Inhaltsübersicht
- Merksätze
- Definition und Bezeichnungen
- Nachteile von Diversität bzw. Heterogenität
- Vorteile und Profiteure von Heterogenität
- Diversität als machtpolitisches Instrument
- Diversitätsschulungen
- Quellen
Merksätze
- Diversität einer Gesellschaft bedeutet, daß diese in einem bestimmten Aspekt heterogen, also unheitlich ist. Meist wird dieser Aspekt nicht klar ausgedrückt.
- Diversität bzw. Heterogenität hat grundsätzlich immer Nachteile, u.a. Verständigungsprobleme, Meinungsdifferenzen, weniger gemeinsames "soziales Kapital" u.a.
- Diversität bzw. Heterogenität kann für bestimmte Gruppen Vorteile bieten, bei denen die Nachteile durch Vorteile kompensiert werden, z.B. kulturelle Angebote. Allerdings sind diese profitierenden Gruppen i.d.R. kleiner und anders zusammengesetzt als die negativ betroffenen Gruppen.
- Diversität ist insofern ein Kampfbegriff, als die erheblichen Nachteile verschwiegen werden und alleine die eventuellen Vorteile beschworen werden. Hierzu wird der klarere Begriff Heterogenität vermieden, und es werden oft Euphemismen wie "Vielfalt", "bunte Gesellschaft" o.ä. verwendet.
- Die Forderung nach mehr Diversität und die moralische Überhöhung von Heterogenität führt zu mehr Lagerdenken und gesellschaftlicher Zersplitterung (genauso wie Identitätspolitik), denn Diversität betont i.d.R. ethnische, sexuelle oder biologische Unterschiede.
- Politisch dient der Begriff als ein Trojanisches Pferd, mit dem feministische Dogmen und Machtansprüche feministischer Parteien durchgesetzt werden sollen.
Definition und Bezeichnungen
Diversität bedeutet in feministischen Kontexten, daß eine
Menschengruppe, z.B. die Bevölkerung eines Staates, die
Mitarbeiter oder speziell der Vorstand eines Unternehmens,
die Mitglieder einer Partei usw., hinsichtlich bestimmter
Merkmale nicht homogen ist, sondern heterogen. Die heterogenen Merkmale betreffen
typischerweise die Biologie, Sexualität, Ethnizität,
Weltanschauung o.ä. Merkmale von Menschen.
"Diversität" stammt vom Adjektiv "divers" ab. Dieses wird im
üblichen Sprachgebrauch i.d.R. nur im Plural
verwendet ("diverse Einkäufe") und bedeutet, daß diese
Personen oder Dinge unterschiedlich sind. Im Singular
("Dieses Unternehmen ist sehr divers.") wird es fast nie
benutzt und macht nur auf Umwegen Sinn. Die Heterogenität
z.B. eines Unternehmens kann sich tatsächlich nur auf
die Mitarbeiter, Produkte oder anderer in hoher Anzahl
auftretender "Bestandteile" des Unternehmens beziehen. Es
bleibt also unklar, in welcher Weise das Unternehmen
heterogen ist. Diese Vernebelungstaktik ist typisch für
Kampfbegriffe (s.a. Fußnote 1).
Synonyme
Da eine "diverse", heterogene Gesellschaft ein zentrales
Politikziel feministischer Parteien ist, werden statt des
eher unverständlichen "divers" oder des wertneutralen
"heterogen" sehr oft alternative Bezeichnungen benutzt, die
unterschwellig ein positives Framing bewirken sollen, insb.
"bunt" ("bunte Gesellschaft"),"vielfältig",
"facettenreich" sowie Bezeichnungen, die nur in
speziellen Kontexten benutzt werden, z.B.
"multi-kulti".
Vorteile heterogener Gruppen
Heterogene Gruppen haben potentiell einige Vorteile
gegenüber homogenen Gruppen: einen größeren Fundus an
Erfahrungen, Wissensbeständen, Kontakten etc. Diese Vorteile
existieren indes typischerweise nur aus Sicht spezieller
Gruppen davon Profitierender, während die Nachteile weitaus
mehr Personen betreffen können.
Diversität als Leitprinzip in der feministischen
Propaganda
In der medialen Darstellung feministischer Medien oder z.B. in
den Programmen feministischer Parteien wird Diversität als
Leitprinzip bedingungslos angepriesen. Üblicherweise wird schon
durch eine euphemistische Wortwahl wie "bunte Gesellschaft"
suggeriert, ohne jedes Nachdenken die unbezweifelbare
Vorteilhaftigkeit von Diversität zu akzeptieren, obwohl dieser
Begriff, solange die heterogenen Merkmale nicht benannt werden,
völlig inhaltsleer ist. Sofern es aber gelingt, diesen inhaltlich
entkernten Begriff als moralisch überlegen und alternativlos zu
positionieren, kann man ihn anschließend nach Bedarf selektiv mit
konkreten Inhalten füllen.
Diversität wird oft als noch nicht oder nicht ausreichend
vorhanden und als ein zu erreichendes Ziel
gesellschaftlicher Transformationen dargestellt. Insofern
kann man hier von Diversitätspolitik reden.
Diversität wird konkret vor allem als Argument zugunsten
von Frauenquoten, Aufnahme von Migranten, Aufbrechen
"verkrustete Strukturen und Geschlechterrollen" benutzt,
keinesfalls hingegen zugunsten von ideologischer Diversität
und Meinungsvielfalt, Offenheit von Debatten oder einem
ausgeglicheneren Geschlechteranteil in den Gender Studies -
das Leitprinzip Diversität ist nur für die Fälle gemeint,
wo es zu mehr Macht für feministische Akteure führt.
Nachteile von Diversität bzw. Heterogenität
Heterogenität bedeutet automatisch, daß man mit anderen
Personen, mit denen man kooperieren oder zusammenleben
muß, verglichen mit homogenen Umfeldern
- weniger gemeinsame Erfahrungen und gemeinsames "kulturelles Kapital" hat,
- ggf. diametral entgegengesetzte Wertvorstellungen und ein erhöhtes Konfliktpotential hat,
- ggf. infolge von Sprachbarrieren die Kommunikation fehlerhafter und aufwendiger wird,
- infolgedessen die Interaktionssicherheit reduziert wird.
Verstärkung von Lagerdenken und gesellschaftlicher
Zersplitterung
Die größte Gefahr von großer Diversität (bzw. der Forderung
nach viel / mehr Diversität) liegt in der Verstärkung von
Lagerdenken und gesellschaftlicher Zersplitterung, das ganz
analog wie bei Identitätspolitiken auftritt.
Begrifflich unterstellt Diversität bzw. Heterogenität, daß
gut sichtbare Unterschiede in bestimmten Merkmalen einer
Gesamtpopulation vorhanden bzw. zu erzeugen sind. Diese
sichtbaren Unterschiede führen leicht dazu,
- daß man die Verschiedenheit in dem Heterogenitätsmerkmal auf die Personen als Ganze verallgemeinert,
- daß man mental einzelne Kollektive bildet, deren Mitglieder die exakt oder ungefähr gleiche Ausprägung des Heterogenitätsmerkmals haben, z.B. religiöse, ethnische oder sexuelle Kollektive.
Verlust von Vertrauen und Interaktionssicherheit
Je heterogener ein soziales Umfeld ist, desto mehr
Kenntnisse über die anderen "Kulturen" und ggf. sogar
Sprachen sind erforderlich. Der Gesamtaufwand, den eine
Person zum Erlernen dieser Kenntnisse leisten kann, ist in
etwa konstant. Mehr Heterogenität führt also zu
schlechteren, stereotypisierten Kenntnissen über anderen
Menschen und damit zu weniger Sicherheit bei Interaktionen.
Dinesen (2019) zeigt in
einer umfangreichen Meta-Analyse, daß mehr Diversität, insb. in
der unmittelbaren Lebensumgebung, zu weniger sozialem Vertrauen
und zum Vermeiden des öffentlichen Raums führt.
Diversitätspolitik vs. Identitätspolitik
Unter Identitätspolitik wird
i.d.R. die politische Strategie einer Interessengruppe
verstanden, die Kollektividentität ihrer Mitglieder zu
maximieren. Kollektividentität ist das Selbstverständnis,
vor allem Mitglied dieses Kollektivs zu sein. Es ist eine
Methode der Bewußtseinslenkung innerhalb des Kollektivs
und zur Erzeugung von Feindbildern und gruppenbezogener
Menschenfeindlichkeit.
Beide Politiken betonen die Unterschiedlichkeit von
Kollektiven, die i.d.R. anhand biologischer oder
ethnischer Merkmale gebildet werden, und die Unterschiede
zwischen Mitgliedern verschiedener Kollektive. Ferner
werden Mitglieder stets (kontrafaktisch) zu Repräsentanten
ihrer Kollektive erklärt. Die negativen Effekte beider
Politiken sind daher sehr ähnlich.
Der Hauptunterschied zwischen beiden Politiken liegt in
der Motivation und im Anwendungsbereich: Während
Diversitätspolitiken ein breites Spektrum von
Anwendungsbereichen und Profiteuren (s. nächster
Abschnitt) haben, fallen Identitätspolitiken vor allem in
den Anwendungsbereich Propagandainstrumente
antirassistischer Aktivisten.
Vorteile und Profiteure von Heterogenität
Diversität bzw. Heterogenität wird vielfach als
bedingungslos wertvoll und vorteilhaft angepriesen.
Tatsächlich ist aber meist unklar, worin und für wen der
Vorteil genau besteht:
- Der größere Fundus an Erfahrungen, Wissensbeständen, Kontakten etc. einer heterogenen Gruppe ist dann und nur dann ein fühlbarer Vorteil, wenn die Gruppe eine fremd- oder selbstgestellte Aufgabe oder Verantwortung hat, für die die Effekte der Heterogenität relevant und erfolgssteigernd sind.
- Daß eine heterogene Gruppe mehr Erfolg hat als eine homogene, bedeutet noch lange nicht, daß diese Vorteile den Mitgliedern der heterogenen Gruppe selber zugutekommen, die Profiteure der Heterogenität können ganz andere Personen oder Instanzen sein. Das beste Gegenbeispiel sind heterogene Belegschaften in Unternehmen, die zwar ggf. den Ertrag des Unternehmens steigern; dieser Ertrag fließt aber allein den Firmeninhabern zu.
Heterogenität in Unternehmensbelegschaften
In einem internationalen Unternehmen ist es z.B.
vorteilhaft, wenn die Belegschaft bzw. der Vorstand
Mitglieder aus allen relevanten Ländern enthält, die
jeweils länderspezifische Erfahrungen einbringen.
Im speziellen Fall der Geschlechterheterogenität in
Unternehmen argumentieren Feministen regelmäßig, daß
Unternehmensvorstände erfolgreicher arbeiten, wenn beide
Geschlechter vertreten und insb. mehr Frauen vorhanden
sind. Mit diesem Argument begründen Feministen regelmäßig
Frauenquoten in Unternehmen.
Diese pauschale Behauptung ist allerdings vielfach
widerlegt worden, s. separate Seite. Die hier
notwendige Annahme, Frauen - genauer gesagt Karrierefrauen
- würden wesentlich andere betriebliche Erfahrungen und
Kenntnisse einbringen als Männer, ist auch nicht
plausibel. Die ersatzweise Annahme, Frauen würden sich
alleine aus biologischen Gründen wesentlich anders
verhalten als Männer, ist schon eher plausibel, steht aber
in inneren Widerspruch zum feministischen Dogma, daß genau
solche biologischen Unterschiede zwischen den
Geschlechtern nicht existieren.
In betrieblichen Kontexten werden die Nachteile
meistens durch die Vorteile kompensiert: die
Mitglieder der Gruppe kontrollieren sich
gegenseitig besser, der höhere Streß (vgl. Rock (2016)) und die
schärfere Kontrolle spornen zu höheren Leistungen und
weniger Fehlern an.
Diversität als Geschäftsfeld für
Unternehmensberatungen
Es ist aber keineswegs garantiert, daß die Vorteile von
Diversität deren Nachteile überwiegen. Als Folge dessen hat
sich ein ganzer Geschäftszweig großer
Beratungsunternehmen etabliert, die andere Unternehmen
darin beraten, wie man Diversitätsprogramme ohne zu große
Kollateralschäden plant und umsetzt. Derartige
Beratungsunternehmen betreiben daher unermüdlich
professionelle Propaganda zugunsten von
Diversitätspolitiken, z.B. Hunt (2015), gerne auch mit Fake-Statistiken und
anderen erprobten Techniken professioneller Propaganda.
Wegen ihrer Beraterumsätze sind sie indirekte
Profiteure von Diversität im Sinne von
Diversitätspolitiken.
Typisch hierbei sind "Diversity-Schulungen", die die
Mitarbeiter gegen die o.g. Nachteile von Diversität
immunisieren und Vorurteilen und Rassismus vorbeugen sollen.
Diese Schulungen, aber auch ähnlich gelagerte Debatten sind
weitgehend erfolglos und oft kontraproduktiv, auf die Gründe
dafür gehen wir unten näher ein.
Diversität als Life-Style-Produkt und Distinktionsmerkmal
für Globalisten
In bestimmten Bevölkerungsgruppen, die manchmal als
"Globalisten" oder "Internationalisten" bezeichnet werden,
hat Diversität den Charakter eines Life-Style-Produkts.
Es handelt sich typischerweise um Bildungsbürgertum,
Diversität bezieht sich auf das kulturelle Umfeld, z.B.
man besucht kulturelle Veranstaltungen aus fremden
Kulturen, hat Bekannte in mehreren Ländern, die andere
Sprachen sprechen und anderen Kulturkreisen angehören
(natürlich nur Personen aus der gleichen gehobenen
sozialen Schicht, keinesfalls aus der Unterschicht) usw.
Diversität dient hier als soziales Distinktionsmerkmal,
die Kontakte in andere Kulturen sind sozusagen Trophäen,
man demonstriert damit Breite und Umfang seiner Bildung.
Diesen Vorteilen stehen vertretbare Kosten gegenüber.
Kontakt zu ernsthaft negativen Aspekten anderer Kulturen
vermeidet man natürlich.
Diversität als machtpolitisches Instrument
Diversität als Mittel zum politischen oder medialen
Machtgewinn von Minderheiten
Eine kulturelle, sexuelle o.ä. Minderheit kann die eigene
politische oder mediale Machtposition erheblich stärken,
wenn man es schafft, Diversität als gleichstarke
Repräsentanz aller kulturellen oder sexuellen Varianten
zu interpretieren. Am besten wird dies durch die
Regenbogenflagge der LGB+-Bewegung veranschaulicht; die ca.
10 Farben, die je eine sexuelle Identität symbolisieren
sollen, sind alle gleich breit. Wäre die Breite der Streifen
proportional zu den Bevölkerungsanteilen, würden die beiden
Streifen für männlich und weiblich ca. 97% der Fläche
bedecken, die weiteren Streifen wären kaum noch zu erkennen.
Die gleich breiten Streifen symbolisieren den Anspruch, daß
jedes der Kollektive unabhängig von der Größe des
Bevölkerungsanteils gleich viel Macht hat. Bei einer
Minderheit ist dies wesentlich mehr, als ihr nach üblichen
demokratischen Grundsätzen zustehen würde. Es wird damit
letztlich eine erhebliche Überrepräsentation verlangt.
Der Nutzen der Diversität liegt also im Machtgewinn von
Minderheiten, genauer gesagt im Machtgewinn der
Repräsentanten dieser Minderheiten.
Inklusion im Kontext von Diversität
Der Begriff Inklusion ist vielschichtig. Wenn er im Kontext
von Diversität benutzt wird, wenn z.B. von "bunten,
diversen, inklusiven, offenen" etc. Gesellschaften die Rede
ist, dann ist häufig auch damit die Überrepäsentation von
Minderheiten und deren politischer oder medialer
Machtanspruch gemeint.
Diversitätspolitik als getarntes Quotensystem und
Diskriminierunginstrument
Das beste Beispiel hierfür sind die Zulassungsmethoden von
Universitäten, die sich mit der ethnischen Diversität
ihrer Studentenschaft brüsten (wollen). Bei der Harvard
University ist dies besonders gut dokumentiert, s. Yang (2018).
Männliche Anwärter auf einen Studienplatz,
die bis auf ihre Ethnie identische Testergebnisse,
Zeugnisse und andere zulassungsrelevante Merkmale haben,
haben folgende Zulassungswahrscheinlichkeiten: 25%
bei Asiaten, 32% bei Weißen, 77% bei Hispanics und 95% bei
Schwarzen.
Offiziell hält Harvard die Behauptung aufrecht, nur nach
Eignung auszuwählen. Dies gelingt aber nur, indem der
"Charakter" der Anwärter in die Bewertung einbezogen wird
und indem Asiaten fast ausnahmslos kontrafaktisch als
asozial eingestuft werden, eine eklatante Form von
Rassismus.
Im Endeffekt ist die offizielle Diversitätspolitik ein
hinter einer Wand von Lügen getarntes Quotensystem.
Direkte Profiteure sind ethnische Gruppen, die einen hohen
Opferstatus haben, hier Schwarze und Hispanics, und ggf.
die Universität, die sich zumindest offiziell als
moralisch hochstehend verkauft.
Diversität als
Propagandainstrument für "Antirassisten"
Große Teile der heutigen "Linken" sind fixiert darauf, heutige
oder historische Diskriminierungen aufgrund z.B. von Hautfarbe,
Ethnizität oder Geschlecht aufzuspüren und zu bekämpfen. Im
Gegensatz zum vorstehenden Machtgewinn von Minderheiten geht man
hier von einem "Kriegszustand" innerhalb der unterschiedlichen
Gruppen aus, z.B. Männer unterdrücken Frauen (die keine
Minderheit sind), Weiße unterdrücken Farbige usw. Einzelne
Gruppen werden also moralisch abgewertet, andere als Opfer
aufgewertet. Fehlende Heterogenität, genauer gesagt als
unzureichend angesehene Macht und Sichtbarkeit der moralisch
höherstehenden Gruppen, wird als Diskriminierungstatbestand
definiert. Diversität bzw. Heterogenität wird als Abwesenheit
solcher Diskriminierungen verstanden.
Was Diversität nun genau bedeutet, bleibt auch hier wieder
unklar, denn diese politischen Strömungen schließen praktisch
nach Belieben von graduellen sozialen
Ungleichheiten auf Diskriminierungen (dies ist ein
routinemäßig als Propagandatechnik genutzter
Denkfehler).
Die Forderung nach Diversität ist hier also im Endeffekt
ein flexibel einsetzbares Instrument der psychologischen
oder juristischen Kriegführung gegen die moralisch
minderwertige Gruppe, z.B. gegen die weiße
Mehrheitsbevölkerung.
Diversität
im Kontext der Standpunkttheorie
Die feministische Forderung nach mehr Diversität muß immer auch
im Kontext der ideologischen Grundlagen verstanden werden. Eine
solche zentrale Grundlage ist die Standpunkttheorie, wonach nur Frauen und andere "marginalisierte" Gruppen zu richtigen Erkenntnissen
imstande sind, während die Erkenntnisse von Männern bzw.
dominierenden Gruppen nur dazu dienen, deren ungerechtfertigte
Macht zu festigen.
Logische Konsequenzen der feministischen Standpunkttheorie sind:
- Der feministischen Ideologie widersprechende Meinungen von Männern können nur Folge von Frauenhaß und "toxischer Männlichkeit" sein.
- Männer kann daher nicht erlaubt werden, ihren Frauenhaß unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit zu verbreiten (vgl. "de-platforming" - ihnen darf keine Bühne geboten werden). Das beste Beispiel für die praktische Umsetzung dieser Zensur ist das Frauenstatut der Grünen, das es Frauen erlaubt, Männer nach Belieben vom Diskussionsprozeß auszuschließen, und das Mehrheiten von Männern prinzipiell verbietet.
Diversitätsschulungen
Wie schon oben erwähnt führen viele Unternehmen,
Universitäten. Behörden usw. Maßnahmen durch, die Diversität
ihrer Mitarbeiterschaft zu erhöhen und die Denkweisen von
Mitarbeitern, Studenten oder sonstigen Angehörigen in
Richtung mehr Offenheit und Unterstützung von Diversität zu
erhöhen bzw. zu erzwingen.
In der Regel geht es in den Schulungen nicht nur darum, die
angeblichen Vorteile von mehr Diversität zu erreichen bzw.
die Nachteile fehlender Diversität zu vermeiden, sondern
allgemeinere Probleme zu lösen, typischerweise Sexismus und
Rassismus. Dies sind sehr unklar abgegrenzte
Problemkomplexe, und man kann sich fragen, ob sie thematisch
noch viel mit der ursprünglichen Diversitätsthematik zu tun
haben, selbst wenn eine deutliche Überlappung besteht.
Die Diversitätsschulungen werden öffentlich stark
wahrgenommen, da sie oft lautstark angepriesen, andererseits
als Gehirnwäsche empfunden werden. Durch diese
Aufmerksamkeit wird jedenfalls in den allgemeinen Debatten
der Themenkomplex Diversität deutlich ausgeweitet.
Die Argumente zugunsten von Schulungen und deren Inhalte
findet man auch in politischen Debatten über den Mangel an
oder die Anpreisung von Diversität. In den politischen
Debatten haben die Diversitätsverfechter aber i.a. keine
Macht über die zu Bekehrenden, das ist der wesentlichste
Unterschied der beiden Kontexte. Die inhaltliche
Auseinandersetzung ist in beiden Fällen die gleiche.
Die diversen offiziell verfolgten positiven Ziele, z.B. ein besserer Status von Minderheiten, werden jedenfalls überwiegend nicht erreicht (s. Rynes (1995), Dobbin (2007). Dobbin (2015), Dobbin (2018), Newkirk (2019)).
Denken vs. Handeln
Diversitätsschulungen haben offiziell das (indirekte) Ziel,
negativ bewertete Handlungen zu verhindern, z.B. die
Verwendung nicht gegenderter Sprache, die Diskriminierung
von Ausländern oder Farbigen am Arbeitsplatz,
Mikroaggressionen usw. Man kann diese potentiellen
zukünftigen Handlungen nicht direkt verhindern.
Unterstellt wird nun, daß solche Handlungen monokausal oder
zumindest ganz wesentlich von bestimmten, als falsch
anzusehenden Denkweisen und Vorurteilen verursacht werden,
z.B. Vorurteilen gegenüber Frauen, Ausländern oder anderen
Gruppen. Direktes Ziel der Diversitätsschulungen ist daher
der Abbau von solchen falschen Denkweisen.
Die Kausalkette vom Denken zum Handeln ist eine zentrale
Annahme, die den Diversitätsschulungen und vielen Debatten
um Themen wie Sexismus oder Fremdenfeindlichkeit
zugrundeliegt, meist unausgesprochen.
Ein erstes prinzipielles Problem nun besteht darin, daß
diese Kausalkette wissenschaftlich nicht nachgewiesen ist
und in vielen Fällen auch gar nicht vorhanden sein dürfte.
Die Probleme sind im einzelnen:
- Um einen Zusammenhang zwischen Vorurteilen und späteren Handlungen nachzuweisen, müßte man die Vorurteile bzw. deren Stärke messen können. Wenn man jemanden direkt fragt, ob er rassistisch ist, wird er wahrscheinlich mit nein antworten. Daher wurden vor Jahrzehnten Verfahren vorgeschlagen und seitdem massenhaft eingesetzt, die implizite, ggf. unterbewußte Vorurteile erkennen sollen, namentlich der Implicit Association Test (IAT). Der IAT ist seit langem hochgradig umstritten. Die Meta-Analyse Oswald (2013) kommt z.B. zum Fazit, der IAT könne praktisch alle negativen Verhaltensweisen nur schlecht voraussagen und sei nicht genauer als direkte Befragungen. Siehe auch: Singal (2017), Goldhill (2017), Forscher (2019).
- Es ist oft unklar, ob und in welcher Weise die angeblichen Schäden wirklich Schäden sind oder wie man das Ausmaß des Schadens messen sollte. Besonders auffällig ist dies bei Mikroaggressionen (wie die Türe aufhalten für Frauen, politisch unkorrekte Ausdrücke, Fragen, wo man herkommt, etc.), bei denen die Mehrheit der angeblich Geschädigten sich gar nicht geschädigt fühlt, sondern das Verhalten ggf. sogar positiv sehen (s.a. Lilienfeld (2017), Sullivan20180209, AlGharbi (2020)).
Nichterreichen der Ziele
Diversitätsschulungen werden massenhaft angeboten und
gebucht. Sie sind aber bisher kaum auf ihre Wirksamkeit
überprüft worden bzw. es gibt keine Nachweise, daß die
Schulungen die angepriesenen positiven Effekte hatten (s.
Kalev (2006),
Naff (2007),
Paluck (2009),
Bregman (2012)).
ihr Einsatz ist also Glaubenssache.
Der Sinn dürfte oft eher darin liegen, als Unternehmen,
Behörde oder sonstige Instanz politisch korrekt zu
erscheinen und der Leitungsebene Argumente zu liefern, sich
gegen eventuelle Vorwürfe zu verteidigen, Rassismus oder
Sexismus zugelassen zu haben.
Die diversen offiziell verfolgten positiven Ziele, z.B. ein besserer Status von Minderheiten, werden jedenfalls überwiegend nicht erreicht (s. Rynes (1995), Dobbin (2007). Dobbin (2015), Dobbin (2018), Newkirk (2019)).
Kollateralschäden von Diversitätsschulungen
Diversitätsschulungen sind häufig kontraproduktiv oder haben
schädliche Nebeneffekte (ähnliche Beobachtungen kann man in
politischen Debatten machen, in denen Diversität angepriesen
wird):
- Die Stereotype, die man eigentlich abbauen will, werden verstärkt oder überhaupt erst erzeugt (s. Macrae (1994), Wilton (2018), Cooley (2019)).
- Das tatsächliche Verhalten gegenüber Minderheiten kann sich verschlechtern, weil diskriminierendes Verhalten als "normal" dargestellt wird (s. Kaiser (2012), Dobbin (2016)).
- Die dominierende Bevölkerungsgruppe wird regelmäßig negativ dargestellt, Minderheiten dagegen überschwänglich positiv. Bei Mitgliedern der dominierenden Bevölkerungsgruppe erzeugt dies den (vermutlich meist zureffenden) Eindruck, daß sie nicht geschätzt werden und daß man Kontakte zu Mitgliedern der Minderheiten möglichst vermeiden sollte (s. Sanchez (2004), Plaut (2011), Ballinger (2020)).
- Das Ziel der Schulungen besteht oft darin, Mikroaggressionen und ähnlich subtile angebliche sexistische oder rassistische Verhaltensweisen als solche zu erkennen und sie dann zu vermeiden. Diese werden aber von den angeblich Betroffenen oft bisher nicht negativ gesehen. Sofern sie auch an den Schulungen teilnehmen oder über die Inhalte informiert werden, wird diesen Personen beigebracht, sie müßten sich eigentlich geschädigt fühlen. Die Schädigung wird also durch die Schulung ggf. überhaupt erst erzeugt (s.a. Lilienfeld (2017), AlGharbi (2020)).
- Die Zwangsmaßnahmen zur Durchsetzung von Diversität werden als ungerechtfertigt, arrogant und antiwissenschaftlich empfunden und erzeugen interne Kritik und Abwehr. Das bekannteste Beispiel hierfür ist die Damore-Affäre bei Google. Freiwillige Schulungen erzeugen weniger Schäden als verpflichtende (s.a. Bingham (2001), Kidder (2004), Legault (2011)). Allgemeiner gesagt werden den Umzuerziehenden die Probleme der Heterogenität und die ideologisch verursachten Denkfehler hinsichtlich der Vorteile von Homogenität erst so richtig bewußt gemacht.
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Fußnoten
[1] Völlig widersinnig und ein
weiterer Beitrag zum Begriffschaos ist die absehbare
Benutzung von "divers" als Bezeichnung für das dritte
Geschlecht in Personenstandsregistern oder Stellenanzeigen
(s. Knabenreich (2018)).
Mehrere Personen können bzgl. des Geschlechts heterogen
sein. Eine einzelne Person kann aber nicht divers (=
heterogen) mit sich selber sein. Die einzige sinnvolle
Bezeichnung ist hier intersexuell.