Der Masku-Knigge





Inhaltsübersicht

Der Masku-Knigge

Provokationen und feministische Techniken zur Diskussionsverhinderung



Der Masku-Knigge

Wie man seine eigenen Nerven anderer schont


In vielen Foren und Blogs im Internet herrscht ein rauher oder sogar unverschämter Tonfall, in der Geschlechterdebatte ist das sogar besonders häufig (s.u. Aufzählung spezieller Gründe). Man steht also vor den Fragen,
  • ob man sich diese nervlichen Strapazen antun will und ob man bestimmte Diskussionen nicht besser vermeidet,
  • ob man vielleicht selber unnötig aggressiv argumentiert bzw. ungewollt in den Fettnapf tritt,
  • welchen Nutzen man - positiv gewendet - von der Lektüre oder aktiven Teilnahme an Foren und Blogs für sich selber oder andere erwartet und
  • ob und wie verbale Ausfälle von Diskussionsteilnehmern benutzt werden, um Diskussionen zu vermeiden bzw. Debatten zu steuern und zu manipulieren.
Man kann die Stil- und Benehmensfragen nicht völlig von inhaltlichen Fragen oder noch genereller von Sinnfragen trennen. Insofern ist die Überschrift "Masku-Knigge" für diese Seite kurz, prägnant und falsch, denn es geht hier nicht nur um Höflichkeit, sondern auch um Sinn, Zweck und Grenzen von Diskussionen.

Reaktionen auf verbale Ausfälle

Bei genauerer Betrachtung spielen hier drei Kompetenzen eine Rolle:
  1. verbale Ausfälle als solche erkennen und ggf. klassifizieren
  2. die Ursachen der Ausfälle einschätzen
  3. angemessen darauf reagieren.
Die Reaktion ist für reine Leser naheliegend: bei Nichtgefallen wegklicken. Niemand wird gezwungen, sich Gezänk und Bosheiten anzusehen.

Etwas kniffliger ist die Lage, wenn man selber aktiv an Diskussionen teilnimmt und in Streitereien verwickelt wird. Hier stellt sich die Frage, wie man am besten reagiert.

Noch kniffliger wird die Lage, wenn man männerrechtlich aktiv werden möchte und nicht nur zum Zeitvertreib an Diskussionen teilnehmen möchte, von den Diskussionen bestimmte Ergebnisse erwartet werden (neue inhaltliche Erkenntnisse, Planungen usw.) und wenn man sich fragt, welchen Eindruck der Diskussionsverlauf auf unbeteiligte Dritte macht.

Zusammengefaßt dient der hier vorgestellte Masku-Knigge zwei Zwecken:

  1. sich einige Regeln des guten Benehmens noch einmal bewußt zu machen (man kennt natürlich schon alle und befolgt sie auch, aber es gibt ja immer wieder Details, die neu sind ;-)), also die Nerven anderer zu schonen,
  2. seine eigenen Nerven zu schonen, in dem man sinnlose Diskussionen vermeidet bzw. diese umgehend abbricht, weil die Zeit zu schade ist. Hierzu muß man einige themenspezifische Gründe kennenlernen, warum ein Diskussionsklima vergiftet ist, und lernen einzuschätzen, ob man die Probleme ggf. beheben kann.

Allgemeine Gründe für verbale Aggression im Internet

Verbale Ausfälle sind in der Blogosphäre ein weit verbreitetes Phänomen. Daher haben viele Foren nicht ohne Grund eine "Netiquette", also explizit notierte Verhaltensregeln. Völlige Anfänger im Internet sollten z.B. den Wikipedia-Eintrag hierzu oder ähnliche Quellen als Einführung durchsehen. Grundkenntnisse über Verhaltensregeln in Foren oder Blogs werden i.f. vorausgesetzt. Ein gutes Beispiel für eine Netiquette sind die Forumsregeln für Zettels kleines Zimmer:
Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. ....
Man kann ferner einen eigentlich trivialen Hinweis, der aber ständig vergessen wird, nicht oft genug betonen: Im analogen Leben kommuniziert man nicht nur durch Worte, sondern auch durch seinen Gesichtsausdruck, die Stimme, sein Auftreten und anderes, was die großen Einfluß darauf hat, wie der Empfänger die Worte interpretiert. Umgekehrt man sieht nicht nur einen anonymen Avatar vor sich auf dem Bildschirm, sondern einen realen anderen Menschen, der ein Mindestmaß an Respekt verdient. Diese Begleitinformation entfällt im Netz komplett. Eine witzig gemeinte Bemerkung kann beim Empfänger als grobe Unverschämtheit interpretiert werden. Besonders riskant sind Ironie oder Sarkasmus. Ironie kann man sogar im analogen Leben nur verwenden, wenn man das Vorwissen des Diskussionspartners genau kennt und sicher ist, daß dieser die ironische Übertreibung oder Falschdarstellung als solche erkennt und als Stilmittel einordnet.

Spezielle Gründe für verbale Aggression in der Geschlechterdebatte

Das Ausmaß verbaler Entgleisungen hängt vom Thema ab. In Foren über Backrezepte oder Reiseberichte geht es eher friedfertig zu, in Foren über Weltanschauungen, Religionen, Parteipolitik usw. können heftige Streitereien auftreten. Das Geschlechterthema zählt aus mehreren Gründen zu den Themen, die besonders anfällig für verbale Entgleisungen sind:
  1. Das Thema ist, sobald man in die Details einsteigt, kaum zu trennen von ideologischen / weltanschaulichen Grundannahmen, d.h. alleine durch diese Verbindung zu hitzig diskutierten Themen kann das Diskussionsklima leiden. Bestimmte Unterthemen wie z.B. Kindererziehung oder Schulen sind auch sonst oft strittig.
  2. Bei vielen Details wird die eigene sexuelle Identität infrage gestellt und/oder es werden stark emotional besetzte Erinnerungen geweckt. Man beobachtet immer wieder in einschlägigen Diskussionen, daß private Erlebnisse als Argumente benutzt werden; das zeigt, wie sehr die private Wahrnehmung und Weltranschauung von diesen sehr emotional besetzten Erlebnissen beeinflußt ist.
  3. Das Geschlechterthema scheint Personen besonders anzuziehen, die frühkindlich oder später in Beziehungen traumatisiert, sexuell belästigt / vergewaltigt oder anderweitig geschädigt wurden und die ihre Komplexe in Blogdiskussionen aufarbeiten. Der Internet-Aktivismus ist sousagen Therapieersatz. Mit derartigen Personen sind rationale Diskussionen ggf. unmöglich. Blogs und Foren ersetzen keinen Therapeuten.
  4. Viele Themen sind durchaus intellektuell anspruchsvoll und können mit Kurznachrichten oder schnell heruntergetippten Texten nicht sinnvoll diskutiert werden. Manche Digital Natives sind darauf konditioniert, es als Erfolg zu werten, möglichst als schnellster mit möglichst schnodderigen Bemerkungen an Diskussionen teilzunehmen, was dem Qualitätsniveau nicht zuträglich ist. Selbst in Foren und Blogs, in denen man ausführlicher formulieren kann, fehlt oft die nötige Sorgfalt. Es ist tatsächlich oft anspruchsvoll, sich für den Leser klar und verständlich auszudrücken, keine versteckten Annahmen zu machen usw.


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Exkurs: einige philosophische Vorüberlegungen


Wir benötigen zunächst einige Vorüberlegungen über den Sinn und Zweck von Debatten und Diskussionen.

Mit anderen Personen reden kann Sinn haben, die Zeit mit Smalltalk in angenehmer Gesellschaft zu verbringen. Nach dem Kommunikationsquadrat von Friedemann Schulz von Thun dient eine derartige Unterhaltung nur dazu, sich selber als netten Menschen zu offenbaren und dem Gesprächspartner zu vermitteln, daß man ihn auch sympathisch findet. Inhaltlich kann man über das Wetter reden oder ähnliche Themen, wo man sowieso einer Meinung ist.

Sinn von Debatten

Debatten über politische oder gesellschaftliche Themen haben einen ganz anderen Sinn, sie gehen nämlich im Kern von einer Meinungsverschiedenheit der Beteiligten aus und sind im Kommunikationsquadrat vor allem der Sachebene zuzuordnen. In der Sache geht es vor allem darum, die Richtigkeit von Fakten oder Schlußfolgerungen beim Meinungsgegner anzuzweifeln oder für den eigenen Standpunkt zu bestätigen. Die Konsequenz der Debatte kann sein, selber "dazuzulernen", also z.B. bisherige Fehler zu erkennen oder neue Fakten und Argumentationen zu lernen, oder das gleiche beim Debattengegner zu bewirken.

Bei gesellschaftlichen und politischen Themen ist es oft schwierig, die interessierenden Fakten überhaupt sauber und verständlich darzustellen und ggf. sogar unmöglich, sie zu beweisen. Dies schafft bereits ein enormes Konfliktpotential.

Höflichkeit steht nicht zur Disposition

Es kann also Aussage gegen Aussage stehen, der Gegner erkennt die eigenen Aussagen nicht an und/oder beharrt auf seinen Aussagen, obwohl sie falsch sind. Schlußfolgerung: der Gegner lügt ganz bewußt. Damit hat man ihn als Person moralisch abgewertet und glaubt, ihn persönlich angreifen und beleidigen oder in anderer Weise für seine Untat bestrafen zu dürfen. Hier liegen mehrere gravierende Denkfehler vor:
  • der Glaube, über Erkenntnisse zu verfügen, die über jeden Zweifel erhaben sind. Solche Erkenntnisse gibt es in der Mathematik und Teilen der Naturwissenschaften, in fast allen hier relevanten Themengebieten (Psychologie, Soziologie usw.) gibt es keine 100% verläßlichen Erkenntnisse (mehr hierzu auf der Seite über Wissenschaftstheorien). Selbst wenn eine Erkenntnis zu 99% sicher gilt, bleibt immer noch 1% Unsicherheit.
  • der Glaube, die Absichten einer anderen Person (die "absichtlich" die Unwahrheit sagt) genau erkennen zu können. Nicht jeder, der etwas grob falsches behauptet, lügt bewußt. Dies wußte schon Albert Einstein: "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."
  • der Glaube, eine andere Person beleidigen oder herabwürdigen zu können, weil man sie einer Straftat überführt hat. Der erste Satz des Grundgesetzes in Artikel 1 (1) lautet: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Dieser Satz gilt auch für Verbrecher. Ein Richter, der einen Dieb zu Gefängnis verurteilt, kann ihn einen Dieb nennen - der Beweis dieses Faktums gilt als erbracht - und die Tat als verabscheuenswürdig. Er kann ihn aber nicht anschreien oder als Schwein bezeichnen oder mit Fäkalausdrücken belegen.
Es gibt prinzipiell keinen Grund, einer anderen Person ein Mindestmaß an Achtung und Höflichkeit zu verweigern, nicht bei wirklichen Verbrechern und erst recht nicht Debattengegnern, die "nur" lügen oder selber Opfer einer Gehirnwäsche waren. Daher sind auch Verbalinjurien prinzipiell nicht begründbar oder entschuldbar (und praktisch nie zielführend). Dies sieht trivial und selbstverständlich aus (hoffentlich), scheint aber vielen nicht bewußt zu sein, wird jedenfalls in der Praxis häufig durchbrochen, sonst gäbe es nicht die vielen Netiquetten.

Höflichkeit ist unabhängig von Sachaussagen

Gegenüber einer Person, die offensichtlich die Unwahrheit sagt, höflich zu bleiben, bedeutet nicht, die Unwahrheit damit anzuerkennen. Dies folgt ganz einfach daraus, daß wir Unhöflichkeit als Reaktion auf eine vermutete Lüge ausgeschlossen haben. Auf die Frage, wie man auf Falschaussagen und andere Störungen einer Diskussion als Teilnehmer reagieren sollte, geht der nächste Abschnitt ausführlicher ein.

Eine korrekte Sachaussage ist prinzipiell nie unhöflich. Wenn man eine gegnerische Aussagen für unwahr hält, kann am einfachsten die entgegengesetzte Behauptung aufstellen. Hieraus wird aber oft nicht klar, warum man die gegnerische Aussagen für unwahr hält. Oft muß man daher den Sachverhalt, daß und warum man persönlich eine gegnerische Aussage für unwahr hält, direkt zu formulieren. Auch dies kann man in höflichem Tonfall tun. Eine derartige Entgegnung ist eine Aussage, die man über sich selber macht (und mit der man sich ggf. auch in ein schlechtes Licht stellt), zu der man die einzig autorisierte Auskunftsquelle ist und zu der man im Rahmen der Meinungsfreiheit befugt ist.

Ergänzende Quellen



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Mindeststandards für Diskussionen


Sofern man der Meinung ist, daß ein Diskussionsgegner bewußt lügt oder die Diskussion torpediert, ist man zwar nicht zu Unhöflichkeiten berechtigt, es stellt sich allerdings die Frage nach dem Sinn der Debatte. Der oben skizzierte Sinn von Debatten kann nicht mehr erreicht werden. Das gleiche gilt, wenn man sich über Grundannahmen nicht einig wird, z.B. wenn der Diskussionsgegner Wertvorstellungen vertritt, die mit dem Grundgesetz oder die mit den eigenen ethischen Mindeststandards nicht vereinbar sind.

Es gibt also Diskussionen, mit denen man seine Zeit verschwendet, die einen mental erheblich belasten können und die keinerlei positive Ergebnisse produzieren können. Solche Diskussionen sollte man strikt vermeiden. Oft erkennt erst im Laufe einer Diskussion, daß sie sinnlos ist oder wird; "vermeiden" bedeutet hier, die Diskussion nicht fortzusetzen, d.h. man beendet ganz einfach umgehend seine Teilnahme.

Hauptkriterien für den Abbruch einer Diskussion sind:

  1. Der Mindeststandard an Höflichkeit wird durch Beleidigungen o.ä. unterschritten. Jeder Meinungsgegner, der derartige Mindeststandards deutlich unterschreitet, ist auch sachlich nicht ernst zu nehmen und die Zeit für Diskussionen nicht wert.
  2. Die inhaltlichen Argumente sind mit allgemein anerkannten ethischen Mindeststandards nicht vereinbar.
  3. Es wird verlangt, objektive Denkfehler oder wissenschaftlich nicht erwiesene Behauptungen als richtig anzuerkennen. (Eine ausführliche Abhandlung, was wissenschaftlich erwiesene Behauptungen sind, findet sich z.B. hier.)
Die beiden ersten Kriterien sind vermutlich das, was in vielen Diskussionen mit dem diffusen Begriff "radikale Feministen / Maskulisten" gemeint ist, ohne den Begriff "radikal" näher zu definieren.

Beispiele für radikale bzw. militante Feminismus-Varianten sind einem separaten Abschnitt angegeben. Radikale, strikt abzulehnende Maskulismus-Varianten existieren ebenfalls, werden hier aber nicht verlinkt.

Kann man den Mindeststandard an Höflichkeit gemäß Masku-Knigge präzise definieren?

Nein. Die Grenze zwischen höflich und beleidigend ist nicht ganz scharf und hängt vom sozialen Kontext ab, ggf. ist sie Verhandlungssache. Wenn man auf der sicheren Seite sein will, hilft ein simpler Test, der Tagesschau-Test: können die Äußerungen in der Tagesschau verlesen werden? Würde man damit zitiert werden wollen? Oder sich bei großen Teilen der Bevölkerung blamieren?


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Konsequenzen für Diskussionen, in denen Mindeststandards gelten


Eine immer wieder auftretende Meta-Diskussion zwischen Maskulisten vs. Feministen betrifft die Frage, ob jemand, der sich als Feminist bezeichnet oder feministische Standpunkte vertritt, damit auch die radikalen bzw. militanten Feminismus-Varianten vertritt und unterstützt, analog für den Maskulismus. Die jeweiligen Akteure distanzieren sich i.d.R. explizit von den "radikalen" Formen ihrer Bewegung, und nur unter dieser Annahme betrachten wir dieses Problem, denn andernfalls wäre die Meta-Diskussion gegenstandslos.

Man kann das Problem als Problem präzisen Formulierens und Wahl geeigneter Etiketten ansehen. Man könnte es nämlich theoretisch beheben, indem man immer die tatsächlich unterstützte Feminismus- (bzw. Maskulismus-) Variante genau benennt. Dies ist oft umständlich und unpraktisch und wird ggf. sogar aus emotionalen Gründen abgelehnt. Dies führt zur kniffligen Frage, wie die Verwendung eines Symbols für eine soziale Bewegung, die erhebliche Schattenseiten aufweist, zu bewerten ist. In vielen Fällen wird man erst umständlich klären müssen, welche Sachinhalte überhaupt durch die Symbolverwendung gemeint sind. Diese Meta-Diskussion kann man führen, aber sie überfordert meistens die Beteiligten und ist nicht hilfreich.

Selbst wenn man selber die Symbolverwendung als Unterstützung der radikalen Anteile einer sozialen Bewegung beurteilt, ist die explizite Ablehnung dieser Anteile durch einen Debattengegner eine viel deutlichere und relevantere Stellungnahme. Dieser Masku-Knigge klassifiziert es daher als schlechten Stil und unhöflich, einem Diskussionsgegner, der sich einmal glaubwürdig von den radikalen Anteilen seiner Bewegung distanziert hat, weiterhin zu unterstellen, die radikalen Anteile zu unterstützen, und zwar auch dann, wenn diese "radikalen Anteilen" letztlich nicht genau eingegrenzt werden.

Umgehrt ist die Unterstellung, durch Verwendung eines Symbols radikalen Anteile zu unterstützen, obwohl man sich davon distanziert hat, ein hinreichender Grund, die Diskussion zu beenden. Die Diskussion weiterzuführen wäre auch ein paradoxes Verhalten des Anklagenden, denn wenn er die obigen Mindeststandards für Diskussionen ernst nimmt, müßte er von sich aus die Diskussion beenden.



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Knigge-FAQ


  • Glauben Sie ernstlich, daß irgendwelche unverschämten Trolle sich an diese Benimmregeln halten?

    Natürlich nicht. Trolle sind gerade dadurch definiert, daß sie sich danebenbenehmen. Solche Regeln dienen nur dazu, den Nicht-Trollen bewußt zu machen, daß sie keine Trolle sind, und die Kommunikation mit Trollen mit Verweis auf diese Regeln abzubrechen.
  • Würden nicht 50% der Blogosphäre wegfallen, wenn alle sich diese Regel halten würden?

    Eine sehr hypothetische Frage, s. vorige Frage. Der Schwund würde wahrscheinlich nur 25% betragen, aber der verbleibende Rest wäre 100% glaubwürdiger und politisch wirksamer.
  • Darf man keine Witze mehr machen?

    Doch, durchaus, gerne, aber nur, wenn man Ahnung hat, wie Witze funktionieren. Ironie setzt beispielsweise ein gemeinsames Wissen voraus. Wenn das nicht vorhanden oder strittig ist, ist es kein Witz, sondern oft eine verbale Aggression. Gegensätze sollte man direkt ansprechen und ausfechten. Sarkasmus ist riskant und sollte nur bei guten Bekannten angewandt werden. Dritte, die auf offenen Blogs mitlesen, verstehen das ggf. schon nicht mehr.


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Provokationen und feministische Techniken zur Diskussionsverhinderung

Provokationen


Eine häufig vorkommende Form von schlechtem Benehmen sind Provokationen in Form von persönlichen Beleidigungen oder allgemeinen herabsetzenden Äußerungen. Provokationen gehören zum Arsenal von feministischen rhetorischen Tricks (Übersicht s. hier). Hauptmerkmal von Provokationen ist die Absicht, eine inhaltliche Diskussion verhindern. Im Gegensatz zu anderen rhetorischen Tricks ist daher meist kein oder nur ein marginaler Sachbezug vorhanden. Typisch sind klassische Argumente ad hominem oder ad personam.

Provokationen können von beiden Seiten ausgehen und sind in beiden Fällen ein übler Stil, mit dem man sich nur selber blamiert. Gemäß unserer Grundregel "Höflichkeit steht nicht zur Disposition" werden persönliche Beleidigungen und ähnliche Provokationen strikt abgelehnt.

Übrig bleibt die Frage, ob und wie man auf Provokationen der Gegenseite reagiert. Die beste Reaktion ist meist, gar nicht darauf zu reagieren oder die Provokation als solche zu thematisieren, ggf. ironisch. Man sollte der Versuchung widerstehen, mit gleicher Münze heimzuzahlen, denn dabei entstehen (speziell in Forendiskussionen) fast immer Texte, die aus dem Zusammenhang gerissen zitiert und gegen einen verwendet werden können.

Selbst das Thematisieren einer Provokation, also Darstellung, aus welchen Äußerungen die Provokation besteht und warum das eine Provokation ist, ist häufig zeitraubend und für andere Leser ermüdend. Es bringt vor allem die inhaltliche Diskussion nicht weiter und ersetzt nicht überzeugende Argumente für den eigenen inhaltlichen Standpunkt.

Nachfolgend eine Übersicht (die auf dieser Quelle basiert) über die wichtigsten Arten von Provokationen:

  1. Unterstellung von Frauenhaß. Beispiele:
    "Holst du dir dabei eigentlich einen runter, wenn du hier dauernd versuchst, mich fertigzumachen? (s. #fappygate)
    "Was hast du eigentlich gegen Frauen?"
    "Du widerlicher Frauenhasser!"
    "Du willst doch nur in die Steinzeit zurück und den Frauen alle Rechte nehmen!"
  2. Sexuelle Unattraktivität. Beispiele:
    "Ich wette, Du bist fett und pickelig!"
    "Losertyp!"

    Ggf. als Begründung für Frauenhaß:
    "Du reagierst hier nur deinen Frust ab, weil du keine Frau abbekommen hast."

    Eine Variante davon ist die Drohung künftiger sexuelle Unattraktivität:
    "Wenn du weiter so ein widerlicher Typ bleibst, bekommst du nie eine Freundin ab!"

  3. Unmännlich Sein, männlichen Stereotypen nicht entsprechen. Beispiele:
    Feigheit:
    "Du hast ja nur Angst vor starken Frauen!"
    "Sei endlich ein Mann!"
    "Geh doch zu deiner Mama!"

    Überempfindlichkeit:
    "male tears!"
    "mimimi!"
    "Jammerlappen!"

  4. Dummheit und Unreife. Beispiele:
    "Werd endlich erwachsen!"
    "Lebst du immer noch immer bei deiner Mutti?"
  5. Allgemeine charakterliche Defizite. Beispiele:

    Jähzorn, Verbitterung:
    "Du bist ja völlig verbittert."
    "Du willst hier nur deinen Haß / Frust austoben."

    Fanatismus:
    "Dieses Argument kann nur ein Fanatiker vorbringen."
    "Du klingst wie ein Neonazi / Faschist."

    allgemeine Unzurechnungsfähigkeit:
    "Du hast ein Problem mit dir selber!"
    "Geh doch mal zum Arzt!"

    Kriminell, rechtsradikal, gefährlich sein:
    "Du machst mir Angst!"
    "Ihr Maskus steckt mit Massenmördern wie Breivik unter einer Decke!"

  6. Fachliche Inkompetenz. Beispiele:
    "Keine Ahnung vom Feminismus, aber hier groß auftreten!"
    "Lies doch erst mal XYZ!"
Unterstellt war bei den obigen Beispielen stets, daß der Vorwurf nicht zutrifft. Wer jemand z.B. relevante Wissenslücken aufweist, ist der Vorwurf der fachlichen Inkompetenz keine Provokation, sondern eine Tatsachenfeststellung.


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Silencing und öffentliche Techniken zur Diskussionsverhinderung


Provokationen finden normalerweise in Diskussionen in kleinerem Rahmen statt, also in Debatten zwischen 2 oder einigen wenigen aktiven Teilnehmern und Beobachtern. Die gleichen Provokationstechniken werden allerdings auch in öffentlichen Debatten mit einer sehr großen Zahl von Beobachtern genutzt. Der angestrebte Effekt geht hier aber weit darüber hinaus, eine konkrete Person in der Debatte zum Schweigen zu bringen:
  • Ziel ist hier regelmäßig, die - i.d.R. prominente - Person sozial zu vernichten, also aus ihrer politischen oder beruflichen Position zu entfernen, als Verbrecher öffentlich zur Unperson zu machen usw.
  • Ein strategisches Ziel besteht darin, das generelle Diskussionsklima dahingehend zu beeinflussen, daß bestimmte Meinungen sozial geächtet und zu Tabus werden. Jede Verletzung eines so etablierten Tabus - z.B. Zweifel am Opferstatus der Frau bei häuslicher Gewalt - setzt dann automatisch Mechanismen in Gang, die diese Person sozial eliminieren und zum Schweigen bringen.
  • Als Steigerung der rein sozialer Ächtung und Tabuisierung wird ggf. angestrebt, die Meinungsfreiheit auch gesetzlich einzuschränken, indem antifeministische Meinungen strafbar werden.

Ergänzende Quellen und Materialien

  • Julie Bindel: Feminism is in danger of becoming toxic. The Guardian, 18.11.2014. http://www.theguardian.com/commentisfree/2014/nov/18/fe ... quality
    Julie Bindel - überzeugte Feministin, die fest an das Patriarchat glaubt - zeigt sich hier besorgt, daß in letzter Zeit die feministische Energie in Hetzkampagnen gegen einzelne Personen ("media shitstorms on individuals") fehlinvestiert wird und hiermit ein "climate of McCarthyism" geschaffen wird, in dem "any nuanced discussion or debate" zum Erliegen kommt.
  • Lucas Schoppe: Wie man um sich selbst kreist und dabei Widerlinge produziert http://man-tau.blogspot.de/2014/11/im-orbit-um-den-eigenen-hintern.html
    Detaillierte Analyse der #shirtgate-Kampagne, mit der der Physilker Matt Taylor öffentlich demontiert wurde, sowie des Hollaback-Videos.


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