Dienstag, 4. August 2020

#DFGgate Teil 2: die Cancel Culture der DFG kurz erklärt


Im letzten Blogpost ging es um die Frage, warum die DFG den inzwischen berühmten Beitrag von Dieter Nuhr gelöscht hat. Daß der Druck durch den woken Twitter-Mob die einzige Ursache war, wurde schon dort bezweifelt, weil die DFG selber eine ideologische Agenda verfolgt und, wenn auch versteckt und indirekt, Mittelempfänger zur Übernahme der feministisch/woken Ideologie verpflichtet. Heute hat die DFG nun nachgelegt und ein Statement veröffentlicht, in dem sie die Löschung des Nuhr-Beitrags begründet. Darin bestätigt sie ihre ideologische Schlagseite und erklärt ungewollt einige Methoden, wie die Cancel Culture bei ihr funktioniert. Die Erklärung zur Debatte um Beitrag von Dieter Nuhr der DFG enthält folgenden zentralen Abschnitt:
... Im Folgenden hat sich die DFG intensiver mit dem Statement von Dieter Nuhr befasst und weitere Hintergrundrecherchen durchgeführt. Dabei wurde deutlich, dass Herr Nuhr die Sätze: "Wissenschaft ist nämlich keine Heilslehre, keine Religion, die absolute Wahrheiten verkündet. Und wer ständig ruft `Folgt der Wissenschaft!' hat das offensichtlich nicht begriffen." in ähnlicher Form bereits in der stark polarisierten Debatte zum Klimawandel und der Aktivistin Greta Thunberg geäußert hat.

In dieser spezifischen Debatte Stellung zu beziehen, ist jedoch nicht Ziel der Kampagne #DFG2020. Die DFG bietet Herrn Nuhr aber sehr gerne eine im Lichte der aktuellen Debatte kommentierte Wieder-Online-Stellung seines Statements an, nicht zuletzt auch, um die Diskussion offenzuhalten.

Die DFG geht hier mit keinem Wort darauf ein, ob das Statement von Dieter Nuhr inhaltlich richtig oder falsch ist. Es wird nur darauf abgestellt, daß Nuhrs Argument in einer anderen Debatte benutzt wurde. Die DFG lehnt es ab, "In dieser spezifischen Debatte Stellung zu beziehen".

Nun hat Nuhr aber genau genommen mit seinem inkriminierten Text keine Stellung auf der Sachebene (ob bestimmte Klimamodelle und -Prognosen richtig oder falsch sind) bezogen, sondern auf der wissenschaftstheoretischen Meta-Ebene davor gewarnt, aktuelle Wissensstände zu verabsolutieren (nicht zu reden vom Anspruch der Aktivistinnen, die Demokratie auszusetzen und eine Öko-Diktatur zu errichten). Man kann ja noch verstehen, wenn die DFG auf der Sachebene keine Stellung beziehen möchte, weil die Klimamodelle so kompliziert sind, daß niemand beurteilen kann, ob sie stimmen oder nicht, und weil alles nicht so eindeutig ist (was gerade Nuhrs Punkt ist).

Sofern Nuhr also in seinem Beitrag also überhaupt auf eine Debatte Bezug nimmt, liegt diese auf der wissenschaftstheoretischen Meta-Ebene, "diese spezifische Debatte" ist eine wissenschaftstheoretische. Daß die DFG hierzu keine Meinung hat und keine Stellung beziehen möchte, ist nun wieder äußerst überraschend und befremdlich. Man scheint dort noch nichts von Popper, Falsifikationismus, Wissenschaft als Prozeß usw. gehört zu haben. Noch nicht einmal Trivialitäten bestätigen zu wollen, kann man nur so interpretieren, daß diese elementaren Prinzipien aufgegeben werden.

Sodann ist wirkt die Aussage, daß die DFG "in dieser spezifischen Debatte keine Stellung beziehen möchte, unglaubwürdig. Man muß nur wenig in den anderen 200 Beiträgen blättern und findet dann leicht Beiträge, denen es z.B. um den "Erhalt unserer Umwelt" geht, die also genauso wie Nuhr dieser spezifischen Debatte zuzuordnen sind - werden die jetzt auch alle gelöscht oder mit einer Warnung versehen?

Darüber hinaus fragt man sich, was "diese spezifische Debatte" von anderen gesellschaftlich relevanten Themen unterscheidet. Schon nach kurzer Suche habe ich 3 Beiträge gefunden, die den Sinn der (DFG-finanzierten) Forschung darin sehen, die "Demokratie gegen Angriffe von rechts zu verteidigen" oder "Geschlechterungleichheiten" zu beseitigen, also klassische feministische Politikziele zu unterstützen. Diese Ziele sind weitaus umstrittener als die Umweltziele.

Diese Beiträge stammen übrigens überwiegend von Politikern. Wenn man argumentiert, ein Kabarettist sei ungeeignet, für Wissenschaft zu werben, dann erst recht Politiker, die ganz klare Absichten zeigen, Wissenschaft für ihre Zwecke zu instrumentalisieren und die auch - im Gegensatz zu einem Kabarettisten - ggf. die politischen Machtmittel haben, ihren Willen durchzusetzen.

Fazit: Die Argumente in der DFG-Stellungnahme sind unglaubwürdig und zum Teil peinlich. Die Stellungnahme hat massive Schlagseite. Die einseitige Zensur dieses Beitrags, also die Benutzung unterschiedlicher Maßstäbe, zeigen klare ideologische Präferenzen auf. Das Angebot, den Beitrag von Nuhr dann doch noch mit einer Triggerwarnung verziert erneut zu veröffentlichen, grenzt an eine Unverschämtheit. Wenn man sich von einer Person oder Meinung distanziert, von anderen Personen in den gleichen Debatten aber nicht, dann ist es eine Abwertung und einseitige Parteinahme.

Nachtrag 18 Uhr

Wie nicht anders zu erwarten hat Nuhr das Angebot der DFG laut der Welt abgelehnt, die Nuhr wie folgt zitiert:
"Ich habe der DFG untersagt, mein Statement 'kommentiert' online zu stellen", teilt er gegenüber WELT schriftlich mit. "Was soll das denn? Alle anderen sagen frei ihre Meinung und meine wird mit einer Warnung versehen wie eine Zigarettenpackung."

Er, Nuhr, sei von der DFG "mehr als enttäuscht, nicht nur aufgrund der Löschung, sondern noch mehr wegen des armseligen Umgangs mit der Sache". Es stelle sich nun für viele Menschen die Frage, wie die DFG für freie Forschung stehen solle, "wenn sie schon bei so einer Lappalie einknickt. Mir macht das, gerade weil ich freie Wissenschaft für lebenswichtig halte, große Sorgen".

Die Entschuldigung der Forschungsgemeinschaft nimmt Nuhr nicht an, wie er WELT mitteilt: "Da gibt es nichts anzunehmen. Das ist ja keine Entschuldigung. Die DFG hat nicht die Löschung bedauert, sondern lediglich die Tatsache, dass sie mir nicht Bescheid gesagt hat."

... Nun gibt es aber aus seiner Sicht kein Bekenntnis zur offenen Meinungsäußerung der DFG, sondern viel eher eine "Rechtfertigung der cancel culture".

Quellen