Donnerstag, 15. Juni 2017

Die psychologische Kriegführung der Süddeutschen gegen "die Männer"

Inhaltsübersicht

Zusammenfassung

Im Rahmen ihrer psychologischen Kriegführung gegen "den Mann als solchen" hat die Süddeutsche Zeitung (SZ) am letzten Wochenende gleich fünf Artikel zum "brandaktuellen" Themenschwerpunkt "Mann in der Krise" publiziert. Tatsächlich ist die feministische Propaganda, der Mann stecke in einer Krise und habe gefälligst verunsichert zu sein und im Feminismus sein Heil zu suchen, mittlerweile jahrzehntealt und dient nur noch zur Demoralisierung des Gegners (sofern dieser darauf hereinfällt).

Insofern überrascht es nicht, daß die SZ keinerlei neue Erkenntnisse zu bieten hat, worin die "Krise des Mannes" besteht und wer überhaupt dieser "Mann" ist. Statt Sachinformationen bietet die SZ einen bunten Strauß von feministischen Halbwahrheiten bzw. Ganzfalschheiten. Im Leitartikel bietet sie immerhin optisch als Aufmacher für die feministische Leserin ein extrem muskulöses, allerdings daumenlutschendes (!) Exemplar der Spezies Mann an, womit eindeutig bewiesen ist, daß "der Mann als solcher" ein in seine Muckis verliebter, retrograder Vollidiot, also die personifizierte Krise ist.

Die desaströse journalistische Qualität des Leitartikels setzt sich im ganzen Themenschwerpunkt fort: Die meisten Beiträge vermitteln kurioserweise und ggf. ungeplant den Eindruck, daß eigentlich nicht "die Männer" eine Krise haben, sondern viel eher die Frauen, der Feminismus und die SZ-Redaktion.



Psychologische Kriegführung

Der moderne Feminismus versteht die Beziehung zwischen Männern und Frauen bekanntlich als Macht- und Befreiungskampf einer unterdrückten Klasse - "die Frauen" - gegen ihre Unterdrücker - "die Männer". Bei den Grünen ist dieser Machtkampf bereits entschieden, das Frauenstatut macht Männer zu Menschen 2. Klasse und etabliert ein Matriarchat, in der Frauen alle Machtpositionen besetzen und die Rolle der Herrenrasse spielen. Dieser Machtkampf ist aber noch nicht überall gewonnen, daher sind alle Mittel recht, diesen Kampf zu gewinnen.

Zu den wichtigsten Mitteln der modernen Kriegführung zählt die psychologische Kriegführung, hier insb. die Demoralisierung des Gegners mit psychologischen Methoden (unter Benutzung üblicher Propagandatechniken). Die mediale Dauerbeschallung, der Mann (ersatzweise seine Männlichkeit) sei in der Krise, kann man inzwischen nur noch als Teil einer solchen psychologischen Kriegführung interpretieren. Um dies zu erkennen, muß man zunächst eine begriffliche Doppeldeutigkeit bzw. Trickserei durchschauen: "Krise des Mannes" hat zwei grundverschiedene Bedeutungen:

  1. die soziologische Bedeutung: u.a. die Bildungsnachteile von Jungen / Männern, die hohe Selbstmordrate etc., die mit Statistiken objektiv dokumentiert sind; "Mann" steht hier für die männliche Population, "Krise" für inakzeptable soziale Zustände.
  2. die psychologische Bedeutung: ein defizitärer psychologischer Innenzustand von Männern, depressives Selbstbild, fehlendes Selbstbewußtsein usw.; "Mann" steht hier für einzelne Personen, "Krise" für individuelle Defizite dieser Person.
Ziel der psychologischen Kriegführung muß es vor allem sein, die Krise der Männer im Sinne der 2. Definition zu erzeugen, Männern also einzureden, sie seien defizitär, Versager, charakterlich minderwertig usw.


Das Männerbild der Süddeutschen: Mimimi-Männer als grenzdebile, retrograde Heulsusen

Wie schon einleitend erwähnt hatte die SZ am letzten Wochenende (11.06.2017) einen Schwerpunkt "Mann in der Krise". Die insg. fünf Artikel, insb. der Leitartikel, erzeugten einiges Rauschen im Blätterwald. Die Kulturpresseschau des Deutschlandfunks hat immerhin die Intention des Schwerpunkts ganz gut erfaßt und titelt: Männer sind die neuen Frauen (übrigens bei näherem Hinsehen ein äußerst problematisches Statement).

Damit auch niemand den Schwerpunkt übersieht, führt die SZ ihn auf den Themenseiten sowohl als Männlichkeit in der Krise als auch als Mann in der Krise auf. Die Liste der Artikel ist in beiden Fällen identisch, ebenso der erläuternde Text zu den Übersichtslisten:

Der Mann - ein gesellschaftlicher Problemfall?

Dem Mann geht es nicht gut. Heißt es gerade immer wieder. Man gibt ihm die Schuld an allem, was schief läuft in der Welt. Sexismus, Gewalt, Trump. Was ist los mit dir, Mann? Zeit für eine Inspektion.

Schon diese wenigen Zeilen triefen nur so von Propaganda. Die Frage in der Überschrift ist definitiv rhetorisch, die SZ läßt keinen Zweifel daran, daß sie den Mann für einen gesellschaftlichen Problemfall hält, macht hier aber statt einer expliziten Aussage lieber eine implizite. In dem begleitenden Video wird es direkter: mit dramatischer Geste wird verkündet, der Mann sei zum gesellschaftlichen Problemfall geworden.

Die Aussage "Dem Mann geht es nicht gut." ist in ihrer Pauschalität falsch und dient nur dazu, einen Strohmann aufzubauen, der im nächsten Satz widerlegt wird: Es heißt nämlich nur so, in Wirklichkeit stimmt das nicht, das sind alles nur Behauptungen.

Richtig ist am nächsten Satz, daß andere, insb. Feministinnen, Männer zum Sündenbock für alles mögliche erklären (das hat Tradition, Leseempfehlung: Kucklick: Das unmoralische Geschlecht) - was die SZ zur Frage führt "Was ist los mit dir, Mann?", ihn also auffordert, sich zu persönlich zu entschuldigen. Daß mit den feministischen Anklägern etwas los sein könnte, ist jenseits des Denkhorizonts der SZ.

"Zeit für eine Inspektion" ist es auch nicht, denn die Krise der Männer im soziologischen Sinn ist gut erforscht. Staunend bis irritiert entnehmen wir diesem Satz, daß die SZ offenbar glaubt, ausreichend qualifiziert zu sein, Männer zu inspizieren. Die vorliegende Artikelserie bestätigt den Eindruck, daß es sich hier um eine grandiose Selbstüberschätzung handelt.

Der Daumenlutscher

Noch besser als der erläuternde Text zu den Übersichtslisten illustriert ein Bild das Männerbild der Süddeutschen. Das Bild illustriert den ersten Listeneintrag wie auch diesen Artikel selber. Es zeigt einen extrem muskulösen Mann, der mit geschlossenen Augen an seinem Daumen lutscht. Eingerahmt wird das ganze durch ein Marssymbol, das scheinbar mit einem dicken lila Filzstift über den Oberkörper des Mannes gezeichnet ist.

Was uns der Künstler mit dem Bild sagen will, könnte kaum plakativer ausgedrückt werden: Der Mann als solcher ist ein grenzdebiler, retrograder Vollidiot, seine einzige Qualifikation sind seine dicken Muskeln, und intellektuell ist er nicht über das Alter von 2 - 4 Jahren hinausgekommen. Immerhin kann man hoffen, daß das hier besser ausgeht als im Struwwelpeter.

Obwohl immer wieder gerne behauptet wird, der Feminismus sei auch für Männer gut, hat die SZ-Redaktion hier sicherheitshalber doch lieber ihre tiefsitzende Verachtung alles Männlichen und ihren damit zusammenhängenden Männerhaß visuell dokumentiert. Ein interessantes Experiment ist in solchen Fällen immer, den Mann gedanklich durch eine Frau, einen Islamisten oder sonstige Person, die auf der intersektionalen Opferstatushierarchie weiter oben steht, zu ersetzen. In der SZ-Redaktion würde mit einiger Sicherheit ein Sturm der Empörung ausbrechen über diese sexistische, haßerfüllte Darstellung eines Menschen und den Versuch, ihm seine Würde zu nehmen (gerne auch garniert mit Hinweisen auf GG Art. 1).

Breaking News

Das Bild vom Mann als Vollidiot hat den Untertitel:
Männer inszenieren sich plötzlich als Opfer gesellschaftlicher Diskriminierung. Was ist da eigentlich los?
Damit ist, bevor der Leser mit Details belästigt wird, schon mal implizit alles wichtige klargestellt: Männer sind nicht benachteiligt, sie inszenieren sich nur als solche, lügen also mal wieder. Daß die jahrelangen Beschwerden von Männern über ihre Benachteiligungen "plötzlich" von der SZ-Redaktion wahrgenommen werden - seit letzter Woche? -, ist womöglich die eigentliche Nachricht und verrät uns viel über die geistige Abgeschottetheit der SZ-Redaktion.


Der Leitartikel: "Mimimi?"

Die Liste der Artikel zum Schwerpunkt "Mann/Männlichkeit in der Krise" enthält als ersten und sozusagen als Leitartikel einen Text von Julian Dörr, der anfangs den Titel Mimimi? hatte. Nach ca. 2 Tagen wurde der Titel, vielleicht weil er doch zu peinlich war, geändert in "Der Mann in der Krise". Allerdings funktioniert der alte Link http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der-krise-mimimi-1.3476657, der den ursprünglichen Titel enthält, immer noch. Der Artikel erschien auch in einer gekürzten Fassung unter dem Titel "Krone der Erschöpfung" in der Druckausgabe.

Männer bekommen Angst

Im eigentlichen Artikel erhält das Bild des Daumenlutschers noch einen Begleittext:
Feminismus, Globalisierung und jetzt auch noch die Digitalisierung: Der Mann bekommt es mit der Angst zu tun. (Foto: Getty Images; Bearbeitung SZ)
Dieser Begleittext ist reines Wunschdenken. Anders gesagt drückt die SZ hier versehentlich offen aus, welchen Effekt sie mit ihren Texten erzielen möchte: "die Männer" sollen Angst vor dem Feminismus und den Frauen bekommen und sich bloß nicht mehr trauen, irgendwie aufzumucken.
[Nachtrag: in einer neueren, auf den 13.06.2017 datierten Version der Webseite ist der Begleittext geändert und lautet jetzt: "Der englische Bodybuilder und Mr. Universum Reg Park tut so, als würde er seinen Bizeps mit Luft aufpumpen. (Foto: Getty Images; Bearbeitung SZ)" Das ist ähnlich absurd wie die Daumenlutscherei.]

"Die Männer" haben nämlich leider bisher zu wenig Angst. Übertriebenes Selbstvertrauen und höhere Risikobereitschaft gelten bei anderer Gelegenheit als Kernbestandteile der toxischen Männlichkeit, die nachgerade epidemisch verbreitet ist und deren Bekämpfung feministischer Daseinszweck ist. Es ist sogar eine wissenschaftlich gut gesicherte Erkenntnis, daß ganz im Gegenteil zur Aussage der SZ Frauen ängstlicher als Männer sind. Solche Fakten stören aber nur, sie hindern die SZ nicht, ohne rot zu werden dem Leser ihre alternativen Fakten zu präsentieren.

Der Qualitätsjournalismus der SZ

Daß es die SZ-Redaktion (oder der Autor des Artikels) mit den Fakten nicht so genau nimmt (oder schlicht keine Ahnung hat oder die Leser einfach nur für dumm verkaufen will), demonstriert auch der folgende Text:
Männer sehen sich neuerdings als Verlierer, im Leben, im Job. Einer US-amerikanischen Studie zufolge fühlen sich mehr männliche Millennials ... im Arbeitsleben wegen ihres Geschlechts diskriminiert als Frauen. Männer sagen, ihre Aufstiegschancen seien beschränkt, weil Frauen bevorzugt würden. Eine gefühlte Wahrheit gut situierter White-Collar-Jungs? Denn Fakt ist: Der Gender Pay Gap, also die finanzielle Geschlechterungleichheit, ist jetzt gerade größer als noch vor acht Jahren. Ihn zu schließen könnte laut des jährlichen Berichts des World Economic Forum noch bis zum Jahr 2186 dauern. Unter den hundert reichsten Menschen der Welt finden sich zehn Frauen. In den Vorständen deutscher Dax-Unternehmen sitzen 45 Frauen insgesamt 630 Männern gegenüber.
Dieser Text ist Ansammlung von alternativen Fakten, Denkfehlern und Hetzpropaganda:
  1. Die zitierten nordamerikanischen männlichen Millennials haben durchaus Grund für ihre Annahme, diskriminiert zu werden, das ist keine "gefühlte Wahrheit gut situierter White-Collar-Jungs". Diese Gruppe ist eines der bekanntesten Beispiele für ein negatives Gender Pay Gap, d.h. Frauen erhalten dort höhere Stundenlöhne als Männer.

    Diese Information wird kurzerhand unterschlagen. Nicht zu reden von dem Risiko, von Frauen als Belästiger denunziert und umstandslos gefeuert zu werden.

  2. Die USA und Deutschland sind ferner durchaus verschieden. Die (korrekte) Meinung nordamerikanischer männlicher Millennials besagt nichts über die Meinung deutscher Millennials, um die es in einem deutschen Artikel eigentlich geht. Die Erwähnung der USA-Millennials ist daher unabhängig vom unterschlagenen negativen GPG deplaziert. Sie dient nur dazu, einen Strohmann aufzubauen, der eine politisch unpassende Meinung vertritt, und diese Meinung dann mit großer Geste widerlegen zu können. Womit bewiesen wäre, daß alle Männer lügen und unqualifiziert herumjammern.
  3. Das Gender Pay Gap dramatisch als "die finanzielle Geschlechterungleichheit" zu bezeichnen, ist unqualifizierter Dummenfang. Das GPG bezieht sich auf die Bruttostundenlöhne, nicht auf die Monatsgehälter oder Vermögensverhältnisse oder anderes.
  4. Als "Widerlegung" des o.g. Strohmanns wird der "Global Gender Gap Report 2016" des World Economic Forum angeführt. Dieser Bericht des World Economic Forum mißt, wie sogar aus dem Titel ersichtlich, das "Global Gender Gap". Das ist etwas völlig anderes als das GPG, dazu muß man sich aber in dem Report bis auf Seite 4 durchkämpfen, was den Autor sichtlich überfordert hat. Dort wird die Struktur des "Global Gender Gap Index" erklärt, z.B. spielt Zugang zu Bildung darin eine Rolle, das GPG hingegen keine relevante. GPGs werden im Global Gender Gap Report nicht berechnet, auch nicht länderspezifisch, z.B. für die USA (s. S. 356). Der Index ist auch nicht auf eine bestimmte Altersgruppe wie die Millennials beschränkt.
  5. Die Aussage, daß das GPG "jetzt gerade größer als noch vor acht Jahren" ist (für welches Land, wenn man fragen darf?), ist zumindest für Deutschland unzutreffend. Hier ist das (unvollständig) bereinigte GPG in den letzten Jahren gesunken.
  6. Die Hinweise auf die Frauenquoten unter den Milliardären bzw. unter den DAX-Vorständen haben nichts mit den Thesen des Schwerpunkts zu tun, daß "der Mann" eine Krise hat oder die nordamerikanischen männlichen Millennials verlogene Jammerlappen sind.
In diesem unqualifizierten Stil geht es in dem Text weiter. Auf Genderama wird eine weitere Serie von Argumentationsfehlern, Polemiken und Hetzparolen gelistet, die wir hier nicht wiederholen.

Große Teile des Artikels (und des begleitenden Videos) werden im übrigen darauf verwendet, einen neuen feministischen Jungstar zu promoten, Jack Urwin (25). Dessen Buch "Boys don't cry" ist ein flammendes Plädoyer für eine entgiftete Männlichkeit. Es verleitet seit Monaten feministische Journalisten zu Kritiken, die vor Begeisterung überschäumen, auch wenn es vereinzelt als nicht feministisch genug angesehen wird. Der Deutschlandfunk meint nüchtern, Nichts in Urwins Buch ist wirklich neu, dafür sind aber die altbekannten feministischen Weisheiten kraftvoll in den Raum geworfen und darin herumgekickt (ein eventuell schon wieder zu männliches Verhalten). So viel kritische Distanz ist allerdings von der SZ nicht zu erwarten. Urwin wird als die ultimative Wissensquelle und unhinterfragbarer Beweis, daß der Mann in der Krise ist, zitiert.

Insgesamt präsentiert der Text eine Sammlung von Denkfehlern, Falschdarstellungen, Hetzparolen und klassischen feministischen Dogmen, die darauf hinausläuft, "den Mann" kontrafaktisch als Lügner und Jammerlappen darzustellen, der selber schuld an seinen Problemen ist.



Männer im Kunstbetrieb noch nicht in der Krise?

Platz 2 der Liste der Artikel zum Themenschwerpunkt "Männlichkeit in der Krise" nimmt ein Interview der feministischen Filmemacherin und Autorin Miranda July ein. Selbige hat den Roman "Der erste fiese Typ" verfaßt, in dem sich eine 43-jährige Cheryl von sich selbst und den Erwartungen anderer, auch Männern, emanzipiert. Ob der fiese Typ oder Cheryl eine Krise hat und was das für den Rest der Welt bedeutet, wird nicht ganz klar.

Wir erfahren weiter, daß die Filmindustrie sehr sexistisch ist, das Leben für Frauen stets besch***en ist, ein männlicher Künstler mit 28 zum Genie erklärt wird und das dann für allezeit bleibt und daß es das bei Frauen nicht gibt. Der Eindruck drängt sich auf, daß eigentlich "die Frauen" eine Krise haben und es "den Männern" im Kunstbetrieb ganz prächtig geht, zumindest wenn sie sich mit 28 vom Patriarchat zum Genie erklären lassen.

Ein kleiner Mann, der womöglich in ein paar Jahren eine Krise als geschlechtsamorphe Schneeflocke haben wird, ist der 5-jährige Sohn von Miranda July. Wir erfahren, daß er gerade ein Kleid anhat, gerne geflochtene Zöpfe trägt und "von sehr fortschrittlich denkenden Menschen umgeben ist", die aber leider keine Ahnung von Persönlichkeitsentwicklung haben.

Summa summarum bleibt es schleierhaft, wie und mit welchen Argumenten dieser Text die These des Themenschwerpunkts, der Mann sei in der Krise, unterstützen könnte.



Nigerianische Männlichkeit in der Krise

Das Rätseln, was der Text mit dem Themenschwerpunkt zu tun hat, setzt sich beim dritten Text Wo Frauen noch vor Männern niederknien fort. Er stellt einen Nigerianer vor, der vor zwei Jahren nach Bayern eingewandert ist. Deutsche Frauen erscheinen ihm im Vergleich zu nigerianischen zwar als schön, aber auch als gefährliche Löwinnen, ferner als galant bis charmant, dabei aber ungewohnt bestimmt, fast schon herrisch, wie er es nur von Männern kannte. Erstaunlicherweise wundert er sich, daß so viele Ehen in Deutschland geschieden werden.

Daß unser Nigerianer in der Krise steckt, ist wahrscheinlich und nachvollziehbar. Er stellt aber nur eine kleine Minderheit in der deutschen Gesamtbevölkerung dar und ist insofern als Beweis ungeeignet, "der Mann" als solcher sei flächendeckend in der Krise.



Pop-Musikkritik der SZ in der Krise

Der nächste Text zum Themenschwerpunkt trägt den leicht anrüchigen Titel Geilheit! Diese ständige Geilheit!. Er behandelt den deutschen Kuschelpop und den dort verbreiteten verweichlichten Kuschelpop-Mann, über den alle nur noch lachen (ähnlich wie über den schon legendären Schmerzensmann). Dieser Population von vermutlich feministischen Musikanten wird plausibel eine Krise attestiert.

Allerdings geht es in diesem Artikel weniger um die üblichen Kuschelpop-Männer, sondern speziell um den aufkommenden Popstar Faber (bürgerlich: Julian Pollina), dessen Vokabular und Meinungsspektrum unkuschelig und typisch für Rapper ist. Faber hat durch nicht ganz PC-konforme Texte - z.B. indem er den Intellekt einer Frau mit dem eines Schafes verglich [was in der Tat grenzwertig ist] - bereits eine kleine Sexismus-Debatte losgetreten. Offenbar hat er trotzdem keine Krise, das ist die eigentliche Nachricht.

Eine Krise in dieser Geschichte hat offensichtlich der feministische Autor des Textes: Fassungslos beobachtet er, daß Faber "keine Rollenbilder hinterfragt, keine Gendernormen aufbricht" und sich einen feuchten Kehricht darum schert, ob jemand seine Texte in den falschen Hals bekommt oder sie für einen "machistischen Männerrollen-Backlash" hält. Und trotzdem jubeln die Frauen!!

Am Ende kommt ihm ein böser Verdacht: Vielleicht hat Faber das einfach alles verstanden. Das mit dem Mann sein. Und das mit den Männern und Frauen. Hier und heute. Im Gegensatz zur SZ-Redaktion: die hat das mit den Männern und Frauen offenbar nicht verstanden und schreibt deswegen ständig Texte über Männer in der Krise.

Dieser Artikel ist nachgerade eine Antithese zum Themenschwerpunkt: Die Männer, die sich an einem feministischen Männerbild ausgerichtet haben und versuchen, Frauen zu imitieren, sind öde und werden verlacht. Die wenigen, die sich nicht von hyperkorrekter PC beeindrucken lassen und ihr Ding machen, stehen entgegen allen feministischen Theorien sehr gut da.



Die Krise des Michael Kimmel

Im letzten Text zum Themenschwerpunkt darf wieder einmal Michael Kimmel seinen gewohnten Männerhaß verbreiten. Wütende weiße Männer sind gemäß Kimmel das Grundübel der Welt und Ursache alles Schlechten, inkl. Trump. Sie haben laut Kimmel Angst vor Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern, Einwanderern und Frauen, die um die Jobs konkurrieren, und lassen sich von Populisten für dumm verkaufen.

Stellenweise hat Kimmel sogar recht: Populismus ist keine Theorie, es ist ein Gefühl. ... Diese Leute glauben, dass sie die Opfer sind [und ihnen Ungerechtigkeit widerfährt]. Besser kann man den Feminismus und die Produktion von Opferstatusbewußtsein bei Feministinnen nicht beschreiben.

Kimmel liefert außerdem eine Ferndiagnose der Psyche der deutschen AfD-Wähler, die sich von Kanzlerin Merkel entmannt sehen. Kimmel beweist eindrücklich, daß er wirklich jedes beliebige Problem elegant auf die gekränkte Männlichkeit wütender weißer Männer zurückführen kann.

Man fragt sich auch bei diesem Text verzweifelt, welche Männer nun gerade in der Krise sind und was dieses Interview zum Themenschwerpunkt beiträgt. Für Kimmel und die SZ kann nur jemand, der eine tiefe Krise hat, Trump wählen. Damit ist für die SZ anscheinend bewiesen, daß Kimmels Lieblingshaßobjekt, der "angry white man", der das Rückgrat der Trump-Wählerschaft bildet, und auch alle anderen Trump-Wähler (vor allem männliche) eine Krise haben.

Außerhalb der Filterblase, in der Kimmel und die SZ leben, könnte man den Eindruck haben, daß es dem "angry white man" (inkl. den Trump-Wählerinnen) gerade blendend geht, zumindest politisch und psychologisch. Von Krise keine Spur, man ist an der Macht. Weil aber nicht sein kann, was nicht sein darf, ist für Kimmel und die SZ trotzdem klar, daß der "angry white man" ganz einfach eine ganz schlimme Krise haben und eigentlich depressiv sein muß.



Fazit - die SZ in der Krise?

Die These vom "Mann in der Krise" hat einen ellenlangen Bart. Vor 30 - 40 Jahren hatte sie sogar noch einen gewissen Neuigkeitswert und war damals geeignet, Männer einzuschüchtern.

Gründe, sich heute wieder einmal mit dieser These zu befassen, könnten sein, die soziologischen Phänomene besser verstehen oder Abhilfe schaffen zu wollen - dazu leistet der Schwerpunkt nichts, ganz im Gegenteil werden Falschinformationen verbreitet. Stattdessen reitet er mitleidig bis höhnisch auf den Problemen mancher Männer herum. Der einzig erkennbare Zweck dieses Schwerpunkts ist psychologische Kriegführung gegen den "angry white man" oder ganz einfach alle nichtfeministischen Männer.

Der Versuch, den Lieblingsfeind zu demoralisieren, ist aber letztlich derart unqualifiziert durchgeführt, daß man damit höchstens völlige Anfänger übertölpeln und von ihrer Krise überzeugen kann. Wenn hier jemand eine Krise hat, dann mit Sicherheit die SZ mit ihrer journalistischen Qualität.

Fazit: Krisenlos männlich ist, wer sich von derartigen journalistischen Produkten nicht blenden läßt, die Propaganda durchschaut und sich bei passender Gelegenheit (z.B. den nächsten Bundestagswahlen) revanchiert.

Quellen

  1. Olaleye Akintola: Wo Frauen noch vor Männern niederknien. Süddeutsche, 11.06.2017. http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der- ... 3430996
  2. Patrick Bernau: Warum Frauen Probleme mit der Work-Life-Balance. FAZ, 13.06.2017. http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen ... 23.html
  3. Jörg Blech, Rafaela von Bredow: Eine Krankheit namens Mann. Spiegel 38/2003, 15.09.2003. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-28591080.html
  4. Johanna Bruckner / Michael Kimmel: "Trump macht die männlichste Politik, die wir je hatten". Süddeutsche, 11.06.2017. http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der- ... 3436288
  5. Julian Dörr: Mimimi? (Der Mann in der Krise). Süddeutsche, 11.06.2017. http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der-krise-mimimi-1.3476657, http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der- ... 3476657, https://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der ... 3476657
  6. Julian Dörr: Geilheit! Diese ständige Geilheit! Süddeutsche, 11.06.2017. http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der- ... 3520059
  7. Christiane Enkeler: Plädoyer für ein neues Männerbild. Deutschlandfunk, 04.03.2017. http://www.deutschlandfunkkultur.de/jack-urwin-boys-don ... =380447
  8. Christiane Lutz / Miranda July: "Ein Mann wird mit 28 zum Genie erklärt und bleibt das für allezeit". Süddeutsche, 11.06.2017. http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der- ... 3520068
  9. Gregor Sander: Männer sind die neuen Frauen. Deutschlandfunk Kultur, 11.06.2017. http://www.deutschlandfunkkultur.de/aus-den-feuilletons ... =388425
  10. Caspar Shaller: Männer? Kann man abschaffen, oder? DIE ZEIT, Nr. 12/2017, 16.03.2017. http://www.zeit.de/2017/12/boys-dont-cry-jack-urwin
  11. Ann-Kristin Tlusty: Kann Spuren von Gift enthalten. DIE ZEIT, 06.03.2017. http://www.zeit.de/kultur/2017-03/boys-dont-cry-maennli ... ansicht