Samstag, 19. März 2016

Equal Propaganda Day - Analyse einer Desinformationskampagne


Am 19.03.2016 ist wieder EPD ...

Der Equal Propaganda Day (EPD), offiziell als Equal Pay Day bekannt, ist einer der höchsten feministischen Feiertage - an ihm wird der immerwährende Opferstatus von Frauen am konkreten Beispiel der Lohndiskriminierung von Frauen öffentlich zelebriert.

Equal Propaganda Day soll ausdrücken, daß jedes Jahr ungefähr zu gleichen Zeit die gleiche Propaganda über die Bevölkerung ergossen wird. Als Propaganda bezeichnet man absichtliche und systematische Versuche, öffentliche Sichtweisen zu formen, Erkenntnisse zu manipulieren und Verhalten zum Zwecke der Erzeugung einer vom Propagandisten oder Herrscher erwünschten Reaktion zu steuern.

Die Manipulation von Erkenntnissen und Meinungen betrifft beim EPD einen weiteren unverständlichen Anglizismus, das Gender Pay Gap (vulgo: den geschlechtsbezogenen statistischen Lohnunterschied), kurz GPG. Beim EPD 2016 wird dieser auf 21.4% beziffert, vor einigen Jahren lag er noch bei ca. 23 %. Die EPD-Kampagne verbreitet also die Behauptung, Frauen würden 21 - 23% weniger als Männer verdienen und das sei ungerecht und eine Diskriminierung.

Das GPG eignet sich aus zwei Gründen ideal für Manipulationen: erstens ist der Begriff "pay" ("Lohn") unscharf und kann sehr leicht falsch verstanden und für Begriffsverschiebungen benutzt werden, zweitens muß man hier viel rechnen, schlimmer noch, Statistiken verstehen, was Frauen, speziell feministischen, besondere Schwierigkeiten zu bereiten scheint.

Die Behauptung, Frauen würden als Gruppe bei den Löhnen diskriminiert oder statistisch unfair behandelt, ist falsch. Um diesen falschen Eindruck trotzdem zu erwecken, arbeitet die EPD-Kampagne systematisch mit unscharfen Begriffen, die schwer zu erkennende Begriffsverschiebungen ermöglichen, und täuscht die Öffentlichkeit über wirklichen Verhältnisse (Beispiele s. unten).

Das Gender Pay Gap (GPG)
Diese Täuschungen sind schwer zu durchschauen, wenn man sich nicht selber näher mit dem GPG befaßt hat. Da diese Seiten für Anfänger gedacht sind, die u.U. nicht völlig fit in diesem Thema sind, folgt an dieser Stelle eine kleine Werbeeinblendung, die Seite über das Gender Pay Gap durchzuarbeiten. Dort werden die Berechnung des GPGs und die Beschränkungen seines Aussagewerts erklärt. Nach dieser Lektüre (Dauer: ca. 15 Minuten) sollte man folgendes verstanden haben:
  • Der Begriff "Lohn" kann sehr verschieden verstanden werden (Brutto-Stundenlohn, Brutto-Monatsgehalt, Netto-Stundenlohn, ...), die völlig verschiedene Größen haben und zu ganz anderen GPGs führen.
  • Es gibt verschiedene mathematische Verfahren, das GPG zu berechnen. Die 21-23%, auf die sich der EPD bezieht, basieren auf einer trivialen Durchschnittsbildung, bei dem sozusagen Äpfel und Birnen verglichen werden. Dieses Verfahren gilt als Musterbeispiel für eine "Unstatistik", seine Ergebnisse sind völlig unbrauchbar, um soziale Ungleichheiten zu erklären.
  • Bei den etwas seriöseren Berechnungsverfahren wird üblicherweise ein bereinigtes GPG im Bereich von 2 - 8 % berichtet. Bei diesen (sehr komplizierten) Verfahren ist das GPG eine statistische Schätzgröße, deren Höhe ganz wesentlich abhängt (a) von den Daten über lohnrelevante Merkmale des Arbeitnehmers und des Arbeitsplatzes, (b) von der untersuchten Population (die üblicherweise wesentliche Anteile der Bevölkerung und der Beschäftigungsverhältnisse nicht beinhaltet), (c) vom eigentlichen Rechenverfahren. Je mehr lohnrelevante Personenmerkmale kann kennt, desto kleiner wird das GPG.
  • GPG-Werte von ca. 2 %, die sich bei umfangreichen Daten ergeben, sind nicht mehr signifikant. Wenn man also vollständige Daten über lohnrelevante Personenmerkmale kennt, ist in Deutschland kein statistisch signifikantes GPG nachweisbar.
  • Unabhängig von der Höhe des bereinigten GPGs kann man damit prinzipiell nie die Existenz sozialer Strukturen ("Diskriminierungen" o.ä.) beweisen, die diese statistische Beobachtung verursachen. Korrelationen sind keine Kausalitäten.
Das Gender Pay Gap und der IQ
Braucht man einen bestimmten IQ (Intelligenzquotienten), um das GPG zu verstehen und die EPD-Propaganda zu durchschauen? (Vorsicht, das ist eine Fangfrage!) Die Antwort "ja" erscheint wegen der angedeuteten mathematischen Herausforderungen plausibel.

Die richtige Antwort ist, daß man die Frage nicht so pauschal, wie sie gestellt wird, beantworten kann. Der IQ ist auch ein gemittelter Wert, es gibt verschiedene Arten von Begabungen, und diese korrelieren zwar in gewissem Umfang, aber keineswegs perfekt. Es kann also jemanden geben, der einen relativ hohen IQ hat, aber einseitig sprachlich und künstlerisch begabt und mathematisch eher unbegabt ist und der das bereinigte GPG auch nach 10 Versuchen nicht ansatzweise versteht.

Der fragwürdige Aussagewert des IQs ist allgemein bekannt. Der Durchschnittsstundenlohn einer Population - um den es beim EPD geht - ist ein genauso fragwürdiger Zahlenwert wie der IQ. Im unbereinigten GPG werden, um es zu verschlimmern, zwei fragwürdige Zahlenwerte verglichen und eine doppelt fragwürdige Differenz berechnet (genaugenommen ist es ein Quotient, erkennbar am dimensionslosen Prozentzeichen; wir passen uns hier an die üblichen Ausdrucksweise bzw. den eher lockeren feministischen Umgang mit mathematischen Begriffen an). Beim bereinigten GPG ist alles komplizierter, aber aus einer Gesamtsicht nicht weniger fragwürdig.

Es ist ein Faszinosum in der Geschlechterdebatte, daß viele Aktivisten den IQ oder sogar speziellere Talentmessungen für unglaubwürdig und irrelevant erklären, zugleich aber das GPG als exakten Zahlenwert und unwiderlegbaren Beweis der allgegenwärtigen Diskriminierung von Frauen ansehen.

Beispiele für die Verschleierungstechniken
Die Fakten um das GPG werden in den EPD-Materialien systematisch verschleiert, schauen wir uns einige Beispiele an (alle am 18.03.2016 von den Seiten http://www.equalpayday.de oder http://www.equalpay.wiki abgerufen):
  1. Der Equal Pay Day markiert symbolisch den geschlechtsspezifischen Entgeltunterschied, der ....
    Im hier erwähnten Begriff "geschlechtsspezifischer Entgeltunterschied" bzw. "geschlechtsspezifischer Unterschied der Entgelte" ist der Begriff "Entgelt" undefiniert. Für diesen Begriff gibt es wenigstens 5 Definitionen. Naheliegenderweise kann man darunter nur den Brutto-Monatslohn verstehen (falsch) oder den Brutto-Stundenlohn bei gleicher Arbeit und Qualifikation (falsch). Tatsächlich bezieht man sich auf den Brutto-Stundenlohn ohne Berücksichtigung von Qualifikation, Arbeitsplatzanforderungen usw., der vollkommen ungeeignet für einen Vergleich der Löhne ist. Es handelt sich hier um eine bewußte Irreführung mit der Hypnosetechnik Ambiguität.
  2. Der Gender Pay Gap (GPG) beschreibt die geschlechtsspezifische Lohnlücke ....
    Das (unbereinigte) GPG ist eine völlig emotions- und wertungsfreie statistische Größe. Der Begriff "Lücke" ist ein wertender Begriff, es fehlt etwas. Implizit wird die Aussage gemacht, Frauen würde etwas weggenommen, was ihnen eigentlich gehört. Das unterbewußte Übertragen falscher impliziter Aussagen ist als Hypnosetechnik Präsupposition bekannt und propagandistisch bestens bewährt.
  3. Die unbereinigte GPG kann als Kernindikator fortbestehender gesellschaftlicher Ungleichbehandlungen von Frauen im Erwerbsleben dienen.
    Nein, definitiv nicht. Hier wird sehr trickreich mit dem Bedeutungsunterschied zwischen dem Begriff Indikator und dem ähnlich klingenden Begriff Indiz gearbeitet. Ein Indiz ist i.a. eine Beobachtung, die einen Verdacht unterstützt, aber kein Beweis. Ein Indikator ist in den meisten Kontexten eine zuverlässige Anzeige (also binäre oder reellwertige Meßmethode), daß irgendetwas vorhanden ist. Das GPG kann aber als rein statistische Zahl prinzipiell nie die Existenz sozialer Strukturen ("Ungleichbehandlungen") beweisen.

    Wie unseriös wie die obige feministische, immerhin politisch korrekte Falschbehauptung ist, erkennt man an folgender genausoguten alternativen Erklärung des GPGs: "Das unbereinigte GPG kann als Kernindikator fortbestehender intellektueller Unterlegenheit und Faulheit von Frauen angesehen werden." Diese unhaltbare Schlußfolgerung wird man sofort als Unsinn erkennen, weil sie politisch höchst inkorrekt ist.

  4. ... So wird auch der Teil des GPG erfasst, der z.B. durch schlechtere Zugangschancen von Frauen hinsichtlich bestimmter Berufe oder Karrierestufen, die möglicherweise ebenfalls das Ergebnis benachteiligender Strukturen sind.
    Hier wird wieder von einer statistischen Größe auf eine die Existenz sozialer Strukturen ("benachteiligende Strukturen") geschlossen. Die Pseudo-Relativierung "möglicherweise" ist nur ein rhetorischer Trick, um der offensichtliche Unhaltbarkeit der Schlußfolgerung zu kaschieren. Auch wenn die Schlußfolgerung als reine Möglichkeit dargestellt wird, wird sie ein normaler, nicht informierter Leser als zutreffend verstehen.

    Der Begriff "schlechtere Zugangschancen von Frauen hinsichtlich bestimmter Berufe" ist eine abenteuerliche Verdrehung der Fakten. Frauen entscheiden sich überwiegend - trotz jahrzehntelanger Propaganda - für Berufe, an denen sie Spaß und Interesse haben, i.d.R. eine durchaus qualifizierte Entscheidung. Für die resultierenden hohen Frauenquoten werden ohne jeden Beweis monokausal dunkle Mächte verantwortlich gemacht, die nicht näher benannt werden, die aber bei Stellenbesetzungsverfahren trotz ständig anwesender Frauenbeauftragten die "Zugangschancen von Frauen verschlechtern" und die vermutlich mit dem üblichen Verdächtigen, dem Patriarchat, zusammenhängen - ähnlich absurde Kausalitäten konstruieren aktuell allenfalls noch Rechtsradikale, die fest daran glauben, die Immigranten kämen nur deshalb nach Deutschland, um uns zu islamisieren oder gleich ganz umzubringen. Wer solche absurden Kausalitäten postuliert, verrät mehr über seine Vorurteile und sein tiefsitzendes Feindbild als über das "erklärte" Phänomen.

  5. Für den "bereinigten" Gender Pay Gap werden diese Merkmale herausgerechnet. Danach bleiben noch 7 % Verdienstunterschied bestehen - von Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiographien. Aber auch hier können nicht alle Ursachen (wie Erwerbsunterbrechungen oder Verhandlungsstärke) berücksichtigt werden.
    Hier wird suggeriert, das bereinigte GPG sei wenig vertrauenswürdig, weil es irgendwie unsicher oder unpräzise ist, das Herausrechnen von Einflußfaktoren sei ein fragwürdiges Verfahren und der bereinigte GPG sei irgendwie irrelevant und vielleicht sogar größer als offiziell angegeben. Damit werden die Auswirkungen fehlender Daten regelrecht auf den Kopf gestellt: In den Fällen, wo man diese Daten hat, reduzieren sie das GPG auf eine nicht mehr signifikanteGröße.