Inhaltsübersicht
Merksätze
Zu den markantesten Symptomen bzw. "Erfolgen" des Feminismus
zählen Deformationen der (deutschen) Sprache. Am
auffälligsten sind Gender-Tiefstriche, -Sterne oder
Doppelpunkte im Kampf gegen das Standardgenus, das
sogenannte "generische Maskulinum". Diese Deformationen
werden der Allgemeinheit von Aktivisten in medialen bzw.
politischen Machtpositionen aufgedrängt und offiziell damit
begründet, andernfalls würden Frauen und sexuelle
Minderheiten "unsichtbar gemacht" und dadurch mental
geschädigt. Umfragen zufolge werden die Deformationen von
der großen Mehrheit der Bevölkerung nicht benutzt oder sogar
explizit abgelehnt.
Dimensionen der Debatte um die feministischen
Sprachdeformationen
Die Deformationen werden seit Jahrzehnten heftig diskutiert,
ohne daß sich die Standpunkte annähern. Dies liegt u.a.
daran, daß die Debatten von verschiedenen Perspektiven oder
"Dimensionen" aus geführt werden:
- Linguisten behandeln das Thema aus der
Perspektive, welche Bedeutung (Semantik) die Sprache hat und
wie diese entsteht bzw. sich entwickelt, speziell die
Bedeutung der grammatischen Geschlechter (Genus).
- Sprachdidaktiker debattieren die
Lernschwierigkeiten, die durch die Deformationen entstehen,
also die Schädigung von Personen, deren Muttersprache nicht
Deutsch ist oder die lernbehindert sind.
- Literaturliebhaber fokussieren auf die
Zerstörung des Sprachstils und der Ausdrucksfähigkeit der
Sprache, ferner die Entwertung des literarischen Fundus.
- Soziologen betrachten die Rolle der
Sprache als Distinktionsmerkmal und Mittel zur Trennung von
sozialen Gruppen.
- Politologen analysieren die Rolle von
Gendersternen und anderen anormalen Sprachfiguren als
Propagandainstrument bzw. Machtsymbol, analog zu anderen
politischen Symbolen wie Hammer und Zirkel, Halbmond,
Hitlergruß usw. Ihre freiwillige Verwendung stellt ein
Bekenntnis zur feministischen Ideologie dar bzw. propagiert
deren hegemoniale Machtstellung. Ihre erzwungene Verwendung
ist eine Unterwerfungsgeste (analog zum Grüßen des
Gesslerhuts). Ferner stellen die auffälligen genusbezogenen
Deformationen eine Methode des Agenda Setting dar. Durch die
mantrahafte Wiederholung wird der Opferstatus von Frauen und
sexuellen Minderheiten sozial konstruiert und der Eindruck
erzeugt, die Interessen dieser Gruppen seien eines der
wichtigsten gesellschaftlichen Probleme.
Die Heterogenität dieser Perspektiven erklärt, warum die
einschlägigen Diskussionen meist folgenlos bleiben und seit
Jahrzehnten immer wieder von vorne anfangen.
Merksätze
- Die Sprachmanipulationen bzw. -Deformationen
müssen in erster Linie in der politischen Dimension, also
als Propagandainstrument und Machtsymbol verstanden werden.
Nicht unzufällig werden Gendersterne weit überwiegend von
aktivistischen Personen in politischen oder medialen
Machtpositionen propagiert.
- Repräsentative
Umfragen zeigen eindeutig eine starke bis sehr
starke Ablehnung der Genderisierung der Sprache in der
Bevölkerung, die Genderisierung der Sprache ist somit
nicht demokratisch legitimiert bzw. sogar das glatte
Gegenteil des Volkswillens.
-
Die immer wieder vorgebrachte Behauptung, Frauen seien beim
sog. "[generischen] Maskulinum" nicht oder "nur" mitgemeint,
ist linguistisch gesehen falsch. In der
Umgangssprache wird das sogenannte "Maskulinum" immer
verwendet, wenn das Geschlecht unbekannt ist oder keine
Rolle spielen soll, also Personen beliebigen Geschlechts
gemeint sind. Es ist immer "generisch" und sollte es besser
als "Androgynum" oder Standardgenus bezeichnet
werden.
- Männer sind beim Maskulinum (vor allem im Plural
als Gattungsbegriff) auch "nur" mitgemeint. Es gibt keinen
grammatischen Fall, mit dem man zuverlässig nur männliche
Wesen bezeichnen kann. Hierfür müßte man einen speziellen
weiteren, explizit männlichen Fall einführen. Um sicher zu
sein, muß man explizit das Adjektiv "männlich" (z.B.
"männliche Lehrer") voranstellen.
- Die Begründungen, Frauen würden durch ein
Androgynum mental geschädigt, sind in sich inkonsistent bzw. falsch. Namentlich die Sapir-Whorf-Hypothese ist längst widerlegt.
- Die therapeutische Wirksamkeit gegenderter
Schreibweisen ist unbewiesen, es bestehen erhebliche
Zweifel, ob die davon
erhofften Segnungen eintreten.
Übersicht
Arten von Sprachmanipulationen
Seit rund 20 Jahren sind in allen "öffentlichen"
Institutionen gegenderte Ausdrucksformen ("Schülerinnen und
Schüler") vorgeschrieben. Die ersatzweise Benutzung des
sogenannten generischen Maskulinums ist formal verboten oder
durch informelle Mechanismen ausgeschlossen. Außerhalb der
Bereiche, die dem Staatsfeminismus untergeordnet sind, u.a.
in fast allen Pressetexten oder in der Belletristik, werden
diese Sprachverformungen nicht akzeptiert, da sie oft zu
uneleganten und umständlichen sprachlichen Verrenkungen
("Der oder die Vereinsvorsitzende oder seine oder ihre
Stellvertreterin oder sein oder ihr Stellvertreter leitet
die Sitzungen.") oder teilweise absurden
Vermeidungskonstruktionen ("der stehende zu Fuß Gehende",
"der träumende Studierende") führen.
In neuerer Zeit stellen radikalere feministische Strömungen
die Forderung auf, bei jeder sprachlichen Gelegenheit
Tiefstriche ("Mörder_innen") oder Sternen ("Frauen*",
"Vergewaltiger*innen") zu benutzen, die als expliziter
Hinweis auf Intersexuelle, Transsexuelle und andere sehr
kleine Minderheiten zu verstehen sind. Die Spracheingriffe
betreffen hier die elementare Syntax. Es ist nicht klar, wie
diese Sonderzeichen auszusprechen sind. Bisher übliche
gegenderte Formen wie "Schülerinnen und Schüler" werden
strikt abgelehnt, weil sie als heteronormativer Sexismus
gelten [heteronormativ = Zwang, sich für eines der
Geschlechter männlich bzw. weiblich zu entscheiden].
Von besonders fanatischen Protagonisten werden
noch weitergehende Verformungen der Sprache
gefordert, z.B. aus-x-en von Wortbestandteilen, die
ein Geschlecht oder die Zugehörigkeit zu einer
privilegierten, Gruppe andeuten könnten, oder beliebige
störende Eingriffe, mit denen offenbar der Leser aus
seinem Alltagstrott aufgeweckt werden soll. Die
resultierenden Texte sind stellenweise
kaum noch lesbar.
Paradoxerweise muß man genau wissen, welche Wortteile
weggelassen oder durch x oder * ersetzt wurden, um die
Texte verstehen oder vorlesen zu können, d.h. die
verzerrten Schreibungen sind nicht mehr ohne Kenntnis der
normalen Schreibung verstehbar.
Neben Wortverformungen werden in manchen Kreisen auch gängige
Sprachmuster verboten, z.B. werden mit dem Indefinitpronomen
'man' gebildete Sätze ("Man spricht deutsch.")
als diskriminierende Sprachhandlung geächtet.
Gesprochene Sprache vs. Schriftsprache vs. Denken
Von Sprachmanipulationen betroffen ist überwiegend die
Schriftsprache, da hier Abweichungen von ideologischen
Dogmen viel leichter nachweisbar sind und schärfer
sanktioniert werden. Die gesprochene Sprache ist aber viel
wichtiger und grundlegender. Schriftsprache und gesprochene
Sprache unterscheiden sich erheblich im Stil und zum Teil
auch in der tatsächlich praktizierten Grammatik. Wegen ihrer
sprachlichen Ineffizienz und Unaussprechbarkeit sind die
Deformationen in der gesprochenen Sprache viel seltener und
schlechter durchsetzbar. Seit kurzem versuchen zumindest
einige feministische Inhaber von medialen Machtpositionen
(z.B. Anke Will), den als Pause gesprochenen Genderstern
(auch als Gender-Knacklaut oder Gender-Stottern bezeichnet)
durchzusetzen. Selbst da ist unklar, wie man "Frauen*"
aussprechen soll (als "Frauen und Frauinnen"?).
Sowohl gesprochene wie geschriebene Sprache repräsentieren,
was man denkt. Die feministischen Sprachmanipulationen und
die damit verbundene politische Korrektheit zielen letztlich
darauf, das Denken der Menschen zu kontrollieren, also sich
der feministischen Ideologie und ihren
Realitätswahrnehmungen und Wertvorstellungen zu unterwerfen.
Das Instrumentarium reicht von
- Deformationen der elementaren Syntax über das
-
Verbot bestimmter Worte (oder die Umdefinition der
Bedeutung von Worten, z.B. Sexismus) bis hin zum
-
Verbot bestimmter Meinungen (Syntax und Semantik
der Sprache sind hier nicht betroffen).
Wir konzentrieren uns hier auf die elementare Syntax, die
anderen Sprachmanipulationen fallen eher in den
Themenbereich
politische
Propaganda.
Offizielle Begründungen für genus-bezogene
Sprachdeformationen
Begründet werden die genus-bezogenen Sprachdeformationen
offiziell damit, daß die natürliche Sprache "die Frauen"
schädigt bzw. diskriminiert oder sogar die
Demokratie
bedroht. Worin die Schädigung genau besteht, wird
i.d.R. nicht genau angegeben, sondern nur vage angedeutet.
Typisch sind drei Thesen bzw. Argumentationsschritte:
- Frauen werden bzw. fühlen sich gar nicht oder "nur"
mitgemeint, wenn man die übliche Sprechweise, das sog.
generische Maskulinum, benutzt.
- Die Sprache ist alleinige Ursache dieses
Textverständnisses.
- Frauen werden dadurch psychisch geschädigt.
1. Frauen fühlen sich "nur mitgemeint"
Tatsächlich werden hier regelmäßig zwei verschiedene Thesen
aufgestellt, wie die "maskuline" Form (wenn sie ohne
klärenden Kontext benutzt wird) verstanden wird:
- Frauen werden gar nicht mitgemeint, werden
also ausgeschlossen. Beispielsweise denken Frauen -
vor allem feministisch geprägte -, wenn der Begriff "Lehrer"
verwendet wird, angeblich nur an männliche Lehrer.
- Frauen werden nur mitgemeint. Wenn der Begriff
"Lehrer" verwendet wird, denken Frauen angeblich, daß damit
primär männliche Lehrer gemeint sind, weibliche Lehrer als
Sonderfall oder Ausnahme nur mitgemeint sind.
Als dritte These könnte man hinzufügen, daß in der
Alltagssprache, Presse, Literatur usw. unter "Lehrer" stets
unterschiedslos männliche und weibliche Lehrer verstanden
werden.
Gattungsbegriffe
Diese Uneinigkeit ist nur auf den ersten Blick erstaunlich.
Wir befinden uns hier im Themenbereich der
Semantik von
Sprachen, also der Bedeutung von Texten, hier speziell
Bezeichnungen (also Zeichen, Worten usw.), und deren
Beziehung ihren
Designaten, also dem damit
Bezeichneten. Die Schwierigkeiten fangen damit an, daß
alleine schon die Syntax von Texten kompliziert und
unsystematisch ist und oft nicht verstanden wird. Weiter
hängt die Bedeutung von Worten oft von ihrem Kontext ab, und
zwar nicht nur dem syntaktischen Kontext, sondern auch der
inhaltlichen Verwendung. Beispiel: "Hund" und "Katze". Beide
haben, je nach Kontext, zwei verschiedene Bedeutungen:
- als Bezeichnung für eine Tiergattung, also für
alle Exemplare, egal ob männlich oder weiblich; hier
abstrahiert man von allen speziellen Merkmalen der
Exemplare
- als Bezeichnung für ein Exemplar, dessen
Geschlecht identisch mit dem grammatischen Geschlecht ("Genus") des
Worts ist. Ein Kater ist also eine Katze, und eine Hündin
ist ein Hund.
Welche der beiden Bedeutungen gemeint ist, erschließt sich
nur aus dem Kontext. Wenn man so will, dann ist "Hund" im
Sinne der Tiergattung ein generisches Maskulinum, "Katze" im
Sinne der Tiergattung ein generisches Femininum. Dies
reproduziert aber den entscheidenden Denkfehler beim Begriff
"generisch":
Der Gattungsbegriff wird mit der Bezeichnung
für ein Exemplar verwechselt.
Kater werden beim Gattungsbegriff "Katze" nicht
neben
den weiblichen Katzen nur
mitgemeint, sondern direkt
gemeint, das biologische Geschlecht interessiert hier gar
nicht.
Ein Gattungsbegriff kann als Wort nur ein grammatisches
Geschlecht haben. Egal, ob das männlich oder weiblich ist,
der Gattungsbegriff bezeichnet immer die ganze Gruppe der
Exemplare. Das völlig willkürliche grammatische Geschlecht
des Gattungsbegriffs macht
keine Aussage über das
biologische Geschlecht des oder der Bezeichneten.
Worte wie "Lehrer", "Bürger" oder "Student"
haben die gleiche Doppelverwendung wie Hund und Katze: Als
Gattungsbegriff und als Bezeichnung eines der biologischen
Geschlechter.
Die These, die grammatische männliche Form würde im Prinzip
immer nur Männer bezeichnen, ist also linguistisch gesehen
völlig unhaltbar, weil es sich bei den beklagten
Verwendungen praktisch durchweg um Gattungsbegriffe handelt.
Ein männliches Exemplar einer Gattung ist nur dann gemeint,
wenn dies aus dem Kontext klar ist ("Der große Arbeiter
vorne links ist Leiter der Gruppe.").
Die grammatische männliche Form im Plural bezeichnet im
allgemeinen Sprachgebrauch
immer potentiell Männer und
Frauen. Wenn man
nur Männer bezeichnen will, dann
muß man dies durch den Kontext klären (z.B. "die männlichen
Leser sollen ..."), von alleine ist dies nie klar. Anders
gesagt
sind beim sog. Maskulinum im Plural Männer immer
nur mitgemeint, das Maskulinum ist hier immer generisch,
es gibt kein nichtgenerisches Maskulinum.
Statt des Begriffs Maskulinum ist daher der Begriff
Androgynum korrekter (s.
Brühlmeier).
Die androgyne Form wird in der Praxis weitaus häufiger
gebraucht als eine rein männliche oder weibliche
Bezeichnung, sie ist auch von daher
der Normalfall.
Ein Übersetzer von Deutsch nach Englisch müßte also das
Wort "Lehrer" als "teacher" übersetzen, nicht als "male
teacher".
Funktions- und Rollenbezeichnungen
Eine ähnliche sprachliche Abstraktion wie
Gattungsbezeichnungen leisten Bezeichnungen, die die
Funktion, die Rolle oder Verhaltensmerkmale
von Menschen ausdrücken (mit "Mensch" und
"Person" als den allgemeinsten Begriffen):
"Boss",
"Dumpfbacke",
"Engel",
"Fachkraft",
"Galionsfigur",
"Gast",
"Gestalt",
"Gierschlund",
"Hauptfigur",
"Idol",
"Ikone",
"Jungfrau",
"Kind",
"Koryphäe",
"Legende",
"Lehrling",
"Leiche",
"Leitfigur",
"Lichtgestalt",
"Mensch",
"Messias",
"Mitglied",
"Mädchen",
"Mädel",
"Nichtsnutz",
"Person",
"Quasselstrippe",
"Schreihals",
"Spitzbube",
"Vielfraß",
"Vorbild"
usw.
Diese Bezeichnungen haben genau ein Genus (alle 3
Genus kommen vor), bezeichnen aber trotzdem Personen
beliebigen biologischen Geschlechts. Der Aufschrei ist hier
geringer - wenn man von sprachlichen Mißbildungen wie
"Gästin" oder "Mitgliederinnen" absieht. I.a. wird hier
nicht der Fehler gemacht, Genus und Sexus gleichzusetzen
bzw. miteinander zu verwechseln.
2. Die Sprache als alleinige Ursache von
Stereotypen
In feministischen Argumentationen wird oft nicht auf den
tatsächlichen Sprachgebrauch abgestellt, sondern auf die
subjektive, psychologische Wirkung. Wenn also von Lehrern,
Verkäufern, Ärzten, LKW-Fahrern oder Maurern die
Rede ist, dann wird dies von Durchschnittspersonen angeblich
so verstanden, daß damit ausschließlich oder in erster Linie
Männer gemeint sind.
Hier wird eine ganz erstaunliche Bewußtseinsspaltung
postuliert: die gleichen Personen verstehen diese Worte
laufend in der Umgangssprache korrekt als Gattungsbegriff
und benutzen sie sogar selber so, sollen aber trotzdem
unterbewußt ein davon abweichendes Verständnis haben.
Daß die These vom der unterbewußten männlichen Assoziation
nicht haltbar ist, zeigen Gegenbeispiele wie
Grundschullehrer, Arzthelfer, Kindergärtner oder
Flugbegleiter, bei denen man an Frauen denkt, weil dies in
der Realität stark frauendominierte Berufe sind. Mit
Verkäufern, Lehrern und anderen gemischt besetzten Berufen
assoziiert man gar keine einseitige
Geschlechtszugehörigkeit, wie Stereotypforscher (
Gabriel (2008),
Kennison (2003))
nachgewiesen haben.
Wenn also mit bestimmten Gattungsbezeichnungen unterbewußt
das männliche oder weibliche Geschlecht verbunden wird, dann
handelt es sich um
deskriptive
Stereotype. Diese entstehen abhängig von der
sozialen Umwelt und den dort beobachtbaren sozialen
Verhältnissen. Diese Stereotype können auch nicht durch
betont geschlechtsneutrale Formulierungen unterdrückt
werden: "Auf der Baustelle waren 5 Maurerinnen und Maurer"
wirkt allenfalls lächerlich, weil jeder weiß, daß Maurer
praktisch zu 100% Männer sind.
Die feministische Theorie (Quellenangaben s.
(1)) unterstellt fälschlich, daß Stereotype durch die
Sprache erzeugt werden.
Noch einen Schritt weiter gehen gängige feministische
(Erkenntnis-) Theorien, wonach Sprache Wirklichkeit schafft,
weil man nur wissen und verstehen kann, was man auch
sprachlich formulieren kann. Demzufolge kann man durch
Veränderung der Sprache - hier also gendern - auch die
Wirklichkeit verändern, eine Grundidee totalitärer Systeme.
Diese Theorien beruhen u.a. auf der
Sapir-Whorf-Hypothese, wonach die Art und Weise, wie
ein Mensch denkt, stark durch Grammatik und Wortschatz
seiner Muttersprache beeinflußt oder bestimmt wird.
Offensichtlich kann die gleiche Wirklichkeit in
verschiedenen Sprachen anders dargestellt werden, ggf. mit
Informationsverlust. Die sprachliche Wiedergabe der
Wirklichkeit hängt also von der Sprache ab
(2).
Hier werden Wirklichkeit und Wirklichkeitswahrnehmung
(bzw. Meinungen) gleich gesetzt. Die Wirklichkeit selber
existiert aber unabhängig von Sprachen und wird nicht von
irgendwelchen Merkmalen einzelner parallel existierender
Sprachen (z.B. in einer mehrsprachigen Gesellschaft)
beeinflußt. Daher ist die These, daß die Sprache die
Wirklichkeit schafft und man durch Veränderung der Sprache
die Wirklichkeit ändern kann, absurd. Beispielsweise sind
weibliche Dachdecker extrem selten und männliche Dachdecker
der Normalfall. Diese Wirklichkeit und die entsprechende
Wahrnehmung kann durch penetrante Formulierungen wie
"Dachdeckerin oder Dachdecker" nicht verändert werden.
3. Das Selbstbewußtsein von Frauen wird
geschädigt
Männern ist es ziemlich egal, daß sie beim Maskulinum
resp. Androgynum nur mitgemeint sind. Bei Frauen hingegen
hat das Gefühl des Nurmitgemeintseins angeblich drastische
Konsequenzen: sie fühlen sich "unsichtbar gemacht", von
den erwähnten Dingen ausgeschlossen und für nicht fähig
gehalten, bestimmte Dinge zu tun, z.B. Dachdecker oder
Lehrer zu werden. D.h. es wird unterstellt, daß das
Selbstbewußtsein von Frauen wesentlich geschädigt wird.
Das genau Ausmaß der psychischen Schädigung bleibt i.d.R.
offen.
Diese Schäden träten angeblich nicht ein, sofern Frauen
ausnahmslos an jeder Stelle, wo dies sprachlich möglich
ist, zusätzlich zur androgynen Form durch die rein
weibliche Form explizit erwähnt werden.
Indirekte Schädigungen von Frauen
Die flächendeckende Schädigung des Selbstvertrauens der
Frauen führt angeblich zu weiteren Folgeschäden. Häufig
genannt wird hierzu oft, daß Frauen selten Berufe wählen, in
denen sie mehr verdienen und bisher unterrepräsentiert sind,
z.B. "Ingenieur". Auch bei solchen indirekten Schädigungen
werden i.d.R. nur unheilschwangere Andeutungen gemacht,
worin die Schädigung genau besteht und wie sie ausgelöst
wird.
Ein Kausalzusammenhang, wonach die nicht gegenderte Sprache
die oben skizzierten Schäden hervorruft, wird oft nur
behauptet und nicht im Detail plausibel begründet. Im
Gegenteil bestehen gravierende Zweifel an einem solchen
Kausalzusammenhang. Beispielsweise ist die Berufswahl ein
langfristiger Prozeß, in dem sehr viele Einflußfaktoren eine
Rolle spielen und der bis heute nicht vollständig
wissenschaftlich erforscht ist. Es ist kaum denkbar, daß ein
einzelner Faktor wie das generische Maskulinum zu einer
ausgeprägt einseitigen Berufswahl bzw. zur Wahl
"ungünstiger" Berufe führen kann. Derartige Behauptungen
sind unbewiesen und reine Spekulation.
Gegenargumenten gegen die
Schädigungshypothese
Gegen die Gültigkeit der Theorien spricht u.a., daß die
angeblichen schädlichen Folgen des generischen Maskulinums,
z.B. die höhere Risikoaversion von Frauen oder das
ideologisch unerwünschte Berufswahlverhalten von Frauen,
auch in allen Kulturen bzw. Sprachen zu beobachten sind,
in denen es gar kein
relevantes grammatisches Geschlecht gibt oder wo
dieses weitestgehend abgeschafft wurde, die man also als
Vergleichsgruppen benutzen müßte. Für die unerwünschten
Effekte sind vor allem Vorlieben und oft biologische und
soziale Gründe ursächlich.
Gegenderte Sprache und Gendersterne als
Propagandainstrument und Machtsymbol
Führende feministische Aktivisten sagen eindeutig:
"Sprache ist ein Herrschaftsinstrument." Diese
Erkenntnis ist aber nicht neu, sondern gehört zum
Grundrepertoire totalitärer Systeme.
Diese Erkenntnis gilt insb. für gegenderte Sprache.
Der Symbolcharakter von Genderschreibweisen ist besonders
offensichtlich bei Gendersternen, -Tiefstrichen,
-Doppelpunkten oder noch radikaleren Sprachdeformationen,
die außerhalb der konventionellen Syntax der Schriftsprache
oder sogar außerhalb des Zeichensatzes liegen. Derartige
unorthographische Konventionen sind
Linguisten zufolge soziolinguistische Marker, die
die Weltsicht derjenigen vermitteln, die es verwenden.
Weniger plakativ, aber kein bißchen weniger als Machtsymbol
wirksam sind orthographisch noch korrekte, aber unübliche,
auffällige Sprachmuster oder politisch aufgeladene
Kampfbegriffe (z.B.
"Werktätiger", "Bevölkerungsaustausch", "cis-Männer",
"heteronormativ", "Gleichstellung", "zugewiesenes
Geschlecht").
Die Verwendung von solchen ideologischen Symbolen stellt wie
ein Parteiabzeichen ein Bekenntnis zur jeweiligen Ideologie
dar. Gendersterne usw. sind also ein Bekenntnis zum
Feminismus, Transaktivismus oder ggf. zur ganzen woken
Religion. Ideologische Symbole haben zwei Funktionen:
- Nach innen: sie sind ein klassisches
Instrument der Identitätspolitik, sollen also
durch ständige Wiederholung an die Zugehörigkeit zur
Ideologie erinnern und die Mitglieder im Sinne einer
Gehirnwäsche auf die Ideologie einschwören.
- Nach außen sind sie ein Machtsymbol, das
- analog zu nichtsprachlichen Symbolen wie Nationalflagge,
anderen Hoheitszeichen, Hakenkreuz oder Parteiabzeichen - den
Machtanspruch einer Ideologie seinen Gegnern gegenüber
dokumentieren soll.
Der Feminismus hat heute eine so hegemoniale mediale und
politische Machtposition, daß er große Teile der Bevölkerung
und des öffentlichen Lebens gegen deren Willen zwingen
kann, trotz der sprachlichen Mängel gegenderte Sprech- und
Schreibweisen zu benutzen,
Diese erzwungene Benutzung feindlicher Machtsymbole hat eine
ähnliche Funktion wie das erzwungene Grüßen des
Gesslerhuts oder die Verbeugung vor den Statuen des
Diktators Kim Jong Un in Nordkorea (vier Sekunden im
90-Grad-Winkel). Es handelt sich hier also um
Unterwerfungsgesten, mit der den Untergebenen das
Machtgefälle ständig ins Bewußtsein zurückgerufen werden
soll und mit der man den Willen des Gegners brechen will
und die nach längerem Druck so stark verinnerlicht werden,
daß sie ohne jedes Nachdenken freiwillig ausgeführt werden.
Der machtpolitische Aspekt ist viel wichtiger als der
linguistische, didaktische usw. Aspekt (
s.o.), um den sich die meisten
Debatten seit Jahrzehnten ohne Erfolg
drehen. Gendersymbole werden ohnehin praktisch nur
unter Nutzung von medialen und/oder politischen
Machtpositionen
gegen den Willen der
Bevölkerung durchgesetzt. Aus machtpolitischer Sicht sind
die linguistischen Probleme der Gendersymbole irrelevant
oder sogar ein Vorteil, weil sie den Symbolcharakter der
Gendersymbole besonders klar machen.
Die antidemokratische Funktion von Gendersymbolen
In der Theorie werden in einer Demokratie
Interessengegensätze in Debatten verhandelt und führen ggf.
zu Gesetzen oder anderen Regelungen. In der Praxis steht man
vor dem Problem der endlichen Kapazität der Akteure: aus
Zeitgründen kann man nicht über alles diskutieren, sondern
nur über Themen mit hoher Priorität. Die Einschätzung der
Priorität der Themen und die letztliche Auswahl ist den
eigentlichen inhaltlichen Debatten vorgeschaltet, findet
i.d.R. außerhalb der demokratischen Debatten statt, ist aber
von ganz zentraler Bedeutung: unsichtbar gemachte Probleme
werden ohne Sachdebatte zugunsten der bisherigen Profiteure
entschieden, bei gehypten Non-Problemen wird implizit
entschieden, daß der vorhandene Zustand geändert werden muß,
der Debattenraum also verengt.
Gegenderte Sprache ist ein Propagandainstrument, mit dem das
Non-Problem des Geschlechterkriegs gehyped wird. Es kann
einen ggf. täglich hundertfach begegnen und ist extrem
auffällig, insofern also eines der massivsten existierenden
Propagandainstrumente.
Antje Schrupp, eine der einflußreichsten deutschen
Feministinnen,
betont den Sinn von gegenderter Sprache: sie soll
Sichtbarkeit für die Geschlechterdifferenz erzeugen
(3).
Schrupp will auch den Begriff Differenzfeminismus genau in
diesem Sinne verstanden wissen.
Der systematische Einsatz dieses Propagandainstruments in
den Medien, insb. in den öffentlich-rechtlichen Medien, die
zur parteilichen Neutralität verpflichtet sind, stellt eine
wesentliche Verzerrung des öffentlichen Debattenraums dar
und ist zutiefst undemokratisch: Journalisten in medialen
Machtpositionen können ihre private Ideologie unter den
Deckmantel der angeblichen Nichtdiskriminierung verbreiten.
Innere Widersprüche
Zweifel an der Gültigkeit der eigenen Theorie,
ungegenderte Sprache würde das Selbstbewußtsein von Frauen
schädigen, scheinen auch innerhalb des Feminismus weit
verbreitet.
-
Bei negativ besetzten Begriffen wird nämlich
regelmäßig auf die Anwendung der Theorie verzichtet, also nur
die männliche Form des negativ besetzten Begriffes
benutzt. Eine Schädigung des männlichen Selbstbewußtseins
wird entweder nicht befürchtet - was die
Schädigungstheorie widerlegen würde - oder bewußt in Kauf
genommen. Letzteres wäre aus Gründen der Gleichbehandlung
dann auch Frauen zuzumuten, zumal der Feminismus keine
Gelegenheit ausläßt, Männer sprachlich aktiv zu diskreditieren, z.B. als
potentielle Vergewaltiger oder Unterdrücker. Im Vergleich
dazu scheint das Leid, das durch eine nur implizite
Miterwähnung verursacht wird durchaus erträglich. (Es
handelt sich hier, wie unschwer erkennbar ist, um ein
weiteres Beispiel für den Doublespeak des Feminismus .)
- Während große Teile des Feminismus auf explizit
weiblichen Wortformen (egal ob durch Binnen-I oder
Aufzählung) besteht, lehnen andere Strömungen dies als
heteronormativ ab und insistieren auf Gendersternen oder noch weitergehenden Verformungen der Sprache, die keine
Geschlechtszugehörigkeit mehr erkennen lassen, z.B. durch
aus-X-en von Wortbestandteilen ("Profx"), also letztlich
einer androgynen Wortform (sofern man sich überhaupt noch
verständlich ausdrücken will).
Völlig widersprüchlich ist, wie das angeblich lebenswichtige
Problem gelöst wird, alle Geschlechter sprachlich zu
repräsentieren. Androgyne Formen wie "Profx" machen alle
Geschlechter unsichtbar (einer der schlimmsten Vorwürfe
gegen das Standardgenus, s.a. nächsten Abschnitt). Der
Genderstern steht für eine ganze Reihe weiterer Geschlechter
(s. Bell (2016))
und macht diese untereinander unsichtbar.
Zweifel an der Wirksamkeit gegenderter
Schreibweisen
Selbst wenn man die Theorie, das weibliche Selbstbewußtsein
würde durch ein Androgynum bzw. Standardgenus wesentlich
geschädigt, als korrekt annimmt, gibt es erhebliche Zweifel,
ob die geforderten Maßnahmen wirksam sind.
- Schreibweisen mit
Gender-Tiefstrichen, -Sternen oder -Doppelpunkten und sogar
radikale Deformationen wie "Profx" sind funktional gesehen
ein Androgynum bzw. ein Ersatz für das "generische
Maskulinum", sind der Theorie zufolge also genauso
schädlich, weil sie den Krieg zwischen den Geschlechtern
unsichtbar machen. Schlimmer noch, die angeblich männliche
Form nimmt den meisten Raum ein, die Frauen werden nur durch
ein kleines Anhängsel "..in(nen)" repräsentiert, das als
Diminutiv wirkt und die Depressionen bei Frauen verstärkt.
(Analog dazu wird von den gleichen Kreisen die Bezeichnung
"Flüchtling" wegen des Diminutivs "-ling" strikt abgelehnt.)
- Das weibliche Selbstbewußtsein wird nach
weiteren feministischen Theorien nicht nur durch die
Sprache, sondern durch alle möglichen Alltagserfahrungen
ständig geschädigt (Männer sind größer und stärker,
verdienen mehr, sind übergriffig etc.). Paradoxerweise
setzen die feministischen Kreise, die gegenderte
Schreibweisen propagieren, alles daran, den Opferstatus
im Bewußtsein von Frauen aufrecht zu erhalten, z.B.
durch Hypnosetechniken wie z.B. ständige Triggerwarnungen
und durch Förderung einer sehr verengten Weltsicht, die nur
noch Dinge wahrnimmt, die man irgendwie als Diskriminierung
von Frauen interpretieren kann. Dies ist kaum anders zu
erwarten, denn vom Opferstatus der Frauen hängt die
allgegenwärtige Frauenförderung, ein
Wirtschaftszweig mit mehreren tausend
Arbeitsplätzen, ab.
- Die meisten
verunstaltenden Schreibweisen sind selber eine
hochwirksame Hypnosetechnik (Präsupposition) zur Verstärkung des subjektiv
empfundenen Opferstatus. Um die Texte verstehen oder
vorlesen zu können, muß man nämlich die ursprünglichen,
sprachlich eleganteren Textvarianten kennen. Der
Unterschied zwischen gegenderter und normaler Schreibweise
(bzw. zwischen geschriebener und gesprochener Sprache)
muß daher zwangsläufig ständig mental verarbeitet werden.
Im Endeffekt sind gegenderte Schreibweise daher ein
aufdringlicher Hinweis auf diesen Unterschied, und sie
enthalten die kaum kaschierte Botschaft, daß Frauen von
der normalen Sprache diskriminiert werden, verstärken also
den Opferstatus.
- Die gegenderten Schreibweisen sollen das Denken
der Menschen (auch der Männer) verändern, um auf diesem Wege
die soziale Realität zu verändern. Dies beruht auf der
Hypothese in der feministischen Linguistik, daß die Sprache
die Realität formt. Diese Hypothese ist hochumstritten und
schon insofern offensichtlich falsch, daß viele Aspekte der
Realität nicht vom Menschen beeinflußbar oder änderbar sind.
Es ist eher umgekehrt so, daß die Sprache die Realität
nachbildet (s. z.B. Dewald
(2008), Brodkorb
(2020)).
Die feministischen Sprachdeformationen sind somit eine der
stärksten Indizien für die These, daß der heutige
Feminismus
keine sozialen Probleme
löst, sondern sie konstruiert und verstärkt.
Umfragen und demokratische Legitimierung
Gendersterne oder -Tiefstriche oder der Gender-Aussetzer
beim Sprechen waren etwa um das Jahr 2000 herum noch
Spinnereien extremer feministischer Randgruppen, die man
nicht ernst nahm. Inzwischen werden sie von Feminstinnen wie
z.B. Anke Will, die mediale Machtpositionen mit sehr hoher
Reichweite besetzen, der Beölkerung aufgezwungen, ebenso
in manchen Städten, die progressiv erscheinen möchten.
Die repräsentativen Umfragen zur Genderisierung der Sprache
- Auflistung s.u. - zeigen generell eine starke bis sehr
starke Ablehnung. Die Fragen variieren etwas, gefragt wird
typischerweise nach der allgemeinen Zustimmung, ob man die
mehr oder weniger krassen Genderisierungsformen privat
benutzt und ob man sie beruflich nutzt bzw. dazu gezwungen
wird.
Die Genderisierung der Sprache wird also in der Bevölkerung
völlig eindeutig abgelehnt, sie ist in diesem Sinne nicht
demokratisch legitimiert. Daß sie gegen den Willen der
Bevölkerung insb. mit Unterstützung durch den
öffentlich-rechtlichen Rundfunk durchgesetzt wird,
ist daher eine klassische top-down-Transformation der
Gesellschaft, die in diesem Fall von politischen bzw.
medialen Eliten ausgeht.
Umfragen der INSA-CONSULERE GmbH
Das Erfurter Institut
INSA-CONSULERE GmbH
hat mehrfach repräsentative Meinungsumfragen zur deutschen
Sprache im Auftrag der
Theo-Münch-Stiftung für die Deutsche Sprache
durchgeführt. Die Umfrageergebnisse wurden in der
Zeitschrift "
Deutsche Sprachwelt", die der Verein für Sprachpflege
e. V. herausgibt, veröffentlicht.
Nach der zur Zeit
aktuellsten
Meinungsumfrage 2019/20 ist für 27 % die
Geschlechterbetonung "eher wichtig" oder "sehr wichtig", für
62 % "eher unwichtig" oder "sehr unwichtig".
21 % halten eine
geschlechterbetonte Sprache für schädlich für die
deutsche Sprache.
Umfrage der Infratest-Dimap 2020
Gaschke (2020)
berichtet von einer Umfrage, die Infratest-Dimap im Auftrag
der "Welt am Sonntag" durchgeführt hat. Demnach halten 56
Prozent der Bevölkerung nichts vom "Gendern", insb. will
auch eine mehrheit der Frauen keine Gendersterne.
Umfrage von YouGov 2017
Das Meinungsforschungsinstitut YouGov führte 2017 im Auftrag
der Deutschen Presse-Agentur eine Umfrage durch, deren
Ergebnisse berichten u.a. der
Merkur
und die
FAZ.
Quellen
-
Mehrheit lehnt geschlechtergerechte Sprache ab. FAZ, 11.09.2017. https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/mehrh ... 66.html
-
Umfrage: Mehrheit lehnt geschlechtergerechte Sprache
ab. Merkur, 11.09.2017. https://www.merkur.de/politik/umfrage-mehrheit-lehnt-ge ... 27.html
-
Susanne Gaschke: Mehrheit der Frauen will keine Gendersternchen. Welt, 31.05.2020. https://www.welt.de/politik/deutschland/article20864726 ... ab.html
-
INSA-Sprachumfrage 2019/20 (Teil 6): Was bedroht die
deutsche Sprache? Deutsche Sprachwelt, 31.01.2020. https://deutsche-sprachwelt.de/2020/01/insa-sprachumfra ... prache/
-
INSA-Sprachumfrage 2019/20 (Teil 7): Gendersterne
haben wenige Freunde. Deutsche Sprachwelt, 31.01.2020. https://deutsche-sprachwelt.de/2020/01/insa-sprachumfra ... reunde/
Anmerkungen
(1)
Die fehlerhafte Gleichsetzung von deskriptiven Stereotypen
und linguistischen Effekten tritt regelmäßig in Anpreisungen
von gegenderten Schreibweisen auf. Beipielsweise zitiert
Lobin (2018) u.a.
Gabriel (2008) und
Kennison (2003).
Diese beiden angeblichen Belege für linguistische Effekte
untersuchen aber "nur" das Vorhandensein von Stereotypen,
dazu noch im Englischen, also einer Sprache, bei der nur in
wenigen Ausnahmefällen wie actor/actrice männliche und
weibliche Wortformen vorhanden sind. Diese und weitere
gravierende Argumentationsfehler werden in Scholten (2018) im Detail
dargestellt.
(2) Interessanterweise behaupten andere feministische
Theorien, daß Stereotype oft unterbewußt - also nicht
sprachlich repräsentiert - sind und das Denken und Handeln
von Männern, die Frauen diskriminieren, steuern. Ggf.
behaupten die "Täter" sogar sprachlich das sozial erwünschte
bzw. politisch korrekte Gegenteil, handeln aber nicht
danach. Die zentrale These, daß die Sprache das Denken und
Handeln formt, gilt hier plötzlich nicht mehr.
(3)
Hierwird einmal mehr die alte Analyse von Steven Pinker
bestätigt, wonach der (Gender-) Feminismus den Machtkampf
zwischen den Männern und den Frauen als das zentrale Problem
schlechthin ansieht.
Literatur
- Mathias Brodkorb: Der Narzissmus der gendergerechten Sprache. Cicero, 13.10.2020. https://www.cicero.de/innenpolitik/gendersternchen-gene ... sprache
- Arthur Brühlmeier: Sprachfeminismus in der Sackgasse. Deutsche Sprachwelt Ausgabe 36, Sommer 2009, 2009. https://www.vds-münchen.de/fileadmin/galerie/2009-08-01 ... mus.pdf
- Ulrich Dewald: Kontrovers: Feministische Linguistik. Bild der Wissenschaft, 16.01.2008. https://www.wissenschaft.de/home/-/journal_content/56/12054/57723/
- Peter EisenbergPeter Eisenberg: Das missbrauchte GeschlechtDas missbrauchte Geschlecht. Süddeutsche ZeitungSüddeutsche Zeitung, 02.03.2017. https://www.sueddeutsche.de/kultur/essay-das-missbrauchte-geschlecht-1.3402438, https://www.sueddeutsche.de/kultur/essay-das-missbrauchte-geschlecht-1.3402438
- Ute Gabriel, Pascal Gygax, Oriane Sarrasin, Alan
Garnham, Jane Oakhill: Au pairs are rarely male: Norms on the gender
perception of role names across English, French, and
German. Behavior Research Methods 40:1, p.206-212, 02.2008. https://link.springer.com/article/10.3758%2FBRM.40.1.206
- Stefan Gödde erlebt groteske Szenen in Nordkorea. Kölner Stadt-Anzeiger, 09.10.2014. https://www.ksta.de/stefan-goedde-erlebt-groteske-szenen-in-nordkorea-583170
- Joachim Güntner: Rechtschreibreform und Nationalsozialismus. NZZ, 07.06.2001. https://www.nzz.ch/article7FJTV-1.506009
- Shelia M. Kennison, Jessie L. Trofe: Comprehending Pronouns: A Role for Word-Specific
Gender Stereotype Information. Journal of Psycholinguistic Research 32:3,
p.355-378, 05.2003. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12845944/
- Tomas Kubelik: Genug gegendert!: Eine Kritik der feministischen
Sprache. Projekte-Verlag Cornelius, 11.09.2013. https://www.amazon.de/Genug-gegendert-Kritik-feministis ... 4862514
- Tomas Kubelik: Unterwegs zur Herrschaft der
political correctness, 19.11.2013,
http://www.cuncti.net/haltbar/625-unterwegs-zur-herrsch ... ectness
- Henning Lobin, Damaris Nübling: Genus, Sexus, Nexus. Warum eine geschlechtergerechte
Sprache nicht nur sinnvoll und wichtig, sondern auch
demokratische Pflicht ist. Süddeutsche Zeitung, 07.06.2018, Seite 11, 07.06.2018. https://www.sueddeutsche.de/kultur/2.220/genderdebatte- ... 4003975
- Daniel Scholten: Der Führerin entgegen! Was die wissenschaftliche
Erforschung des deutschen Genusystems zur Genderideologie
und ihrem Gendersprech zu sagen hat. Belles Lettres - Deutsch für Dichter und Denker,
München, 16.10.2014. https://www.belleslettres.eu/print/genus-gendersprech-v1.pdf
- Daniel ScholtenDaniel Scholten: Die empirischen Forschungen der feministischen
LinguistikDie empirischen Forschungen der feministischen
Linguistik. www.belleslettres.eu, Video 1:50:30 (273 MB)www.belleslettres.eu, Video 1:50:30 (273 MB), 15.11.2018. https://www.belleslettres.eu/content/deklination/gender ... che.php, https://www.belleslettres.eu/content/deklination/gender ... che.php
- Antje Schrupp: "Gegenderte" Sprache: Es geht nicht um
Diskriminierung, sondern um Sichtbarkeit. antjeschrupp.com, 01.09.2020. https://antjeschrupp.com/2020/09/01/gegenderte-sprache- ... arkeit/
- Anatol Stefanowitsch: Geschlechtslos in Hannover. ZEIT Online, 26.01.2019. https://www.zeit.de/kultur/2019-01/gender-sprache-gesch ... ansicht
- Harald Stücker: Wer zu Fuß geht - Feministische Sprachmagie. 17.04.2013. https://evidentist.wordpress.com/2013/04/17/feministische-sprachmagie/
-
LoMi: Wenn Worte schuldig sind und Interpreten nur Automaten,
13.03.2014
http://suwasu.wordpress.com/2014/03/13/wenn-worte-schul ... omaten/
- Anne Wizorek / Kester Schlenz (Interview): Anne Wizorek im stern: Die Erkenntnis aus #aufschrei?
"Sexismus existiert". Stern, 20140925. https://www.stern.de/familie/leben/anne-wizorek-im-ster ... 02.html
- Dieter E. Zimmer: Leuchtbojen auf einem Ozean der Gutwilligkeit. ZEIT Nr. 09/1996, 23.02.1996. https://www.zeit.de/1996/09/Leuchtbojen_auf_einem_Ozean ... ansicht