Freitag, 27. Juli 2018

#MeTwo - die Empörungsindustrie schiebt neue Kampagne an


Feministische Hashtag-Kampagnen tun zwar so, als seien sie Graswurzelbewegungen, sie sind in Wirklichkeit aber mediale Kampagnen (bzw. Astroturfing). Die #MeToo-Kampagne, die bisher erfolgreichste Kampagne, ist in den letzten 9 Monaten von den einschlägig interessierten feministischen Medien so ziemlich zu Tode geritten worden und langweilt die meisten Leute nur noch. Außerdem haben mit MeToo die Frauen opferstatustechnisch sozusagen eine Monopolstellung erreicht, was anderen Gruppen, die sich ggf. sogar höher auf der Opferstatushierarchie wähnen, kaum gefallen konnte.

Abhilfe schafft die neuste Kampagne, #MeTwo. Hashtags sind zwar extrem wertvolle politische Handelsmarken, fallen aber nicht unter den gesetzlichen Markenschutz. Deswegen wurde hier #MeToo lizenzgeführenfrei plagiiert, und zwar nicht nur der Name, sondern auch gleich die Werbetexte und Aufschreie:

Tausende Menschen mit Migrationshintergrund berichten auf Twitter unter #MeTwo, wie sie im Alltag diskriminiert werden.
Auslöser war die Debatte um Özils freundschaftliche Begegnung mit dem Kaiser der Türkei, Erdogan, und die damit zusammenhängende Frage, ob es mit der deutschen Staatsbürgerschaft vereinbar ist, solche antidemokratischen Gewaltherrscher zu unterstützen. Dank seines Migrationshintergrunds war und ist Kritik an Özil von Individuen, die weiter unten auf der Opferstatushierarchie stehen, grundsätzlich nicht zulässig. Die verbreitete "alltägliche" Ablehnung der doppelten Staatsbürgerschaft ist, zumindest aus Sicht von Globalisten, zutiefst alltagsrassistisch. Das "Two" in MeTwo ist übrigens als bedingungslose Unterstützung der doppelten Staatsbürgerschaft zu interpretieren, andernfalls ist man Rassist.

Kommen wir zurück auf die soziale Konstruktion sozialer Probleme durch unsere Medien. Kickstarter der Kampagne war ein Video des Migrationsaktivisten Ali Can vom 24.07.2018, 10:11. Dieses wurde innerhalb der nächsten 40 Stunden sogar einige 1000 Male retweetet, Özil sei Dank. Währenddessen scheint sich in den Redaktionen etwas zusammengebraut zu haben, denn am 26.07.2018 brach nachmittags ein regelrechter Sturm euphorischer Artikel über die Kampagne los (man beachte die Uhrzeiten):

  1. 2018-07-26, 14:09
    Unter #MeTwo berichten Menschen von Alltagsrassismus; Vice
    https://www.vice.com/de/article/zmk3px/ali-can-rassismu ... ssismus
  2. 2018-07-26, 15:17
    Twitter-Nutzer berichten über Rassismus; Nordkurier
    https://www.nordkurier.de/aus-aller-welt/twitter-nutzer ... 07.html
  3. 2018-07-26, 15:55
    Yasmin Polat: "So dunkel bist du ja jetzt nicht"- Unter #MeTwo teilen Hunderte ihre Rassismuserfahrungen; Watson
    https://www.watson.de/deutschland/rassismus/575660760-- ... hrungen
  4. 2018-07-26, 16:08
    34 Menschen, die bewegende Geschichten über Alltagsrassismus in Deutschland erzählen; Buzzfeed
    https://www.buzzfeed.com/de/karstenschmehl/alltagsrassi ... twitter
  5. 2018-07-26, 16:18
    Nach Özil-Rücktritt: Twitter-User teilen unter #MeTwo gerade ihre krassen Erfahrungen mit Rassismus; Stern
    https://www.stern.de/neon/wilde-welt/gesellschaft/-metw ... 22.html
  6. 2018-07-26, 16:40
    Nach Özil-Rücktritt: Twitter-Nutzer teilen unter #MeTwo ihre Rassismus-Erfahrungen im Alltag; Meedia
    https://meedia.de/2018/07/26/nach-oezil-ruecktritt-twit ... alltag/
  7. 2018-07-26, 17:26
    So sieht Alltagsrassismus aus - Betroffene berichten auf Twitter; Berliner Zeitung
    https://www.berliner-zeitung.de/politik/-metwo-so-sieht ... 1019660
  8. 2018-07-26, 17:26
    #metwo So sieht Alltagsrassismus aus - Betroffene berichten auf Twitter; Kölner Stadtanzeiger
    https://www.ksta.de/politik/-metwo-so-sieht-alltagsrass ... 1019660
  9. 2018-07-26, 17:26
    So sieht Alltagsrassismus aus - Betroffene berichten auf Twitter; Mitteldeutsche Zeitung
    https://www.mz-web.de/politik/-metwo-so-sieht-alltagsra ... 1019660
  10. 2018-07-26, 17:43
    #MeTwo: Menschen berichten über Vorurteile, Diskriminierung und Rassismus; Der Standard
    https://derstandard.at/2000084210536/metwo-Menschen-mit ... ssismus
  11. 2018-07-26, 17:45
    #metwo: So sieht Alltagsrassismus aus - Betroffene berichten auf Twitter; MSN
    https://www.msn.com/de-de/news/politik/23metwo-so-sieht ... BBL5TZw
  12. 2018-07-26, 17:54
    Katharina Hölter: #MeTwo: Dieser Hashtag zeigt, wie viel Rassismus Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland erleben; Bento
    http://www.bento.de/politik/metwo-menschen-mit-migratio ... 664229/
  13. 2018-07-26, 18:24 Uhr
    #MeTwo offenbart alltäglichen Rassismus in Deutschland; Süddeutsche Zeitung
    https://www.sueddeutsche.de/leben/twitter-aktion-metwo- ... 4071558
  14. 2018-07-26, 18:30
    Rassismus im Alltag - #MeTwo; Spiegel
    http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/metwo-mensc ... 84.html
  15. 2018-07-26, 18:58
    Tibor Martini: Hunderte Menschen berichten bei Twitter über Alltagsrassismus; t-online
    https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/menschen-s ... en.html
  16. 2018-07-26, 21:39
    Angela Wiese: #MeTwo: User beschreiben Alltagsrassismus in Deutschland; Neue Westfälische
    https://www.nw.de/blogs/games_und_netzwelt/22201549_MeT ... nd.html
  17. 2018-07-26, ??:??
    Elizabeth Schumacher: #MeTwo: Germany shares stories of everyday racism; Deutsche Welle
    https://www.dw.com/en/metwo-germany-shares-stories-of-everyday-racism/a-44841447
  18. 2018-07-26, ??:??
    Ana Grujic: #MeTwo: So berichten Menschen auf Twitter über Rassismus-Erfahrungen; ze.tt
    https://ze.tt/metwo-so-berichten-menschen-auf-twitter-u ... rungen/
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die FAZ und die Welt scheinen bisher (noch) keinen Werbetext über die #MeTwo-Kampagne veröffentlicht zu haben. Kritische Meinungen kommen bisher nicht vor.

Der Alltagsrassismus-Vorwurf dieser Medienkampagne ist genauso absurd wie der ständige Alltagssexismus-Vorwurf der gleichen Medien. Diese Kampagne ist denn auch wenig bis gar nicht geeignet, sich mit dem Problem der (Nicht-) Integration von Türken und anderen mentalen Ausländern in unsere Gesellschaft zu befassen oder damit inhaltlich voranzukommen.

Das eigentlich interessante ist die Selbstoffenbarung der Medien, die sozusagen Treibjagden auf die öffentliche Meinung veranstalten. Was zwar keine Neuigkeit ist, hier aber wieder einmal sehr gut sichtbar wird.


Nachtrag 05.08.2018

Die Medienkampagne hat sich nach dem fulminanten Kick-off am 26.07.2018 noch deutlich verstärkt, #MeTwo ist jetzt Topthema. Die vereinigten Bemühungen der deutschen Presselandschaft und der feministischen "Linken", Deutschland als durch und durch rassistisch darzustellen, sind von Erfolg gekrönt. Das nächste logische Ziel sollte sein, dem guten Beispiel Australiens zu folgen, wo weiße Krankenschwestern, bevor sie indigene Patienten behandeln, demütig ihre "weißen Privilegien" anerkennen müssen.

Gleichzeitig ist viel von der Debattenkultur die Rede. Die MeTwo-Protagonisten drücken immer wieder ganz deutlich aus, wie sie sich die Debattenkultur vorstellen: Als Privilegierter solle man einfach mal nur zuhören (bzw. lesen) und die dargestellten Einzelfälle emotional auf sich wirken lassen, und ansonsten schweigen. Also, nein danke, ich verzichte lieber auf diese kostenlose Gehirnwäsche. Die Darstellung von vielen emotional aufrührenden Einzelfällen, die für sich genommen korrekt sein mögen, führen zu einem völlig verzerrten Gesamtbild. Diese Emotionalisierung einer Debatte ist eine klassische Methode der Propaganda und Volksverhetzung, mit besten Empfehlungen von ganz Rechten und Kriegstreibern wie Edward Bernays.

Unter den Dutzenden von Presseartikeln gibt es immerhin ein paar lesenswerte, hier eine sehr kleine, subjektive Auswahl:

  1. Jan Fleischhauer: Hauptsache, ihr favt meine Tweets. Spiegel Online, 02.08.2018. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/metwo-debatte ... 48.html
    Fleischhauer weist auf die innere Unlogik und die Paradoxien der Bewegung hin.
  2. Benedict Neff: Deutschland verfällt in eine Rassismus-Hysterie. NZZ, 04.08.2018. https://www.nzz.ch/meinung/deutschland-verfaellt-in-ein ... 1408683
    Neff wundert sich über die plötzliche Wandlung Deutschlands von der Willkommenskultur-Nation zur Alltagsrassismus-Nation.