Inhaltsübersicht
- Zusammenfassung
- Psychologische Kriegführung
- Das Männerbild der Süddeutschen: Mimimi-Männer als grenzdebile, retrograde Heulsusen
- Der Leitartikel: "Mimimi?"
- Männer im Kunstbetrieb noch nicht in der Krise?
- Nigerianische Männlichkeit in der Krise
- Pop-Musikkritik der SZ in der Krise
- Die Krise des Michael Kimmel
- Fazit - die SZ in der Krise?
Zusammenfassung
Im Rahmen ihrer psychologischen Kriegführung gegen "den
Mann als solchen" hat die Süddeutsche Zeitung (SZ) am
letzten Wochenende gleich fünf Artikel zum
"brandaktuellen" Themenschwerpunkt "Mann in der
Krise" publiziert. Tatsächlich ist die feministische
Propaganda, der Mann stecke in einer Krise und habe
gefälligst verunsichert zu sein und im Feminismus sein
Heil zu suchen, mittlerweile
jahrzehntealt und dient nur noch zur
Demoralisierung des Gegners (sofern dieser darauf
hereinfällt).
Insofern überrascht es nicht, daß die SZ
keinerlei neue Erkenntnisse zu bieten hat, worin die
"Krise des Mannes" besteht und wer überhaupt dieser "Mann"
ist. Statt Sachinformationen bietet die SZ einen bunten
Strauß von feministischen Halbwahrheiten bzw.
Ganzfalschheiten. Im Leitartikel bietet sie immerhin
optisch als Aufmacher für die feministische Leserin ein
extrem muskulöses, allerdings daumenlutschendes (!)
Exemplar der Spezies Mann an, womit eindeutig bewiesen
ist, daß "der Mann als solcher" ein in seine Muckis
verliebter, retrograder Vollidiot, also die
personifizierte Krise ist.
Die desaströse journalistische Qualität des Leitartikels
setzt sich im ganzen Themenschwerpunkt fort: Die meisten
Beiträge vermitteln kurioserweise und ggf. ungeplant den
Eindruck, daß eigentlich nicht "die Männer" eine Krise
haben, sondern viel eher die Frauen, der Feminismus und
die SZ-Redaktion.
Psychologische Kriegführung
Der moderne Feminismus versteht die Beziehung zwischen
Männern und Frauen bekanntlich als Macht- und
Befreiungskampf einer unterdrückten Klasse - "die Frauen"
- gegen ihre Unterdrücker - "die Männer".
Bei den Grünen ist dieser Machtkampf bereits entschieden,
das
Frauenstatut
macht Männer zu Menschen 2. Klasse und
etabliert
ein Matriarchat, in der Frauen alle
Machtpositionen besetzen und die Rolle der Herrenrasse
spielen. Dieser Machtkampf ist aber noch nicht überall
gewonnen, daher sind alle Mittel recht, diesen Kampf zu
gewinnen.
Zu den wichtigsten Mitteln der modernen Kriegführung
zählt die psychologische Kriegführung, hier insb. die
Demoralisierung des Gegners mit psychologischen
Methoden (unter Benutzung üblicher Propagandatechniken).
Die mediale Dauerbeschallung, der Mann (ersatzweise seine
Männlichkeit) sei in der Krise, kann man inzwischen nur
noch als Teil einer solchen psychologischen Kriegführung
interpretieren. Um dies zu erkennen, muß man zunächst eine
begriffliche Doppeldeutigkeit bzw. Trickserei
durchschauen: "Krise des Mannes" hat zwei
grundverschiedene Bedeutungen:
- die soziologische Bedeutung: u.a. die Bildungsnachteile von Jungen / Männern, die hohe Selbstmordrate etc., die mit Statistiken objektiv dokumentiert sind; "Mann" steht hier für die männliche Population, "Krise" für inakzeptable soziale Zustände.
- die psychologische Bedeutung: ein defizitärer psychologischer Innenzustand von Männern, depressives Selbstbild, fehlendes Selbstbewußtsein usw.; "Mann" steht hier für einzelne Personen, "Krise" für individuelle Defizite dieser Person.
Das Männerbild der Süddeutschen: Mimimi-Männer
als grenzdebile, retrograde Heulsusen
Wie schon einleitend erwähnt hatte die SZ am letzten
Wochenende (11.06.2017) einen Schwerpunkt "Mann in der
Krise". Die insg. fünf Artikel, insb. der Leitartikel,
erzeugten einiges Rauschen im Blätterwald. Die Kulturpresseschau des
Deutschlandfunks hat immerhin die Intention des
Schwerpunkts ganz gut erfaßt und titelt: Männer sind
die neuen Frauen (übrigens bei näherem Hinsehen ein
äußerst problematisches Statement).
Damit auch niemand den Schwerpunkt übersieht, führt die SZ
ihn auf den Themenseiten sowohl als Männlichkeit in der Krise als auch als Mann
in der Krise auf. Die Liste der Artikel ist in beiden
Fällen identisch, ebenso der erläuternde Text zu den
Übersichtslisten:
Der Mann - ein gesellschaftlicher Problemfall? Dem Mann geht es nicht gut. Heißt es gerade immer wieder. Man gibt ihm die Schuld an allem, was schief läuft in der Welt. Sexismus, Gewalt, Trump. Was ist los mit dir, Mann? Zeit für eine Inspektion.Schon diese wenigen Zeilen triefen nur so von Propaganda. Die Frage in der Überschrift ist definitiv rhetorisch, die SZ läßt keinen Zweifel daran, daß sie den Mann für einen gesellschaftlichen Problemfall hält, macht hier aber statt einer expliziten Aussage lieber eine implizite. In dem begleitenden Video wird es direkter: mit dramatischer Geste wird verkündet, der Mann sei zum gesellschaftlichen Problemfall geworden. Die Aussage "Dem Mann geht es nicht gut." ist in ihrer Pauschalität falsch und dient nur dazu, einen Strohmann aufzubauen, der im nächsten Satz widerlegt wird: Es heißt nämlich nur so, in Wirklichkeit stimmt das nicht, das sind alles nur Behauptungen. Richtig ist am nächsten Satz, daß andere, insb. Feministinnen, Männer zum Sündenbock für alles mögliche erklären (das hat Tradition, Leseempfehlung: Kucklick: Das unmoralische Geschlecht) - was die SZ zur Frage führt "Was ist los mit dir, Mann?", ihn also auffordert, sich zu persönlich zu entschuldigen. Daß mit den feministischen Anklägern etwas los sein könnte, ist jenseits des Denkhorizonts der SZ. "Zeit für eine Inspektion" ist es auch nicht, denn die Krise der Männer im soziologischen Sinn ist gut erforscht. Staunend bis irritiert entnehmen wir diesem Satz, daß die SZ offenbar glaubt, ausreichend qualifiziert zu sein, Männer zu inspizieren. Die vorliegende Artikelserie bestätigt den Eindruck, daß es sich hier um eine grandiose Selbstüberschätzung handelt.
Der Daumenlutscher
Noch besser als der erläuternde Text zu den Übersichtslisten illustriert ein Bild das Männerbild der Süddeutschen. Das Bild illustriert den ersten Listeneintrag wie auch diesen Artikel selber. Es zeigt einen extrem muskulösen Mann, der mit geschlossenen Augen an seinem Daumen lutscht. Eingerahmt wird das ganze durch ein Marssymbol, das scheinbar mit einem dicken lila Filzstift über den Oberkörper des Mannes gezeichnet ist. Was uns der Künstler mit dem Bild sagen will, könnte kaum plakativer ausgedrückt werden: Der Mann als solcher ist ein grenzdebiler, retrograder Vollidiot, seine einzige Qualifikation sind seine dicken Muskeln, und intellektuell ist er nicht über das Alter von 2 - 4 Jahren hinausgekommen. Immerhin kann man hoffen, daß das hier besser ausgeht als im Struwwelpeter. Obwohl immer wieder gerne behauptet wird, der Feminismus sei auch für Männer gut, hat die SZ-Redaktion hier sicherheitshalber doch lieber ihre tiefsitzende Verachtung alles Männlichen und ihren damit zusammenhängenden Männerhaß visuell dokumentiert. Ein interessantes Experiment ist in solchen Fällen immer, den Mann gedanklich durch eine Frau, einen Islamisten oder sonstige Person, die auf der intersektionalen Opferstatushierarchie weiter oben steht, zu ersetzen. In der SZ-Redaktion würde mit einiger Sicherheit ein Sturm der Empörung ausbrechen über diese sexistische, haßerfüllte Darstellung eines Menschen und den Versuch, ihm seine Würde zu nehmen (gerne auch garniert mit Hinweisen auf GG Art. 1).Breaking News
Das Bild vom Mann als Vollidiot hat den Untertitel:Männer inszenieren sich plötzlich als Opfer gesellschaftlicher Diskriminierung. Was ist da eigentlich los?Damit ist, bevor der Leser mit Details belästigt wird, schon mal implizit alles wichtige klargestellt: Männer sind nicht benachteiligt, sie inszenieren sich nur als solche, lügen also mal wieder. Daß die jahrelangen Beschwerden von Männern über ihre Benachteiligungen "plötzlich" von der SZ-Redaktion wahrgenommen werden - seit letzter Woche? -, ist womöglich die eigentliche Nachricht und verrät uns viel über die geistige Abgeschottetheit der SZ-Redaktion.
Der Leitartikel: "Mimimi?"
Die Liste der Artikel zum Schwerpunkt "Mann/Männlichkeit
in der Krise" enthält als ersten und sozusagen als
Leitartikel einen Text von Julian Dörr, der anfangs den Titel Mimimi?
hatte. Nach ca. 2 Tagen wurde der Titel, vielleicht weil
er doch zu peinlich war, geändert in "Der Mann in der
Krise". Allerdings funktioniert der alte Link
http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der-krise-mimimi-1.3476657,
der den ursprünglichen Titel enthält, immer noch. Der
Artikel erschien auch in einer gekürzten Fassung unter dem
Titel "Krone der Erschöpfung" in der Druckausgabe.
[Nachtrag: in einer neueren, auf den 13.06.2017 datierten Version der Webseite ist der Begleittext geändert und lautet jetzt: "Der englische Bodybuilder und Mr. Universum Reg Park tut so, als würde er seinen Bizeps mit Luft aufpumpen. (Foto: Getty Images; Bearbeitung SZ)" Das ist ähnlich absurd wie die Daumenlutscherei.] "Die Männer" haben nämlich leider bisher zu wenig Angst. Übertriebenes Selbstvertrauen und höhere Risikobereitschaft gelten bei anderer Gelegenheit als Kernbestandteile der toxischen Männlichkeit, die nachgerade epidemisch verbreitet ist und deren Bekämpfung feministischer Daseinszweck ist. Es ist sogar eine wissenschaftlich gut gesicherte Erkenntnis, daß ganz im Gegenteil zur Aussage der SZ Frauen ängstlicher als Männer sind. Solche Fakten stören aber nur, sie hindern die SZ nicht, ohne rot zu werden dem Leser ihre alternativen Fakten zu präsentieren.
Männer bekommen Angst
Im eigentlichen Artikel erhält das Bild des Daumenlutschers noch einen Begleittext:Feminismus, Globalisierung und jetzt auch noch die Digitalisierung: Der Mann bekommt es mit der Angst zu tun. (Foto: Getty Images; Bearbeitung SZ)Dieser Begleittext ist reines Wunschdenken. Anders gesagt drückt die SZ hier versehentlich offen aus, welchen Effekt sie mit ihren Texten erzielen möchte: "die Männer" sollen Angst vor dem Feminismus und den Frauen bekommen und sich bloß nicht mehr trauen, irgendwie aufzumucken.
[Nachtrag: in einer neueren, auf den 13.06.2017 datierten Version der Webseite ist der Begleittext geändert und lautet jetzt: "Der englische Bodybuilder und Mr. Universum Reg Park tut so, als würde er seinen Bizeps mit Luft aufpumpen. (Foto: Getty Images; Bearbeitung SZ)" Das ist ähnlich absurd wie die Daumenlutscherei.] "Die Männer" haben nämlich leider bisher zu wenig Angst. Übertriebenes Selbstvertrauen und höhere Risikobereitschaft gelten bei anderer Gelegenheit als Kernbestandteile der toxischen Männlichkeit, die nachgerade epidemisch verbreitet ist und deren Bekämpfung feministischer Daseinszweck ist. Es ist sogar eine wissenschaftlich gut gesicherte Erkenntnis, daß ganz im Gegenteil zur Aussage der SZ Frauen ängstlicher als Männer sind. Solche Fakten stören aber nur, sie hindern die SZ nicht, ohne rot zu werden dem Leser ihre alternativen Fakten zu präsentieren.
Der Qualitätsjournalismus der SZ
Daß es die SZ-Redaktion (oder der Autor des Artikels) mit den Fakten nicht so genau nimmt (oder schlicht keine Ahnung hat oder die Leser einfach nur für dumm verkaufen will), demonstriert auch der folgende Text:Männer sehen sich neuerdings als Verlierer, im Leben, im Job. Einer US-amerikanischen Studie zufolge fühlen sich mehr männliche Millennials ... im Arbeitsleben wegen ihres Geschlechts diskriminiert als Frauen. Männer sagen, ihre Aufstiegschancen seien beschränkt, weil Frauen bevorzugt würden. Eine gefühlte Wahrheit gut situierter White-Collar-Jungs? Denn Fakt ist: Der Gender Pay Gap, also die finanzielle Geschlechterungleichheit, ist jetzt gerade größer als noch vor acht Jahren. Ihn zu schließen könnte laut des jährlichen Berichts des World Economic Forum noch bis zum Jahr 2186 dauern. Unter den hundert reichsten Menschen der Welt finden sich zehn Frauen. In den Vorständen deutscher Dax-Unternehmen sitzen 45 Frauen insgesamt 630 Männern gegenüber.Dieser Text ist Ansammlung von alternativen Fakten, Denkfehlern und Hetzpropaganda:
- Die zitierten nordamerikanischen männlichen Millennials haben durchaus Grund für ihre Annahme, diskriminiert zu werden, das ist keine "gefühlte Wahrheit gut situierter White-Collar-Jungs". Diese Gruppe ist eines der bekanntesten Beispiele für ein negatives Gender Pay Gap, d.h. Frauen erhalten dort höhere Stundenlöhne als Männer. Diese Information wird kurzerhand unterschlagen. Nicht zu reden von dem Risiko, von Frauen als Belästiger denunziert und umstandslos gefeuert zu werden.
- Die USA und Deutschland sind ferner durchaus verschieden. Die (korrekte) Meinung nordamerikanischer männlicher Millennials besagt nichts über die Meinung deutscher Millennials, um die es in einem deutschen Artikel eigentlich geht. Die Erwähnung der USA-Millennials ist daher unabhängig vom unterschlagenen negativen GPG deplaziert. Sie dient nur dazu, einen Strohmann aufzubauen, der eine politisch unpassende Meinung vertritt, und diese Meinung dann mit großer Geste widerlegen zu können. Womit bewiesen wäre, daß alle Männer lügen und unqualifiziert herumjammern.
- Das Gender Pay Gap dramatisch als "die finanzielle Geschlechterungleichheit" zu bezeichnen, ist unqualifizierter Dummenfang. Das GPG bezieht sich auf die Bruttostundenlöhne, nicht auf die Monatsgehälter oder Vermögensverhältnisse oder anderes.
- Als "Widerlegung" des o.g. Strohmanns wird der "Global Gender Gap Report 2016" des World Economic Forum angeführt. Dieser Bericht des World Economic Forum mißt, wie sogar aus dem Titel ersichtlich, das "Global Gender Gap". Das ist etwas völlig anderes als das GPG, dazu muß man sich aber in dem Report bis auf Seite 4 durchkämpfen, was den Autor sichtlich überfordert hat. Dort wird die Struktur des "Global Gender Gap Index" erklärt, z.B. spielt Zugang zu Bildung darin eine Rolle, das GPG hingegen keine relevante. GPGs werden im Global Gender Gap Report nicht berechnet, auch nicht länderspezifisch, z.B. für die USA (s. S. 356). Der Index ist auch nicht auf eine bestimmte Altersgruppe wie die Millennials beschränkt.
- Die Aussage, daß das GPG "jetzt gerade größer als noch vor acht Jahren" ist (für welches Land, wenn man fragen darf?), ist zumindest für Deutschland unzutreffend. Hier ist das (unvollständig) bereinigte GPG in den letzten Jahren gesunken.
- Die Hinweise auf die Frauenquoten unter den Milliardären bzw. unter den DAX-Vorständen haben nichts mit den Thesen des Schwerpunkts zu tun, daß "der Mann" eine Krise hat oder die nordamerikanischen männlichen Millennials verlogene Jammerlappen sind.
Männer im Kunstbetrieb noch nicht in der Krise?
Platz 2 der Liste der Artikel zum Themenschwerpunkt
"Männlichkeit in der Krise" nimmt ein Interview der
feministischen Filmemacherin und Autorin Miranda July ein.
Selbige hat den Roman "Der erste fiese Typ" verfaßt, in
dem sich eine 43-jährige Cheryl von sich selbst und den
Erwartungen anderer, auch Männern, emanzipiert. Ob der
fiese Typ oder Cheryl eine Krise hat und was das für den
Rest der Welt bedeutet, wird nicht ganz klar.
Wir erfahren weiter, daß die Filmindustrie sehr sexistisch
ist, das Leben für Frauen stets besch***en ist, ein
männlicher Künstler mit 28 zum Genie erklärt
wird und das dann für allezeit bleibt und daß es
das bei Frauen nicht gibt. Der Eindruck drängt sich auf,
daß eigentlich "die Frauen" eine Krise haben und es "den
Männern" im Kunstbetrieb ganz prächtig geht, zumindest
wenn sie sich mit 28 vom Patriarchat zum Genie erklären
lassen.
Ein kleiner Mann, der womöglich in ein paar Jahren eine
Krise als geschlechtsamorphe Schneeflocke haben wird, ist
der 5-jährige Sohn von Miranda July. Wir erfahren, daß er
gerade ein Kleid anhat, gerne geflochtene Zöpfe trägt und
"von sehr fortschrittlich denkenden Menschen umgeben
ist", die aber leider keine Ahnung von Persönlichkeitsentwicklung haben.
Summa summarum bleibt es schleierhaft, wie und mit welchen
Argumenten dieser Text die These des Themenschwerpunkts,
der Mann sei in der Krise, unterstützen könnte.
Nigerianische Männlichkeit in der Krise
Das Rätseln, was der Text mit dem Themenschwerpunkt zu tun
hat, setzt sich beim dritten Text Wo Frauen noch vor Männern
niederknien fort. Er stellt einen Nigerianer vor,
der vor zwei Jahren nach Bayern eingewandert ist.
Deutsche Frauen erscheinen ihm im Vergleich zu
nigerianischen zwar als schön, aber auch als gefährliche
Löwinnen, ferner als galant bis charmant, dabei aber
ungewohnt bestimmt, fast schon herrisch, wie er es nur von
Männern kannte. Erstaunlicherweise wundert er sich, daß so
viele Ehen in Deutschland geschieden werden.
Daß unser Nigerianer in der Krise steckt, ist
wahrscheinlich und nachvollziehbar. Er stellt aber nur
eine kleine Minderheit in der deutschen Gesamtbevölkerung
dar und ist insofern als Beweis ungeeignet, "der Mann" als
solcher sei flächendeckend in der Krise.
Pop-Musikkritik der SZ in der Krise
Der nächste Text zum Themenschwerpunkt trägt den leicht
anrüchigen Titel Geilheit!
Diese ständige Geilheit!. Er behandelt den
deutschen Kuschelpop und den dort verbreiteten
verweichlichten Kuschelpop-Mann, über den alle nur noch
lachen (ähnlich wie über den schon legendären Schmerzensmann). Dieser Population von vermutlich
feministischen Musikanten wird plausibel eine Krise
attestiert.
Allerdings geht es in diesem Artikel weniger um die
üblichen Kuschelpop-Männer, sondern speziell um den
aufkommenden Popstar Faber (bürgerlich:
Julian Pollina), dessen Vokabular und Meinungsspektrum
unkuschelig und typisch für Rapper ist.
Faber hat durch nicht ganz PC-konforme Texte - z.B. indem
er den Intellekt einer Frau mit dem eines Schafes verglich
[was in der Tat grenzwertig ist] - bereits eine kleine
Sexismus-Debatte losgetreten. Offenbar hat er trotzdem
keine Krise, das ist die eigentliche Nachricht.
Eine Krise in dieser Geschichte hat offensichtlich der
feministische Autor des Textes: Fassungslos beobachtet er,
daß Faber "keine Rollenbilder hinterfragt, keine
Gendernormen aufbricht" und sich einen feuchten
Kehricht darum schert, ob jemand seine Texte in den
falschen Hals bekommt oder sie für einen "machistischen
Männerrollen-Backlash" hält. Und trotzdem jubeln die
Frauen!!
Am Ende kommt ihm ein böser Verdacht: Vielleicht hat
Faber das einfach alles verstanden. Das mit dem Mann sein.
Und das mit den Männern und Frauen. Hier und heute. Im
Gegensatz zur SZ-Redaktion: die hat das mit den Männern
und Frauen offenbar nicht verstanden und schreibt deswegen
ständig Texte über Männer in der Krise.
Dieser Artikel ist nachgerade eine Antithese zum
Themenschwerpunkt: Die Männer, die sich an einem
feministischen Männerbild ausgerichtet haben und
versuchen, Frauen zu imitieren, sind öde und werden
verlacht. Die wenigen, die sich nicht von hyperkorrekter
PC beeindrucken lassen und ihr Ding machen, stehen
entgegen allen feministischen Theorien sehr gut da.
Die Krise des Michael Kimmel
Im letzten Text
zum Themenschwerpunkt darf wieder einmal Michael Kimmel
seinen gewohnten
Männerhaß verbreiten. Wütende weiße Männer sind
gemäß Kimmel das Grundübel der Welt und Ursache alles
Schlechten, inkl. Trump. Sie haben laut Kimmel Angst
vor Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern,
Einwanderern und Frauen, die um die Jobs konkurrieren,
und lassen sich von Populisten für dumm verkaufen.
Stellenweise hat Kimmel sogar recht: Populismus ist
keine Theorie, es ist ein Gefühl. ... Diese Leute glauben,
dass sie die Opfer sind [und ihnen Ungerechtigkeit
widerfährt]. Besser kann man den Feminismus und die
Produktion von Opferstatusbewußtsein bei Feministinnen
nicht beschreiben.
Kimmel liefert außerdem eine Ferndiagnose der Psyche der
deutschen AfD-Wähler, die sich von Kanzlerin Merkel
entmannt sehen. Kimmel beweist eindrücklich, daß er
wirklich jedes beliebige Problem elegant auf die gekränkte
Männlichkeit wütender weißer Männer zurückführen kann.
Man fragt sich auch bei diesem Text verzweifelt, welche
Männer nun gerade in der Krise sind und was dieses
Interview zum Themenschwerpunkt beiträgt. Für Kimmel und
die SZ kann nur jemand, der eine tiefe Krise hat, Trump
wählen. Damit ist für die SZ anscheinend bewiesen, daß
Kimmels Lieblingshaßobjekt, der "angry white man", der das
Rückgrat der Trump-Wählerschaft bildet, und auch alle
anderen Trump-Wähler (vor allem männliche) eine Krise
haben.
Außerhalb der Filterblase, in der Kimmel und die SZ leben,
könnte man den Eindruck haben, daß es dem "angry white
man" (inkl. den Trump-Wählerinnen) gerade blendend geht,
zumindest politisch und psychologisch. Von Krise keine
Spur, man ist an der Macht. Weil aber nicht sein kann, was
nicht sein darf, ist für Kimmel und die SZ trotzdem klar,
daß der "angry white man" ganz einfach eine ganz schlimme
Krise haben und eigentlich depressiv sein muß.
Fazit - die SZ in der Krise?
Die These vom "Mann in der Krise" hat einen ellenlangen
Bart. Vor 30 - 40 Jahren hatte sie sogar noch einen
gewissen Neuigkeitswert und war damals geeignet, Männer
einzuschüchtern.
Gründe, sich heute wieder einmal mit dieser These zu
befassen, könnten sein, die soziologischen Phänomene besser
verstehen oder Abhilfe schaffen zu wollen - dazu leistet der
Schwerpunkt nichts, ganz im Gegenteil werden
Falschinformationen verbreitet. Stattdessen reitet er
mitleidig bis höhnisch auf den Problemen mancher Männer
herum. Der einzig erkennbare Zweck dieses Schwerpunkts ist
psychologische Kriegführung gegen den "angry white man"
oder ganz einfach alle nichtfeministischen Männer.
Der Versuch, den Lieblingsfeind zu demoralisieren, ist
aber letztlich derart unqualifiziert durchgeführt, daß man
damit höchstens völlige Anfänger übertölpeln und von ihrer
Krise überzeugen kann. Wenn hier jemand eine Krise hat,
dann mit Sicherheit die SZ mit ihrer journalistischen
Qualität.
Fazit: Krisenlos männlich ist, wer sich von derartigen
journalistischen Produkten nicht blenden läßt,
die
Propaganda durchschaut und sich bei passender
Gelegenheit (z.B. den nächsten Bundestagswahlen)
revanchiert.
Quellen
- Olaleye Akintola: Wo Frauen noch vor Männern niederknien. Süddeutsche, 11.06.2017. http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der- ... 3430996
- Patrick Bernau: Warum Frauen Probleme mit der Work-Life-Balance. FAZ, 13.06.2017. http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen ... 23.html
- Jörg Blech, Rafaela von Bredow: Eine Krankheit namens Mann. Spiegel 38/2003, 15.09.2003. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-28591080.html
- Johanna Bruckner / Michael Kimmel: "Trump macht die männlichste Politik, die wir je hatten". Süddeutsche, 11.06.2017. http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der- ... 3436288
- Julian Dörr: Mimimi? (Der Mann in der Krise). Süddeutsche, 11.06.2017. http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der-krise-mimimi-1.3476657, http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der- ... 3476657, https://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der ... 3476657
- Julian Dörr: Geilheit! Diese ständige Geilheit! Süddeutsche, 11.06.2017. http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der- ... 3520059
- Christiane Enkeler: Plädoyer für ein neues Männerbild. Deutschlandfunk, 04.03.2017. http://www.deutschlandfunkkultur.de/jack-urwin-boys-don ... =380447
- Christiane Lutz / Miranda July: "Ein Mann wird mit 28 zum Genie erklärt und bleibt das für allezeit". Süddeutsche, 11.06.2017. http://www.sueddeutsche.de/kultur/maennlichkeit-in-der- ... 3520068
- Gregor Sander: Männer sind die neuen Frauen. Deutschlandfunk Kultur, 11.06.2017. http://www.deutschlandfunkkultur.de/aus-den-feuilletons ... =388425
- Caspar Shaller: Männer? Kann man abschaffen, oder? DIE ZEIT, Nr. 12/2017, 16.03.2017. http://www.zeit.de/2017/12/boys-dont-cry-jack-urwin
- Ann-Kristin Tlusty: Kann Spuren von Gift enthalten. DIE ZEIT, 06.03.2017. http://www.zeit.de/kultur/2017-03/boys-dont-cry-maennli ... ansicht