Inhaltsübersicht
Gender Studies - Zusammenfassung
Gender Studies - Einführung
- Gender Studies - Selbstdarstellungen, Institutionen, Personen und Studiengänge
- Gender Studies: "offizielle" Selbstdarstellungen
- Gender Studies: Institutionen
- Gender Studies: Personen, insb. Geschlechterverteilung
- Gender Studies: Studiengänge und Studienfächer
- Gender Studies: Handbücher und einführende Lehrbücher
Gender Studies - Kritik, Protektion und Debatten
- Kritik, Protektion und Debatten
- Gender Studies als "Wissenschaftlicher Feminismus" und Machtinstrument
- Mediale Kritik an der Wissenschaftlichkeit der Gender Studies
- Mediale Unterstützung der Gender Studies
- Feministische Kritik an den Gender Studies
Die (Un-) Wissenschaftlichkeit feministischer Gender Studies
- Übersicht
- Sind die Gender Studies überhaupt eine Wissenschaft?
- Wissenschaftsevaluation der Gender Studies
- Die Feministische Standpunkttheorie
- Der Kampfbegriff "Wissensproduktion"
- Kritik von Wissenschaftlern an der Wissenschaftlichkeit der Gender Studies
- Irrelevanz und Unzuverlässigkeit
- "Real Peer Review"
Fragen und Antworten
- Die Gender-Professuren sind nur 0,4 Prozent aller Professuren
- Gehen Gender Studies zu Lasten anderer Disziplinen?
- Sind die Gender Studies nicht wie andere Wissenschaften durch die Wissenschaftsfreiheit geschützt?
Gender Studies - Zusammenfassung
Zusammenfassung
Die "Gender Studies" sind seit Jahren ein heftig
umstrittenes Thema, zugleich einer der unklarsten Begriffe
in der Geschlechterdebatte. Die Selbstdarstellungen
der Gender Studies sind widersprüchlich und verwirrend:
- Einerseits wird ein wissenschaftlicher Anspruch formuliert, Geschlechterdifferenzen, "Geschlechterverhältnisse" oder Diskriminierungen (fast ausschließlich von Frauen) zu erforschen.
- Andererseits wird ein politischer Anspruch im Sinne einer angewandten Wissenschaft formuliert und in der Realität auch praktiziert, die vorgegebene feministische Ideologie praktisch umzusetzen und die Gesellschaft nach den eigenen Wünschen zu verändern ("Sozialingenieure"). Ein typisches Ziel ist, die postulierte "Geschlechterhierarchie", in der "die Frauen" durch "die Männer" unterdrückt werden, zu bekämpfen, oft mit Bezug auf politische Machtstrukturen wie die Gender Mainstreaming-Doktrin.
1. Hauptkritikpunkt: personelle, strukturelle und
inhaltliche Verzahnung mit der feministischen
Ideologie
Ein erster Hauptkritikpunkt an den Gender Studies hängt
direkt mit dem politischen Anspruch bzw. Aktivismus der
Gender Studies zusammen: die "Gender Studies" sind de
facto untrennbar personell,
strukturell und inhaltlich verzahnt mit dem
institutionalisierten Feminismus, den feministischen
Parteien und deren Ideologie. Kritikpunkte im einzelnen
sind:
- die personelle Verflechtung von politischem Aktivismus und (angeblicher) wissenschaftlicher Forschung, insb. die aktive Verbreitung feministischer Propaganda durch Genderforscherinnen, die hochumstrittene soziologische Theorien über das Geschlechterverhältnis als wissenschaftlich gesicherte, zuverlässige Erkenntnisse darstellen,
- die institutionelle Verflechtung mit feministischen Think Tanks, die über parteinahe Stiftungen finanziert werden,
- der massive Einfluß feministischer Parteien bzw. Machtstrukturen auf die personelle Besetzung, die Inhalte und Arbeitsweisen der Gender Studies, auch an Universitäten bzw. Fachhochschulen.
2. Hauptkritikpunkt: fehlende thematische und
methodische Eingrenzung als Wissenschaft
Die personelle, strukturelle und inhaltliche Verzahnung
mit der feministischen Ideologie bzw. Politik wird von
Befürwortern der Gender Studies regelmäßig vehement
bestritten, üblicherweise mit dem Scheinargument, die echten Gender Studies seien nur solche
Forschungen, die frei von ideologischen Einflüssen seien.
Inhaltlich sind diese ideologiefreien Anteile sehr schwer
einzugrenzen, diskurstechnisch werden die Grenzen zwischen
"echten" und "unechten" Anteilen von Befürwortern der
Gender Studies systematisch verwischt.
Ein zweiter Hauptkritikpunkt an den Gender Studies besteht
darin, einerseits eine Wissenschaft sein zu wollen,
andererseits seine Themen und Methoden (bzw.
Wissenschaftstheorien) nicht eingrenzen zu können oder zu
wollen und diesbezüglich ein systematisches Versteckspiel
zu betreiben.
Seriöse Forschung, die sich mit Männern, Frauen. deren
Unterschieden und Geschlechterfragen i.a. befaßt, gab es
schon immer in großem Umfang, namentlich in der Biologie
(inkl. Medizin) und der Soziologie. Die Gynäkologie ist ein Beispiel für ein ganzes
geschlechtsspezifisches Wissenschaftsgebiet und einen
zugehörigen Beruf. Diese klassischen geschlechtsbezogenen
Forschungen verteilen sich über alle großen
Wissenschaftsgebiete, wurden und werden aber nicht
als Gender Studies bezeichnet. Sie bilden keine homogene,
eigene Wissenschaftsdisziplin, da die Forschungsthemen und
-Methoden praktisch keine Gemeinsamkeiten aufweisen.
Beispielsweise haben Stoffwechselprozesse in weiblichen
Körperzellen nichts gemein mit der Frauendarstellung in
der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts.
In den Debatten reklamieren die Befürworter der Gender
Studies oft die Zuständigkeit für alle erdenklichen
Phänomene, in denen Frauen oder
Geschlechterunterschiede vorkommen. Damit wären u.a.
praktisch die komplette Soziologie, Psychologie, Medizin,
Literaturwissenschaft und viele andere Gebiete
Unterabteilungen der Gender Studies. Zwischen diesem
Anspruch und der Wirklichkeit klafft eine enorme Lücke,
alleine aufgrund der fehlenden fachlichen Qualifikation
der vorhandenen Gender-Lehrstühle.
Der "wissenschaftliche Beitrag" besteht regelmäßig nur
darin, der vorhandenen Forschung mantraartig vorzuwerfen,
sie sei männerzentriert, würde die Sichtweisen von Frauen
nicht berücksichtigen oder sei aufgrund patriarchaler
Strukturen verfälscht. Hier wird die Rolle eines
Verbraucherschutzvereins eingenommen, der Produkte
kritisiert, ohne es selber besser machen zu können.
Wissenschaftskritik ist legitim, aber selber i.a. keine
Wissenschaft.
3. Hauptkritikpunkt: Übernahme wissenschaftlich unhaltbarer
feministischer Dogmen und Wissenschaftstheorien
Eingrenzen kann man die uferlose potentielle
Themenvielfalt auf die real existierenden Gender
Studies über offizielle Quellen wie die
Fachgebiete (Denominationen) der Gender-Lehrstühle,
Inhaltsbeschreibungen von Gender-Studiengängen, Themen von
Forschungsprojekten und Inhalte von verbreiteten
Lehrbüchern und Nachschlagewerken.
Ein weiterer Hauptkritikbereich ist, daß die real
existierenden Gender Studies entgegen ihrem Anspruch in
wesentlichen Aspekten nicht wissenschaftlich sind. Gründe
für diese Kritik sind:
- die Verwendung hochumstrittener feministischer Dogmen als "wissenschaftliche" Grundlage, namentlich die strikte Negierung relevanter biologischer Einflüsse auf das Sozialverhalten, für die die Biologie und die Neurowissenschaften seit rund 20 Jahren überzeugende Belege liefern,
- die systematische Leugnung bzw. Nichtbeachtung einer männlichen Perspektive bei psychologischen oder sozialen Themen,
- der Anspruch, eine weiblich geprägte Gegenwissenschaft gegen die existierenden Wissenschaften zu sein ("Women's Studies") und nach Belieben unerwünschte Erkenntnisse, insb. auch wissenschaftliche Kritik, ignorieren zu können,
- die verwendeten Methoden und Wissenschaftstheorien, z.B. die feministische Standpunkttheorie, die außerhalb der Gender Studies nicht als wissenschaftlich anerkannt sind.
Gesellschaftliche Relevanz der
Kritik an den Gender Studies
Die Schärfe der Debatte um die Gender Studies erklärt sich
weitgehend durch die kritiklose Übernahme feministischer
Dogmen, den politischen Anspruch der Gender Studies und
die faktische Finanzierung von feministischen Aktivisten
und Funktionären aus Mitteln der Universitäten. Die Kritik
an den Gender Studies ist im Kern eine Kritik an der
herrschenden feministischen Politik bzw. Ideologie,
vergleichbar mit der Kritik am Kreationismus in den USA.
Globale vs. individuelle Kritik an den
Gender Studies
In diesem Text werden die Gender Studies als
gesamtgesellschaftliches Phänomen kritisiert. Diese
globale Kritik kann nicht pauschal auf jede einzelne
Aktivität oder Äußerung, die irgendwie als Teil der Gender
Studies etikettiert wird, übertragen werden. Individuelle
Aktivitäten oder Äußerungen müssen indivuduell beurteilt
werden.
Gender Studies - Einführung
Gender Studies - Selbstdarstellungen,
Institutionen, Personen und Studiengänge
Hauptziel dieser Seite ist zu klären, was sich hinter dem
Begriff "Gender Studies" verbirgt und inwieweit die
anhaltenden Vorwürfe an "die Gender Studies" zutreffen,
unwissenschaftlich zu sein.
Gender Studies werden oft auch als
"Geschlechterforschung", "Frauen- und
Geschlechterforschung" oder "Women's
Studies" bezeichnet; ein Bedeutungsunterschied ist in
den Debatten nicht klar erkennbar. Der Begriff "Women's
Studies" deutet an, daß es sich um Studien von Frauen über
Frauen aus der einseitigen Perspektive von Frauen handelt.
Wenn man nach konkreten Definitionen sucht, was die (real
existierenden) Gender Studies sind oder tun, findet man
wenig Konkretes und sehr viele Widersprüche. Auch die
direkt involvierten Aktivisten scheinen sich nicht einig
zu sein. Es äußern sich sowohl Politiker, Wissenschaftler
als auch Journalisten (m/w) mehr oder minder qualifiziert
dazu, was "die Gender Studies" wollen und leisten
(sollten). Die Debatte über die Gender Studies ist ein
Teil des "Problems Gender Studies". Dies führt zur Frage, wer überhaupt
befugt ist zu definieren, was die Gender Studies sind bzw.
machen. In dieser Hinsicht wird in diesem Text
versucht, vor allem den Ist-Zustand zu beschreiben, und es
werden vor allem die (halboffiziellen) Darstellungen von
Institutionen, die sich selber den Gender Studies
zuordnen, herangezogen.
Erste begriffliche Annäherungen
Relativ treffend - das ist angesichts des diffusen
Gesamtbilds ein Kompliment - erscheint eine Beschreibung des Goethe-Instituts
- das auch nicht im Verdacht steht, parteilich zu sein.
Unter der Überschrift
"Ein vielstimmiger Kanon. Genderstudies im
deutschsprachigen Raum"
lesen wir:
"Kein Fach im üblichen Sinne Dabei verstehen sich die Genderstudies nicht als ein Fach im üblichen Sinne. Es ist ein interdisziplinärer Fächerverbund und darüber hinaus eine politische Bewegung, innerhalb und außerhalb der Wissenschaften. Den Genderstudies genügt es nicht, Wissen im akademischen Feld zu generieren: Sie fragen ebenso danach, wie gendertheoretische Diskurse in die Praxis überführt werden können."Die Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauen- und Geschlechterforschung der FU Berlin stellte fest:
"Geschlechterforschung ist ein interdisziplinäres Wissenschaftsfeld und kann nicht mit einer traditionellen Einzeldisziplin verglichen werden."In ähnlicher Weise betont das Gender-Portal Gender Politik Online:
"die unmittelbare Praxisrelevanz von Kenntnissen zur Kategorie 'Gender' beispielsweise in der heute allgegenwärtigen Strategie des 'Gender Mainstreaming', mit deren Hilfe das Geschlecht zum integralen Bestandteil aller politischen Entscheidungsprozesse ... gemacht werden soll."Tatsächlich benutzt wird der Begriff "Gender Studies" mit wenigstens drei kategoriell verschiedenen Bedeutungen: (a) als wissenschaftliches Forschungsgebiet, (b) als Studiengang, der für bestimmte Berufe qualifiziert, (c) als Menge von Personen und Institutionen, die nach eigener oder fremder Zuschreibung Gender Studies betreiben.
Anteile der Gender
Studies
Die Gender Studies umfassen somit mehrere
inhaltliche Anteile bzw. Aspekte, die nicht immer
klar trennbar sind, die aber methodisch und hinsichtlich
des wissenschaftlichen Anspruchs sehr verschieden sind und
die verschiedenen Kategorien angehören:
- wissenschaftliche Forschung und Lehre,
die sich zur unvoreingenommenen Wahrheitsfindung und der
Einhaltung wissenschaftlicher Standards verpflichtet
versteht. Die adressierten Themen kann man als Teilgebiete
oder Denkschulen innerhalb der Soziologie, Politologie,
Geschichte und ähnlichen größeren Disziplinen
einordnen, oder als interdisziplinäre Behandlung von
Querschnittsthemen.
Der Anspruch, Wissenschaft zu betreiben, ergibt sich schon
daraus, daß in Deutschland rund 190
Professuren eine Teil- oder Hauptdenomination in
Gender Studies haben und etliche, als wissenschaftlich
bezeichnete Bachelor- und Masterstudiengänge
vorhanden sind.
Die Wissenschaftlichkeit dieser akademischen Anteile der
(real existierenden) Gender Studies und die Validität
ihrer Ergebnisse sind heftig umstritten. Die wichtigsten
Kritikpunkte sind:
- Man kann keinen eigenen fachlichen Kern aus zentralen Theorien und Erkenntnissen erkennen, die in einem klar umrissenen Problembereich Grundlagen für Lösungen bereitstellen, die andere Wissenschaften nicht bieten. Stattdessen werden nur andere eigenständige Wissenschaften kritisiert, weil sie zu wenig auf Geschlechtsunterschiede achten, und ggf. punktuell ergänzt. Insofern wird oft verneint, daß die akademischen Gender Studies überhaupt eine eigene Wissenschaft darstellen. Weil ein eigener fachlicher Kern fehlt, kann man die Gender Studies auch nicht als angewandte oder als interdisziplinäre Wissenschaft bezeichnen.
- Die üblichen wissenschaftlichen Qualitätssicherungssysteme sind entweder nicht vorhanden oder weisen eklatante, offensichtliche Mängel auf.
- politischer Aktivismus, auch außerhalb der Wissenschaft, darunter auch Zuarbeit zur Agenda feministischen Parteien. Zum Einsatz kommen hier oft Propagandamethoden, die bewußt mit falschen oder einseitigen Aussagen arbeiten, die also das Gegenteil von Wissenschaftlichkeit darstellen. Die Trennung zwischen wissenschaftlichen und propagandistischen Anteilen ist schwierig. Viele Personen, die wissenschaftliche Gender-Forschung betreiben oder zumindest diesen Anspruch erheben, betätigen sich zugleich propagandistisch bzw. politisch und erwecken den Eindruck, vor allem ideologisch gewünschte Interpretationen von fragwürdigen Forschungsergebnissen zu verbreiten. Umgekehrt berufen sich viele feministische Politiker oder propagandistisch tätige Akteure auf angebliche Erkenntnisse der Gender-Forschung, oft ohne Quellen anzugeben und eine Überprüfung ermöglichen. In der öffentlichen Wahrnehmung entstehen dadurch Irritationen, was tatsächlich die Themen und akzeptierte Ergebnisse der Gender Studies sind.
- eine Kaderschule, in der feministische Missionare ausgebildet werden, die "gendertheoretische Diskurse in die Praxis überführen" (s.o.). Es wird also Personal für die operative Ebene der Feministischen Infrastruktur z.B. Frauenbeauftragte, ausgebildet. iel ist dabei vor allem, die ideologisch geprägte selektive Realitätswahrnehmung auf die (fast ausschließlich weiblichen) Studenten zu übertragen (Beispiel) und Propagandamethoden, die tendenziell das Gegenteil von wissenschaftlich seriös sind, zu entwickeln bzw. zu erlernen, in denen die Ideologie an der Basis durchgesetzt wird.
- Ausbau der Feministischen Infrastruktur an Universitäten: In der weitverzweigten feministischen Infrastruktur spielen die Universitäten eine zentrale Rolle auf der strategischen und taktischen Ebene, z.B. bei der Weiterentwicklung und diskursiven Absicherung der feministischen Ideologie, Öffentlichkeitsarbeit usw. (was mit dem obigen Punkt 2 "politische Aktivitäten" überlappt). Die Gender Studies sind somit eine Methode, die Feministische Infrastruktur unauffällig aus öffentlichen Mitteln zu finanzieren.
Gender Studies: "offizielle"
Selbstdarstellungen
Wenn man nach Antworten auf die Frage, was die Gender
Studies wirklich machen, sucht, erhält man viele Antworten
aus allen möglichen Quellen, die leider in sich
widersprüchlich sind. Zu allen zentralen Aussagen findet
man immer auch andere Quellen, die das exakte Gegenteil
behaupten. Man kann Absicht dahinter vermuten und das
Phänomen als weiteres Beispiel für feministisches Doublespeak einordnen. Man kann es aber
auch als starkes Indiz werten, daß die Gender Studies
keine akzeptierte inhaltliche und methodische Grundlage
haben.
Das Problem der widersprüchlichen Auskünfte führt zur
Folgefrage, wer überhaupt befugt ist, über die Gender
Studies Auskunft zu erteilen. Das sind offensichtlich die
Personen, die nach eigener oder fremder Zuordnung zu den
Gender Studies gehören und offiziell Genderforschung
betreiben, namentlich die ca. 200 Genderprofessorinnen.
Nicht zu diesem Personenkreis gehören (anonyme)
Bloggerinnen, Freizeitforscher, Promotionsstudenten oder
ähnliche Nachwuchskräfte an den Gender-Lehrstühlen oder
Journalistinnen (auch dann, wenn diese Kolumnen in
Mainstream-Medien haben; deren Meinungen hat zwar eine
große mediale Reichweite, ist deswegen aber nicht
unbedingt fundiert).
Auch dieser Personenkreis äußert sich in verschiedenen
Kontexten unterschiedlich sorgfältig und ausführlich.
Interessant sind daher "offizielle" Darstellungen der
Gender Studies, die entweder explizite Antworten auf die
Kritik an den Gender Studies sind oder bei denen
die Absicht vermuten kann, eine offizielle Darstellung
zu geben. Ferner wurden bei der folgenden Liste von
Selbstdarstellungen bevorzugt Texte von
Inhabern von Gender-Professuren berücksichtigt.
Quellen
- Andrea Geier: Gender als Analysekategorie - Entwicklungen und Tendenzen in den Gender Studies. Forschung und Lehre 11/14, S. 884-886, 2014.
- Regina Frey, Marc Gärtner, Manfred Köhnen, Sebastian Scheele: Gender, Wissenschaftlichkeit und Ideologie - Argumente im Streit um Geschlechterverhältnisse (2. Auflage). Gunda-Werner-Institut der Heinrich-Böll-Stiftung, 18.09.2013. https://www.boell.de/sites/default/files/gender_wissens ... age.pdf
- Reinhard Jellen (Paula-Irene Villa): "Wer hat die Grenzziehung zwischen Männern und Frauen wie gemacht?". Telepolis, 01.06.2013. https://heise.de/-3399006
- Paula-Irene Villa (Reinhard Jellen): "Geschlecht ist nichts anderes als andauernde prozesshafte Konstruktion". Telepolis, 02.06.2013. https://heise.de/-3503693
- Ilse Lenz: Keine Angst vorm bösen Gender. Tagesspiegel, 01.09.2015. https://www.tagesspiegel.de/wissen/serie-gender-in-der- ... 04.html
- Geschlechterforschung - Bericht und Empfehlungen. Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen, 2013-02. https://www.wk.niedersachsen.de/download/75596
Gender Studies: Institutionen
Professuren
Zentrale Beratungs- und Servicestellen
Parteinahe Stiftungen
Fachgesellschaften
Man kann die Gender Studies u.a. über die Institutionen charakterisieren, die sich entweder selber den Gender Studies zuordnen oder in Übersichten zugeordnet werden. Die mit Abstand bedeutendsten Institutionen sind staatliche finanzierte Professuren an Universitäten und Fachhochschulen, ggf. auch an damit verbundenen, formell ggf. unabhängigen Forschungseinrichtungen, insb. von parteinahen Stiftungen. Relevant sind ferner einschlägige Fachgesellschaften.
Professuren
An deutschen Universitäten existieren rund 200 Lehrstühle,
die ganz oder teilweise der Geschlechterforschung gewidmet
sind
Die MVBZ-Datenbank "Professuren
mit einer Voll- oder Teildenomination Frauen- und
Geschlechterforschung/Gender Studies an deutschen
Hochschulen weist insg. 148 Professuren an
Universitäten und 45 Professuren an Fachhochschulen
(Stand: 28.09.2018), darunter 28 Voll- und 165
Teildenominationen.
Die Zahlen schwanken mit der Zeit, da manche Professuren
nur auf Zeit existieren, ferner ist die Klassifizierung
einer Professur als Gender-Professur manchmal zufällig.
Diese Professuren sind diversen Fachgebieten zugeordnet,
vor allem der Soziologie, sozialen Arbeit, Pädagogik,
Geschichte, Literatur oder Psychologie, in einigen Fällen
auch den Ingenieurdisziplinen. Kein einziger Lehrstuhl
ist der Biologie zugeordnet, nur 3 der Medizin,
weniger als 10 % den Natur- und Ingenieurwissenschaften,
fast alle den Sozial- und Kulturwissenschaften.
Die tatsächliche Anzahl der Gender Studies-Professuren
kann noch höher sein. Die Datenbank basiert auf der
offiziellen Denomination der Professuren, also der
offiziellen thematischen Einordnung, bzw. den Angaben in
der Stellenausschreibung. Es gibt allerdings auch viele
Professuren, z.B. in der Soziologie, die faktisch einen
langfristigen Schwerpunkt in der Geschlechterforschung
haben, ohne daß die Denomination dies erkennen läßt (Beispiel). Die genaue
Menge dieser inoffiziellen Gender Studies-Professuren kann
nur sehr schwer ermittelt werden, zumal sich die
Arbeitsschwerpunkte einer Professur mit der Zeit
verschieben können.
Die Zahl der Gender-Lehrstühle wird in manchen
Publikationen heruntergespielt. So behauptete Detjen (2015) mit Verweis
auf den WDR, es gäbe nur 15 "explizite Gender-Lehrstühle"
(also vermutlich Voll-Denominationen). Der WDR verwies
wiederum auf die ZEFG-Datenbank (inzwischen hier).
Dort wiesen bei den beiden Disziplinen "Frauen- und
Geschlechterforschung (Gender Studies)" bzw. "Gender und
Diversity" insg. 15 Professuren auf, davon allerdings 6
außerhalb von Deutschland. Der WDR übersah leider die
Fußnoten an den beiden Disziplinen: "Genannt sind hier
zwei wissenschaftliche Felder, die keine eigenständige
Fachdisziplin bilden. Die Professuren in diesen Feldern
sind meist interdisziplinär angelegt." D.h. es handelt
sich hier nicht um wörtliche Denominationen, was wegen der
inhaltlichen Unschärfe des Begriffs "Gender Studies" auch
problematisch wäre. Generell ist bei allen Einträgen der
ZEFG-Datenbank nicht bekannt, welchen Anteil Gender-Themen
in der tatsächlichen Arbeit der Stelle haben.
Die Genderlehrstühle sind typischerweise in der jeweiligen
Universität institutionell eng vernetzt mit der Frauen-
bzw. Gleichstellungsbeauftragten bzw. entsprechenden
Kommissionen, zentralen Service-Stellen, angelagerten
Instituten usw. Die Frauenbeauftragten haben ihrerseits
Mitspracherechte bei der Besetzung von Professuren. Man
kann daher davon ausgehen, daß Personen nur dann eine
Chance auf eine Berufung auf einen Genderlehrstuhl haben,
wenn sie ihre feministische Gesinnung deutlich gemacht
haben. Hirschauer
konstatiert dazu nüchtern, daß Gender Studies reine
Frauenfördermaßnahmen sind, durch die einfach mehr Frauen
(mit der erwünschten ideologischen Ausrichtung) in das
Universitätssystem eingeschleust werden sollen.
Die Universitäten finanzieren über ihre Personalmittel
nicht nur die Genderlehrstühle, sondern ggf. zusätzliche
Institute, die Arbeitsschwerpunkte bilden sollen. Sowohl
Genderlehrstühle wie Gender-Institute werben zusätzliche
Drittmittel bei der DFG, einschlägigen Ministerien und
sonstigen Fördereinrichtungen ein und können damit
zusätzliche Stellen finanzieren.
Zentrale Beratungs- und Servicestellen
Manche Universitäten unterhalten zentrale Beratungs- und
Servicestellen, die faktisch Gender Studies vertreten bzw.
feministische Ideologien verbreiten. Klassische Beispiele
zentraler Lehrangebote sind grundlegende Sprach-,
Mathematik- oder IT-Kurse, die fachübergreifend
Grundwissen aufbauen sollen. Analog dazu werden eine
feministische Orientierung und die allgegenwärtige
Problematisierung des Geschlechterverhältnisses oft als
fachübergreifende Grundkompetenz angesehen. Je nach
Hochschulgesetz sind die Universitäten dazu dank des
Prinzips Gender Mainstreaming sogar gesetzlich
verpflichtet. Angeboten werden derartige Grundkurse oft
außerhalb des regulären Lehrbetriebs durch zentrale
Einheiten bzw. Service-Stellen. Allerdings sind diese
Einheiten personell typischerweise nur mit ca. 1 - 2
Personen ausgestattet, haben also weniger Lehrkapazität
als eine gut ausgestattete Professur und sollten nicht
überschätzt werden.
Parteinahe Stiftungen
Außerhalb der Universitäten sind die parteinahe Stiftungen
der feministischen Parteien erwähnenswert. Das bekannteste
Beispiel ist das "Gunda-Werner-Institut für Feminismus und
Geschlechterdemokratie", das über die
Heinrich-Böll-Stiftung zu einem sehr kleinen Anteil von
der Partei Bündnis 90/Die Grünen finanziert wird, weit
überwiegend allerdings aus öffentlichen Mitteln. Ähnliches
gilt für die Friedrich-Ebert-Stiftung der SPD. Die
Stiftungen verfügen erhebliche Mittel, die Stiftung
Heinrich-Böll-Stiftung beispielsweise über rund 45 Mio.
Euro pro Jahr
(wovon man ca. 100 Lehrstühle finanzieren
könnte), von denen ein signifikanter Anteil für Gender
Studies verwendet wird.
Fachgesellschaften
Alle großen Wissenschaften haben eigene
Fachgesellschaften, i.d.R. nur eine pro Staat. Die
deutschen Mathematiker z.B. haben die Deutsche
Mathematiker-Vereinigung oder die Elektroingenieure
den VDE. Die
Fachgesellschaften sind eingetragene Vereine, insofern
also grundsätzlich privat finanziert, und übernehmen oft
die Aufgabe, die Fachöffentlichkeit zu repräsentieren.
In Deutschland findet man nur eine Fachgesellschaft, die
"Gender Studies" in der Selbstbezeichnung führt, die Fachgesellschaft
Geschlechterstudien // Gender Studies Association.
Nach eigenen Angaben hat sie über 400 Mitglieder, deren
professionelle Ausrichtung aber beliebig zu sein scheint.
Ob dort z.B. eine Großteil der ca. 150 deutschen
Gender-Professoren Mitglied ist, erscheint fraglich.
Ferner gibt es in der Deutschen Gesellschaft für
Soziologie (DGS), die sich als Standesvertretung der
akademischen Soziologie darstellt, unter den 36 Sektionen eine Sektion Frauen- und Geschlechterforschung. Der Sprecherrat besteht aus 8 Frauen (Stand: 2014). Über Größe
und Zusammensetzung der Mitgliederschaft finden sich keine
Informationen auf der Webseite.
Die Aktivitäten / Initiativen der Sektion haben wenig mit
Fachwissenschaft zu tun und mehr mit feministischem Aktivismus.
Der ausgiebige Gebrauch von genderfeministischen Symbolen wie
z.B. Tiefstrichen macht die ideologische Positionierung sehr
deutlich.
Beide Gesellschaften scheinen sich personell zu
überschneiden und eng zu kooperieren. Beide sind
wesentlich kleiner als übliche Fachgesellschaften, vor
allem hinsichtlich der Breite der fachlichen Aktivitäten
in Arbeitsgruppen oder der Repräsentation einer
Forschungsgemeinde. Die geringe Größe steht in auffälligem
Gegensatz zur enormen thematischen Breite und
gesellschaftlichen Relevanz, die die Gender Studies
üblicherweise für sich beanspruchen.
Gender Studies: Personen, insb.
Geschlechterverteilung
Geschlechterverteilung: (zwangsläufige) extreme Dominanz von Frauen
Strukturelle Diskriminierung von Männern
Auswirkungen auf die Qualifikation des wissenschaftlichen Personals
Quellen
Die fachliche Ausbildung des Personals in der Genderforschung ergibt sich i.w. schon aus der fachlichen Zuordnung der Lehrstühle, da i.d.R. einschlägige akademische Abschlüsse gefordert werden.
Geschlechterverteilung: (zwangsläufige) extreme Dominanz von
Frauen
Hinsichtlich der Geschlechterverteilung herrscht ein
extremes Übergewicht an Frauen. Die Inhaber der
Gender-Studies-Lehrstühle sind fast ausnahmslos Frauen,
die Anteil der männlichen Gender-Professoren liegt bei 5%.
Diversen Hinweisen zufolge gilt dies in ähnlicher Weise
auch für die Positionen von Assistenten oder
Promotionsstudenten sowie für die in die einschlägigen
Studiengänge immatrikulierten Studenten, allerdings liegen
hier keine belastbaren Angaben vor. Die extreme Dominanz
von Frauen kann als ein Motiv für die Bezeichnung "Women's
Studies" betrachtet werden. Sie ist kein Zufall, sondern
kaum anders zu erwarten, da folgende Ursachen für die
Dominanz von Frauen vorliegen:
- Die Gender Studies sind historisch entstanden aus den "Women Studies", die sich als Gegenwissenschaft zu den etablierten, personell von Männern dominierten Wissenschaften verstanden und die Männer bewußt ausschlossen. Aus dieser Ära stammen noch viele der heutigen Stelleninhaberinnen. Auch wenn der explizite Ausschluß von Männern heute politisch nicht mehr opportun ist und offziell das Gegenteil behauptet wird, scheint die grundsätzliche Ablehnung von Männern auch heute noch verbreitet zu sein und sich weiterhin auf Stellenbesetzungen auszuwirken.
- Gemäß der feministischen Standpunkttheorie - eine prägende offizielle Denkschule in den Gender Studies - haben Frauen aufgrund der ideologisch unterstellten patriarchalen Herrschaftsverhältnisse einen objektiveren Zugang zu Geschlechterfragen und damit eigentlich zu allen Themen, denn irgendwie sind fast überall Männer oder Frauen beteiligt. Anders gesagt wird Männern attestiert, unfähig oder zumindest unerwünscht in der Geschlechterforschung zu sein. (Anmerkung: Naturwissenschaftlich geprägte Leser muß man hier daran erinnern, daß es in Gebieten wie der Soziologie, Philosophie u.ä. keine objektive Wahrnehmung bzw. absoluten Wahrheiten gibt, sondern die Realitätswahrnehmung immer vom Standpunkt einer Person abhängt.) Diese Haltung ergibt sich auch aus der häufig auftretenden Aussage "Gender Studies erforschen Geschlechterhierarchien": Dieses Beispiel von feministischem Doublespeak enthält zwei unbewiesene bzw. falsche Behauptungen als versteckte Botschaften, nämlich erstens daß Männer und Frauen zwei homogene Kollektive bilden und zweitens daß Frauen generell den Männern untergeordnet sind und von Männern diskriminiert werden, also unten in der Hierarchie sitzen. Als charakterlich minderwertige Konstrukteure und Profiteure dieser Hierarchie sind Männer offensichtlich ungeeignet, Geschlechterhierarchien zu erforschen.
- Die Bevorzugung von Frauen entspricht dem häufig erkennbaren feministischen Anspruch, daß Fragen des Geschlechterverhältnisses alleine von Frauen entschieden werden, da Frauen über besserer Empathiefähigkeit oder weitere intellektuelle Vorteile gegenüber Männern verfügen. Männer sind allenfalls als unterstützende, sich bedingungslos unterordnende "Allies" erwünscht.
- Das intrinsische Interesse einer Person an diesem Fach ist offensichtlich umso höher, je stärker diese Personen feministisch eingestellt bzw. radikalisiert worden sind. Bei diesem Personenkreis handelt es sich fast nur um Frauen.
Strukturelle Diskriminierung von Männern
Die vorstehenden Einflußfaktoren wirken sich zugunsten von
Frauen aus. Sie werden ergänzt durch Einflußfaktoren, die
Männer, insb. potentielle männliche Studenten, von diesem
Gebiet abschrecken werden bzw. strukturell
diskriminieren:
- Ein sehr großer Anteil des Arbeitsmarkts für die Absolventen steht nur Frauen offen. Bei den Gleichstellungs- bzw. Frauenbeauftragtenstellen sind Männer durch gesetzlicher Zwänge ausgeschlossen. An universitären Stellen führen die schon oben erwähnte Funktion der Gender Studies als reine Frauenfördermaßnahme (s. auch Hirschauer (2014)) und ähnliche politische Einflußnahmen auf die Stellenbesetzungen zu fast ausschließlich weiblichen Stellenbesetzungen. Bei den wenigen verbleibenden Stellen, bei denen Männer nicht durch prinzipiell ausgeschlossen sind, sind sie aufgrund des feministischen Kontexts (vgl. Mansplaining-Vorwurf) i.d.R. für die Feministinnen, die über die Besetzung von Stellen entscheiden, nicht tragbar. Man wird auch keinen Muslim als Küster in ein katholischen Pfarrei einstellen. Das Arbeitsplatzrisiko ist also für männliche Absolventen extrem hoch und weitaus höher als für weibliche. Die Chance, überhaupt einen Arbeitsplatz in dem für diese Ausbildung einschlägigen Arbeitsmarkt zu bekommen, tendiert für Männer gegen Null.
- Aufgrund der feministischen Lehrinhalte der Gender Studies sitzen männliche Studenten und Mitarbeiter ständig wegen ihrer Erbsünde, ein Mann und Mitglied des Patriarchats zu sein, auf der Anklagebank (vgl. Erfahrungsbericht eines männlichen Studenten). Die Lehrinhalte als solche stellen aufgrund des ihnen innewohnenden Sexismus gegen Männer eine permanente Aggression gegen männliche Studenten dar. Diese Mobbing-Situation ist kaum mit einem halbwegs normalen Selbstwertverständnis vereinbar, zumal Widerspruch gegen offensichtlich falsche oder fragwürdige feministische Dogmen nicht erlaubt ist.
- Aufgrund der hohen Konzentration (radikal-) feministischer Personen, speziell auch als Dozenten, Prüfer und in anderen Machtpositionen, ist ein feindseliges Klima gegen Männer (sowie nichtfeministischen Frauen) vorhanden. Dies äußert sich u.a. durch die hohe Präsenz von Gendersternen und ähnlichen Symbole radikalfeministischer Denkweisen bzw. dem Zwang, diese Symbole entgegen der eigenen politischen Orientierung verwenden zu müssen.
Auswirkungen auf die
Qualifikation des wissenschaftlichen Personals
Die Geschlechterthematik ist ein sehr interessantes
Forschungs- und Studiengebiet, das man eigentlich als ein
Teilgebiet der Soziologie einordnen würde und durchaus
auch von Männer und nichtfeministischen Frauen gewählt
werden würde, wenn nicht die oben dargestellten
unmittelbar ausschließenden oder zumindest abschreckenden
Strukturen vorhanden wären. Der Pool an Interessenten für
Studium und Forschung wird daher bei den Gender Studies
stark reduziert, es verbleiben vor allem ideologisch
geprägte Frauen. Offensichtlich sind hieraus negative
Auswirkungen auf die Qualifikation des wissenschaftlichen
Personals zu erwarten.
Einen deutliches Indiz hierfür liefert eine Untersuchung
sämtlicher Berufungen auf Professuren in Soziologie in
Deutschland von 1980 bis 2013 (s. Lutter). Diese Untersuchung
zeigt, daß Frauen wesentlich weniger als Männer
publiziert haben mußten, um berufen zu werden.
Quellen
- Frauen im Vorteil - Wie man zu einer Soziologie-Professur kommt. FAZ, 29.01.2015. https://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/campus/wie-man ... 69.html
- Mark Lutter, Martin Schröder: Who Becomes a Tenured Professor, and Why? - Panel Data Evidence from German Sociology, 1980-2013. Research Policy 45:5, p.999-1013, DOI 10.1016/j.respol.2016.01.019, 06.2016. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0048733316300129
- Yiftach Shiloni: Why is gender studies dominated by one gender? Haaretz, 12.05.2010. https://www.haaretz.com/print-edition/features/why-is-g ... .289830
Erfahrungsbericht eines männlichen Studenten mit einem Gender-Studies-Studiengang.
Gender Studies: Studiengänge und Studienfächer
Einzelne Veranstaltungen
Studiengänge
Berufsbild: feministischer Aktivist
Feministische Indoktrination
Curriculare Schwerpunkte
Quellen
Einzelne Veranstaltungen
In den meisten Fällen bieten die Gender-Studies-Lehrstühle
nur einzelne Fächer, Module bzw. Prüfungsgebiete innerhalb
von Studiengängen an. Die Seite
http://www.gender-curricula.com/gender-curricula/
listet rund 100 Studiengänge auf, für die solche
Gender-Studies-Module vorgeschlagen werden bzw. ggf.
existieren. Die Lehr- bzw. Studienziele der
Gender-Studies-Veranstaltungen seien
am Beispiel der Chemie illustriert.
Die Teilnehmer "... sollen befähigt werden, die postulierte Geschlechtsneutralität der Chemie zu hinterfragen und die Ergebnisse zu Geschlecht und Chemie in die Geschlechterforschung in Naturwissenschaft und Technik allgemein einzuordnen. ...". Die Lerninhalte vermitteln, "... wie sich die Geschlechterverhältnisse auf das Wissen und die Produkte, die in der Chemie produziert werden, sowie auf die Forschungs- und Entwicklungsrichtungen, die von ihr verfolgt werden, auswirken" und "hinterfragen das insbesondere in der scientific community noch immer wirkmächtige Selbstverständnis der Chemie als eine exakte und objektive Naturwissenschaft".
Studiengänge
Es gibt nur wenige Studiengänge, die überwiegend oder
ausschließlich Gender-Studies-Inhalte haben.
Die Universität Marburg bietet hierzu einen Studienführer Gender Studies.
Dieser wird als "Studienführer_in Gender Studies"
bezeichnet, vermutlich um anzudeuten, daß männliche Begriffe
nicht akzeptabel und radikalfeministische Schreib- und
Denkweisen prüfungsrelevant bzw. informelle
Immatrikulationsvoraussetzung sind. Der weibliche
Studienführer listet (Stand: 2021) 9 Masterstudiengänge an
deutschen Universitäten auf, er verweist ferner auf
Datenbanken mit weiteren Studiengängen im Ausland.
Berufsbild: feministischer Aktivist
Es ist sind nicht allzuviele Darstellungen des Berufsbilds
und der angestrebten Kompetenzen der Studiengänge
auffindbar. Die Universität Marburg erklärt ihr Konzept des Studienprogramms "Gender Studies und
feministische Wissenschaft"
(http://archive.is/4d4Ks) konkret wie folgt:
.... In den Gender Studies Modulen wird Geschlecht als ein Mechanismus begriffen, über den soziale Positionen, Arbeit, Macht, Ressourcen und Anerkennung different und hierarchisch zugewiesen werden. Die Analyse dieser Mechanismen und der Konstruktionsprinzipien von Geschlecht und hierarchischen Geschlechterverhältnissen in Theorie und Praxis bilden den Gegenstand von Gender Studies und feministischer Wissenschaft. .... Ein wichtiges Anliegen des Studienprogramms ist die Entwicklung von Perspektiven für eine Überwindung hierarchischer Geschlechterverhältnisse in Wissenschaft und Gesellschaft.Der Begriff "Geschlechterhierarchie" ist ein verbreiteter Kampfbegriff, der die versteckte, offensichtlich falsche Botschaft übermittelt, Frauen seien überall unterdrückt. Ohne Zustimmung zu dieser stark ideologischen Sichtweise ist ein erfolgreiches Studium vermutlich nicht möglich. Dies dürfte der Grund sein, warum es vor Beginn des Studiums des Programms notwendig ist, in der - sicherheitshalber nur mit Frau*innen besetzten - Geschäftsstelle an einem "Beratungsgespräch" teilzunehmen, das man kaum anders als als Gesinnungstest interpretieren kann. Die Absicht, feministische Agitatoren auszubilden, wird u.a. in § 2 der Ordnung für das Studienprogramm Gender Studies und feministische Wissenschaft unmißverständlich ausgedrückt:
Das Ziel des Studienprogramms besteht darin, Studierende wissenschaftlich fundiert auf eine durchaus auch geschlechtsspezifisch geprägte Berufspraxis vorzubereiten und dazu zu qualifizieren, gesellschaftliche Strukturen und ihren aktuellen Wandel in einer geschlechtssensiblen Reflektion zu erkennen; gleichzeitig sollen sie die Fähigkeit erwerben, in geschlechtergerechter Weise in diesen Prozess zu intervenieren.Als Arbeitgeber werden u.a. benannt der öffentlichen Dienst, Antidiskriminierungsstellen, Kinder- und Jugendarbeit, Beratungsberufe u.ä. In Privatwirtschaft wird aufgrund von EG-Richtlinien ein wachsender Bedarf nach Gender-Expertise erwartet.
Feministische Indoktrination
Den Gender Studies wird regelmäßig vorgeworfen, die
Studenten ideologisch zu indoktrinieren. Die bekannte
Feminismuskritikerin Professor Janice Fiamengo wirft den
Universitäten (in den USA und Kanada) sogar generell vor, "Institutions of Higher Indoctrination" zu sein.
Bei den wenigen Hauptfach-Studiengängen können der oben
erwähnte Gesinnungstest und das Berufsbild als Indiz
gewertet werden, daß die Vorwürfe zutreffen. Darauf deutet
auch der massive Einsatz von Gendersternen und anderen
Symbolen, mit denen man sich zur feministischen Ideologie
bekennt und deren Einsatz nahezu obligatorisch ist. Ein
ähnlicher Druck wird durch Konzepte wie safe spaces
oder (das Verbot von) Mikroaggressionen ausgeübt: hier wird
letztlich jede Infragestellung von feministischen Dogmen zu
einer unmoralischen Aggression gemacht.
Die Absicht, feministisch zu indoktrinieren, ist auch in der
"didaktischen" Publikation Kleinman (2006) erkennbar: diese schlägt explizit
Methoden vor, wie man die zu erwartenden Zweifel der Studenten
am Dogma von der allgegenwärtigen Unterdrückung der Frauen
bekämpfen kann.
Es ist indes fraglich, ob man von Indoktrination in dem
Sinne reden kann, daß ideologisch unvoreingenommene
Studenten indoktriniert werden. Die meisten Immatrikulierten
dürften schon vor Beginn des Studiums indoktriniert
gewesen sein. Analog dazu wird man sich als überzeugter
Atheist wohl kaum in einen Studiengang für katholische
Religionslehre immatrikulieren, weil man mit seinen
Ansichten nur aneckt und sehr wahrscheinlich Opfer von
Mobbing und das Studium abbrechen wird.
Analog dazu braucht man als Mann einen ausgeprägten
Masochismus, ein Fach zu studieren, in dem es Prüfungsstoff
und unhinterfragbare Wahrheit ist, daß Männer die Ursache
allen Übels sind, wo Verschwörungstheorien von einem Patriarchat gelehrt werden und wo feministische
Quellen, die vor Männerhaß nur so strotzen, Pflichtlektüre
sind. Männer sind daher (und aus weiteren guten Gründen) in
den Gender-Studies-Studiengängen eine winzige Minderheit.
(Vor diesem Hintergrund ist es bizarr, wenn Feministen
rätseln, warum so wenige
Männer Gender Studies studieren.)
Es gibt daher nur wenige Berichte von "Dissidenten".
Zu den wenigen in größeren Medien veröffentlichten Fällen
gehört eine Klage gegen das Gender Institute der LSE, London,
wegen dessen anti-male bias.
Airaksinen (2016)
und
Irvine
(2018)
beklagen die faktenwidrige politische Propaganda und
Indoktrination, der sie im Studium ausgesetzt waren.
Schneider (2019)
berichtet u.a. von der starken ideologischen Vorprägung der
Immatrikulierten und dem "Verdrängen" (durch Studienabbruch)
Andersdenkender.
Curriculare Schwerpunkte
Die Themenschwerpunkte der Studiengänge und Studienfächer
sind nur schwer zu überblicken. Einen groben Anhalt gibt die
Denomination der Lehrstühle (s. oben), d.h. die
Themenbereiche Soziologie, soziale Arbeit, Pädagogik,
Geschichte, Literatur etc., dominieren schon aufgrund der
Qualifikation des Personals, Natur- und
Ingenieurwissenschaften sind praktisch nicht vertreten.
Dieser Eindruck bestätigt sich auch bei der Durchsicht
einschlägiger Lehr- und Handbücher, s. nächsten Abschnitt.
Quellen
- Toni Airaksinen: What I Learned In My Women's Studies Classes. Quillette, 26.08.2016. https://quillette.com/2016/08/26/what-i-learned-in-my-womens-studies-classes/
- Tony Bonnici: Former student sues LSE over its 'gender bias' against men. Evening Standard, 05.09.2011. https://www.standard.co.uk/hp/front/former-student-sues ... 12.html
- Amelia Irvine: Women's Studies emphasizes activism over academics: My experience at Georgetown University. Washington Examiner, 25.05.2018. https://www.washingtonexaminer.com/red-alert-politics/w ... versity
- Sherryl Kleinman, Martha Copp, Kent Sandstrom: Making Sexism Visible: Birdcages, Martians, and Pregnant Men. Teaching Sociology 34:2, p.126-142, DOI: 10.1177/0092055X0603400203, 04.2006. https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0092055x0603400203
- Anna Schneider: "Wir sind alle Opfer hier". addendum, 22.11.2019. https://www.addendum.org/news/opferstudium/
- Zoe Strimpel: Why do so few men take gender studies courses? Guardian, 19.11.2012. https://www.theguardian.com/lifeandstyle/the-womens-blo ... studies
- Ordnung für das Studienprogramm Gender Studies und feministische Wissenschaft an der Philipps-Universität Marburg vom 17.12.2008. Philipps-Universität Marburg, 17.12.2008. https://archive.is/?url=https://www.uni-marburg.de/de/u ... ies.pdf
Gender Studies: Handbücher und einführende
Lehrbücher
In normalen Wissenschaften gibt es stets grundlegende (ggf. sehr dicke) Lehrbücher, in denen die Grundlagen dieser Wissenschaft oder wesentlicher Teilgebiete derselben dargestellt werden, deren Kenntnis von jedem akademisch Gebildeten in diesen Fächern erwartet wird. Diese Lehrbücher sind oft für Erstsemester geschrieben und stellen sowohl die Methoden wie die wichtigsten Themenfelder und die zugehörigen Ergebnisse dar. Die unten folgende Liste von Werken ist das Ergebnis einer Suche nach entsprechenden Werken für die Gender Studies, die (a) auf deutsch geschrieben sind und die die deutschen Themenschwerpunkte der Gender Studies abbilden, (b) maximal 15 Jahre (Stand: 2017) alt sind, (c) über den Buchhandel allgemein erhältlich sind bzw. eine gewissen Verbreitung haben. Das Ergebnis der Suche ist nicht allzu ergiebig. Lehrbücher im klassischen Sinn sind nur Degele (2008) und Schoessler (2008). Weitere Werke sind eher Handbücher, Lexika bzw. Materialsammlungen, die aus einer Vielzahl isolierter Beiträge von verschiedenen Autoren bestehen und die man i.a. nicht von Seite 1 an lesen wird: Becker (2010), Buehrmann (2014), Bussmann (2005), Kroll (2002), vonBraun (2006) und vonBraun (2013). Als Beispiel für eine Monographie, die als Schlüsseltext angesehen wird und die ein ähnliches Themenspektrum wie die vorstehenden Handbücher abdeckt, sei Lorber (1999) genannt.
Themenschwerpunkte
Zu den Inhalten bzw. Themenschwerpunkten
kann man folgende Eindrücke festhalten:
- Hochumstrittene Dogmen der feministischen Ideologie, insb. die blank-slate-Hypothese, werden regelmäßig betont und als gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse dargestellt (Belege s.u.).
- Die Bandbreite der Themengebiete bzw. Kontexte, in denen die Frauenfrage behandelt wird, ist enorm groß. Dies ist insb. bei den umfangreicheren Handbüchern (Becker (2010), von Braun (2013)) gut sichtbar. Die einzelnen Themen werden daraus folgend nur kurz auf 10 - 40 Seiten behandelt. Eine so oberflächliche Einführung vermittelt nicht genug Wissen, um in den verschiedenen Themengebieten fachlich seriös mitreden zu können.
- Die Wissensgebiete Medizin, Biologie, insb. Verhaltensbiologie, und verwandte Gebiete sind selbst in umfangreichen Werken wie von Braun (2013) überhaupt nicht vertreten, Psychologie nur am Rande.
- Bemerkenswert ist ferner, daß keinerlei Methodenwissen für empirische Sozialforschung erwähnt wird, das eigentlich obligatorisch für Psychologie- und Soziologie-Studiengänge ist und dort üblicherweise erheblichen Raum einnimmt.
- Auffällig ist der breite Raum, den die Geschichte der Frauenbewegung und davon kaum trennbar die der Gender Studies selber (die sich hier scheinbar selbst erforschen!) einnimmt. Zur Lösung eventuell heute noch existierender sozialer Probleme trägt dieses Wissen praktisch nichts bei. Umgekehrt stärkt es aber die Fehlwahrnehmung, schon immer und auf Ewigkeit ein unterdrücktes Geschlecht zu sein.
Wissenschaftliche Defizite
Propagation der
blank-slate-Hypothese
Die wissenschaftlich unhaltbare blank-slate-Hypothese wird durchgängig als
gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis dargestellt.
Bussmann (2005) konstatiert bspw.:
"... die Einsicht der Gender Studies, daß Weiblichkeit und Männlichkeit nicht aus biologischen Konstanten abgeleitet werden können, sondern auf historisch-zeitgebundenen, soziokulturellen Konstruktionen von sexueller Identität basieren ... ... bei der gesellschaftlichen Konstruktion der Geschlechterhierarchie gespielt haben."Degele (2008) nimmt an, "... dass in Geschlechtern, Sexualitäten und Körpern mehr Soziales als Natürliches steckt". von Braun (2013) stellt die in ihrer Unbegrenztheit völlig absurde Behauptung auf: "Geschlechternormen sind von der Antike bis in die Gegenwart jeder Form des Wissens eingelagert. Sie bilden das unbewusste Fundament unserer Kultur und Gesellschaft." Lorber (1999) ist überzeugt, "eine Kategorie von Menschen [sei] Untertanen der anderen Kategorie." Die deutschen Lehrbücher unterscheiden sich hinsichtlich der blank-slate-Hypothese nicht von den englischen. Stern (2016) hat eine relevante Stichprobe entsprechender englischer Lehrbücher untersucht, wie dort die (unrichtige) blank-slate-Hypothese behandelt wird. In fast allen Texten wurde sie explizit propagiert, nur in einem einzigen Fall wurde sie hinterfragt.
Unrichtige Darstellung psychologischer
Forschungsergebnisse
Ferguson
(2016) untersuchte 24 einführende Lehrbücher in die
Psychologie - einem für die Gender Studies zentralen
Grundlagengebiet - und stellte durchgängig sachlich falsche,
einseitige oder unvollständige Darstellungen von Themen wie dem
stereotype threat fest.
Unrichtige Darstellung der
Evolutionsbiologie
Winegard
(2014) hat englische Lehrbücher dahingehend analysiert,
ob und wie sie Ergebnisse der Evolutionsbiologie darstellen. Im
Mittel treten in einem Lehrbuch 5 Typen von gravierenden
Falschdarstellungen auf. Dies kann an fehlender Qualifikation der
Autoren liegen oder absichtliche Diskreditierung sein. Auf
letzteres deutet eine feindseelige bzw. abwertende Haltung
gegenüber biologischen Erkenntnissen hin, die teilweise
beobachtet wurde. Andererseits haben Falschdarstellungen
biologischer Fakten sozusagen Tradition in der feministischen
Literatur; Winegard (2014) zitiert 5 ältere Analysen von
einführenden Lehrbüchern (u.a.
Cornwell (2005),
Park (2007),
Chrisler (2010),
Leahy (2012)),
die i.w. zu den gleichen Ergebnissen kommen: All found that
EP presentations were flawed, inaccurate, or, more rarely,
hostile.
Kommentierte Quellen
s.
separate Seite
Gender Studies - Kritik,
Protektion und Debatten
Kritik, Protektion und Debatten
Die Gender Studies sind in der informierten Öffentlichkeit
und in Teilen des Wissenschaftsbetriebs seit etlichen Jahren
hochgradig umstritten und heftigen Angriffen ausgesetzt. Die
Kritik betrifft sowohl die fehlende Wissenschaftlichkeit wie
auch die einleitend gelisteten anderen politischen
Funktionen. Zu diesen Debatten kann man mehrere interessante
Beobachtungen machen:
- Die lautesten Stimmen auf beiden Seiten stammen nicht aus der Forschung, sondern aus dem Politik- und Parteienumfeld, der feministischen Infrastruktur (Beispiel: LaKoG-Kampagne zugunsten der Gender Studies) sowie dem feministischen Journalismus.
- Wegen der engen Verbindung mit der feministischen Ideologie und wegen der Interessen feministischer Parteien führt eine fachliche Wissenschaftskritik reflexartig zur bedingungslosen Protektion durch feministische Parteien und Medien.
- Die meisten der Kritisierten, vor allem der knapp 200 Gender-Professoren, nehmen erstaunlicherweise gar nicht an der öffentlichen Debatte teil. Grob geschätzt nur ca. 10 Gender-Professorinnen sind in öffentlich sichtbarer Weise aufgetreten, daneben eine ähnliche Zahl von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen der Lehrstühle.
- Viele Protagonisten der Gender Studies, denen Raum in reichweitenstarken Medien gegeben wird, stammen aus dem Parteienumfeld, ideologischen Think-Tanks wie dem Gunda-Werner-Institut oder bestenfalls der 2. oder 3. Reihe der Forschungsinstitutionen, repräsentieren also selber keine führende Forschungskompetenz.
Gender Studies als "Wissenschaftlicher
Feminismus" und Machtinstrument
Die fachliche Frage, ob die Gender Studies eine seriöse
Wissenschaft sind, stellt sich für viele Debattenteilnehmer
überhaupt nicht: für diese spielen die Gender Studies i.w.
die Rolle einer "Zweckwissenschaft", die von ideologisch
bestimmten feministischen
Dogmen ausgeht, die Beweise für die Korrektheit der
Dogmen liefert und die Methoden zur Um- und Durchsetzung der
ideologischen Ziele entwickelt, z.B. Methoden für die von
oben gesteuerte Transformation und Umerziehung der
Gesellschaft in eine "geschlechtergerechte". Hierzu gehört, die unfairen
Hindernisse zu identifizieren und zu beseitigen, die die
Ideologie bisher behindert haben bzw. nach wie vor hindern,
ihre segensreichen Wirkungen voll zu entfalten (z.B. "das
Kapital" oder "das Patriarchat"). Gegenüber konkurrierenden
Ideologien, z.B. dem Liberalismus, soll die Überlegenheit
und Alternativlosigkeit der feministischen Ideologie gezeigt
werden.
Die Unwissenschaftlichkeit einer solchen feministischen
Zweckwissenschaft ist politisch toleriert oder sogar - mit
Blick auf die Funktion als Kaderschule für die Feministische Infrastruktur - gewollt.
Öffentliche Kritik an der Unwissenschaftlichkeit ist
unerwünscht und wird nach Möglichkeit unterdrückt,
als Frauenfeindlichkeit dämonisiert und tabuisiert.
Fachliche Kritik führt jedenfalls nicht zur Einstellung
der Finanzierung der Zweckwissenschaft und ist insofern
politisch wirkungslos.
Ebenfalls keine Rolle spielt die bei normalen Fächern
übliche Frage, ob für die Absolventen der Studiengänge ein
Arbeitsmarkt vorhanden ist bzw. ob die Professuren
voraussichtlich in der Lehre ausgelastet werden. Die
Denkweise ist gerade umgekehrt: die angebotene Lehrkapazität
soll zu Maßnahmen zu deren Auslastung führen, also zu einer
von oben gesteuerten Lehrnachfrage, z.B. indem Pflicht- oder
Wahlfächer in vorhandenen Studiengängen eingerichtet werden.
Diese Lehrangebote werden oft als "Soft Skills",
"überfachliche Kompetenzen" o.ä. vermarktet. Hierdurch soll
eine möglichst breite Basis zur Verbreitung feministischer
Dogmen geschaffen werden.
Stellen für Gender-Studies-Forscherinnen können auch
außerhalb von üblichen universitären Stellenplänen und
Finanzierungsmodellen eingerichtet bzw. finanziert werden,
z.B. mit Hinweis auf die gesellschaftliche Aufgabe, die
geplante gesellschaftliche Transformation wissenschaftlich
zu unterstützen.
Aufgrund dieser Machtverhältnisse besteht auch für
Instanzen, die Gender Studies betreiben, keinerlei Zwang,
sich an Evaluationen zu beteiligen. Im Gegensatz zu normalen
Fächern ist daher eine externe Evaluation praktisch
unmöglich bzw. deren Resultate werden politisch vorgegeben.
Mediale Kritik an der Wissenschaftlichkeit
der Gender Studies
Kritik in den Mainstream-Medien
Unter Medien sind hier Presse, TV und sonstige Medien mit
großer Reichweite verstanden, die einen signifikanten
Einfluß auf die allgemeine
Meinungsbildung haben.
Man kann generell fragen, ob die Teilnehmer an diesen
Debatten fachlich qualifiziert genug sind, um die
Wissenschaftlichkeit einer Disziplin beurteilen zu können.
Auch wenn dies nicht hinreichend der Fall ist, wirken die
Darstellungen trotzdem auf die politische Willensbildung
ein.
Der überwiegende Teil der Mainstream-Medien in Deutschland ist seit
Jahrzehnten mehr oder weniger stark feministisch geprägt
und sieht seine Aufgabe nicht darin, die Leser
ergebnisoffen aufzuklären oder sogar zu eigener Kritik zu
ermächtigen, sondern im Gegenteil zu "erziehen", also zu
indoktrinieren.
Speziell durch die Lobbying-Organisation ProQuote
Medien wird diese feministische Prägung in letzter
Zeit sogar noch expliziter sichtbar und aggressiver
verfolgt: die dort vereinigten Journalistinnen benutzen
feministische Dogmen, um persönliche Vorteile für sich als
Gruppe zu fordern. Da diese Dogmen konstitutiv für die
Gender Studies sind, ist eine unvoreingenommene
Berichterstattung ist von den Journalistinnen von ProQuote
nicht zu erwarten.
Substantielle Kritik an den "wissenschaftlichen Gender
Studies" wurde und wird daher in den feministischen
Mainstream-Medien nicht oder nur in homöopathischen Dosen
zugelassen. In einer Zeitung wie z.B. der Süddeutschen ist
ein Artikel, der die bekannte massive Kritik an den Gender
Studies thematisiert oder sogar harte Konsequenzen
fordert, kaum denkbar. Am ehesten findet sich noch Kritik
in der FAZ (Beispiel) oder der Welt, dort allerdings eher im
Zusammenhang mit Kritik am Feminismus oder dem Prinzip
Gender Mainstreaming. Diese stellen die feministischen
Dogmen und damit implizit die Wissenschaftlichkeit der
Gender Studies infrage, was aber keine explizite Debatte
ersetzt.
Unter den feministischen Zeitschriften leistete sich die
ZEIT in 2013 eine vielbeachtete Ausnahme von der
Nichtbeachtung der Kritik an den Gender Studies, und zwar
mit dem Artikel Schlecht,
schlechter, Geschlecht von Harald Martenstein.
Dieser Text löste eine lange anhaltende öffentliche
Debatte über die Unwissenschaftlichkeit der Gender Studies
aus.
Eine ganze Serie von Artikeln und Interviews löste
kürzlich das Buch "Adams Apfel
und Evas Erbe" des hochdekorierten Biologieforschers Axel
Meyer aus (Beispiel). Darin greift er die These der
dominierenden Denkschulen innerhalb der Gender Studies an,
wonach es keine biologisch begründeten Präferenzen für
soziales Verhalten gibt.
Inhaltlich ähnliche Standpunkte werden seit längerem von
dem Evolutionsbiologen Ulrich Kutschera vertreten,
allerdings nur außerhalb der MSM. Mehr Aufmerksamkeit
erregte ein Interview im
RBB. Dieses führte zu einem Artikel in den HNA, der
von einer drastischen Stellungnahme Kutscheras begleitet war.
Diese führte zu weiteren Reaktionen.
Alternative Medien
Soziale Netzwerke, die Blogosphäre und viele politische
Foren stellen eine wachsende Gegenöffentlichkeit zu den
Mainstream-Medien dar. Auch hier dürften feministische
Quellen quantitativ um Größenordnungen überwiegen, alleine
schon aus historischen Gründen und weil die Feministische
Infrastruktur mehrere 10.000 bezahlte Aktivisten
finanziert, denen nur wenige 100 aktive Feminismus- bzw.
Gender-Studies-Kritiker, die unbezahlt arbeiten,
gegenüberstehen. Über die mediale Reichweite dieser
Gegenöffentlichkeit wird viel spekuliert, sie ist aber
nicht entfernt mit der Reichweite der Mainstream-Medien,
die Millionen Leser erreichen, vergleichbar.
Quellen
- Richard Friebe: Genderstudies und Biologie: "Da treffen zwei Welten aufeinander". Tagesspiegel, 13.09.2013. https://www.tagesspiegel.de/wissen/genderstudies-und-bi ... 96.html
- Bastian Ludwig: Kritik an Gender-Forschung: Biologe sieht "Sekte" am Werk. HNA, 31.08.2015 - 10:00. https://www.hna.de/kassel/kritik-gender-forschung-biolo ... 26.html
- Harald Martenstein: Schlecht, schlechter, Geschlecht. DIE ZEIT, ZEITmagazin Nr. 24/2013, 06.06.2013. https://www.zeit.de/2013/24/genderforschung-kulturelle- ... ansicht
Mediale Unterstützung der Gender Studies
Unterstützung in den Mainstream-Medien
Sehr häufig erscheinen in den feministischen MSM
unterstützende Artikel, speziell in den Online-Ausgaben,
die auch bei Wochenzeitschriften täglich eigene Artikel
publizieren. Hier muß man zwischen einer direkten und eine
indirekten Befassung unterscheiden.
Auf Plattformen mit großer Reichweite wie Spiegel Online
oder ZEIT Online erscheinen in der Größenordnung von 100
Artikeln p.a., die die Diskriminierung von Frauen beklagen
und die dabei zentrale (unrichtige) Dogmen der Gender
Studies mantrahaft wiederholen. Durch deren massenhafte
Wiederholung erscheinen die Dogmen dem Publikum irgendwann
als gesichterte Erkenntnis (s. Woozle
effect).
In einigen unterstützenden Artikeln in Mainstream-
und Sparten-Medien
wurden die Gender Studies direkt thematisiert, u.a.
Artikel von
Hark/Villa (17.12.2014),
Detjen (07.08.2015),
Newmark (17.07.2015),
Lenz (01.09.2015),
Palm (08.09.2015),
Peter (12.09.2015),
Zeller (15.09.2015),
Schutzbach (17.09.2015),
Lettow (13.10.2015),
Villa (02.08.2017),
Butler (02.08.2017)
u.a.
Erwähnenswert ist fermer der Sammelband Anti-Genderismus (Hark/Villa, 2015) (dessen Titel
unfreiwillig bestätigt, daß es so etwas wie Genderismus
gibt und die Autoren diesen unterstützen).
Praktisch alle Artikel sind voll von
Argumentationsfehlern. Auf die zentralen Kritikpunkte,
namentlich die politischen Verflechtungen der Gender
Studies, gehen die Artikel i.d.R. überhaupt nicht ein.
Stattdessen wird regelmäßig eine Argumentation benutzt, die man
analog zum true
Scotsman-Denkfehler als true Gender
Studies-Diskursstrategie bezeichnen kann: man unterstellt
schon begrifflich, daß unter (den echten) "Gender Studies" nur
wissenschaftliche, qualitativ hochwertige Forschung zu verstehen
ist (zumindest potentiell).
Die massenhaft
auftretenden Fehlleistungen werden zur Randerscheinung
deklariert, das offensichtliche Versagen eines wissenschaftlichen
Qualitätssicherungssystems wird ignoriert.
Dessen ungeachtet werden - was ein innerer Widerspruch ist
- vielfach Argumente benutzt, die den Wert der Gender
Studies darin begründen, sie würden "Emanzipation" und dem
"gesellschaftlichen Fortschritt" ermöglichen.
Die hochumstrittenen Dogmen der Gender Studies werden als
gesicherte Erkenntnisse dargestellt, die von niemandem
hinterfragt werden (Beispiel: Detjen).
Aus der breiten Kritik an den Gender Studies werden ggf.
die schrillsten Stimmen zitiert und als "aggressive
Polemik" dargestellt, weswegen alle Kritik als unsachlich
anzusehen ist und man sich auch nicht mit seriös
formulierter wissenschaftlicher Kritik befassen muß.
Statt auf die Kritik einzugehen, werden Kritiker
persönlich attackiert (eine typische ad-hominem-Attacke bzw. -Provokation). Newmark bezeichnet bspw.
Kritiker als "die Gegner von Frauen und
Emanzipationsinteressierten", die Angst vor einem
besseren, gerechteren Leben haben, also als geistig eher
rückständig, den 1950ern verhaftet und offenbar zu
begriffsstutzig sind, um die Segnungen der Gender Studies
und des Feminismus zu erkennen.
Insgesamt wehren die genannten (und andere) Artikel die
Kritik an den Gender Studies pauschal ab, d.h. die Gender
Studies werden praktisch blind unterstützt.
.
Unterstützung in non-mainstream und sozialen
Medien
Daß die Gender Studies in den zahllosen feministischen
Blogs oder Spartenzeitschriften wie Emma oder Missy
Magazine vorbehaltlos unterstützt werden, versteht sich
von selbst.
Eine sehr umfängliche Darstellung der Gender Studies durch
Prof. Villa erschien in Telepolis (Teil 1, Teil 2). Prof. Villa
zeichnet dort ein stark idealisiertes Bild von
Gender Studies im Sinne reiner Wissenschaft.
Quellen
- Judith Butler, Sabine Hark: Die Verleumdung. Zeit Online, 02.08.2017. https://www.zeit.de/2017/32/gender-studies-feminismus-e ... ansicht
- Marion Detjen: Schafft doch gleich die Geisteswissenschaften ab! ZEIT Online, 07.08.2015. https://www.zeit.de/kultur/2015-08/gender-studies-mange ... ansicht
- Sabine Hark, Paula Villa: Das dubiose Gender (Attacken auf die Geschlechterforschung). Tagesspiegel, 17.12.2014. https://www.tagesspiegel.de/wissen/attacken-auf-die-ges ... 28.html
- Sabine Hark, Paula-Irene Villa: Anti-Genderismus - Sexualität und Geschlecht als Schauplätze aktueller politischer Auseinandersetzungen. Bielefeld: transcript, 2015. https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-3144-9/anti-genderismus
- Reinhard Jellen (Paula-Irene Villa): "Wer hat die Grenzziehung zwischen Männern und Frauen wie gemacht?". Telepolis, 01.06.2013. https://heise.de/-3399006
- Paula-Irene Villa (Reinhard Jellen): "Geschlecht ist nichts anderes als andauernde prozesshafte Konstruktion". Telepolis, 02.06.2013. https://heise.de/-3503693
- Ilse Lenz: Keine Angst vorm bösen Gender. Tagesspiegel, 01.09.2015. https://www.tagesspiegel.de/wissen/serie-gender-in-der- ... 04.html
- Susanne Lettow: Philosophieren über Gender (Serie: Gender in der Forschung 6). Tagesspiegel, 13.10.2015. https://www.tagesspiegel.de/wissen/serie-gender-in-der- ... 80.html
- Catherine Newmark: Aus Angst vor einem anderen Leben. Zeit Online, Kultur - Gender Studies, 17.07.2015. https://www.zeit.de/kultur/2015-07/gender-studies-femin ... ansicht
- Kerstin Palm: Das Biologische ist auch sozial. Tagesspiegel, 08.09.2015. https://www.tagesspiegel.de/wissen/serie-gender-in-der- ... 80.html
- Lilian Peter: Gender-Debatte: Die gekränkten Kritiker. Spiegel, 12.09.2015. https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/gender-debat ... 77.html
- Franziska Schutzbach: Die Vielfalt zum Schweigen bringen. WOZ Die Wochenzeitung, Nr. 38/2015, 17.09.2015. https://www.woz.ch/1538/genderstudies/die-vielfalt-zum-schweigen-bringen
- Paula-Irene Villa / Janna Degener-Storr: Gender Studies: Na, hast du auch Vorurteile? unicum, 02.08.2017. https://www.unicum.de/de/studentenleben/zuendstoff/gend ... urteile
- Jessica Zeller: Feindbild Gender. RBB Kulturradio, Di 15.09.2015, 19:04 - 19:30 Uhr, 15.09.2015. https://www.kulturradio.de/programm/sendungen/150915/kulturtermin_1904.html
Feministische Kritik an den Gender Studies
Eines der wichtigsten Dogmen der
feministischen Ideologie und damit auch der Gender Studies
lautet, daß es keine relevanten biologischen Einflüsse auf
das Sozialverhalten von Männern und Frauen gibt,
Unterschiede also als sozial konstruiert anzusehen sind.
Diese Annahme ist unverzichtbar, um z.B. die geringen
Frauenanteile in Leitungsfunktionen als durch gläserne
Decken verursachte Diskriminierung interpretieren und als
Konsequenz Frauenquoten, also die kompensierende
rechtliche Diskriminierung von Männern fordern zu können.
Die Abwesenheit biologischer Einflüsse wird nicht nur
statistisch für die Kohorten aller Männer bzw. Frauen
postuliert, sondern sogar beim einzelnen Individuum bis
hin zu dessen sexueller Orientierung und Identität.
Kleinkinder seien zunächst für alle sexuellen
Orientierungen offen und würden erst durch sozialen
Einfluß und infolge der zu bekämpfenden Heteronormativität
in eine der üblichen "normalen" Rollen gezwungen. Radikale
Minderheiten gehen so weit, ihre sexuelle Orientierung
bzw. Identität gar nicht festlegen zu wollen und je nach
Stimmung und Tageslaune eine andere zu haben. Unter
Schlagworten wie Sexuelle Vielfalt, UnOrdnung der Geschlechter und Überwindung des sexuellen Binarismus wird ein
Kontinuum an sexuellen Orientierungen und Identitäten
gefordert.
Unter dieser Annahme können sich auch Männer jederzeit als
Frauen deklarieren und als Konsequenz Ämter und Stellen
besetzen, die für Frauen reserviert sind, und die
Unterstützung der Feministischen Infrastruktur
beanspruchen.
"Gender" löst m.a.W. das
Konzept "Frau" auf. Dies ist natürlich nicht erwünscht. Die
grundsätzlich freie Wahl der sexuellen Orientierung und
Identität ist grundlegend für große Teile der Gender
Studies und u.a. für die feministischen Konzepte zur
sexuellen Erziehung von Kindern. Diese Freiheit ist
andererseits interessenpolitisch völlig inakzeptabel und
wird aus dieser Position heraus strikt verneint.
Der innere Widerspruch des
"Gender"-Konzepts
Ein grundlegende inhaltliche Annahme aller
heutigen Gender Studies ist das Butlersche
"Gender"-Konzept: danach sind Geschlechter Konstrukte,
die durch die Gesellschaft, nämlich durch ihre (Sprach-)
Handlungen, erst hervorgebracht werden.
Die vorstehende feministische Kritik am "Gender"-Konzept
macht einen eklatanten inneren Widerspruch des
feministischen "Gender"-Konzepts sichtbar: Wenn "die Frau"
bzw. das Kollektiv "der Frauen" ein willkürliches
Konstrukt ist, dann bildet dieser Begriff bzw. dieses
Kollektiv auch keine Basis, von der aus man die
Gesellschaft analysieren bzw. kritisieren kann.
Letztlich ist dieses Problem eine Folge der unbewiesenen
(und mit sehr hoher Sicherheit falschen) blank-slate-Hypothese, wonach
Biologie keine relevante Rolle im Sozialverhalten spielt.
Quellen
-
Anja Kühne: Feminismus und Gender: "Werd' Feministin!". Tagesspiegel, 10.07.2013. https://www.tagesspiegel.de/wissen/feminismus-und-gende ... 96.html
Schwerer ... wiegt es nach Meinung einer Reihe von Autorinnen ..., dass "Gender" den Gegenstand feministischer Forschung, nämlich die Frau, zum Verschwinden gebracht hat.
-
Anja Kühne, Sarah Schaschek: Weniger Gender, mehr Feminismus. Tagesspiegel, 03.06.2015. https://www.tagesspiegel.de/wissen/streit-ueber-geschle ... 7771536
Besprechung von: Anne Fleig (Hrsg.). Die Zukunft von Gender. Begriff und Zeitdiagnose. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 2014, ISBN 978-3-593-50084-3
Das Kollektiv "Frau", für das die feministische Wissenschaft bislang gesprochen hatte, wurde [im Poststrukturalismus der 1990er] radikal infrage gestellt. ... die "Frau" [wurde] unter dem Einfluss des Poststrukturalismus generell als ein Konstrukt erkannt, das durch die Gesellschaft, nämlich durch ihre (Sprach-)Handlungen, erst hervorgebracht und dabei normiert und naturalisiert wird.
.... Die in dem Band versammelten Wissenschaftlerinnen stellen zentrale Erkenntnisse der Gender-Forschung nicht infrage - wie etwa die Einsicht, dass Geschlecht ein soziales Konstrukt ist. Sie loben die erheblichen Impulse, die Gender der Theoriebildung gegeben habe. Doch inzwischen halten sie Gender für unwirksam oder sogar kontraproduktiv, weil es auf Kosten der Frauen gehe.
Die (Un-) Wissenschaftlichkeit
feministischer Gender Studies
Übersicht
Die Kritik an der Wissenschaftlichkeit der
Gender Studies fällt in mehrere Bereiche, die anschließend
separat diskutiert werden.
Ein weiterer Kritikpunkt hängt nur lose mit der
allgemeinen Frage nach Wissenschaftlichkeit zusammen, er
betrifft den Anspruch, Grundlage für praktische politische
Entscheidungen, Gesetze usw. zu liefern. Dieser Anspruch
wird nicht erfüllt, weil die meisten Themen der Gender
Studies nicht einschlägig und nicht zuverlässig genug
sind.
Eingrenzung der relevanten Anteile der Gender
Studies
- Es gibt viele Wissenschaften und etablierte Standards, was unter Wissenschaft bzw. Wissenschaftlichkeit zu verstehen ist. Danach sind die Gender Studies sogar nach vielen Eigendarstellungen keine normale Wissenschaft. Nur für die Teile der Gender Studies, die einen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben, kann dieser Anspruch diskutiert werden. Diese Teile sind oft keine eigene Wissenschaft, sondern nur Spezialgebiete vorhandener Wissenschaften, in denen Geschlechterunterschiede eine Rolle spielen.
- Sehr viele als Gender Studies etikettierte Spezialgebiete vorhandener Wissenschaften sind für aktuelle politische Debatten belanglos, z.B. Analysen der Geschlechterrollen in alter Literatur, die fast niemand mehr liest bzw. versteht. Am relevantesten sind Themen innerhalb der Soziologie und Psychologie. Kritik an der Unwissenschaftlichkeit der Gender Studies wird sehr oft implizit auf die politisch relevanten Anteile bezogen (auch im folgenden in diesen Text), vor allem wegen des Anspruchs der Gender Studies, gesellschaftliche Transformationen zu steuern und die Grundlage für praktische politische Entscheidungen, Gesetze usw. zu liefern.
Globale und methodische Kritik
- Es gibt mehrere Methoden der Wissenschaftsevaluation, die "eine Wissenschaft" aus verschiedenen Perspektiven bewerten. Schon bei diesen globalen Herangehensweisen sind gravierende Defizite der Gender Studies unübersehbar.
- Zu den wichtigsten Merkmalen einer Wissenschaft gehört eine "funktionierende" Wissenschaftstheorie, also fachspezifische Kriterien, wie die Korrektheit des "Wissens" überprüft werden kann, und Methoden, wie Forschungaktivitäten strukturiert sein sollten, um zu korrekten Ergebnissen zu kommen. Die dominierenden Wissenschaftstheorien in den Gender Studies, insb. der Sozialkonstruktivismus (Social_constructionism) und die damit zusammenhängende Feministische Standpunkttheorie sind hochgradig umstritten und außerhalb der Gender Studies (im Sinne einer Forscherpopulation) nicht anerkannt.
Fachliche Kritik: Übernahme feministischer Dogmen
Nur ergebnisoffene Forschung ist Wissenschaft.
Forschung, die nur den Sinn hat, Argumente für ein
vorgegebenes Ergebnis zu liefern, ist keine Wissenschaft.
Beispielsweise gilt die Intelligent Design-Theorie, die den Kreationismus als
richtig beweisen will, nicht als Wissenschaft, weil sie
mit anerkannten Methoden der Wissenschaft nicht überprüft
werden kann. Gleiches gilt für zwei zentrale feministische
Dogmen, die die Basis fast aller Theorien der Gender
Studies bilden:
- die "blank-slate-Hypothese": Gemäß diesem Dogma ist "Geschlecht" sozial konstruiert, und soziale Geschlechtsunterschiede können nicht biologisch erklärt und begründet werden, auch nicht teilweise. Die feministischen Begriffe "Geschlecht" und "Gender" werden dabei durch eine Nebelwand von Widersprüchen und Vagheiten vor einer kritischen Hinterfragung geschützt, s. hierzu die separate Seite Kampfbegriff "Gender". Die Annahme, biologische Unterschiede zwischen Männern und Frauen würden keine statistisch signifikanten Auswirkungen auf das Sozialverhalten haben, gilt außerhalb der Gender Studies als falsch und widerlegt. In unmittelbarem Gegensatz dazu steht z.B. ein mehrere 100 Mal zitierter feministischer Klassiker, Lorber (1993), der die Biologie generell als Ideologie denunziert bzw. ablehnt.
- das Patriarchatsdogma: Gemäß diesem Dogma existiert in unserer heutigen Gesellschaft ein Patriarchat in der Form, daß (a) Männer und Frauen zwei soziale Kollektive bzw. Klassen sind, (b) die beiden Kollektive eine Hierarchie bilden, und (c) die Klasse der Frauen in dieser Geschlechterhierarchie unten steht. Frauen sind also als immerwährendes Opfer den Männern untergeordnet und werden von den Männern diskriminiert. Die Patriarchatshypothese ist völlig unhaltbar. Das damit zusammenhängende Opferstatusdogma steht ebenfalls in eklatantem Gegensatz zu den zahllosen Privilegien für Frauen in unseren Gesetzen und im sozialen Alltag.
Quellen
- Judith Lorber: BELIEVING IS SEEING: Biology as Ideology. Gender & Society 7:4, p.568-581, 01.12.1993. https://journals.sagepub.com/toc/gasa/7/4
Sind die Gender Studies überhaupt eine
Wissenschaft?
Merkmale eigenständiger Wissenschaften
Merkmale interdisziplinärer Wissenschaften
Okkupation medizinischer Forschung und "Gendermedizin"
... und wenn ja, dann was für eine? Wesentliche Anteile der Gender Studies sind aufgrund ihrer Natur nicht wissenschaftlich, z.B. Kaderschulung oder reine Frauenförderung; die Unwissenschaftlichkeit dieser Anteile zu diskutieren erübrigt sich. I.f. verstehen wir daher unter "Gender Studies" diejenigen Anteile, die den Anspruch erheben, Wissenschaft zu sein. Dieser wird oft auch als Geschlechterforschung bezeichnet.
Merkmale eigenständiger Wissenschaften
Eine eigenständige Wissenschaft ist dadurch ausgezeichnet,
daß sie
(a) einen eigenen Kernthemenbereich an Fragen und
Problemen behandelt, der sich nicht wesentlich mit den
Kernthemenbereichen anderen Wissenschaften überschneidet,
(b) grundlegende Theorien, Lösungsansätze und
-Methoden bereitstellt, mit denen sich Probleme in
diesem Kernthemenbereich lösen lassen (ggf. nach einer
Anpassung und Spezialisierung), und
(c) daß sie ein Qualitätssicherungssystem
entwickelt hat, das die Gültigkeit der Ergebnisse
sicherstellt. Hiermit zusammen hängt i.d.R. eine an diesen
Themenbereich angepaßte Wissenschaftstheorie.
Beispielsweise erforscht die Physik die Struktur von
Atomen, darin wirkende Kräfte, z.B. elektrische Felder,
und atomare Vorgänge, z.B. Kernspaltung.
Die Elektrotechnik erforscht Konstruktionsmethoden für
alle möglichen elektrischen Geräte und adressiert u.a.
deren Zuverlässigkeit, Stromverbrauch und Baukosten. Sie
benutzt Theorien aus der Physik und Elektrochemie und sehr
viel Mathematik, behandelt aber im Kern eigenständige,
darauf aufbauende Probleme. D.h. obwohl Physiker,
Elektroingenieure und Mathematiker teilweise die gleichen
Lernstoffe lernen, haben sie insg. klar getrennte Themen
und Kompetenzen.
Als Kernthemenbereich der Gender Studies wird regelmäßig
die Untersuchung von Geschlechterunterschieden angegeben:
"Gender studies is a field of interdisciplinary study devoted to gender identity and gendered representation as central categories of analysis. ... These disciplines study gender and sexuality in the fields of literature, language, geography, history, political science, sociology, anthropology, cinema, media studies, human development, law, and medicine..."Geschlechterunterschiede sind aber kein klar abgegrenzter, sondern ein nahezu uferloser Problembereich. Man kann die Differenz zwischen zwei mathematischen Objekten nur verstehen, wenn man diese mathematischen Objekte (reelle Zahlen, Matrizen, ...) versteht. Geschlechterunterschiede kann man analog nur verstehen, wenn man die den jeweiligen biologischen, psychologischen oder sozialen Kontext verstanden hat. Hierzu sind in erster Linie Fach- und Methodenwissen im jeweiligen Problembereich erforderlich ist. Vor diesem Hintergrund sind Geschlechterunterschiede eher ein sekundäres Querschnittsthema. Wegen der unklaren thematischen Eingrenzung sind einheitliche Theorien und Methoden nicht möglich. Grundlegende Theorien, Lösungsansätze und -Methoden, mit denen sich überall Geschlechterunterschiede erklären und ggf. "behandeln" lassen, sind daher nicht bekannt und kaum vorstellbar.
Merkmale
interdisziplinärer Wissenschaften
Geschlechterforschung wird regelmäßig als
"interdisziplinäre Wissenschaft" (Beispiele s. Einleitung oben
und die Wikipedia-Definition) bezeichnet.
Hauptmerkmal von Interdisziplinarität ist die
gemeinsame Nutzung von Theorien und Methoden aus zwei
(oder mehr) eigenständigen Disziplinen, die für die
Problemstellungen in einem (i.d.R. kleinen)
Überschneidungsbereich der involvierten Disziplinen
notwendig ist.
Ein Beispiel einer wirklich interdisziplinären Wissenschaft ist Wirtschaftsingenieurwesen. In erster Linie ist es ein
Studiengang, dessen Absolventen gute
Grundkenntnisse in den klassischen Wissenschaften BWL und
Maschinenbau haben; wissenschaftlich fokussiert man auf
den Überschneidungsbereich beider Wissenschaften, bspw.
die Optimierung der Betriebsabläufe hinsichtlich
technischer Produktionsprozesse.
Die Behauptung, die Gender Studies seien interdisziplinär,
wird regelmäßig damit begründet, als zentrales,
fächerübergreifendes Thema "das Geschlechterverhältnis"
oder "Geschlechterunterschiede" zu untersuchen bzw.
Geschlechterunterschiede als Analysekategorie zu
verwenden (s. obige Wikipedia-Definition).
Die Benutzung von Geschlechterunterschieden als
Analysekategorie ist, sofern überhaupt sinnvoll, Teil
einer Methodik oder Wissenschaftstheorie, also nur ein
Mittel zum Erzielen von Ergebnissen, selber aber kein
Ergebnis und keine Lösung realer Probleme. Diese
Begründung einer angeblichen Interdisziplinarität ist also
falsch.
Sucht man umgekehrt nach interdisziplinär zu behandelnden
Fragestellungen, in denen Geschlechterunterschiede eine
wesentliche Rolle spielen, so kann man wahrscheinlich in
den Geistes- und Sozialwissenschaften fündig werden,
beispielsweise in Überschneidungsbereichen von
Literaturwissenschaften und Geschichte. Allerdings sind
diese Überschneidungsbereiche sowieso auch ohne die Gender
Studies vorhanden, die Gender Studies führen allenfalls zu
einer weiteren Spezialisierung oder alternativen
Denkschulen in diesen Gebieten. Diese Einzelfälle
rechtfertigen wiederum nicht, die Gender Studies pauschal
als interdisziplinär zu bezeichnen.
Die pauschale Behauptung, die Geschlechterforschung sei
interdisziplinär, ist insgesamt nicht nachvollziehbar und
eine bewußte Irreführung. Es ist völlig unklar, auf
welche grundlegenden Wissenschaften und welche
thematischen Überschneidungen derselben man sich bezieht.
Tatsächlich erscheinen die meisten Forschungen, denen das
Etikett Gender Studies angeheftet ist,
nichtinterdisziplinäre Spezialthemen innerhalb der
Literaturwissenschaften, der Soziologie u.a. klassischer
Wissenschaften zu sein, in denen Geschlechterunterschiede
auftreten oder vermutet werden. Insofern sind die Gender
Studies ein Sammelsurium von Einzelproblemen und
-Resultaten, die in verschiedenen klassischen
Wissenschaften liegen und keinen inneren Zusammenhang
aufweisen.
Interdisziplinäre Fragestellungen, bei denen auch Natur-
oder Ingenieurwissenschaften eine Rolle spielen, sind
nicht undenkbar.
Wirklich interdisziplinäre Themen der
Geschlechterforschung kann man z.B. in der
Verhaltensbiologie, die selber nichtinterdisziplinär ist,
finden. Gerade diese Themen werden aber in den real
existierenden Gender Studies strikt abgelehnt, weil sie
ideologische Dogmen gefährden. Eine wirklich
interdisziplinäre Behandlung von Themen, in denen
Geschlechterunterschiede eine Rolle spielen, steht
außerdem vor großen methodischen Problemen und stellt selbst
ohne ideologische Voreingenommenheit eine große
Herausforderung dar.
Okkupation
medizinischer Forschung und "Gendermedizin"
In den aktuellen Debatten beobachtet man immer wieder
Versuche von Vertretern der Gender Studies, namentlich
unter dem Begriff Gendermedizin, medizinische geschlechtsspezifische
Forschungsergebnisse als Verdienst der Gender Studies zu
positionieren.
Ein Beispiel hierfür ist die Dosierung bestimmter
Medikamente. Diese war bisher für Frauen zu hoch, weil die
klinischen Tests vor der Zulassung der Medikamente nur an
Männern durchgeführt wurden. Derartige "androzentrisch /
patriarchale Voreingenommenheiten" entdeckt und
Forschungen zu einer besser an Frauen angepaßten Dosierung
initiiert zu haben wird in den Debatten als Verdienst der
Gender Studies präsentiert. Analog dazu wurde u.a. in der "Hart aber fair"-Sendung vom 07.09.2015 argumentiert,
spezielle künstliche Kniegelenke für Frauen seien ein
Verdienst der Gender Studies. Dies ist in mehrerer
Hinsicht absurd:
- Personell sind die Gender Studies nicht qualifiziert, medizinische Forschung zu betreiben oder den vorhandenen medizinischen Wissensstand fachlich zu kritisieren oder zu widerlegen. Die Entwicklung besser für Frauen geeigneter Dosierungen und Kniegelenke ist ein Teil der Medizin, nicht der Gender Studies.
- Ggf. ist strategische Kritik an der medizinischen Forschung nötig, diese kann aber von der gesamten politischen Öffentlichkeit formuliert werden. Die Gender Studies sind kein besserer Kritiker als ein beliebiger Feuilletonist oder ein Patientenverein.
- Der Kern des Problems sind hier rein biologische Unterschiede zwischen Männern und Frauen. "Gender" in Sinne sozialer Geschlechterrollen spielt hier keine Rolle. Birgit Kelle kommentierte dies in der o.g. er "Hart aber fair"-Sendung, Frauen hätten kein "soziales Knie", sondern ein weibliches. Die Gender Studies verstehen entweder ihren zentralsten Begriff "Gender" selber nicht oder betreiben einmal mehr Doublespeak. Verblüffend ist hier auch, daß die Gender Studies normalerweise biologische Erkenntnisse kategorisch als irrelevant ablehnen.
- Ursache dafür, daß früher überwiegend Männer in den klinischen Tests benutzt wurden, liegt nicht in androzentrischen Denkweisen, sondern in der offensichtlichen Geringschätzung der Gesundheit von Männern, für die das Risiko von Gesundheitsschäden durch die klinischen Tests als nicht so schlimm abgesehen wird wie bei Frauen. Ein klassischer Sexismus gegen Männer wird hier umetikettiert als Frauenunterdrückung.
Wissenschaftsevaluation der Gender Studies
Methoden der Wissenschaftsevaluation
Evaluation anhand der Forschungsergebnisse
Evaluation anhand der Forschungsmethodik und des Qualitätssicherungssystems
Evaluation anhand der Qualifikation des Personals
Evaluation anhand des Forschungsbetriebs
Quellen
Methoden der Wissenschaftsevaluation
Im vorigen Abschnitt wurde die Frage, ob die Gender
Studies überhaupt eine eigenständige und ggf.
interdisziplinäre Wissenschaft darstellt, diskutiert und
verneint.
Dies schließt aber nicht aus, daß trotzdem unter dem
Etikett Gender Studies im Einzelfall und auf enger
fokussierten Themengebieten wissenschaftliche Forschung
zu Geschlechterfragen betrieben wird.
Wie schon im Abschnitt über die Institutionen
der Gender Studies dargestellt sind diese fachlich
vor allem der Soziologie, sozialen Arbeit, Pädagogik,
Geschichte, Literatur oder Psychologie zugeordnet. D.h.
wenn überhaupt kann nur diese lose zusammenhängende Menge
an Aktivitäten beurteilt werden. Hier ist es auch kaum
vermeidbar, auf den allgemeinen Zustand der jeweiligen
Hauptdisziplinen einzugehen (der bei der Soziologie und
Psychologie von Krisen gekennzeichnet ist).
Die Wissenschaftlichkeit einer Forschungsdisziplin kann
anhand unterschiedlicher Qualitätsmaßstäbe evaluiert
werden; die wichtigsten sind:
- Vorhandensein eines Kernthemenbereichs und grundlegender Theorien, Lösungsansätze und -Methoden, mit denen sich Probleme in diesem Kernthemenbereich lösen lassen. Wie schon oben dargestellt ist dieses Kriterium bei den Gender Studies nicht erfüllt.
- anhand ihrer Ergebnisse
- anhand des Vorhandenseins einer Forschungsmethodik und entsprechenden wissenschaftlichen Standards sowie eines funktionierenden Qualitätssicherungssystems
- anhand der Qualifikation des Personals
- anhand der äußeren Umstände und Merkmale des Forschungsbetriebs
Evaluation anhand der Forschungsergebnisse
Hierbei sind
zwei verschiedene Stile denkbar: kleinteilig oder
summarisch.
Bei einer "kleinteiligen" Evaluation überprüft man
einzelne Publikationen oder andere wissenschaftliche
Ergebnisse. Da man nicht Abertausende Einzelpublikationen
prüfen kann, muß man sich auf zentrale oder
charakteristische Ergebnisse beschränken; bei einem
unsauber abgegrenzten, nach eigenem Bekunden praktisch gar
nicht abgegrenztem Gebiet wie den Gender Studies ist dies
kaum möglich bzw. extrem aufwendig.
Eine summarische Evaluation fragt nur danach, ob die
realen Probleme, die eine Forschungsdisziplin adressiert,
mit deren Methoden erfolgreich gelöst werden konnten.
Eine Evaluation der Gender Studies anhand ihrer Ergebnisse
führt zu sehr vielen Beispielen von Versagen. Maßstab ist
der generelle Anspruch, auf Basis der Ergebnisse der
Gender Studies Geschlechterunterschiede zu reduzieren.
Die gesellschaftlichen Transformationen, die seit 1 bis 2
Generationen auf Basis von feministischen Theorien, die
sich auf die Gender Studies beziehen, vorgenommen wurden,
haben in vielen zentralen Punkten versagt, also den
Praxistest nicht bestanden. Am besten ist dies unter den
Schlagwort Gender-Paradox in den Filmen von Harald Eia
dokumentiert worden.
Evaluation anhand der
Forschungsmethodik und des
Qualitätssicherungssystems
Für den Wert wissenschaftlicher Ergebnisse kommt es
theoretisch nicht darauf an, wie diese Ergebnisse erzielt
wurden. Alle erfolgreichen Wissenschaften haben allerdings
Methoden entwickelt, wie vorzugehen ist, um gültige
Ergebnisse zu erzielen und um andere, konkurrierende
Forscher von der Gültigkeit der eigenen Ergebnisse zu
überzeugen. Am perfektesten ist dies in der Mathematik
entwickelt, wo mathematische Aussagen (Theoreme) formal
bewiesen werden müssen. In anderen Gebieten ist ein
formaler Beweis nicht möglich, dort haben sich andere
Forschungsmethodiken bzw. entsprechende Standards
entwickelt, mit denen Theorien mehr oder weniger
glaubwürdig gemacht werden können. Wissenschaftliche
Standards sind in der Mathematik, in der Medizin, in den
Literaturwissenschaften usw. jeweils völlig anders und
nicht auf andere Gebiete übertragbar (Mehr hierzu).
Die eigentliche Qualitätssicherung leisten dabei im
Endeffekt normalerweise die Experten aus dem gleichen
Fachgebiet ("Peers"), die für Zeitschriften und andere
Publikationsmedien eingereichte Beiträge begutachten und
die hierbei u.a. die Einhaltung wissenschaftlicher
Standards kontrollieren und ggf. eingereichte
Publikationen ablehnen. Die Maßstäbe, nach denen ein
Gutachter bewertet, müssen öffentlich und klar
nachvollziehbar sein. Theoretisch sollte ein Forscher
selber ein Gutachten über seine Arbeit schreiben können.
Die Glaubwürdigkeit eines wissenschaftlichen
Qualitätssicherungssystems hängt offensichtlich davon ab,
ob es imstande ist, Fehlleistungen zuverlässig
auszufiltern und z.B. die Publikation von unrichtigen
Ergebnissen zu verhindern, ferner davon, ob die
wissenschaftlichen Standards auch für Außenstehende
plausibel erscheinen.
Im Falle der Gender Studies sind eklatante Defizite im
wissenschaftlichen Qualitätssicherungssystem unübersehbar:
- Teilweise wird wissenschaftliche Kritik prinzipiell abgelehnt oder nur von "genehmen" Kritikern zugelassen, also die wissenschaftlichen Qualitätssicherung prinzipiell abgelehnt. Eine zentrale Rolle spielt hierbei die feministische Standpunkttheorie.
- Wie schon oben erwähnt haben die gesellschaftlichen Transformationen, die feministische Parteien auf Basis der Ergebnisse der Gender Studies durchgesetzt haben, oft den Praxistest nicht bestanden.
- In Einzelfällen wurde das krasse Versagen des Qualitätssicherungssystems genau dokumentiert. Der erste sehr bekannten Fall war die Sokal-Affäre. In 2018 haben Pluckrose, Lindsay und Boghossian eine ganze Serie von Hoax-Artikeln mit z.T. haarsträubenden Inhalten in "angesehenen" feministischen Journalen als peer-reviewte Beiträge untergebracht.
- Über 1000 Publikationen der Gender Studies, die schon anhand der Informationen in der Zusammenfassung offensichtlich keinen Qualitätsstandards genügen, wurden unter dem Twitter-Konto "Real Peer Review" dokumentiert.
Evaluation anhand der Qualifikation des
Personals
Daß die Qualifikation des Personals ein wesentlicher
Einflußfaktor für die Ergebnisse eines Fachgebiets sind,
sollte offensichtlich sein.
Im Falle der Gender Studies werden die meisten
potentiellen Forscher faktisch ausgeschlossen: wie schon
oben erwähnt praktisch alle Männer, ferner die meisten
nichtideologisierten Frauen. Diese drastische Reduktion
des Pools talentierter Forscher kann kaum ohne
Auswirkungen auf die Qualität der Forschung bleiben.
Haidt berichtet über
konkrete Fälle und die generellen Strukturen, wie nicht
ideologisch bzw. feministisch geprägte Forscher schikaniert
und letztlich aus dem Wissenschaftsbetrieb weggemobbt
werden.
Evaluation anhand des
Forschungsbetriebs
Haidt (bzw. Duarte) berichten in ihrer
ausführlichen Evaluation der Sozialpsychologie davon, daß
Forschungsansätze oder -Ergebnisse, die nicht
feministischen (bzw. egalitären) Vorgaben entsprechen, zu
erheblichen Schikanen für die beteiligten Forscher führen
können und aktiv unterdrückt werden. Der Forschungsbetrieb
in diesem Fach stellt also nicht sicher, daß Forscher
unbeeinflußt arbeiten können.
Haidt zeigt Beispiele, wie dies zu weitverbreiteten
erheblichen Fehlern führt. Ein Beispiel ist die
selbstverständliche Annahme in vielen Untersuchungen,
Stereotype seien stets unzutreffend und negativ zu
bewerten. Tatsächlich sind sie in sehr vielen Fällen
richtig und sind eine der besten Prognosen für die
tatsächlichen Verhältnisse.
Die Evaluation von Haidt bezieht sich zwar "nur" auf die
Sozialpsychologie (und vermutlich auf Nordamerika). Dieses
Fachgebiet ist allerdings zentral für die Gender Studies,
und die von Haidt beschriebenen Ursachen (namentlich die
extrem unausgewogene ideologisch Positionierung des
Personals) dürfte auch in benachbarten Fachgebieten
zutreffen.
Ferner kann wegen der internationalen Vernetzung und der
Dominanz der USA geschlossen werden, daß die beschriebenen
Verhältnisse auch in anderen Regionen ähnlich sind.
Quellen
- José L. Duarte, Jarret T. Crawford, Charlotta Stern, Jonathan Haidt, Lee Jussim, Philip E. Tetlock: Political Diversity Will Improve Social Psychological Science. Behavioral and Brain Sciences 38, e130, doi:10.1017/S0140525X14000430, 03.09.2015. https://www.cambridge.org/core/journals/behavioral-and- ... 890149F
- Jonathan Haidt: It's finally out - The big review paper on the lack of political diversity in social psychology. heterodoxacademy.org, 14.09.2015. https://heterodoxacademy.org/2015/09/14/bbs-paper-on-la ... ersity/
-
Helen Pluckrose, James A. Lindsay,
Peter Boghossian: Academic Grievance Studies and the Corruption of
Scholarship. Areo Magazine, 02.10.2018. https://areomagazine.com/2018/10/02/academic-grievance- ... arship/
s. hier auch Betrogene Betrüger: Was korrumpiert akademische Forschung?
Die Feministische Standpunkttheorie
Kurzdarstellung der Standpunkttheorie
Relativismus und Konstruktivismus
Sozialkonstruktivismus
Begründung der Minderwertigkeit von Erkenntnissen privilegierter Forscher
Befangenheit als Qualitätsmerkmal?
Innere Widersprüche der feministischen Standpunkttheorie
Zusammenfassende Wertung der feministischen Standpunkttheorie
Quellen
Die Feministische Standpunkttheorie ist eine Wissenschaftstheorie, die von vielen Gender-Forschern propagiert wird und die einen Eckstein der Gender Studies bzw. "feministischer Wissenschaft" darstellt. In anderen Wissenschaften als den Gender Studies und ähnlichen Zweckwissenschaften gilt die Standpunkttheorie als unwissenschaftlich. Die Kerngedanken der Standpunkttheorie, wonach Männer als patriarchale Unterdrücker nicht über gültiges Wissen verfügen können, finden sich auch außerhalb der Forschung in der Politik und im feministischen Demokratieverständnis wieder: Das Frauenstatut der Grünen schließt folgerichtig Männer systematisch an der politischen Zeilhabe aus.
Kurzdarstellung der Standpunkttheorie
Die Standpunkttheorie basiert auf zwei Unterstellungen:
- Die Erkenntnisgewinnung hängt von der Position des Forschenden innerhalb gesellschaftlicher Herrschaftsverhältnisse ab.
- Es gibt bessere und schlechtere Standpunkte, von denen aus die Welt betrachtet und interpretiert werden kann. Tendenziell ist der Standpunkt einer dominierten Gruppe für eine objektive Wahrnehmung besser geeignet als der Standpunkt einer herrschenden Gruppe.
Relativismus und Konstruktivismus
Die Standpunkttheorie kann man wegen der ersten o.g.
Unterstellung einordnen in den Relativismus - der die Existenz von objektiven
Wahrheiten prinzipiell verneint - bzw. des Konstruktivismus - der die menschliche Fähigkeit,
objektive Realität zu erkennen, mit der Begründung
bestreitet, jeder einzelne würde sich seine Wirklichkeit
im eigenen Kopf konstruieren.
Der radikale Konstruktivismus geht so weit zu behaupten,
Objektivität im Sinne einer Übereinstimmung von
wahrgenommenem (konstruiertem) Bild und Realität sei
unmöglich; jede Wahrnehmung sei vollständig subjektiv. In
seinem sehr bekannt gewordenen Buch Angst vor der Wahrheit: Ein
Plädoyer gegen Relativismus und Konstruktivismus
widerlegt Boghossian die zentralen Annahmen der meisten
Varianten des Relativismus bzw. Konstruktivismus, i.w. indem
er ihn auf sich selbst anwendet.
Sozialkonstruktivismus
Der vor allem in den Gender Studies dominierende Sozialkonstruktivismus ist nicht, wie es die
Wortkonstruktion nahelegt, eine spezialisierte Form
des Konstruktivismus.
Der Konstruktivismus ist in erster Linie eine Erkenntnistheorie, es geht also um die Voraussetzungen
und Grenzen der Gewinnung von Erkenntnissen und Wissen, und
zwar grundsätzlich in beliebigen Wissenschaftsgebieten.
Der Sozialkonstruktivismus ist eher eine Denkschule
innerhalb der Sozialwissenschaften. Sie geht von ideologisch
geprägten Dogmen über soziale Verhältnisse aus und stützt
sich erkenntnistheoretisch auf die Standpunkttheorie.
Der Sozialkonstruktivismus geht nach Hacking (1999) von der These
aus, daß soziale Strukturen, wie man sie - ggf. völlig
korrekt - beobachtet, nicht notwendig von Natur aus so
sind, sondern willkürlich sozial konstruiert wurden und
auch ganz anders hätten konstruiert sein können. Ferner
werden soziale Phänomene vor allem dann als sozial
konstruiert bezeichnet, wenn sie schlecht oder änderungsbedürftig bewertet werden.
D.h. bevor eine konkrete soziale Realität überhaupt
untersucht wird, weiß man schon vorher, daß sie (a) nur
zufällig so ist, wie sie jetzt ist, aber auch anders
aussehen könnte, und (b) bei Bedarf umkonstruiert werden
kann. Es werden also auf der Sachebene bestimmte
(ideologisch erwünschte) Erkenntnisse vorgegeben.
Genaugenommen geht es hier nicht alleine um die aktuell
vorhandene soziale Realität, sondern um ihre Entstehung und
ihre Wandelbarkeit. Ferner wird die Beschreibung der
Realität i.d.R. nicht getrennt von ihrer moralischen
Bewertung.
Diese vorgegebene Beliebigkeit der sozialen Realität ist
für die feministische Ideologie unverzichtbar, denn
daraus folgt, daß alle Facetten des
existierenden Geschlechterverhältnisses als willkürlich und
als zu ersetzen durch die moralisch überlegenen
feministischen Strukturen dargestellt werden.
Das eigentliche Erkenntnisinteresse rückt hier in den
Hintergrund, denn die vorhandene Realität wird regelmäßig
als schlecht und als umzugestalten angesehen. Relevant ist
nur noch die Umgestaltbarkeit der sozialen Verhältnisse.
Da der Sozialkonstruktivismus bestimmte zentrale
Erkenntnisse über soziale Strukturen vorschreibt, ist er im
engeren Sinne keine Erkenntnistheorie, noch nicht
einmal eine auf soziologische Fragestellungen
eingeschränkte, denn Erkenntnistheorien schreiben nur
Methoden vor, wie Erkenntnisse zu gewinnen sind, nicht die
Ergebnisse entsprechender Forschungen. In der Praxis ist der
Sozialkonstruktivismus allerdings kaum zu trennen von den
Erkenntnistheorien Relativismus, Konstruktivismus und
Standpunkttheorie, da sie regelmäßig zusammen benutzt
werden.
Ein wesentlicher Begriff des Sozialkonstruktivismus ist
die Rekonstruktion sozialer Verhältnisse. Die
existierenden Verhältnisse treten langfristig stabil auf,
natürliche, namentlich biologische Ursachen werden aber
ausgeschlossen bzw. als unwichtig eingestuft. Um die
Verhältnisse erklären zu können, wird daher unterstellt,
daß sie "kopiert" werden, z.B. von der Elterngeneration
auf die Kindergeneration, bzw. allgemeiner gesagt durch
bestimmte Mechanismen "rekonstruiert" werden. Diese
Kopiermechanismen müssen selber auch immer wieder
rekonstruiert werden. Beliebt in diesem Zusammenhang ist
der Verweis auf Stereotype (die meist grundlegend falsch
verstanden werden).
Die These von der ausschließlichen Rekonstruktion kann
allerdings nicht erklären, wie die "Kopiervorlagen" und
der Kopiermechanismus initial entstanden sind -
ursprünglich standen beide nicht zur Verfügung - oder wie
und warum sich viele Verhältnisse ziemlich rasch
verändern, z.B. infolge technologischen Wandels. Für die
Entstehung und Adaption sozialer Verhältnisse müssen daher
andere Mechanismen angenommen werden; dies führt aber zu
dem inneren Widerspruch zur These, daß die Rekonstruktion
der einzig relevante Mechanismus ist.
Begründung der Minderwertigkeit von Erkenntnissen
privilegierter Forscher
Die Standpunkttheorie arbeitet mit zwei strukturell
verschiedenen Unterstellungen, warum
Erkenntnisse privilegierter Forscher minderwertig
sind:
- Die falschen Fragen werden erforscht.
Es wird unterstellt, daß die Themen und Fragestellungen, die erforscht werden, von den herrschenden Verhältnissen und Wertungen abhängen. D.h. es werden nur solche Fragen erforscht, die den Interessen und dem Machterhalt der herrschenden Klasse dienen, während andere, wichtigere Themen (aus Sicht der diskriminierten Klasse) nicht erforscht werden. Man kann dies auch als selektive Wahrnehmung der Realität bezeichnen.
Darüber hinaus wird unterstellt, daß die Realität, die man erforscht, durch den Einfluß der dominierenden Klasse "deformiert" ist. Die Erkenntnisse können daher nur die Absichten und interessengeleiteten Wahrnehmungen der dominierenden Klasse reproduzieren. Beispielsweise kann man in einer Welt, wo es nur Königreiche gibt, nicht über Demokratien forschen. Dieses Problem betrifft auch einen nicht interessengeleiteten Forscher, - Die Antworten sind defizitär, weil dem privilegierten Forscher wesentliche Erfahrungen fehlen, da er nicht persönlich von der Diskriminierung betroffen ist.
Befangenheit als Qualitätsmerkmal?
Gegen die Gültigkeit der Annahme, persönlich Betroffene
würden bessere Forschungsergebnisse liefern, sprechen zwei
Argumente:
- Voreingenommenheit bzw. Befangenheit: Die persönliche Betroffenheit wird i.d.R. zu vorweggenommenen Wertungen führen, die bestimmte Untersuchungsergebnisse erwünscht bzw. unerwünscht machen, d.h. es entsteht ein Interessenkonflikt. Überall außerhalb der Gender Studies führt eine offensichtliche Befangenheit einer Person in der Regel dazu, diese Person für ungeeignet zu halten, sie selbst betreffende Untersuchungen durchzuführen oder Wertungen vorzunehmen.
- empirische Irrelevanz: Sofern es sich um empirische Fragestellungen handelt - das trifft für die meisten soziologischen Themen zu -, können diese nur statistisch anhand einer größeren Zahl von Fällen untersucht werden. Ein konkreter Einzelfall spielt keine Rolle, eine Überbetonung eines Einzelfalls verschlechtert die Forschungsergebnisse.
Innere Widersprüche der feministischen
Standpunkttheorie
Der zentrale Begriff der "dominierten Gruppe" (oder
diskriminierten Gruppe) läßt offen, wie festgestellt wird,
welcher Debattenteilnehmer Mitglied einer dominierten
Gruppe ist und somit die besseren Argumente hat. Hierfür
sind zwei Ansätze denkbar bzw. in der Realität vorzufinden:
(a) Die Klassifizierung als "diskriminierte Gruppe" wird
aufgrund einer Machtposition vorgenommen. Dies ist der
Normalfall im institutionalisierten Feminismus und von
diesem abhängigen Forscherpopulationen. Die Opferrolle der
Frau ist hier ein Dogma, das aufgrund der
Machtverhältnisse nicht hinterfragbar und ideologisch
vorgegeben ist. Als direkter Nutznießer dieser
Machtverhältnisse sind Frauen aber Mitglied einer
dominierenden Gruppe. Dies steht im Widerspruch dazu,
Frauen pauschal als diskriminiert anzusehen.
(b) Die Zuordnung wird aufgrund einer soziologischen
Analyse vorgenommen. Diese Analyse wird i.d.R. strittig
sein, d.h. die Frage, wer den besseren Standpunkt hat,
entsteht erneut. In vielen Fällen überschneidet sich das
Thema der Debatte mit der Frage, wer wie diskriminiert ist
(namentlich wegen der Unterstellung, daß selber Betroffene
besser forschen). Die Analyse, wer den privilegierten
Status als Diskriminierter in einer Debatte einnehmen
darf, setzt also Ergebnisse dieser eigentlich noch zu
führenden inhaltlichen Debatte voraus.
Zusammenfassende Wertung der feministischen
Standpunkttheorie
- Die feministische Standpunkttheorie wird von interessierten Kreisen kritiklos auf beliebige Wissenschaften angewandt, um diese nach Bedarf als irrelevant erklären zu können, speziell die Biologie und generell alle Naturwissenschaften. Die Voraussetzungen der Standpunkttheorie sind dort aber nicht erfüllt, und die Standpunkttheorie ist deswegen dort nicht anwendbar.
- Die institutionalisierten Gender Studies erfüllen hingegen auf den Forschungsbetrieb bezogen nachgerade idealtypisch die Voraussetzungen der Standpunkttheorie (hegemoniale feministische Machtpositionen, einseitige, interessengeleitete Themenwahl, keine eigene Betroffenheit von Diskriminierungen in der Forschung). Beispielsweise ist die programmatische Vorgabe, bei jeder beliebigen wissenschaftliche Fragestellung spiele das Geschlecht der beteiligten Personen eine Rolle, eine willkürliche und fragwürdige Ausgestaltung des Forschungsdesigns, die fast zwangsläufig dazu führt, irgendwelche Unterschiede zu finden, die eher Zufallsprodukte sind. Wenn überhaupt, ist die Standpunkttheorie also als grundsätzliche Kritik an den Gender Studies brauchbar. Der eklatante Mangel an Selbstkritik in den Gender Studies, also die fehlende Selbstanwendung der eigenen Wissenschaftstheorie (vgl. hierzu Hirschauer (2014)), ist wiederum nicht überraschend, da diese großenteils als Zweckwissenschaft für feministische Politik fungieren und sich keiner Kritik stellen müssen.
- In den Fällen, wo die Standpunkttheorie zu einer plausiblen Wissenschaftskritik führt (nicht abgedeckte Forschungsthemen, unzulässige Verallgemeinerungen), wird die falsche Schlußfolgerung gezogen, vorhandene Ergebnisse für ungültig erklären zu können. Die richtige Schlußfolgerung wäre, den Anwendungsbereich vorhandener Erkenntnisse genauer einzugrenzen und bekannte oder neue Lücken durch weitere Forschung zu füllen.
Quellen
- Paul Boghossian (Autor), Markus Gabriel (Nachwort) / Jens Rometsch (Übersetzer): Angst vor der Wahrheit: Ein Plädoyer gegen Relativismus und Konstruktivismus. suhrkamp taschenbuch wissenschaft, Suhrkamp Verlag, ISBN-10: 3518296590, 18.08.2013. https://www.amazon.de/Angst-vor-Wahrheit-Relativismus-K ... 8296590
- Ian Hacking: The Social Construction of What? Harvard University Press, 1999. https://www.hup.harvard.edu/catalog.php?isbn=9780674004122
Der Kampfbegriff "Wissensproduktion"
Der Begriff "Wissensproduktion" wird intensiv in der
feministischen Literatur benutzt. Er klingt zunächst einmal
unverdächtig, denn wenn man Wissen erlangen will, muß man etwas
dafür tun, sich also Mühe geben und forschen. In diesem Sinne
kann man auch von einer Produktion von Wissen anstelle von
Forschung reden.
Produktion hat aber üblicherweise einen anderen Sinn,
nämlich die industrielle Herstellung eines bestimmten Guts, wobei
das produzierte Gut (die Ware) weitgehend willkürlich
gestaltet werden kann, entweder nach Wunsch eines Kunden bei
einer Einzelbestellung oder nach den Vorstellungen des
Herstellers, der einen Markt bedienen will.
Der Begriff "Wissensproduktion" suggeriert also, daß Wissen
weitgehend willkürlich gemäß den Interessen der Beteiligten
erzeugt werden kann. Unter Forschung versteht man im Gegensatz
dazu die Entdeckung von Regeln und Zusammenhängen, die "von Natur
aus" gelten und die nur entdeckt werden. Man kann z.B. die
Ursachen einer Krankheit erforschen und als Ursache einen Virus
finden. Man kann aber nicht, auch wenn man das gerne möchte, als
Ursache Übermüdung finden, weil man die leichter behandeln
könnte.
Der Begriff "Wissensproduktion" ist nichts anderes als eine
versteckte Behauptung, daß die Standpunkttheorie korrekt ist und
daß es keine Wahrheiten gibt, die unabhängig von der Person
gelten.
Kritik von Wissenschaftlern an der
Wissenschaftlichkeit der Gender Studies
Wissenschaftliche Kritik aus den Gender Studies
Wissenschaftliche Kritik von Soziologen
Wissenschaftliche Kritik von Biologen
Wissenschaftliche Kritik von Psychologen
Wissenschaftliche Kritik auf Basis von Qualitätsanalysen
Quellen
Eine seriöse Geschlechterforschung ist wegen der vielen involvierten Fachdisziplinen hochgradig interdisziplinär und äußerst anspruchsvoll. Eine wissenschaftlich fundierte Kritik an den Gender Studies steht damit vor dem gleichen Problem wie eine seriöse Geschlechterforschung: Die Widerlegung der feministischen Thesen und Theorien verlangt eine vergleichbare Qualifikation, wie sie für das eigene Erstellen solcher Theorien benötigt wird, also sehr gute Kenntnisse in mehreren involvierten Fachdisziplinen. Der Vorrat an solcherart wissenschaftlich qualifizierten Personen ist durchaus beschränkt. Grundlegende Kritik am (wissenschaftlichen) Feminismus löst ferner regelmäßig massive persönliche Anfeindungen aus dem feministischen Lager aus, wahlweise Masku, Nazi, rechtsradikal, Frauenhasser oder alles gleichzeitig zu sein. Die feministische "silencing"-Strategie, Sachkritik durch persönliche Anfeindungen mundtot zu machen, war in der Vergangenheit sehr erfolgreich und stellt insofern ein hohes persönliches Risiko für Kritiker dar. Hochkarätige Wissenschaftler sind also normalerweise nicht gerade motiviert, ihre Zeit dafür zu investieren, Kritik an den Gender Studies bzw. dem Feminismus zu formulieren und dafür an den Pranger gestellt zu werden.
Wissenschaftliche Kritik aus den Gender
Studies
Umso bemerkenswerter ist die folgende 2014 erschienene
massive wissenschaftliche Insider-Kritik an den Gender
Studies von Stefan Hirschauer: Wozu Gender Studies? Ein
Forschungsfeld zwischen Feminismus und
Kulturwissenschaft. Diese Kritik erschien in der
Zeitschrift "Forschung und Lehre" des Deutschen
Hochschulverbands, der Berufsvertretung der
Universitätsprofessoren und des wissenschaftlichen
Nachwuchses. Hirschauer ist Sprecher der
DFG-Forschergruppe 1939 "Un/doing Differences. Praktiken
der Humandifferenzierung" und insofern ein
wissenschaftliches Schwergewicht, als DFG-Forschergruppen
sehr selten sind und eine sehr harte Begutachtung
überstehen müssen. Dieser etwas längere Text ist zur Gänze
lesenswert und kann nur wärmstens empfohlen werden. Im
Kern ist er ein flammender Appell, in der
Geschlechterforschung zur Wissenschaftlichkeit
zurückzukehren. Hirschauer bestätigt wesentliche, seit
Jahren in der informierten Öffentlichkeit angeprangerte
Kritikpunkte an den real existierenden Gender Studies:
- Er beklagt, die Gender Studies seien eine "beschwichtigende Umbenennung der feministischen Geschlechterforschung", ein "dünner rhetorischer Lack auf einer traditionellen Frauenforschung, die sich als feministische Gegenwissenschaft versteht". Er fordert: "Die Forschung über Frauen, Männer und Queers muss ihren tradierten politischen Separatismus endlich überwinden und auf dem Weg einer professionellen Distanzierung ihre angestammten Loyalitäten gegenüber sozialen Bewegungen in den Griff kriegen. Gefragt sind nüchterne Bestandsaufnahmen ungleicher Chancen in der Konkurrenz der 'Geschlechter'... von archaischen Gewaltakten gegen Frauen über die Irrelevanz von Geschlecht bis zur Benachteiligung von Männern." In Anlehnung an Hans-Joachim Friedrichs und dessen Auffassung vom Berufsethos von Journalisten postuliert er: "Eine gute Gender Forscherin erkennt man daran, dass sie sich nicht gemein macht mit einer Sache." (Das Femininum in diesem Satz ist mit Sicherheit generisch gemeint.)
- Er beklagt ferner, die Gender Studies seien ein "rhetorisches Mäntelchen für bürokratische Frauenfördermaßnahmen" und bezeichnet das Label 'Gender' als politischen Etikettenschwindel, das hochschulpolitische Versuche tarnt, "hartnäckige Männerdomänen in bestimmten Fächern mit 'Frauenprofessuren' aufzubrechen". Wenn man will, kann man dies auch als Kritik an der reduzierten Qualitätssicherung in Berufungsverfahren und die Auswirkungen hiervon auf das Qualifikationsniveau der Professorenschaft interpretieren.
Wissenschaftliche Kritik von Soziologen
Massive Kritik üben Schnell,
Hill und Esser (2013) an den wissenschaftlichen
Methoden der Gender Studies:
Bei 'feministischen Ansätzen' handelt es sich zwar teilweise um empirische Beschreibungen gesellschaftlicher Verhältnisse, diese Beschreibungen werden aber mit Werturteilen und politischer Strategie vermischt. Da keine Trennung von Beschreibungen, Erklärungen, Werturteilen, Hoffnungen und Wünschen erfolgt, sind solche Aussagen einer systematischen empirischen und theoretischen Analyse und rationalen wissenschaftlichen Diskussion nur schwerlich zugänglich. Damit handelt es sich bei 'feministischen Ansätzen' nicht um Theorien im Sinne der analytischen Wissenschaftstheorie". ... Die wissenschaftstheoretische Kritik 'feministischer Ansätze' bezieht sich weiterhin auf die Vermischung von Entdeckungs- und Begründungszusammenhang: Aus der möglichen Tatsache, dass Wissenschaftler andere Themen als Wissenschaftlerinnen untersuchen, lässt sich nichts über die Gültigkeit der gewonnenen Ergebnisse folgern. ... Der dritte wissenschaftstheoretische Kritikpunkt bezieht sich auf die vorgebliche Verwendung spezieller Datenerhebungs- und Datenanalysemethoden. Die hierbei anzulegenden Gütekriterien sind aber in keiner Weise 'geschlechtsabhängig'. Gütekriterien wissenschaftlicher Forschung sind universell gültig.
Wissenschaftliche Kritik von Biologen
In der Biologie gab es schon länger vereinzelte Proteste
gegen die Thesen der Gender Studies, namentlich die gegen
die Unterstellung, es gäbe keine relevanten biologischen
Prägungen. Allerdings wurden diese Proteste kaum
öffentlich wahrgenommen. Dies ändert sich seit einiger
Zeit.
Die bekanntesten Kritiker sind folgende Professoren:
- Hans Peter Klein Didaktik der Biowissenschaften, U. Frankfurt am Main (FAZ),
- Ulrich Kutschera, Pflanzenphysiologie und Evolutionsbiologie, U. Kassel, dessen Radiointerview im RBB am 11.07.2015 eine ganze Reihe von Artikeln, u.a. im Spiegel, zur Folge hatte und der Anfang 2016 ein eigenes Buch zum Thema Gender-Feminismus veröffentlich hat, in dem er die Gender Studies mit dem Kreationismus vergleicht,
- Axel Meyer, Evolutionsbiologie, U. Konstanz, dessen Buch Adams Apfel und Evas Erbe zu etlichen Folgeartikeln und Interviews führte. Meyer hat sich schon vor Jahren in seiner lesenswerten Kolumne "Quantensprung" im Handelsblatt kritisch zu Butler und den Gender Studies geäußert.
Wissenschaftliche Kritik von Psychologen
Roy F. Baumeister, einer der weltweit meistzitierten Sozialpsychologen, schätzt den
Feminismus als die bei weitem wichtigste Ursache für
voreingenommene Forschung in seinem Fachgebiet ein:
In my own experience, feminism has been by far the most difficult aspect of liberal bias to overcome. Deeply ingrained habits of liberal feminist thought are augmented by widespread intimidation and enforcement, as accusations of sexism are considered sufficient to condemn both an idea and anyone who even suggests it. This is especially difficult because the feminist bias masquerades as opposing bias. (Baumeister (2015))
Wissenschaftliche Kritik auf Basis von Qualitätsanalysen
Söderlund (2017)
vergleicht die Qualitätsmerkmale (oder Indikatoren für
fehlende Qualität) einer Stichprobe von Publikationen der
Gender-Studies und anderer Sozialwissenschaften. Die
GS-Publiationen wiesen einen höheren Grad an
Voreingenommenheit und Normativität auf und suchten
häufiger Erklärungen in kulturellen, umgebungsbedingten
und sozialen Faktoren. Gut bekannte biologische und
psychologische Ursachen für Geschlechtsunterschiede wurden
um den Faktor 13 seltener erwähnt, was den Verdacht
ideologischer Voreingenommenheit erweckt:
Gender studies might be prey to selective accounts of reality on the basis of ideological preferences. ... the present study lends empirical support to the criticisms concerning ideological bias, both in terms of objectivity and choice of explanatory factors.Söderlund (2017) enthält ferner eine umfangreiche Bibliographie von wissenschaftlichen Kritiken der Gender-Studies. Erwähnenswert ist ferner die generelle Kritik an der blank-slate-Hypothese.
Quellen
- Roy F. Baumeister: Recognizing and coping with our own prejudices: Fighting liberal bias without conservative input. Behavioral and Brain Sciences 38:e132, Cambridge University Press, DOI: https://doi.org/10.1017/S0140525X14001423, 01.2015. https://www.cambridge.org/core/journals/behavioral-and- ... AE2A89D
- Stefan Hirschauer: Wozu Gender Studies? Ein Forschungsfeld zwischen Feminismus und Kulturwissenschaft. Forschung und Lehre 11/14, S. 880-882, 11.2014. https://www.forschung-und-lehre.de/wordpress/?p=17324
- Armin Himmelrath: Professor gegen Genderforschung: "Jung, attraktiv, muss gut kochen können". Spiegel, 04.09.2015. https://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/universitae ... 88.html
- Hans Peter Klein: Heldenhafte Spermien und wachgeküsste Eizellen. FAZ, 30.05.2015. https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gender-studi ... le=true
Eine massive Kritik der Unwissenschaftlichkeit der Gender Studies. Der Autor lehrt Didaktik der Biowissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
- Ingo Kahle / Ulrich Kutschera: Gender Mainstreaming: 'Unfug, Religion, feministische Sekte.' - Zu Gast bei Ingo Kahle: Prof. Dr. Ulrich Kutschera, Evolutionsbiologe, Uni Kassel. inforadio.de, 11.07.2015. https://www.youtube.com/watch?v=rbWhlsb_Tzs
- Ulrich Kutschera: Das Gender-Paradoxon - Mann und Frau als evolvierte Menschentypen. Reihe: Science and Religion. Naturwissenschaft und Glaube, LIT-Verlag, 2016. https://www.lit-verlag.de/isbn/3-643-13297-0 Rezension auf geschlechterallerlei.wordpress.com, 28.03.2016
- Axel Meyer: Adams Apfel und Evas Erbe. Bertelsmann, 24.08.2015. https://www.randomhouse.de/Buch/Adams-Apfel-und-Evas-Erbe/Axel-Meyer/e453095.rhd
- Matthias Rahrbach: Warum Frauen eben doch nicht benachteiligt sind. Verlag Natur und Gesellschaft, 2015. https://www.verlag-natur-und-gesellschaft.de
- Rainer Schnell, Paul B. Hill, Elke Esser: Methoden der empirischen Sozialforschung. De Gruyter, 2013. https://www.amazon.de/gp/product/3486728997/
- Therese Söderlund, Guy Madison: Objectivity and realms of explanation in academic journal articles concerning sex/gender: a comparison of Gender studies and the other social sciences. Scientometrics 112:2, p.1093-1109, 30.05.2017. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5502066/
- Stephan Trinkaus: Wissenschaft braucht den Feminismus nicht. Fachgesellschaft Geschlechterstudien, 06.11.2014. https://www.fg-gender.de/wp-content/uploads/2014/11/Wis ... cht.pdf
Irrelevanz und Unzuverlässigkeit
Die Gender Studies beanspruchen, "die Politik des Gender
Mainstreamings praktisch umzusetzen", also politische
Prozesse zu steuern, und feministische Politik
wissenschaftlich zu begründen. Aufgrund dieser politisch
gewollten Rolle sind u.a. die Stellen oft außerhalb des
normalen Wissenschaftsbetriebs finanziert, z.B. durch
eigene Förderprogramme oder Stabsstellen, und nicht dem
sonst üblichen wissenschaftlichen Wettbewerb um Ressourcen
ausgesetzt.
Diese Sonderstellung der Gender Studies führt zur Frage,
ob die Gender Studies Erkenntnisse liefern, die
praktisch politisch verwertbar sind.
Fehlende oder geringe Relevanz
Die disziplinäre Verortung aller deutschen
Gender-Professuren weist alleine 15 Stellen in den
Literaturwissenschaften aus. Für Literaturwissenschaftler
mag die Rolle von Frauen in der klassischen Literatur von
großem Interesse sein, für die heutigen
geschlechterpolitischen Debatten sind diese Erkenntnisse
völlig irrelevant. Unter den insgesamt 34 Disziplinen der
ZEFG-Datenbank finden sich viele ähnlich gelagerte Fälle,
z.B. Sprachen, Kunst, Sport etc. Einigermaßen relevante
Ergebnisse sind allenfalls von empirischer Sozialforschung
und damit zusammenhängenden Nachbargebieten erwarten. Die
nötige fachliche Kompetenz hierfür wird man nur bei
Disziplinen wie Soziologie, Psychologie, Politik oder
Wirtschaftswissenschaft erwarten können; diese machen nur
ca. 30% der Genderprofessuren aus.
Auch eine einschlägige Denomination einer Professur
garantiert natürlich nicht, daß diese gesellschaftlich
relevante Themen untersucht und - noch kritischer - zu
validen Ergebnissen kommt. Übersichten über die konkret
behandelten Themen der existierenden Gender-Professuren
sind nicht auffindbar; einen repräsentativen Überblick
gibt vermutlich die Liste der Projektanträge für
das Förderprogramm "Frauen an die Spitze", s. Bundestagsdrucksache
16/11754. Von den über 100 Anträgfen wurde nur
rund die Hälfte gefördert, rund 30 daraus werden in einem
Bericht des BMBF
beschrieben).
Die ersten 5 Projekte in diesem Bericht untersuchen alle
die Frage, warum so wenig Frauen MINT-Fächer wählen und
wie man die (seit ca. 30 Jahren erfolglos betriebenen)
Werbemaßnahmen verbessern könnte. Die Antworten kennt man
längst, sie sind allerdings politisch / ideologisch
unkorrekt, deshalb forscht man weiter nach - bildlich
gesprochen - der Quadratur des Kreises. M.a.W. sind die
Forschung zwar thematisch einschlägig, die Ergebnisse aber
entweder aufgrund ideologische Vorgaben und
voreingenommener Forschungsansätze nicht valide. (Sofern
ein Forscher entgegen ideologischen Vorgaben forscht, kann
er zwar valide Resultate erzielen, allerdings
werden diese nicht politisch verwertet.)
Die (Un-) Zuverlässigkeit soziologischen
Wissens
Klagen darüber, dass soziologischem Wissen nicht vertraut
wird, gibt es seit langem (s. z.B. Kühl (2003)). Ebenfalls betroffen
hiervon ist die Sozialpsychologie. Die feministischen
Gender Studies als zumindest optisch sehr präsenter Teil
dieser Wissenschaftsgebiete haben hierzu wesentlich
beigetragen, das Problem geht aber über die Gender Studies
hinaus. Hauptprobleme der Sozialwissenschaften sind:
- die weitreichende Ideologisierung und Voreingenommenheit des Forschungspersonals und politische Instrumentalisierung der Wissenschaften, damit zusammenhängend
- teilweise gravierendes Versagen der wissenschaftlichen Qualitätssicherungssysteme und
- die geringe Reproduzierbarkeit von empirischen Forschungsergebnissen in der Psychologie und Soziologie; diese liegt i.w. daran, daß die soziologischen Forschungsmethoden an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit stoßen (nicht jede interessierende Frage hat automatisch eine Antwort).
Quellen und Materialien
- Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Petra Sitte, Dr. Kirsten Tackmann, Cornelia Hirsch, Volker Schneider (Saarbrücken) und der Fraktion DIE LINKE. - Drucksache 16/11588 -. Bundestag, Drucksache 16/11754, 27.01.2009. https://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/16/117/1611754.pdf
- Frauen an die Spitze - Forschungsergebnisse der Förderlinie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. BMBF, 11.2013. https://www.bmbf.de/pub/Frauen_an_die_Spitze___Forschun ... ung.pdf
- Stefan Kühl: Das Theorie-Praxis-Problem in der Soziologie. Soziologie, 32:4, S.7-19 2003, http://www.uni-bielefeld.de/soz/forschung/orgsoz/Stefan ... ie-.pdf
"Real Peer Review"
Wie schon oben erwähnt zeichnen sich echte Wissenschaften
durch ein funktionierendes Qualitätssicherungssystem aus.
Die Qualität von Forschungsergebnissen kann nur von
anderen Forschern, die auf dem gleichen oder einem
ähnlichen Gebiet arbeiten, also von Fachkollegen
(englisch: peers) kompetent beurteilt werden.
Zeitschriften bzw. Publikationsorgane, die für eine hohe
Qualität bürgen (wollen), lassen daher jede Einreichung
von ca. 3 Fachkollegen begutachten und nennen sich
peer-reviewed.
Bekanntere Falle wie die Sokal-Affäre zeigen punktuell
sehr deutlich das Versagen der Qualitätssicherung in den
Gender Studies, man kann aber einwenden, das seien nur
Einzelfälle. Das enorme Ausmaß des Versagens der
Qualitätssicherung in den Gender Studies (bzw. allgemeiner
gesagt Teilen der Soziologie) ist von einem anonymen
Insider mit dem Twitter-Konto @Real_PeerReview
dokumentiert worden. Alle Tweets bestanden darin, die
Original-Zusammenfassung von Gender Studies-Publikationen
zu zeigen und darin wenige markante Zeilen oder Sätze
hervorzuheben, die offensichtlich haarsträubender Unsinn
sind (z.B. daß biologische Geschlechter sozial konstruiert
sind) oder nicht einmal elementarste Qualitätsstandards
eingehalten wurden.
In 2015 veröffentlichte @Real_PeerReview über 1000 (!)
derartige Tweets, das Konto hatte rund 10,000 Follower und
wurde so zu einem Politikum. Der anonyme Insider wurde
daraufhin von Fach-"Kollegen" - die ihn offenbar entdeckt
hatten - massiv bedroht (s. Rosiak (2016) und Neff (2016)) und löschte das Twitter-Konto.
Allerdings wurden die wesentlichen Inhalte der Tweets hier
archiviert:
http://s3-us-west-2.amazonaws.com/peerreviewedgarbage/real_peerreview.html
Im Juni 2016 gründete sich daraufhin eine neue Gruppe von
Nutzern, die unter dem Twitter-Konto New Real Peer
Review (@RealPeerReview) weiter machen und seitdem
wiederum mehrere 100 Tweets bzw. "Rezensionen"
veröffentlicht haben.
Es sind natürlich nicht alle Publikationen der Gender
Studies derart niveaulos wie die hier angeprangerten.
Allerdings wird die schiere Masse an Unsinn, der in den
Gender Studies angeblich "peer-reviewed" ist, durch diese
Materialsammlung gut dokumentiert.
Quellen
- Blake Neff: 13 Of The Dumbest Academic Papers To Actually Get Published. The Daily Caller, 11.06.2016. https://dailycaller.com/2016/06/11/13-of-the-dumbest-ac ... lished/
- Luke Rosiak: Social Justice Warriors Declare Battle On Colleague For Exposing Their `Research'. The Daily Caller, 11.06.2016. https://dailycaller.com/2016/06/11/social-justice-warri ... search/
Fragen und Antworten
Die Gender-Professuren sind nur 0,4 Prozent aller
Professuren
Ein häufig vorgebrachtes Argument zugunsten der
ca. 140 Uni- und 50 FH-Gender-Professuren lautet, dies
seien doch nur 0,4 bis 0,5 Prozent aller Professuren.
Dieser Vergleich ist ein Pseudoargument, denn man kann
alles und jedes mit etwas größerem vergleichen. Man kann
z.B. die Todesstrafe damit rechtfertigen, daß sie ja nur
bei 0,4 Prozent aller Mörder vollzogen wird, also
eigentlich nicht besonders schlimm ist.
Sofern überhaupt mit Vergleichen gearbeitet wird, ist
allenfalls ein Vergleich mit anderen Diziplinen und deren
Relevanz sinnvoll. Laut Zahlen des Statistischen
Bundesamts (s. Personal
an Hochschulen 2013, S.94ff, Personal nach
Fächergruppen) gibt es an Universitäten bei den großen
Massenfächern ca. 1000 Professuren, bei kleinen Fächern
ca. 100 - 300. Beispiele: Vermessungswesen 53, Musik 219,
Evangelische Theologie 331, Politikwissenschaften 350,
Philosophie 375, Sozialwissenschaften 478, Psychologie
626, Maschinenbau 903, Rechtswissenschaften 993. D.h. die
Ausstattung der Gender Studies ist vergleichbar mit einem
etablierten Nebenfach, nicht mehr, aber auch nicht
weniger. Wenn man die Ressourcen, die ein Fach erhalten
soll, als willkürliche politische Lenkungsentscheidung
ansieht, ist die Frage also, ob man dieses Fach für
entsprechend relevant hält und eine angemessene
Gegenleistung erhofft - ob die Gegenleistung erbracht
wird, wird die Zukunft zeigen.
Man kann bei einem schon länger existierenden Fach - also
auch bei den Gender Studies, seit wenigstens 20 Jahren
existieren - auch im nachhinein den Aufwand und die
erzielten Leistungen eines Fachs vergleichen. Eine heute
dominierende Leistung sind Absolventen und deren Akzeptanz
auf dem Arbeitsmarkt. Hierzu sind keine seriösen
Untersuchungen bekannt. Ein Großteil der Lehrleistung
fließt in Nebenfachveranstaltungen ("Gender Studies für
Maschinenbauer") und dürfte keinen meßbaren Einfluß auf
die Chancen der Absolventen auf dem Arbeitsmarkt haben.
Die wissenschaftliche Leistung eines Fachgebiets kann mit
Methoden der
Wissenschaftsevaluation bewertet werden, und zwar
sowohl hinsichtlich der wissenschaftlichen Qualität als
auch der gesellschaftlichen Relevanz. Die großenteils
massive Kritik ist hinlänglich bekannt.
Materialien
- Bildung und Kultur - Personal an Hochschulen 2013. Fachserie 11 Reihe 4.4, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, 17.09.2014. https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bil ... ionFile
Gehen Gender Studies zu Lasten anderer
Disziplinen?
In den Diskussionen über die Gender Studies
wird immer wieder behauptet, Stellen für die Gender
Studies seien zusätzlich und gingen nicht zu Lasten
anderer Fächer. Andersherum formuliert wird oft behauptet:
Kein Geld mehr für die Gender Studies bedeutet nicht
automatisch mehr Geld für die anderen Disziplinen.
Derartige Behauptungen werden gerne vorgebracht, um die
Existenz der rund 200 Gender-Studies-Lehrstühle und deren
enorme Kosten als "alternativlos" darzustellen. Diese
Behauptung ist grundsätzlich falsch, d.h. zusätzliche
Stellen für Gender Studies führen mittelfristig (nach ca.
4 - 8 Jahren) zum Verlust von Stellen in anderen
Bereichen.
Die Strukturen der Hochschulfinanzierung sind kompliziert
und abhängig von den Ländern, ferner historisch immer
wieder modifiziert worden. Daher können die Titelfrage und
die vorstehend zitierte Diskussionsfrage nur vom Grundsatz
her beantwortet werden. Grundsätzlich geht für jeden
Studienplatz oder Lehrstuhl in den Gender Studies auf
Dauer in anderen Studienfächern ein Studienplatz bzw.
Lehrstuhl verloren. Analog gilt das für
kleinteiligere Studienangebote und andere Ressourcen, die
zur Durchführung der Studiengänge benötigt werden.
Entscheidend für das Verständnis der Zusammenhänge sind
zwei Aspekte:
Die Lehrkapazität ist die Summe der Lehrverpflichtungen der Personen, die zu dieser Lehreinheit gehören.
Die Gesamtnachfrage nach Lehrleistung ergibt sich aus der Anzahl der aktuell immatrikulierten Studenten und den einzelnen Veranstaltungen, die diese laut Studienordnung besuchen müssen und die von dieser Lehreinheit pro Semester anzubieten sind. Dabei kommt es nicht darauf an, ob diese Veranstaltungen Teil des Hauptfachs, eines Nebenfachs oder eines Themenblocks sind, es zählt jede einzelne Veranstaltung und deren Teilnehmerzahl. Der entscheidende Mechanismus, über den Gender Studies andere Fächer verdrängen, ist also in erster Linie das Erzeugen einer möglichst hohen Nachfrage nach Lehrleistung. Diese kann am direktesten durch Pflichtfächer realisiert werden, die den Besuch entsprechender Veranstaltungen erzwingen und für die dauerhaft Lehrkapazität bereitgestellt werden muß. Dabei spielen auch Einzelveranstaltungen in Massenfächern wie BWL, Lehrämter, Maschinenbau usw. eine große Rolle. In Wahlpflichtgebieten, wo die Immatrikulierten theoretisch unter mehreren Angeboten wählen können, kann durch Ausweitung der Gender Studies-Veranstaltungen und Reduktion konkurrierender Angebote faktisch Nachfrage erzeugt werden.
- Universitäten werden durch die Bundesländer finanziert. Aus Sicht eines Bundeslandes ist eine Universität ein sehr großer Kostenblock (typisch: 100 - 200 Mio. Euro/Jahr), der aus dem regulären Haushalt des Landes, z.B. im Teilhaushalt des Wissenschaftsministeriums, finanziert werden muß. Der Etat-Ansatz für die Hochschulen kann nicht ohne weiteres verändert werden und ist in erster Näherung als konstant anzunehmen, zumal die meisten Ausgaben (Personal, Infrastrukturen) sehr langfristige Kostenblöcke sind. Daher stehen grundsätzlich alle Fachgebiete in Konkurrenz um diese begrenzten Mittel. Die eigentliche Frage ist also, welche Faktoren eine längerfristige Änderung des gesamten Mittelvolumens und der Verteilungsschlüssel auf die Fächer bewirken.
- Aus gesellschaftlicher Sicht soll den hohen Kosten natürlich eine möglichst hohe "Leistung" gegenüberstehen, also insb. die Bereitstellung von möglichst vielen Studienplätzen bzw. letztlich die "Produktion" von Absolventen für den Arbeitsmarkt. Dieses Effizienzprinzip war schon immer sichtbar in Fächern mit Numerus clausus wie Medizin, in denen weitaus mehr Interessenten als Studienplätze vorhanden waren. Die Bundesländer berechnen daher nach sog. Kapazitätsverordnungen (KapVO) - Beispiel: Niedersachsen - Aufnahmekapazitäten der einzelnen Studiengänge einer Universität. Teilweise werden diese Kapazitäten durch einen numerus clausus als harte Obergrenze der Neuimmatrikulationen durchgesetzt, z.B. im Fach Medizin. Teilweise werden mehr Studenten neu aufgenommen, als seriös betreut werden können, zu Lasten der Qualität der Lehre. Das politische Ziel ist jedenfalls eine Auslastung von ca. 100%, also weder eine Überlastung noch brachliegende Kapazitäten.
Die Lehrkapazität ist die Summe der Lehrverpflichtungen der Personen, die zu dieser Lehreinheit gehören.
Die Gesamtnachfrage nach Lehrleistung ergibt sich aus der Anzahl der aktuell immatrikulierten Studenten und den einzelnen Veranstaltungen, die diese laut Studienordnung besuchen müssen und die von dieser Lehreinheit pro Semester anzubieten sind. Dabei kommt es nicht darauf an, ob diese Veranstaltungen Teil des Hauptfachs, eines Nebenfachs oder eines Themenblocks sind, es zählt jede einzelne Veranstaltung und deren Teilnehmerzahl. Der entscheidende Mechanismus, über den Gender Studies andere Fächer verdrängen, ist also in erster Linie das Erzeugen einer möglichst hohen Nachfrage nach Lehrleistung. Diese kann am direktesten durch Pflichtfächer realisiert werden, die den Besuch entsprechender Veranstaltungen erzwingen und für die dauerhaft Lehrkapazität bereitgestellt werden muß. Dabei spielen auch Einzelveranstaltungen in Massenfächern wie BWL, Lehrämter, Maschinenbau usw. eine große Rolle. In Wahlpflichtgebieten, wo die Immatrikulierten theoretisch unter mehreren Angeboten wählen können, kann durch Ausweitung der Gender Studies-Veranstaltungen und Reduktion konkurrierender Angebote faktisch Nachfrage erzeugt werden.
Auswirkungen von (neuen)
Gender-Studies-Studiengängen oder
Pflichtveranstaltungen
Zusätzliche Studiengänge (egal in welchem Fachgebiet)
haben praktisch keinen Einfluß auf die Hochschuletats und
die Gesamtzahl an Studenten. D.h. sie führen zu einer
Umverteilung der Studenten weg von bereits vorhandenen
Studiengängen und zu einer Umverteilung der Ressourcen,
namentlich der Stellen, Räume etc. hin zum neuen
Studiengang. Auf Dauer werden die Ressourcen tendenziell
an die Lehrnachfrage angepaßt und tendieren in Richtung
100% Auslastung (sofern nicht politische Protektion eine
Anpassung unterausgelasteter Fächer verhindert).
Dies ist ein offensichtliches Motiv, warum Anbieter von
Gender-Studies-Lehrangeboten oft fordern, in allen
möglichen (Massen-) Studiengängen, z.B. Maschinenbau, mit
einem Gender-Pflichtmodul vertreten zu werden: neben der
enormen Ausweitung der propagandistischen Reichweite wird
hierdurch eine vergleichsweise hohe Lehrnachfrage
generiert, die wiederum den Stellenbestand absichert.
Sind die Gender Studies nicht wie andere
Wissenschaften durch die Wissenschaftsfreiheit
geschützt?
Wegen der auffälligen Defizite der Gender
Studies wird häufig die Schließung von
Gender-Studiengängen und der Abbau von Gender-Professuren
gefordert. Diesen Forderungen wird regelmäßig
entgegengehalten, die Gender Studies seien genauso wie
andere Wissenschaften grundgesetzlich geschützt. Hierbei
wird verwiesen auf Art.
5 des Grundgesetzes:
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.Aus Absatz (3) folgt, daß jeder privat forschen und seine Erkenntnisse (als Meinung oder Wissenschaft) äußern und verbreiten darf. Aus Absatz (3) folgt nicht, daß der Staat oder die Länder zu jedem beliebigen Fachgebiet Professuren oder Studiengänge einrichten und finanzieren muß. Im einzelnen: Bei Professuren und anderen staatlich finanzierten Forschern haben die Stellen eine Widmung (Denomination), d.h. ein Stelleninhaber verpflichtet sich in seinem Arbeitsvertrag bzw. durch Annahme des Rufs, auf einem bestimmten Gebiet zu forschen und zu lehren. Üblicherweise ist die Forschungs- und Lehrbefugnis (Venia Legendi) auf ein bestimmtes Fachgebiet beschränkt. Bei den oft erwähnten "ca. 200 Gender-Professuren" sind die Gender Studies oder ein ähnlicher Begriff in der Widmung explizit erwähnt. Die Stelleninhaber sind gem. Absatz (3) frei hinsichtlich der Forschungsmethoden und -Ergebnisse, ebenfalls hinsichtlich der inhaltlichen Gestaltung der Lehre (im Gegensatz zu allgemeinbildenden Schulen, bei denen relativ genaue Lehrinhalte und Lehrpläne ministeriell vorgeschrieben werden). Absatz (3) macht keine Aussage darüber, nach welchen Kriterien öffentliche Mittel für Forschung und Lehre bereitgestellt werden, dies ist der politischen Willensbildung überlassen. Ein Hauptkriterium ist hierbei die Nachfrage nach Absolventen der entsprechenden Studiengänge auf dem Arbeitsmarkt. Die Absolventen werden aber praktisch nur für feministischen Aktivismus ausgebildet, also die Konstruktion von sozialen Problemen, während fast alle Arbeitgeber eher interessiert an der Lösung von Problemen sind. In feministisch regierten Bundesländern wird man offiziell typischerweise ein hohes öffentliches Interesse an den Forschungsergebnissen der Gender Studies konstatieren. Faktisch dienen diese Lehrstühle aber als Machtinstrument zur Indoktrination möglichst vieler Studenten und zur öffentlichen Finanzierung der Feministischen Infrastruktur.
(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.
(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.