haben und
versuchen, Frauen zu imitieren, sind öde und werden
verlacht. Die wenigen, die sich nicht von hyperkorrekter
PC beeindrucken lassen und ihr Ding machen, stehen
entgegen allen feministischen Theorien sehr gut da.
Die Krise des Michael Kimmel
Im
letzten Text
zum Themenschwerpunkt darf wieder einmal Michael Kimmel
seinen
gewohnten
Männerhaß verbreiten. Wütende weiße Männer sind
gemäß Kimmel das Grundübel der Welt und Ursache alles
Schlechten, inkl. Trump. Sie haben laut Kimmel
Angst
vor Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern,
Einwanderern und Frauen, die um die Jobs konkurrieren,
und lassen sich von Populisten für dumm verkaufen.
Stellenweise hat Kimmel sogar recht:
Populismus ist
keine Theorie, es ist ein Gefühl. ... Diese Leute glauben,
dass sie die Opfer sind [und ihnen Ungerechtigkeit
widerfährt]. Besser kann man den Feminismus und die
Produktion von Opferstatusbewußtsein bei Feministinnen
nicht beschreiben.
Kimmel liefert außerdem eine Ferndiagnose der Psyche der
deutschen AfD-Wähler, die sich von Kanzlerin Merkel
entmannt sehen. Kimmel beweist eindrücklich, daß er
wirklich jedes beliebige Problem elegant auf die gekränkte
Männlichkeit wütender weißer Männer zurückführen kann.
Man fragt sich auch bei diesem Text verzweifelt, welche
Männer nun gerade in der Krise sind und was dieses
Interview zum Themenschwerpunkt beiträgt. Für Kimmel und
die SZ kann nur jemand, der eine tiefe Krise hat, Trump
wählen. Damit ist für die SZ anscheinend bewiesen, daß
Kimmels Lieblingshaßobjekt, der "angry white man", der das
Rückgrat der Trump-Wählerschaft bildet, und auch alle
anderen Trump-Wähler (vor allem männliche) eine Krise
haben.
Außerhalb der Filterblase, in der Kimmel und die SZ leben,
könnte man den Eindruck haben, daß es dem "angry white
man" (inkl. den Trump-Wählerinnen) gerade blendend geht,
zumindest politisch und psychologisch. Von Krise keine
Spur, man ist an der Macht. Weil aber nicht sein kann, was
nicht sein darf, ist für Kimmel und die SZ trotzdem klar,
daß der "angry white man" ganz einfach eine ganz schlimme
Krise haben und eigentlich depressiv sein muß.
Fazit - die SZ in der Krise?
Die These vom "Mann in der Krise" hat einen ellenlangen
Bart. Vor 30 - 40 Jahren hatte sie sogar noch einen
gewissen Neuigkeitswert und war damals geeignet, Männer
einzuschüchtern.
Gründe, sich heute wieder einmal mit dieser These zu
befassen, könnten sein, die soziologischen Phänomene besser
verstehen oder Abhilfe schaffen zu wollen - dazu leistet der
Schwerpunkt nichts, ganz im Gegenteil werden
Falschinformationen verbreitet. Stattdessen reitet er
mitleidig bis höhnisch auf den Problemen mancher Männer
herum. Der einzig erkennbare Zweck dieses Schwerpunkts ist
psychologische Kriegführung gegen den "angry white man"
oder ganz einfach alle nichtfeministischen Männer.
Der Versuch, den Lieblingsfeind zu demoralisieren, ist
aber letztlich derart unqualifiziert durchgeführt, daß man
damit höchstens völlige Anfänger übertölpeln und von ihrer
Krise überzeugen kann. Wenn hier jemand eine Krise hat,
dann mit Sicherheit die SZ mit ihrer journalistischen
Qualität.
Fazit: Krisenlos männlich ist, wer sich von derartigen
journalistischen Produkten nicht blenden läßt,
die
Propaganda durchschaut und sich bei passender
Gelegenheit (z.B. den nächsten Bundestagswahlen)
revanchiert.
Quellen
-
Olaleye Akintola: Wo Frauen noch vor Männern niederknien. Süddeutsche, 11.06.2017. http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der- ... 3430996
-
Patrick Bernau: Warum Frauen Probleme mit der Work-Life-Balance. FAZ, 13.06.2017. http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen ... 23.html
-
Jörg Blech, Rafaela von Bredow: Eine Krankheit namens Mann. Spiegel 38/2003, 15.09.2003. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-28591080.html
-
Johanna Bruckner / Michael Kimmel: "Trump macht die männlichste Politik, die wir je
hatten". Süddeutsche, 11.06.2017. http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der- ... 3436288
-
Julian Dörr: Mimimi? (Der Mann in der Krise). Süddeutsche, 11.06.2017. http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der-krise-mimimi-1.3476657, http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der- ... 3476657, https://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der ... 3476657
-
Julian Dörr: Geilheit! Diese ständige Geilheit! Süddeutsche, 11.06.2017. http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der- ... 3520059
-
Christiane Enkeler: Plädoyer für ein neues Männerbild. Deutschlandfunk, 04.03.2017. http://www.deutschlandfunkkultur.de/jack-urwin-boys-don ... =380447
-
Christiane Lutz / Miranda July: "Ein Mann wird mit 28 zum Genie erklärt und bleibt das für
allezeit". Süddeutsche, 11.06.2017. http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der- ... 3520068
-
Gregor Sander: Männer sind die neuen Frauen. Deutschlandfunk Kultur, 11.06.2017. http://www.deutschlandfunkkultur.de/aus-den-feuilletons ... =388425
-
Caspar Shaller: Männer? Kann man abschaffen, oder? DIE ZEIT, Nr. 12/2017, 16.03.2017. http://www.zeit.de/2017/12/boys-dont-cry-jack-urwin
-
Ann-Kristin Tlusty: Kann Spuren von Gift enthalten. DIE ZEIT, 06.03.2017. http://www.zeit.de/kultur/2017-03/boys-dont-cry-maennli ... ansicht