Donnerstag, 25. Februar 2021

Weibliche Suprematie im Ersten Programm


Feministische Propaganda und davon inspiriertes Männerbashing ist bekanntlich guter Brauch im ÖRR, gerne auch mit intellektuellem Anstrich, weil Qualitätsmedium. Womit wir bei Titel, Thesen, Temperamente, nach eigener Einschätzung der Kultur-Marke der ARD, wären. Noch vor wenigen Wochen fiel ttt wegen feministischem Agenda Setting unangenehm auf. Die letzte Ausgabe vom 21.02.2021 glänzt zur Abwechslung mit einem Beitrag, der eigentlich nur alte feministische Hypothesen von einer weiblichen Suprematie wiederbelebt, begleitend ein pseudo-wissenschaftlich verbrämtes Männer-Bashing abliefert und ansonsten vor allem Werbung für feministische Bücher macht.

In dem Video: Die männliche Dominanz - Nur ein Wimpernschlag in der Menschheitsgeschichte? werden i.w. zwei neue Bücher vorgestellt, Female Choice. Vom Anfang und Ende der männlichen Zivilisation von Meike Stoverock und Die Wahrheit über Eva: Die Erfindung der Ungleichheit von Frauen und Männern vorgestellt. von Carel van Schaik und Kai Michel.

Die Matriarchatshypothese
Beide Bücher fußen ganz wesentlich auf der Hypothese von einem seit Anbeginn der Menschheit vorhandenen Matriarchat, in dem - paradoxerweise trotz alleiniger Herrschaft der Frauen - Geschlechtergleichheit herrschte, die Zustände daher notwendig paradiesisch waren, das aber irgendwann vor tausenden Jahren von bösen Männern mit Gewalt beseitigt wurde, um das heute herrschende Patriarchat zu errichten, das wiederum nur Leiden und Tod über die Erde brachte. Um die Welt zu retten, ist daher zu dem uralten Matriarchat zurückzukehren (natürlich ohne den Strom abzuschalten und alle Smartphones wegzuwerfen).

Dieser Mythos von einem prähistorischen Matriarchat existiert seit langem, namentlich in feministischen Zirkeln. Sogar die hochfeministische Wikipedia meint dazu

Es ist weitgehender Forschungskonsens, dass sich das Matriarchat als Mutterherrschaft spiegelbildlich zum Patriarchat historisch nicht nachweisen läßt ... die Auffassung, das Matriarchat sei ein Durchgangsstadium in der Menschheitsentwicklung, [ist] wissenschaftlich unhaltbar.
Dieser Mythos ist so absurd und in seiner Pauschalität so unklar, daß er jedem mit Grundkenntnissen in Geschichte suspekt erscheinen sollte. Etwas Vergleichbares von rechts würde man sofort als Verschwörungstheorie klassifizieren.

Wir können jedenfalls festhalten, daß die Grundthesen beider Bücher hochumstritten sind und daß ein Sendeformat, das sich als besonders intellektuell geriert, ein Minimum an kritischer Haltung beiden Büchern gegenüber zeigen sollte.

Anmoderation
Vor diesem Hintergrund ist der Auftritt des Moderators Max Moor bemerkenswert:
[0:00] Eigentlich alles, was Sie über Männlichkeit und Weiblichkeit beigebracht bekamen dürfen Sie ruhig in die Tonne treten!
Nein, finde ich eher nicht und habe ich nicht gemacht. Wenn etwas in die Tonne gehört, dann eher das folgende Video.
[0:08] Nicht der Macker erobert die Frau, nein, die Frauen entscheiden, ob, auf wen und auf wie viele sie sich einlassen möchten. ... [0:20] Es gibt kein schwaches Geschlecht.
Mein Detektor für feministische Propaganda schlägt gerade an.
[0:23] Der Kampf der Geschlechter findet nicht statt,umso mehr aber effiziente Kooperation, Arbeitsteilung auf Augenhöhe. Das hat Mutter Natur so eingerichtet. Und es funktioniert bestens bei praktisch allen Säugetieren. Beim Menschen auch. Zumindest hat es das, etliche Hunderttausendjahre lang.
Damit werden zum Glück viele wissenschaftliche Fragen, die in der Anthropologie jahrzehntelang offen waren, definitiv geklärt.
[0:41] Männliche Dominanz ist eine ganz junge, widernatürliche und daher vorübergehende Erfindung, wie jetzt wissenschaftlich nachgewiesen wurde.
Die Botschaft, daß alles widernatürlich und abzuschaffen ist, was mit Männern zu tun hat, kommt mir bekannt vor. An dieser Stelle habe ich verzweifelt nach einem Ironiemarker gesucht, fand aber keinen.
Das Video
In dem nun folgenden Video kommt zunächst Meike Stoverock mehrfach zu Worte. In ihrem Buch stellt sie eine eigene Version der Matriarchatshypothese auf. Sie ist Biologe und kennt von daher das häufig auftretende Prinzip der female choice. Von dort aus schlußfolgert sie auf ein allgemeines, in seinen Auswirkungen unklares bzw. unbegrenztes Matriarchat. Diese hanebüchene Schlußfolgerung wird in dem Video natürlich nicht thematisiert, stattdessen drehen sich die Interviewausschnitte, die die Redaktion ausgewählt hat, fast nur um den klassischen feministischen Minderwertigkeitskomplex, die Welt würde nur durch die Augen der Männer wahrgenommen:
[1:09[ Der männliche Blick auf die Welt, er dominiert noch immer. Auch wenn sich schon einiges getan hat, ist er doch wirkmächtig.
Der performative Widerspruch, daß sich eine Frau im Ersten Programm mit Millionen-Reichweite darüber beklagt, daß ein "männlicher Blick" die Welt dominiert und die dem Fernsehvolk gerade vorschreibt, welchen Blick es haben soll, scheint niemandem in der Reaktion aufzufallen.

Anschließend kommt einer der Autoren des zweiten Buchs mehrfach zu Worte, Carel van Schaik. Auch hier dominieren klassische feministische Kampfbegriffe und eine eindeutig ideologisch geprägte Sichtweise. Nicht aufgefallen scheint der Redaktion der zentrale Widerspruch der beiden Bücher bzw. Autoren: Stoverock argumentiert biologistisch, sie führt die weibliche Suprematie und das daraus resultierende Matriarchat auf biologische Ursachen zurück. Van Schaik behauptet das genaue Gegenteil, für ihn ist alles sozial konstruiert.

Wer kommt ins Fernsehen?
Aus Platzgründen kann hier nicht im Detail auf beide Aktivisten bzw. deren Bücher eingegangen werden. Es geht hier primär um die Rolle des ÖRR in der Geschlechterdebatte und die Niveau- und Kritiklosigkeit, mit der ttt feministische Autoren hofiert und Werbung für deren Bücher macht. Warum wird gerade für diese beiden Autoren Werbung gemacht und nicht etwa für das viel interessantere Buch von Ingbert Jüdt zum gleichen Thema?

Die Sendung wurde offensichtlich schon produziert, bevor das Buch von Meike Stoverock am 20.02.2021 offiziell erschien. Was zur Frage führt, wieso gerade dieses Erstlingswerk als derart wichtig klassifiziert wurde, ihm einen halben Videobeitrag zu widmen, ohne erste Rezensionen abzuwarten. (Die meisten bisher erschienenen qualifizierten Rezensionen sind übrigens sehr negativ.) Offenbar war die Bekanntheit von Stoverock als feministische Aktivistin fraumeike in den sozialen Medien der wichtigste Grund, oder anders gesagt die Mitgliedschaft in der feministisch dominierten medialen Elite. Was nur einmal mehr zeigt, wie absurd die herbeiphantasierte weibliche Machtlosigkeit und die Dominanz des "männlichen Blicks" ist.

Weibliche Suprematie ist zumindest im ÖRR längst wieder Realität. Dies liegt allerdings infolge einer speziellen Wahrnehmungsblockade jenseits des Erkennishorizonts von ttt.

Quellen