Gender-Studies

Inhaltsübersicht

Gender Studies - Zusammenfassung

Gender Studies - Einführung

Gender Studies - Kritik, Protektion und Debatten

Die (Un-) Wissenschaftlichkeit feministischer Gender Studies

Fragen und Antworten

Gender Studies - Zusammenfassung

Zusammenfassung

Die "Gender Studies" sind seit Jahren ein heftig umstrittenes Thema, zugleich einer der unklarsten Begriffe in der Geschlechterdebatte. Die Selbstdarstellungen der Gender Studies sind widersprüchlich und verwirrend:
  • Einerseits wird ein wissenschaftlicher Anspruch formuliert, Geschlechterdifferenzen, "Geschlechterverhältnisse" oder Diskriminierungen (fast ausschließlich von Frauen) zu erforschen.
  • Andererseits wird ein politischer Anspruch im Sinne einer angewandten Wissenschaft formuliert und in der Realität auch praktiziert, die vorgegebene feministische Ideologie praktisch umzusetzen und die Gesellschaft nach den eigenen Wünschen zu verändern ("Sozialingenieure"). Ein typisches Ziel ist, die postulierte "Geschlechterhierarchie", in der "die Frauen" durch "die Männer" unterdrückt werden, zu bekämpfen, oft mit Bezug auf politische Machtstrukturen wie die Gender Mainstreaming-Doktrin.
1. Hauptkritikpunkt: personelle, strukturelle und inhaltliche Verzahnung mit der feministischen Ideologie
Ein erster Hauptkritikpunkt an den Gender Studies hängt direkt mit dem politischen Anspruch bzw. Aktivismus der Gender Studies zusammen: die "Gender Studies" sind de facto untrennbar personell, strukturell und inhaltlich verzahnt mit dem institutionalisierten Feminismus, den feministischen Parteien und deren Ideologie. Kritikpunkte im einzelnen sind:
  • die personelle Verflechtung von politischem Aktivismus und (angeblicher) wissenschaftlicher Forschung, insb. die aktive Verbreitung feministischer Propaganda durch Genderforscherinnen, die hochumstrittene soziologische Theorien über das Geschlechterverhältnis als wissenschaftlich gesicherte, zuverlässige Erkenntnisse darstellen,
  • die institutionelle Verflechtung mit feministischen Think Tanks, die über parteinahe Stiftungen finanziert werden,
  • der massive Einfluß feministischer Parteien bzw. Machtstrukturen auf die personelle Besetzung, die Inhalte und Arbeitsweisen der Gender Studies, auch an Universitäten bzw. Fachhochschulen.
2. Hauptkritikpunkt: fehlende thematische und methodische Eingrenzung als Wissenschaft
Die personelle, strukturelle und inhaltliche Verzahnung mit der feministischen Ideologie bzw. Politik wird von Befürwortern der Gender Studies regelmäßig vehement bestritten, üblicherweise mit dem Scheinargument, die echten Gender Studies seien nur solche Forschungen, die frei von ideologischen Einflüssen seien. Inhaltlich sind diese ideologiefreien Anteile sehr schwer einzugrenzen, diskurstechnisch werden die Grenzen zwischen "echten" und "unechten" Anteilen von Befürwortern der Gender Studies systematisch verwischt.

Ein zweiter Hauptkritikpunkt an den Gender Studies besteht darin, einerseits eine Wissenschaft sein zu wollen, andererseits seine Themen und Methoden (bzw. Wissenschaftstheorien) nicht eingrenzen zu können oder zu wollen und diesbezüglich ein systematisches Versteckspiel zu betreiben.

Seriöse Forschung, die sich mit Männern, Frauen. deren Unterschieden und Geschlechterfragen i.a. befaßt, gab es schon immer in großem Umfang, namentlich in der Biologie (inkl. Medizin) und der Soziologie. Die Gynäkologie ist ein Beispiel für ein ganzes geschlechtsspezifisches Wissenschaftsgebiet und einen zugehörigen Beruf. Diese klassischen geschlechtsbezogenen Forschungen verteilen sich über alle großen Wissenschaftsgebiete, wurden und werden aber nicht als Gender Studies bezeichnet. Sie bilden keine homogene, eigene Wissenschaftsdisziplin, da die Forschungsthemen und -Methoden praktisch keine Gemeinsamkeiten aufweisen. Beispielsweise haben Stoffwechselprozesse in weiblichen Körperzellen nichts gemein mit der Frauendarstellung in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts.

In den Debatten reklamieren die Befürworter der Gender Studies oft die Zuständigkeit für alle erdenklichen Phänomene, in denen Frauen oder Geschlechterunterschiede vorkommen. Damit wären u.a. praktisch die komplette Soziologie, Psychologie, Medizin, Literaturwissenschaft und viele andere Gebiete Unterabteilungen der Gender Studies. Zwischen diesem Anspruch und der Wirklichkeit klafft eine enorme Lücke, alleine aufgrund der fehlenden fachlichen Qualifikation der vorhandenen Gender-Lehrstühle. Der "wissenschaftliche Beitrag" besteht regelmäßig nur darin, der vorhandenen Forschung mantraartig vorzuwerfen, sie sei männerzentriert, würde die Sichtweisen von Frauen nicht berücksichtigen oder sei aufgrund patriarchaler Strukturen verfälscht. Hier wird die Rolle eines Verbraucherschutzvereins eingenommen, der Produkte kritisiert, ohne es selber besser machen zu können. Wissenschaftskritik ist legitim, aber selber i.a. keine Wissenschaft.

3. Hauptkritikpunkt: Übernahme wissenschaftlich unhaltbarer feministischer Dogmen und Wissenschaftstheorien
Eingrenzen kann man die uferlose potentielle Themenvielfalt auf die real existierenden Gender Studies über offizielle Quellen wie die Fachgebiete (Denominationen) der Gender-Lehrstühle, Inhaltsbeschreibungen von Gender-Studiengängen, Themen von Forschungsprojekten und Inhalte von verbreiteten Lehrbüchern und Nachschlagewerken. Ein weiterer Hauptkritikbereich ist, daß die real existierenden Gender Studies entgegen ihrem Anspruch in wesentlichen Aspekten nicht wissenschaftlich sind. Gründe für diese Kritik sind:
  • die Verwendung hochumstrittener feministischer Dogmen als "wissenschaftliche" Grundlage, namentlich die strikte Negierung relevanter biologischer Einflüsse auf das Sozialverhalten, für die die Biologie und die Neurowissenschaften seit rund 20 Jahren überzeugende Belege liefern,
  • die systematische Leugnung bzw. Nichtbeachtung einer männlichen Perspektive bei psychologischen oder sozialen Themen,
  • der Anspruch, eine weiblich geprägte Gegenwissenschaft gegen die existierenden Wissenschaften zu sein ("Women's Studies") und nach Belieben unerwünschte Erkenntnisse, insb. auch wissenschaftliche Kritik, ignorieren zu können,
  • die verwendeten Methoden und Wissenschaftstheorien, z.B. die feministische Standpunkttheorie, die außerhalb der Gender Studies nicht als wissenschaftlich anerkannt sind.
Die Gender Studies stehen daher im Ruf, eine reine Zweckwissenschaft zu sein und lediglich pseudowissenschaftliche Begründungen für konkrete feministische Politik zu liefern, z.B. bei der Sexualerziehung oder beim Entzug von Grundrechten von Männern im Rahmen von Frauenquoten.

Gesellschaftliche Relevanz der Kritik an den Gender Studies
Die Schärfe der Debatte um die Gender Studies erklärt sich weitgehend durch die kritiklose Übernahme feministischer Dogmen, den politischen Anspruch der Gender Studies und die faktische Finanzierung von feministischen Aktivisten und Funktionären aus Mitteln der Universitäten. Die Kritik an den Gender Studies ist im Kern eine Kritik an der herrschenden feministischen Politik bzw. Ideologie, vergleichbar mit der Kritik am Kreationismus in den USA.
Globale vs. individuelle Kritik an den Gender Studies
In diesem Text werden die Gender Studies als gesamtgesellschaftliches Phänomen kritisiert. Diese globale Kritik kann nicht pauschal auf jede einzelne Aktivität oder Äußerung, die irgendwie als Teil der Gender Studies etikettiert wird, übertragen werden. Individuelle Aktivitäten oder Äußerungen müssen indivuduell beurteilt werden.

Gender Studies - Einführung

Gender Studies - Selbstdarstellungen, Institutionen, Personen und Studiengänge

Hauptziel dieser Seite ist zu klären, was sich hinter dem Begriff "Gender Studies" verbirgt und inwieweit die anhaltenden Vorwürfe an "die Gender Studies" zutreffen, unwissenschaftlich zu sein.

Gender Studies werden oft auch als "Geschlechterforschung", "Frauen- und Geschlechterforschung" oder "Women's Studies" bezeichnet; ein Bedeutungsunterschied ist in den Debatten nicht klar erkennbar. Der Begriff "Women's Studies" deutet an, daß es sich um Studien von Frauen über Frauen aus der einseitigen Perspektive von Frauen handelt.

Wenn man nach konkreten Definitionen sucht, was die (real existierenden) Gender Studies sind oder tun, findet man wenig Konkretes und sehr viele Widersprüche. Auch die direkt involvierten Aktivisten scheinen sich nicht einig zu sein. Es äußern sich sowohl Politiker, Wissenschaftler als auch Journalisten (m/w) mehr oder minder qualifiziert dazu, was "die Gender Studies" wollen und leisten (sollten). Die Debatte über die Gender Studies ist ein Teil des "Problems Gender Studies". Dies führt zur Frage, wer überhaupt befugt ist zu definieren, was die Gender Studies sind bzw. machen. In dieser Hinsicht wird in diesem Text versucht, vor allem den Ist-Zustand zu beschreiben, und es werden vor allem die (halboffiziellen) Darstellungen von Institutionen, die sich selber den Gender Studies zuordnen, herangezogen.

Erste begriffliche Annäherungen
Relativ treffend - das ist angesichts des diffusen Gesamtbilds ein Kompliment - erscheint eine Beschreibung des Goethe-Instituts - das auch nicht im Verdacht steht, parteilich zu sein. Unter der Überschrift "Ein vielstimmiger Kanon. Genderstudies im deutschsprachigen Raum" lesen wir:
"Kein Fach im üblichen Sinne

Dabei verstehen sich die Genderstudies nicht als ein Fach im üblichen Sinne. Es ist ein interdisziplinärer Fächerverbund und darüber hinaus eine politische Bewegung, innerhalb und außerhalb der Wissenschaften. Den Genderstudies genügt es nicht, Wissen im akademischen Feld zu generieren: Sie fragen ebenso danach, wie gendertheoretische Diskurse in die Praxis überführt werden können."

Die Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauen- und Geschlechterforschung der FU Berlin stellte fest:
"Geschlechterforschung ist ein interdisziplinäres Wissenschaftsfeld und kann nicht mit einer traditionellen Einzeldisziplin verglichen werden."
In ähnlicher Weise betont das Gender-Portal Gender Politik Online:
"die unmittelbare Praxisrelevanz von Kenntnissen zur Kategorie 'Gender' beispielsweise in der heute allgegenwärtigen Strategie des 'Gender Mainstreaming', mit deren Hilfe das Geschlecht zum integralen Bestandteil aller politischen Entscheidungsprozesse ... gemacht werden soll."
Tatsächlich benutzt wird der Begriff "Gender Studies" mit wenigstens drei kategoriell verschiedenen Bedeutungen: (a) als wissenschaftliches Forschungsgebiet, (b) als Studiengang, der für bestimmte Berufe qualifiziert, (c) als Menge von Personen und Institutionen, die nach eigener oder fremder Zuschreibung Gender Studies betreiben.

Anteile der Gender Studies
Die Gender Studies umfassen somit mehrere inhaltliche Anteile bzw. Aspekte, die nicht immer klar trennbar sind, die aber methodisch und hinsichtlich des wissenschaftlichen Anspruchs sehr verschieden sind und die verschiedenen Kategorien angehören:
  1. wissenschaftliche Forschung und Lehre, die sich zur unvoreingenommenen Wahrheitsfindung und der Einhaltung wissenschaftlicher Standards verpflichtet versteht. Die adressierten Themen kann man als Teilgebiete oder Denkschulen innerhalb der Soziologie, Politologie, Geschichte und ähnlichen größeren Disziplinen einordnen, oder als interdisziplinäre Behandlung von Querschnittsthemen. Der Anspruch, Wissenschaft zu betreiben, ergibt sich schon daraus, daß in Deutschland rund 190 Professuren eine Teil- oder Hauptdenomination in Gender Studies haben und etliche, als wissenschaftlich bezeichnete Bachelor- und Masterstudiengänge vorhanden sind.

    Die Wissenschaftlichkeit dieser akademischen Anteile der (real existierenden) Gender Studies und die Validität ihrer Ergebnisse sind heftig umstritten. Die wichtigsten Kritikpunkte sind:

    1. Man kann keinen eigenen fachlichen Kern aus zentralen Theorien und Erkenntnissen erkennen, die in einem klar umrissenen Problembereich Grundlagen für Lösungen bereitstellen, die andere Wissenschaften nicht bieten. Stattdessen werden nur andere eigenständige Wissenschaften kritisiert, weil sie zu wenig auf Geschlechtsunterschiede achten, und ggf. punktuell ergänzt. Insofern wird oft verneint, daß die akademischen Gender Studies überhaupt eine eigene Wissenschaft darstellen. Weil ein eigener fachlicher Kern fehlt, kann man die Gender Studies auch nicht als angewandte oder als interdisziplinäre Wissenschaft bezeichnen.
    2. Die üblichen wissenschaftlichen Qualitätssicherungssysteme sind entweder nicht vorhanden oder weisen eklatante, offensichtliche Mängel auf.
    Weitere Details s. hier.
  2. politischer Aktivismus, auch außerhalb der Wissenschaft, darunter auch Zuarbeit zur Agenda feministischen Parteien. Zum Einsatz kommen hier oft Propagandamethoden, die bewußt mit falschen oder einseitigen Aussagen arbeiten, die also das Gegenteil von Wissenschaftlichkeit darstellen. Die Trennung zwischen wissenschaftlichen und propagandistischen Anteilen ist schwierig. Viele Personen, die wissenschaftliche Gender-Forschung betreiben oder zumindest diesen Anspruch erheben, betätigen sich zugleich propagandistisch bzw. politisch und erwecken den Eindruck, vor allem ideologisch gewünschte Interpretationen von fragwürdigen Forschungsergebnissen zu verbreiten. Umgekehrt berufen sich viele feministische Politiker oder propagandistisch tätige Akteure auf angebliche Erkenntnisse der Gender-Forschung, oft ohne Quellen anzugeben und eine Überprüfung ermöglichen. In der öffentlichen Wahrnehmung entstehen dadurch Irritationen, was tatsächlich die Themen und akzeptierte Ergebnisse der Gender Studies sind.
  3. eine Kaderschule, in der feministische Missionare ausgebildet werden, die "gendertheoretische Diskurse in die Praxis überführen" (s.o.). Es wird also Personal für die operative Ebene der Feministischen Infrastruktur z.B. Frauenbeauftragte, ausgebildet. iel ist dabei vor allem, die ideologisch geprägte selektive Realitätswahrnehmung auf die (fast ausschließlich weiblichen) Studenten zu übertragen (Beispiel) und Propagandamethoden, die tendenziell das Gegenteil von wissenschaftlich seriös sind, zu entwickeln bzw. zu erlernen, in denen die Ideologie an der Basis durchgesetzt wird.
  4. Ausbau der Feministischen Infrastruktur an Universitäten: In der weitverzweigten feministischen Infrastruktur spielen die Universitäten eine zentrale Rolle auf der strategischen und taktischen Ebene, z.B. bei der Weiterentwicklung und diskursiven Absicherung der feministischen Ideologie, Öffentlichkeitsarbeit usw. (was mit dem obigen Punkt 2 "politische Aktivitäten" überlappt). Die Gender Studies sind somit eine Methode, die Feministische Infrastruktur unauffällig aus öffentlichen Mitteln zu finanzieren.
Insgesamt vermitteln die Gender Studies den Eindruck, daß dort vor allem die feministische Ideologie propagiert und nicht mit wissenschaftlich anerkannten Methoden gearbeitet wird. Dies erklärt die häufigen Vergleiche mit dem Kreationismus oder mit Koranschulen.


Gender Studies: "offizielle" Selbstdarstellungen

Wenn man nach Antworten auf die Frage, was die Gender Studies wirklich machen, sucht, erhält man viele Antworten aus allen möglichen Quellen, die leider in sich widersprüchlich sind. Zu allen zentralen Aussagen findet man immer auch andere Quellen, die das exakte Gegenteil behaupten. Man kann Absicht dahinter vermuten und das Phänomen als weiteres Beispiel für feministisches Doublespeak einordnen. Man kann es aber auch als starkes Indiz werten, daß die Gender Studies keine akzeptierte inhaltliche und methodische Grundlage haben.

Das Problem der widersprüchlichen Auskünfte führt zur Folgefrage, wer überhaupt befugt ist, über die Gender Studies Auskunft zu erteilen. Das sind offensichtlich die Personen, die nach eigener oder fremder Zuordnung zu den Gender Studies gehören und offiziell Genderforschung betreiben, namentlich die ca. 200 Genderprofessorinnen. Nicht zu diesem Personenkreis gehören (anonyme) Bloggerinnen, Freizeitforscher, Promotionsstudenten oder ähnliche Nachwuchskräfte an den Gender-Lehrstühlen oder Journalistinnen (auch dann, wenn diese Kolumnen in Mainstream-Medien haben; deren Meinungen hat zwar eine große mediale Reichweite, ist deswegen aber nicht unbedingt fundiert).

Auch dieser Personenkreis äußert sich in verschiedenen Kontexten unterschiedlich sorgfältig und ausführlich. Interessant sind daher "offizielle" Darstellungen der Gender Studies, die entweder explizite Antworten auf die Kritik an den Gender Studies sind oder bei denen die Absicht vermuten kann, eine offizielle Darstellung zu geben. Ferner wurden bei der folgenden Liste von Selbstdarstellungen bevorzugt Texte von Inhabern von Gender-Professuren berücksichtigt.

Quellen


Gender Studies: Institutionen


Professuren
Zentrale Beratungs- und Servicestellen
Parteinahe Stiftungen
Fachgesellschaften

Man kann die Gender Studies u.a. über die Institutionen charakterisieren, die sich entweder selber den Gender Studies zuordnen oder in Übersichten zugeordnet werden. Die mit Abstand bedeutendsten Institutionen sind staatliche finanzierte Professuren an Universitäten und Fachhochschulen, ggf. auch an damit verbundenen, formell ggf. unabhängigen Forschungseinrichtungen, insb. von parteinahen Stiftungen. Relevant sind ferner einschlägige Fachgesellschaften.
Professuren
An deutschen Universitäten existieren rund 200 Lehrstühle, die ganz oder teilweise der Geschlechterforschung gewidmet sind Die MVBZ-Datenbank "Professuren mit einer Voll- oder Teildenomination Frauen- und Geschlechterforschung/Gender Studies an deutschen Hochschulen weist insg. 148 Professuren an Universitäten und 45 Professuren an Fachhochschulen (Stand: 28.09.2018), darunter 28 Voll- und 165 Teildenominationen. Die Zahlen schwanken mit der Zeit, da manche Professuren nur auf Zeit existieren, ferner ist die Klassifizierung einer Professur als Gender-Professur manchmal zufällig.

Diese Professuren sind diversen Fachgebieten zugeordnet, vor allem der Soziologie, sozialen Arbeit, Pädagogik, Geschichte, Literatur oder Psychologie, in einigen Fällen auch den Ingenieurdisziplinen. Kein einziger Lehrstuhl ist der Biologie zugeordnet, nur 3 der Medizin, weniger als 10 % den Natur- und Ingenieurwissenschaften, fast alle den Sozial- und Kulturwissenschaften.

Die tatsächliche Anzahl der Gender Studies-Professuren kann noch höher sein. Die Datenbank basiert auf der offiziellen Denomination der Professuren, also der offiziellen thematischen Einordnung, bzw. den Angaben in der Stellenausschreibung. Es gibt allerdings auch viele Professuren, z.B. in der Soziologie, die faktisch einen langfristigen Schwerpunkt in der Geschlechterforschung haben, ohne daß die Denomination dies erkennen läßt (Beispiel). Die genaue Menge dieser inoffiziellen Gender Studies-Professuren kann nur sehr schwer ermittelt werden, zumal sich die Arbeitsschwerpunkte einer Professur mit der Zeit verschieben können.

Die Zahl der Gender-Lehrstühle wird in manchen Publikationen heruntergespielt. So behauptete Detjen (2015) mit Verweis auf den WDR, es gäbe nur 15 "explizite Gender-Lehrstühle" (also vermutlich Voll-Denominationen). Der WDR verwies wiederum auf die ZEFG-Datenbank (inzwischen hier). Dort wiesen bei den beiden Disziplinen "Frauen- und Geschlechterforschung (Gender Studies)" bzw. "Gender und Diversity" insg. 15 Professuren auf, davon allerdings 6 außerhalb von Deutschland. Der WDR übersah leider die Fußnoten an den beiden Disziplinen: "Genannt sind hier zwei wissenschaftliche Felder, die keine eigenständige Fachdisziplin bilden. Die Professuren in diesen Feldern sind meist interdisziplinär angelegt." D.h. es handelt sich hier nicht um wörtliche Denominationen, was wegen der inhaltlichen Unschärfe des Begriffs "Gender Studies" auch problematisch wäre. Generell ist bei allen Einträgen der ZEFG-Datenbank nicht bekannt, welchen Anteil Gender-Themen in der tatsächlichen Arbeit der Stelle haben.

Die Genderlehrstühle sind typischerweise in der jeweiligen Universität institutionell eng vernetzt mit der Frauen- bzw. Gleichstellungsbeauftragten bzw. entsprechenden Kommissionen, zentralen Service-Stellen, angelagerten Instituten usw. Die Frauenbeauftragten haben ihrerseits Mitspracherechte bei der Besetzung von Professuren. Man kann daher davon ausgehen, daß Personen nur dann eine Chance auf eine Berufung auf einen Genderlehrstuhl haben, wenn sie ihre feministische Gesinnung deutlich gemacht haben. Hirschauer konstatiert dazu nüchtern, daß Gender Studies reine Frauenfördermaßnahmen sind, durch die einfach mehr Frauen (mit der erwünschten ideologischen Ausrichtung) in das Universitätssystem eingeschleust werden sollen.

Die Universitäten finanzieren über ihre Personalmittel nicht nur die Genderlehrstühle, sondern ggf. zusätzliche Institute, die Arbeitsschwerpunkte bilden sollen. Sowohl Genderlehrstühle wie Gender-Institute werben zusätzliche Drittmittel bei der DFG, einschlägigen Ministerien und sonstigen Fördereinrichtungen ein und können damit zusätzliche Stellen finanzieren.

Zentrale Beratungs- und Servicestellen
Manche Universitäten unterhalten zentrale Beratungs- und Servicestellen, die faktisch Gender Studies vertreten bzw. feministische Ideologien verbreiten. Klassische Beispiele zentraler Lehrangebote sind grundlegende Sprach-, Mathematik- oder IT-Kurse, die fachübergreifend Grundwissen aufbauen sollen. Analog dazu werden eine feministische Orientierung und die allgegenwärtige Problematisierung des Geschlechterverhältnisses oft als fachübergreifende Grundkompetenz angesehen. Je nach Hochschulgesetz sind die Universitäten dazu dank des Prinzips Gender Mainstreaming sogar gesetzlich verpflichtet. Angeboten werden derartige Grundkurse oft außerhalb des regulären Lehrbetriebs durch zentrale Einheiten bzw. Service-Stellen. Allerdings sind diese Einheiten personell typischerweise nur mit ca. 1 - 2 Personen ausgestattet, haben also weniger Lehrkapazität als eine gut ausgestattete Professur und sollten nicht überschätzt werden.
Parteinahe Stiftungen
Außerhalb der Universitäten sind die parteinahe Stiftungen der feministischen Parteien erwähnenswert. Das bekannteste Beispiel ist das "Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie", das über die Heinrich-Böll-Stiftung zu einem sehr kleinen Anteil von der Partei Bündnis 90/Die Grünen finanziert wird, weit überwiegend allerdings aus öffentlichen Mitteln. Ähnliches gilt für die Friedrich-Ebert-Stiftung der SPD. Die Stiftungen verfügen erhebliche Mittel, die Stiftung Heinrich-Böll-Stiftung beispielsweise über rund 45 Mio. Euro pro Jahr (wovon man ca. 100 Lehrstühle finanzieren könnte), von denen ein signifikanter Anteil für Gender Studies verwendet wird.
Fachgesellschaften
Alle großen Wissenschaften haben eigene Fachgesellschaften, i.d.R. nur eine pro Staat. Die deutschen Mathematiker z.B. haben die Deutsche Mathematiker-Vereinigung oder die Elektroingenieure den VDE. Die Fachgesellschaften sind eingetragene Vereine, insofern also grundsätzlich privat finanziert, und übernehmen oft die Aufgabe, die Fachöffentlichkeit zu repräsentieren.

In Deutschland findet man nur eine Fachgesellschaft, die "Gender Studies" in der Selbstbezeichnung führt, die Fachgesellschaft Geschlechterstudien // Gender Studies Association. Nach eigenen Angaben hat sie über 400 Mitglieder, deren professionelle Ausrichtung aber beliebig zu sein scheint. Ob dort z.B. eine Großteil der ca. 150 deutschen Gender-Professoren Mitglied ist, erscheint fraglich.

Ferner gibt es in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS), die sich als Standesvertretung der akademischen Soziologie darstellt, unter den 36 Sektionen eine Sektion Frauen- und Geschlechterforschung. Der Sprecherrat besteht aus 8 Frauen (Stand: 2014). Über Größe und Zusammensetzung der Mitgliederschaft finden sich keine Informationen auf der Webseite. Die Aktivitäten / Initiativen der Sektion haben wenig mit Fachwissenschaft zu tun und mehr mit feministischem Aktivismus. Der ausgiebige Gebrauch von genderfeministischen Symbolen wie z.B. Tiefstrichen macht die ideologische Positionierung sehr deutlich.

Beide Gesellschaften scheinen sich personell zu überschneiden und eng zu kooperieren. Beide sind wesentlich kleiner als übliche Fachgesellschaften, vor allem hinsichtlich der Breite der fachlichen Aktivitäten in Arbeitsgruppen oder der Repräsentation einer Forschungsgemeinde. Die geringe Größe steht in auffälligem Gegensatz zur enormen thematischen Breite und gesellschaftlichen Relevanz, die die Gender Studies üblicherweise für sich beanspruchen.



Gender Studies: Personen, insb. Geschlechterverteilung


Geschlechterverteilung: (zwangsläufige) extreme Dominanz von Frauen
Strukturelle Diskriminierung von Männern
Auswirkungen auf die Qualifikation des wissenschaftlichen Personals
Quellen

Die fachliche Ausbildung des Personals in der Genderforschung ergibt sich i.w. schon aus der fachlichen Zuordnung der Lehrstühle, da i.d.R. einschlägige akademische Abschlüsse gefordert werden.
Geschlechterverteilung: (zwangsläufige) extreme Dominanz von Frauen
Hinsichtlich der Geschlechterverteilung herrscht ein extremes Übergewicht an Frauen. Die Inhaber der Gender-Studies-Lehrstühle sind fast ausnahmslos Frauen, die Anteil der männlichen Gender-Professoren liegt bei 5%. Diversen Hinweisen zufolge gilt dies in ähnlicher Weise auch für die Positionen von Assistenten oder Promotionsstudenten sowie für die in die einschlägigen Studiengänge immatrikulierten Studenten, allerdings liegen hier keine belastbaren Angaben vor. Die extreme Dominanz von Frauen kann als ein Motiv für die Bezeichnung "Women's Studies" betrachtet werden. Sie ist kein Zufall, sondern kaum anders zu erwarten, da folgende Ursachen für die Dominanz von Frauen vorliegen:
  • Die Gender Studies sind historisch entstanden aus den "Women Studies", die sich als Gegenwissenschaft zu den etablierten, personell von Männern dominierten Wissenschaften verstanden und die Männer bewußt ausschlossen. Aus dieser Ära stammen noch viele der heutigen Stelleninhaberinnen. Auch wenn der explizite Ausschluß von Männern heute politisch nicht mehr opportun ist und offziell das Gegenteil behauptet wird, scheint die grundsätzliche Ablehnung von Männern auch heute noch verbreitet zu sein und sich weiterhin auf Stellenbesetzungen auszuwirken.
  • Gemäß der feministischen Standpunkttheorie - eine prägende offizielle Denkschule in den Gender Studies - haben Frauen aufgrund der ideologisch unterstellten patriarchalen Herrschaftsverhältnisse einen objektiveren Zugang zu Geschlechterfragen und damit eigentlich zu allen Themen, denn irgendwie sind fast überall Männer oder Frauen beteiligt. Anders gesagt wird Männern attestiert, unfähig oder zumindest unerwünscht in der Geschlechterforschung zu sein. (Anmerkung: Naturwissenschaftlich geprägte Leser muß man hier daran erinnern, daß es in Gebieten wie der Soziologie, Philosophie u.ä. keine objektive Wahrnehmung bzw. absoluten Wahrheiten gibt, sondern die Realitätswahrnehmung immer vom Standpunkt einer Person abhängt.)

    Diese Haltung ergibt sich auch aus der häufig auftretenden Aussage "Gender Studies erforschen Geschlechterhierarchien": Dieses Beispiel von feministischem Doublespeak enthält zwei unbewiesene bzw. falsche Behauptungen als versteckte Botschaften, nämlich erstens daß Männer und Frauen zwei homogene Kollektive bilden und zweitens daß Frauen generell den Männern untergeordnet sind und von Männern diskriminiert werden, also unten in der Hierarchie sitzen. Als charakterlich minderwertige Konstrukteure und Profiteure dieser Hierarchie sind Männer offensichtlich ungeeignet, Geschlechterhierarchien zu erforschen.

  • Die Bevorzugung von Frauen entspricht dem häufig erkennbaren feministischen Anspruch, daß Fragen des Geschlechterverhältnisses alleine von Frauen entschieden werden, da Frauen über besserer Empathiefähigkeit oder weitere intellektuelle Vorteile gegenüber Männern verfügen. Männer sind allenfalls als unterstützende, sich bedingungslos unterordnende "Allies" erwünscht.
  • Das intrinsische Interesse einer Person an diesem Fach ist offensichtlich umso höher, je stärker diese Personen feministisch eingestellt bzw. radikalisiert worden sind. Bei diesem Personenkreis handelt es sich fast nur um Frauen.
Strukturelle Diskriminierung von Männern
Die vorstehenden Einflußfaktoren wirken sich zugunsten von Frauen aus. Sie werden ergänzt durch Einflußfaktoren, die Männer, insb. potentielle männliche Studenten, von diesem Gebiet abschrecken werden bzw. strukturell diskriminieren:
  • Ein sehr großer Anteil des Arbeitsmarkts für die Absolventen steht nur Frauen offen. Bei den Gleichstellungs- bzw. Frauenbeauftragtenstellen sind Männer durch gesetzlicher Zwänge ausgeschlossen. An universitären Stellen führen die schon oben erwähnte Funktion der Gender Studies als reine Frauenfördermaßnahme (s. auch Hirschauer (2014)) und ähnliche politische Einflußnahmen auf die Stellenbesetzungen zu fast ausschließlich weiblichen Stellenbesetzungen. Bei den wenigen verbleibenden Stellen, bei denen Männer nicht durch prinzipiell ausgeschlossen sind, sind sie aufgrund des feministischen Kontexts (vgl. Mansplaining-Vorwurf) i.d.R. für die Feministinnen, die über die Besetzung von Stellen entscheiden, nicht tragbar. Man wird auch keinen Muslim als Küster in ein katholischen Pfarrei einstellen. Das Arbeitsplatzrisiko ist also für männliche Absolventen extrem hoch und weitaus höher als für weibliche. Die Chance, überhaupt einen Arbeitsplatz in dem für diese Ausbildung einschlägigen Arbeitsmarkt zu bekommen, tendiert für Männer gegen Null.
  • Aufgrund der feministischen Lehrinhalte der Gender Studies sitzen männliche Studenten und Mitarbeiter ständig wegen ihrer Erbsünde, ein Mann und Mitglied des Patriarchats zu sein, auf der Anklagebank (vgl. Erfahrungsbericht eines männlichen Studenten). Die Lehrinhalte als solche stellen aufgrund des ihnen innewohnenden Sexismus gegen Männer eine permanente Aggression gegen männliche Studenten dar. Diese Mobbing-Situation ist kaum mit einem halbwegs normalen Selbstwertverständnis vereinbar, zumal Widerspruch gegen offensichtlich falsche oder fragwürdige feministische Dogmen nicht erlaubt ist.
  • Aufgrund der hohen Konzentration (radikal-) feministischer Personen, speziell auch als Dozenten, Prüfer und in anderen Machtpositionen, ist ein feindseliges Klima gegen Männer (sowie nichtfeministischen Frauen) vorhanden. Dies äußert sich u.a. durch die hohe Präsenz von Gendersternen und ähnlichen Symbole radikalfeministischer Denkweisen bzw. dem Zwang, diese Symbole entgegen der eigenen politischen Orientierung verwenden zu müssen.
Die vorstehenden Gründe zugunsten von Frauen und zu ungunsten von Männern sind hier und heute wirksam. Vor diesem Hintergrund, der sich auch mittelfristig nicht ändern wird, muß man Männern sogar eindringlich vom Studium der Gender Studies abraten.

Feministische Akteure betonen normalerweise bei allen erdenklichen Gelegenheiten - vor allem bei lukrativen Positionen in Aufsichtsräten - die zwingende Notwendigkeit und Vorteilhaftigkeit von Geschlechterdiversität. Vor diesem Hintergrund ist es extrem überraschend (und ein weiteres Beispiel für feministisches Doublespeak), daß der faktische Ausschluß von Männern von den Gender Studies achselzuckend hingenommen wird - Maßnahmen zur Erhöhung des Männeranteils sind unbekannt oder stoßen sogar auf heftigen Widerspruch.

Auswirkungen auf die Qualifikation des wissenschaftlichen Personals
Die Geschlechterthematik ist ein sehr interessantes Forschungs- und Studiengebiet, das man eigentlich als ein Teilgebiet der Soziologie einordnen würde und durchaus auch von Männer und nichtfeministischen Frauen gewählt werden würde, wenn nicht die oben dargestellten unmittelbar ausschließenden oder zumindest abschreckenden Strukturen vorhanden wären. Der Pool an Interessenten für Studium und Forschung wird daher bei den Gender Studies stark reduziert, es verbleiben vor allem ideologisch geprägte Frauen. Offensichtlich sind hieraus negative Auswirkungen auf die Qualifikation des wissenschaftlichen Personals zu erwarten.

Einen deutliches Indiz hierfür liefert eine Untersuchung sämtlicher Berufungen auf Professuren in Soziologie in Deutschland von 1980 bis 2013 (s. Lutter). Diese Untersuchung zeigt, daß Frauen wesentlich weniger als Männer publiziert haben mußten, um berufen zu werden.

Quellen


Gender Studies: Studiengänge und Studienfächer


Einzelne Veranstaltungen
Studiengänge
Berufsbild: feministischer Aktivist
Feministische Indoktrination
Curriculare Schwerpunkte
Quellen

Einzelne Veranstaltungen
In den meisten Fällen bieten die Gender-Studies-Lehrstühle nur einzelne Fächer, Module bzw. Prüfungsgebiete innerhalb von Studiengängen an. Die Seite http://www.gender-curricula.com/gender-curricula/ listet rund 100 Studiengänge auf, für die solche Gender-Studies-Module vorgeschlagen werden bzw. ggf. existieren. Die Lehr- bzw. Studienziele der Gender-Studies-Veranstaltungen seien am Beispiel der Chemie illustriert.
Die Teilnehmer "... sollen befähigt werden, die postulierte Geschlechtsneutralität der Chemie zu hinterfragen und die Ergebnisse zu Geschlecht und Chemie in die Geschlechterforschung in Naturwissenschaft und Technik allgemein einzuordnen. ...". Die Lerninhalte vermitteln, "... wie sich die Geschlechterverhältnisse auf das Wissen und die Produkte, die in der Chemie produziert werden, sowie auf die Forschungs- und Entwicklungsrichtungen, die von ihr verfolgt werden, auswirken" und "hinterfragen das insbesondere in der scientific community noch immer wirkmächtige Selbstverständnis der Chemie als eine exakte und objektive Naturwissenschaft".
Studiengänge
Es gibt nur wenige Studiengänge, die überwiegend oder ausschließlich Gender-Studies-Inhalte haben. Die Universität Marburg bietet hierzu einen Studienführer Gender Studies. Dieser wird als "Studienführer_in Gender Studies" bezeichnet, vermutlich um anzudeuten, daß männliche Begriffe nicht akzeptabel und radikalfeministische Schreib- und Denkweisen prüfungsrelevant bzw. informelle Immatrikulationsvoraussetzung sind. Der weibliche Studienführer listet (Stand: 2021) 9 Masterstudiengänge an deutschen Universitäten auf, er verweist ferner auf Datenbanken mit weiteren Studiengängen im Ausland.
Berufsbild: feministischer Aktivist
Es ist sind nicht allzuviele Darstellungen des Berufsbilds und der angestrebten Kompetenzen der Studiengänge auffindbar. Die Universität Marburg erklärt ihr Konzept des Studienprogramms "Gender Studies und feministische Wissenschaft" (http://archive.is/4d4Ks) konkret wie folgt:
.... In den Gender Studies Modulen wird Geschlecht als ein Mechanismus begriffen, über den soziale Positionen, Arbeit, Macht, Ressourcen und Anerkennung different und hierarchisch zugewiesen werden. Die Analyse dieser Mechanismen und der Konstruktionsprinzipien von Geschlecht und hierarchischen Geschlechterverhältnissen in Theorie und Praxis bilden den Gegenstand von Gender Studies und feministischer Wissenschaft. .... Ein wichtiges Anliegen des Studienprogramms ist die Entwicklung von Perspektiven für eine Überwindung hierarchischer Geschlechterverhältnisse in Wissenschaft und Gesellschaft.
Der Begriff "Geschlechterhierarchie" ist ein verbreiteter Kampfbegriff, der die versteckte, offensichtlich falsche Botschaft übermittelt, Frauen seien überall unterdrückt. Ohne Zustimmung zu dieser stark ideologischen Sichtweise ist ein erfolgreiches Studium vermutlich nicht möglich. Dies dürfte der Grund sein, warum es vor Beginn des Studiums des Programms notwendig ist, in der - sicherheitshalber nur mit Frau*innen besetzten - Geschäftsstelle an einem "Beratungsgespräch" teilzunehmen, das man kaum anders als als Gesinnungstest interpretieren kann.

Die Absicht, feministische Agitatoren auszubilden, wird u.a. in § 2 der Ordnung für das Studienprogramm Gender Studies und feministische Wissenschaft unmißverständlich ausgedrückt:

Das Ziel des Studienprogramms besteht darin, Studierende wissenschaftlich fundiert auf eine durchaus auch geschlechtsspezifisch geprägte Berufspraxis vorzubereiten und dazu zu qualifizieren, gesellschaftliche Strukturen und ihren aktuellen Wandel in einer geschlechtssensiblen Reflektion zu erkennen; gleichzeitig sollen sie die Fähigkeit erwerben, in geschlechtergerechter Weise in diesen Prozess zu intervenieren.
Als Arbeitgeber werden u.a. benannt der öffentlichen Dienst, Antidiskriminierungsstellen, Kinder- und Jugendarbeit, Beratungsberufe u.ä. In Privatwirtschaft wird aufgrund von EG-Richtlinien ein wachsender Bedarf nach Gender-Expertise erwartet.
Feministische Indoktrination
Den Gender Studies wird regelmäßig vorgeworfen, die Studenten ideologisch zu indoktrinieren. Die bekannte Feminismuskritikerin Professor Janice Fiamengo wirft den Universitäten (in den USA und Kanada) sogar generell vor, "Institutions of Higher Indoctrination" zu sein. Bei den wenigen Hauptfach-Studiengängen können der oben erwähnte Gesinnungstest und das Berufsbild als Indiz gewertet werden, daß die Vorwürfe zutreffen. Darauf deutet auch der massive Einsatz von Gendersternen und anderen Symbolen, mit denen man sich zur feministischen Ideologie bekennt und deren Einsatz nahezu obligatorisch ist. Ein ähnlicher Druck wird durch Konzepte wie safe spaces oder (das Verbot von) Mikroaggressionen ausgeübt: hier wird letztlich jede Infragestellung von feministischen Dogmen zu einer unmoralischen Aggression gemacht.

Die Absicht, feministisch zu indoktrinieren, ist auch in der "didaktischen" Publikation Kleinman (2006) erkennbar: diese schlägt explizit Methoden vor, wie man die zu erwartenden Zweifel der Studenten am Dogma von der allgegenwärtigen Unterdrückung der Frauen bekämpfen kann.

Es ist indes fraglich, ob man von Indoktrination in dem Sinne reden kann, daß ideologisch unvoreingenommene Studenten indoktriniert werden. Die meisten Immatrikulierten dürften schon vor Beginn des Studiums indoktriniert gewesen sein. Analog dazu wird man sich als überzeugter Atheist wohl kaum in einen Studiengang für katholische Religionslehre immatrikulieren, weil man mit seinen Ansichten nur aneckt und sehr wahrscheinlich Opfer von Mobbing und das Studium abbrechen wird.

Analog dazu braucht man als Mann einen ausgeprägten Masochismus, ein Fach zu studieren, in dem es Prüfungsstoff und unhinterfragbare Wahrheit ist, daß Männer die Ursache allen Übels sind, wo Verschwörungstheorien von einem Patriarchat gelehrt werden und wo feministische Quellen, die vor Männerhaß nur so strotzen, Pflichtlektüre sind. Männer sind daher (und aus weiteren guten Gründen) in den Gender-Studies-Studiengängen eine winzige Minderheit. (Vor diesem Hintergrund ist es bizarr, wenn Feministen rätseln, warum so wenige Männer Gender Studies studieren.)

Es gibt daher nur wenige Berichte von "Dissidenten". Zu den wenigen in größeren Medien veröffentlichten Fällen gehört eine Klage gegen das Gender Institute der LSE, London, wegen dessen anti-male bias. Airaksinen (2016) und Irvine (2018) beklagen die faktenwidrige politische Propaganda und Indoktrination, der sie im Studium ausgesetzt waren. Schneider (2019) berichtet u.a. von der starken ideologischen Vorprägung der Immatrikulierten und dem "Verdrängen" (durch Studienabbruch) Andersdenkender.

Curriculare Schwerpunkte
Die Themenschwerpunkte der Studiengänge und Studienfächer sind nur schwer zu überblicken. Einen groben Anhalt gibt die Denomination der Lehrstühle (s. oben), d.h. die Themenbereiche Soziologie, soziale Arbeit, Pädagogik, Geschichte, Literatur etc., dominieren schon aufgrund der Qualifikation des Personals, Natur- und Ingenieurwissenschaften sind praktisch nicht vertreten.

Dieser Eindruck bestätigt sich auch bei der Durchsicht einschlägiger Lehr- und Handbücher, s. nächsten Abschnitt.

Quellen


Gender Studies: Handbücher und einführende Lehrbücher



In normalen Wissenschaften gibt es stets grundlegende (ggf. sehr dicke) Lehrbücher, in denen die Grundlagen dieser Wissenschaft oder wesentlicher Teilgebiete derselben dargestellt werden, deren Kenntnis von jedem akademisch Gebildeten in diesen Fächern erwartet wird. Diese Lehrbücher sind oft für Erstsemester geschrieben und stellen sowohl die Methoden wie die wichtigsten Themenfelder und die zugehörigen Ergebnisse dar.

Die unten folgende Liste von Werken ist das Ergebnis einer Suche nach entsprechenden Werken für die Gender Studies, die (a) auf deutsch geschrieben sind und die die deutschen Themenschwerpunkte der Gender Studies abbilden, (b) maximal 15 Jahre (Stand: 2017) alt sind, (c) über den Buchhandel allgemein erhältlich sind bzw. eine gewissen Verbreitung haben.

Das Ergebnis der Suche ist nicht allzu ergiebig. Lehrbücher im klassischen Sinn sind nur Degele (2008) und Schoessler (2008). Weitere Werke sind eher Handbücher, Lexika bzw. Materialsammlungen, die aus einer Vielzahl isolierter Beiträge von verschiedenen Autoren bestehen und die man i.a. nicht von Seite 1 an lesen wird: Becker (2010), Buehrmann (2014), Bussmann (2005), Kroll (2002), vonBraun (2006) und vonBraun (2013). Als Beispiel für eine Monographie, die als Schlüsseltext angesehen wird und die ein ähnliches Themenspektrum wie die vorstehenden Handbücher abdeckt, sei Lorber (1999) genannt.

Themenschwerpunkte
Zu den Inhalten bzw. Themenschwerpunkten kann man folgende Eindrücke festhalten:
  • Hochumstrittene Dogmen der feministischen Ideologie, insb. die blank-slate-Hypothese, werden regelmäßig betont und als gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse dargestellt (Belege s.u.).
  • Die Bandbreite der Themengebiete bzw. Kontexte, in denen die Frauenfrage behandelt wird, ist enorm groß. Dies ist insb. bei den umfangreicheren Handbüchern (Becker (2010), von Braun (2013)) gut sichtbar. Die einzelnen Themen werden daraus folgend nur kurz auf 10 - 40 Seiten behandelt. Eine so oberflächliche Einführung vermittelt nicht genug Wissen, um in den verschiedenen Themengebieten fachlich seriös mitreden zu können.
  • Die Wissensgebiete Medizin, Biologie, insb. Verhaltensbiologie, und verwandte Gebiete sind selbst in umfangreichen Werken wie von Braun (2013) überhaupt nicht vertreten, Psychologie nur am Rande.

  • Bemerkenswert ist ferner, daß keinerlei Methodenwissen für empirische Sozialforschung erwähnt wird, das eigentlich obligatorisch für Psychologie- und Soziologie-Studiengänge ist und dort üblicherweise erheblichen Raum einnimmt.
  • Auffällig ist der breite Raum, den die Geschichte der Frauenbewegung und davon kaum trennbar die der Gender Studies selber (die sich hier scheinbar selbst erforschen!) einnimmt. Zur Lösung eventuell heute noch existierender sozialer Probleme trägt dieses Wissen praktisch nichts bei. Umgekehrt stärkt es aber die Fehlwahrnehmung, schon immer und auf Ewigkeit ein unterdrücktes Geschlecht zu sein.
Wissenschaftliche Defizite
Propagation der blank-slate-Hypothese
Die wissenschaftlich unhaltbare blank-slate-Hypothese wird durchgängig als gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis dargestellt. Bussmann (2005) konstatiert bspw.:
"... die Einsicht der Gender Studies, daß Weiblichkeit und Männlichkeit nicht aus biologischen Konstanten abgeleitet werden können, sondern auf historisch-zeitgebundenen, soziokulturellen Konstruktionen von sexueller Identität basieren ... ... bei der gesellschaftlichen Konstruktion der Geschlechterhierarchie gespielt haben."
Degele (2008) nimmt an, "... dass in Geschlechtern, Sexualitäten und Körpern mehr Soziales als Natürliches steckt". von Braun (2013) stellt die in ihrer Unbegrenztheit völlig absurde Behauptung auf: "Geschlechternormen sind von der Antike bis in die Gegenwart jeder Form des Wissens eingelagert. Sie bilden das unbewusste Fundament unserer Kultur und Gesellschaft." Lorber (1999) ist überzeugt, "eine Kategorie von Menschen [sei] Untertanen der anderen Kategorie."

Die deutschen Lehrbücher unterscheiden sich hinsichtlich der blank-slate-Hypothese nicht von den englischen. Stern (2016) hat eine relevante Stichprobe entsprechender englischer Lehrbücher untersucht, wie dort die (unrichtige) blank-slate-Hypothese behandelt wird. In fast allen Texten wurde sie explizit propagiert, nur in einem einzigen Fall wurde sie hinterfragt.

Unrichtige Darstellung psychologischer Forschungsergebnisse
Ferguson (2016) untersuchte 24 einführende Lehrbücher in die Psychologie - einem für die Gender Studies zentralen Grundlagengebiet - und stellte durchgängig sachlich falsche, einseitige oder unvollständige Darstellungen von Themen wie dem stereotype threat fest.
Unrichtige Darstellung der Evolutionsbiologie
Winegard (2014) hat englische Lehrbücher dahingehend analysiert, ob und wie sie Ergebnisse der Evolutionsbiologie darstellen. Im Mittel treten in einem Lehrbuch 5 Typen von gravierenden Falschdarstellungen auf. Dies kann an fehlender Qualifikation der Autoren liegen oder absichtliche Diskreditierung sein. Auf letzteres deutet eine feindseelige bzw. abwertende Haltung gegenüber biologischen Erkenntnissen hin, die teilweise beobachtet wurde. Andererseits haben Falschdarstellungen biologischer Fakten sozusagen Tradition in der feministischen Literatur; Winegard (2014) zitiert 5 ältere Analysen von einführenden Lehrbüchern (u.a. Cornwell (2005), Park (2007), Chrisler (2010), Leahy (2012)), die i.w. zu den gleichen Ergebnissen kommen: All found that EP presentations were flawed, inaccurate, or, more rarely, hostile.
Kommentierte Quellen
s. separate Seite

Gender Studies - Kritik, Protektion und Debatten

Kritik, Protektion und Debatten

Die Gender Studies sind in der informierten Öffentlichkeit und in Teilen des Wissenschaftsbetriebs seit etlichen Jahren hochgradig umstritten und heftigen Angriffen ausgesetzt. Die Kritik betrifft sowohl die fehlende Wissenschaftlichkeit wie auch die einleitend gelisteten anderen politischen Funktionen. Zu diesen Debatten kann man mehrere interessante Beobachtungen machen:
  • Die lautesten Stimmen auf beiden Seiten stammen nicht aus der Forschung, sondern aus dem Politik- und Parteienumfeld, der feministischen Infrastruktur (Beispiel: LaKoG-Kampagne zugunsten der Gender Studies) sowie dem feministischen Journalismus.
  • Wegen der engen Verbindung mit der feministischen Ideologie und wegen der Interessen feministischer Parteien führt eine fachliche Wissenschaftskritik reflexartig zur bedingungslosen Protektion durch feministische Parteien und Medien.
  • Die meisten der Kritisierten, vor allem der knapp 200 Gender-Professoren, nehmen erstaunlicherweise gar nicht an der öffentlichen Debatte teil. Grob geschätzt nur ca. 10 Gender-Professorinnen sind in öffentlich sichtbarer Weise aufgetreten, daneben eine ähnliche Zahl von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen der Lehrstühle.
  • Viele Protagonisten der Gender Studies, denen Raum in reichweitenstarken Medien gegeben wird, stammen aus dem Parteienumfeld, ideologischen Think-Tanks wie dem Gunda-Werner-Institut oder bestenfalls der 2. oder 3. Reihe der Forschungsinstitutionen, repräsentieren also selber keine führende Forschungskompetenz.

Im Endeffekt sind keinerlei politische Konsequenzen der viele Jahre andauernden Debatten um die Gender Studies erkennbar. Hirschauer spricht von einer Wagenburg-Mentalität seitens der Kritisierten, diese Wagenburg scheint aufgrund der politischen Rückendeckung auch gut zu funktionieren. Insofern ist nicht zu erwarten, daß eine selbst eine fundierte fachliche Kritik an den Gender Studies, insb. an deren (Un-) Wissenschaftlichkeit, irgendwelche realen Konsequenzen haben wird, z.B. eine Reduktion der Zahl der Professuren.

Die folgenden Abschnitte beleuchten die Debatte um die Gender Studies von mehreren Seiten, insb. welche Akteure mit welchen Standpunkten auftreten und welche Rolle die Medien hierbei spielen. Interessanterweise gibt es auch erhebliche interessengesteuerte feministische Kritik an den Gender Studies.



Gender Studies als "Wissenschaftlicher Feminismus" und Machtinstrument

Die fachliche Frage, ob die Gender Studies eine seriöse Wissenschaft sind, stellt sich für viele Debattenteilnehmer überhaupt nicht: für diese spielen die Gender Studies i.w. die Rolle einer "Zweckwissenschaft", die von ideologisch bestimmten feministischen Dogmen ausgeht, die Beweise für die Korrektheit der Dogmen liefert und die Methoden zur Um- und Durchsetzung der ideologischen Ziele entwickelt, z.B. Methoden für die von oben gesteuerte Transformation und Umerziehung der Gesellschaft in eine "geschlechtergerechte". Hierzu gehört, die unfairen Hindernisse zu identifizieren und zu beseitigen, die die Ideologie bisher behindert haben bzw. nach wie vor hindern, ihre segensreichen Wirkungen voll zu entfalten (z.B. "das Kapital" oder "das Patriarchat"). Gegenüber konkurrierenden Ideologien, z.B. dem Liberalismus, soll die Überlegenheit und Alternativlosigkeit der feministischen Ideologie gezeigt werden.

Die Unwissenschaftlichkeit einer solchen feministischen Zweckwissenschaft ist politisch toleriert oder sogar - mit Blick auf die Funktion als Kaderschule für die Feministische Infrastruktur - gewollt. Öffentliche Kritik an der Unwissenschaftlichkeit ist unerwünscht und wird nach Möglichkeit unterdrückt, als Frauenfeindlichkeit dämonisiert und tabuisiert. Fachliche Kritik führt jedenfalls nicht zur Einstellung der Finanzierung der Zweckwissenschaft und ist insofern politisch wirkungslos.

Ebenfalls keine Rolle spielt die bei normalen Fächern übliche Frage, ob für die Absolventen der Studiengänge ein Arbeitsmarkt vorhanden ist bzw. ob die Professuren voraussichtlich in der Lehre ausgelastet werden. Die Denkweise ist gerade umgekehrt: die angebotene Lehrkapazität soll zu Maßnahmen zu deren Auslastung führen, also zu einer von oben gesteuerten Lehrnachfrage, z.B. indem Pflicht- oder Wahlfächer in vorhandenen Studiengängen eingerichtet werden. Diese Lehrangebote werden oft als "Soft Skills", "überfachliche Kompetenzen" o.ä. vermarktet. Hierdurch soll eine möglichst breite Basis zur Verbreitung feministischer Dogmen geschaffen werden.

Stellen für Gender-Studies-Forscherinnen können auch außerhalb von üblichen universitären Stellenplänen und Finanzierungsmodellen eingerichtet bzw. finanziert werden, z.B. mit Hinweis auf die gesellschaftliche Aufgabe, die geplante gesellschaftliche Transformation wissenschaftlich zu unterstützen.

Aufgrund dieser Machtverhältnisse besteht auch für Instanzen, die Gender Studies betreiben, keinerlei Zwang, sich an Evaluationen zu beteiligen. Im Gegensatz zu normalen Fächern ist daher eine externe Evaluation praktisch unmöglich bzw. deren Resultate werden politisch vorgegeben.



Mediale Kritik an der Wissenschaftlichkeit der Gender Studies

Kritik in den Mainstream-Medien
Unter Medien sind hier Presse, TV und sonstige Medien mit großer Reichweite verstanden, die einen signifikanten Einfluß auf die allgemeine Meinungsbildung haben. Man kann generell fragen, ob die Teilnehmer an diesen Debatten fachlich qualifiziert genug sind, um die Wissenschaftlichkeit einer Disziplin beurteilen zu können. Auch wenn dies nicht hinreichend der Fall ist, wirken die Darstellungen trotzdem auf die politische Willensbildung ein.

Der überwiegende Teil der Mainstream-Medien in Deutschland ist seit Jahrzehnten mehr oder weniger stark feministisch geprägt und sieht seine Aufgabe nicht darin, die Leser ergebnisoffen aufzuklären oder sogar zu eigener Kritik zu ermächtigen, sondern im Gegenteil zu "erziehen", also zu indoktrinieren. Speziell durch die Lobbying-Organisation ProQuote Medien wird diese feministische Prägung in letzter Zeit sogar noch expliziter sichtbar und aggressiver verfolgt: die dort vereinigten Journalistinnen benutzen feministische Dogmen, um persönliche Vorteile für sich als Gruppe zu fordern. Da diese Dogmen konstitutiv für die Gender Studies sind, ist eine unvoreingenommene Berichterstattung ist von den Journalistinnen von ProQuote nicht zu erwarten.

Substantielle Kritik an den "wissenschaftlichen Gender Studies" wurde und wird daher in den feministischen Mainstream-Medien nicht oder nur in homöopathischen Dosen zugelassen. In einer Zeitung wie z.B. der Süddeutschen ist ein Artikel, der die bekannte massive Kritik an den Gender Studies thematisiert oder sogar harte Konsequenzen fordert, kaum denkbar. Am ehesten findet sich noch Kritik in der FAZ (Beispiel) oder der Welt, dort allerdings eher im Zusammenhang mit Kritik am Feminismus oder dem Prinzip Gender Mainstreaming. Diese stellen die feministischen Dogmen und damit implizit die Wissenschaftlichkeit der Gender Studies infrage, was aber keine explizite Debatte ersetzt.

Unter den feministischen Zeitschriften leistete sich die ZEIT in 2013 eine vielbeachtete Ausnahme von der Nichtbeachtung der Kritik an den Gender Studies, und zwar mit dem Artikel Schlecht, schlechter, Geschlecht von Harald Martenstein. Dieser Text löste eine lange anhaltende öffentliche Debatte über die Unwissenschaftlichkeit der Gender Studies aus.

Eine ganze Serie von Artikeln und Interviews löste kürzlich das Buch "Adams Apfel und Evas Erbe" des hochdekorierten Biologieforschers Axel Meyer aus (Beispiel). Darin greift er die These der dominierenden Denkschulen innerhalb der Gender Studies an, wonach es keine biologisch begründeten Präferenzen für soziales Verhalten gibt.

Inhaltlich ähnliche Standpunkte werden seit längerem von dem Evolutionsbiologen Ulrich Kutschera vertreten, allerdings nur außerhalb der MSM. Mehr Aufmerksamkeit erregte ein Interview im RBB. Dieses führte zu einem Artikel in den HNA, der von einer drastischen Stellungnahme Kutscheras begleitet war. Diese führte zu weiteren Reaktionen.

Alternative Medien
Soziale Netzwerke, die Blogosphäre und viele politische Foren stellen eine wachsende Gegenöffentlichkeit zu den Mainstream-Medien dar. Auch hier dürften feministische Quellen quantitativ um Größenordnungen überwiegen, alleine schon aus historischen Gründen und weil die Feministische Infrastruktur mehrere 10.000 bezahlte Aktivisten finanziert, denen nur wenige 100 aktive Feminismus- bzw. Gender-Studies-Kritiker, die unbezahlt arbeiten, gegenüberstehen. Über die mediale Reichweite dieser Gegenöffentlichkeit wird viel spekuliert, sie ist aber nicht entfernt mit der Reichweite der Mainstream-Medien, die Millionen Leser erreichen, vergleichbar.
Quellen


Mediale Unterstützung der Gender Studies

Unterstützung in den Mainstream-Medien
Sehr häufig erscheinen in den feministischen MSM unterstützende Artikel, speziell in den Online-Ausgaben, die auch bei Wochenzeitschriften täglich eigene Artikel publizieren. Hier muß man zwischen einer direkten und eine indirekten Befassung unterscheiden.

Auf Plattformen mit großer Reichweite wie Spiegel Online oder ZEIT Online erscheinen in der Größenordnung von 100 Artikeln p.a., die die Diskriminierung von Frauen beklagen und die dabei zentrale (unrichtige) Dogmen der Gender Studies mantrahaft wiederholen. Durch deren massenhafte Wiederholung erscheinen die Dogmen dem Publikum irgendwann als gesichterte Erkenntnis (s. Woozle effect).

In einigen unterstützenden Artikeln in Mainstream- und Sparten-Medien wurden die Gender Studies direkt thematisiert, u.a. Artikel von Hark/Villa (17.12.2014), Detjen (07.08.2015), Newmark (17.07.2015), Lenz (01.09.2015), Palm (08.09.2015), Peter (12.09.2015), Zeller (15.09.2015), Schutzbach (17.09.2015), Lettow (13.10.2015), Villa (02.08.2017), Butler (02.08.2017) u.a.

Erwähnenswert ist fermer der Sammelband Anti-Genderismus (Hark/Villa, 2015) (dessen Titel unfreiwillig bestätigt, daß es so etwas wie Genderismus gibt und die Autoren diesen unterstützen).

Praktisch alle Artikel sind voll von Argumentationsfehlern. Auf die zentralen Kritikpunkte, namentlich die politischen Verflechtungen der Gender Studies, gehen die Artikel i.d.R. überhaupt nicht ein.

Stattdessen wird regelmäßig eine Argumentation benutzt, die man analog zum true Scotsman-Denkfehler als true Gender Studies-Diskursstrategie bezeichnen kann: man unterstellt schon begrifflich, daß unter (den echten) "Gender Studies" nur wissenschaftliche, qualitativ hochwertige Forschung zu verstehen ist (zumindest potentiell). Die massenhaft auftretenden Fehlleistungen werden zur Randerscheinung deklariert, das offensichtliche Versagen eines wissenschaftlichen Qualitätssicherungssystems wird ignoriert.

Dessen ungeachtet werden - was ein innerer Widerspruch ist - vielfach Argumente benutzt, die den Wert der Gender Studies darin begründen, sie würden "Emanzipation" und dem "gesellschaftlichen Fortschritt" ermöglichen.

Die hochumstrittenen Dogmen der Gender Studies werden als gesicherte Erkenntnisse dargestellt, die von niemandem hinterfragt werden (Beispiel: Detjen). Aus der breiten Kritik an den Gender Studies werden ggf. die schrillsten Stimmen zitiert und als "aggressive Polemik" dargestellt, weswegen alle Kritik als unsachlich anzusehen ist und man sich auch nicht mit seriös formulierter wissenschaftlicher Kritik befassen muß.

Statt auf die Kritik einzugehen, werden Kritiker persönlich attackiert (eine typische ad-hominem-Attacke bzw. -Provokation). Newmark bezeichnet bspw. Kritiker als "die Gegner von Frauen und Emanzipationsinteressierten", die Angst vor einem besseren, gerechteren Leben haben, also als geistig eher rückständig, den 1950ern verhaftet und offenbar zu begriffsstutzig sind, um die Segnungen der Gender Studies und des Feminismus zu erkennen.

Insgesamt wehren die genannten (und andere) Artikel die Kritik an den Gender Studies pauschal ab, d.h. die Gender Studies werden praktisch blind unterstützt. .

Unterstützung in non-mainstream und sozialen Medien
Daß die Gender Studies in den zahllosen feministischen Blogs oder Spartenzeitschriften wie Emma oder Missy Magazine vorbehaltlos unterstützt werden, versteht sich von selbst.

Eine sehr umfängliche Darstellung der Gender Studies durch Prof. Villa erschien in Telepolis (Teil 1, Teil 2). Prof. Villa zeichnet dort ein stark idealisiertes Bild von Gender Studies im Sinne reiner Wissenschaft.

Quellen


Feministische Kritik an den Gender Studies

Eines der wichtigsten Dogmen der feministischen Ideologie und damit auch der Gender Studies lautet, daß es keine relevanten biologischen Einflüsse auf das Sozialverhalten von Männern und Frauen gibt, Unterschiede also als sozial konstruiert anzusehen sind. Diese Annahme ist unverzichtbar, um z.B. die geringen Frauenanteile in Leitungsfunktionen als durch gläserne Decken verursachte Diskriminierung interpretieren und als Konsequenz Frauenquoten, also die kompensierende rechtliche Diskriminierung von Männern fordern zu können.

Die Abwesenheit biologischer Einflüsse wird nicht nur statistisch für die Kohorten aller Männer bzw. Frauen postuliert, sondern sogar beim einzelnen Individuum bis hin zu dessen sexueller Orientierung und Identität. Kleinkinder seien zunächst für alle sexuellen Orientierungen offen und würden erst durch sozialen Einfluß und infolge der zu bekämpfenden Heteronormativität in eine der üblichen "normalen" Rollen gezwungen. Radikale Minderheiten gehen so weit, ihre sexuelle Orientierung bzw. Identität gar nicht festlegen zu wollen und je nach Stimmung und Tageslaune eine andere zu haben. Unter Schlagworten wie Sexuelle Vielfalt, UnOrdnung der Geschlechter und Überwindung des sexuellen Binarismus wird ein Kontinuum an sexuellen Orientierungen und Identitäten gefordert.

Unter dieser Annahme können sich auch Männer jederzeit als Frauen deklarieren und als Konsequenz Ämter und Stellen besetzen, die für Frauen reserviert sind, und die Unterstützung der Feministischen Infrastruktur beanspruchen.

"Gender" löst m.a.W. das Konzept "Frau" auf. Dies ist natürlich nicht erwünscht. Die grundsätzlich freie Wahl der sexuellen Orientierung und Identität ist grundlegend für große Teile der Gender Studies und u.a. für die feministischen Konzepte zur sexuellen Erziehung von Kindern. Diese Freiheit ist andererseits interessenpolitisch völlig inakzeptabel und wird aus dieser Position heraus strikt verneint.

Der innere Widerspruch des "Gender"-Konzepts
Ein grundlegende inhaltliche Annahme aller heutigen Gender Studies ist das Butlersche "Gender"-Konzept: danach sind Geschlechter Konstrukte, die durch die Gesellschaft, nämlich durch ihre (Sprach-) Handlungen, erst hervorgebracht werden. Die vorstehende feministische Kritik am "Gender"-Konzept macht einen eklatanten inneren Widerspruch des feministischen "Gender"-Konzepts sichtbar: Wenn "die Frau" bzw. das Kollektiv "der Frauen" ein willkürliches Konstrukt ist, dann bildet dieser Begriff bzw. dieses Kollektiv auch keine Basis, von der aus man die Gesellschaft analysieren bzw. kritisieren kann. Letztlich ist dieses Problem eine Folge der unbewiesenen (und mit sehr hoher Sicherheit falschen) blank-slate-Hypothese, wonach Biologie keine relevante Rolle im Sozialverhalten spielt.
Quellen
  • Anja Kühne: Feminismus und Gender: "Werd' Feministin!". Tagesspiegel, 10.07.2013. https://www.tagesspiegel.de/wissen/feminismus-und-gende ... 96.html
    Schwerer ... wiegt es nach Meinung einer Reihe von Autorinnen ..., dass "Gender" den Gegenstand feministischer Forschung, nämlich die Frau, zum Verschwinden gebracht hat.
  • Anja Kühne, Sarah Schaschek: Weniger Gender, mehr Feminismus. Tagesspiegel, 03.06.2015. https://www.tagesspiegel.de/wissen/streit-ueber-geschle ... 7771536
    Besprechung von: Anne Fleig (Hrsg.). Die Zukunft von Gender. Begriff und Zeitdiagnose. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 2014, ISBN 978-3-593-50084-3
    Das Kollektiv "Frau", für das die feministische Wissenschaft bislang gesprochen hatte, wurde [im Poststrukturalismus der 1990er] radikal infrage gestellt. ... die "Frau" [wurde] unter dem Einfluss des Poststrukturalismus generell als ein Konstrukt erkannt, das durch die Gesellschaft, nämlich durch ihre (Sprach-)Handlungen, erst hervorgebracht und dabei normiert und naturalisiert wird.
    .... Die in dem Band versammelten Wissenschaftlerinnen stellen zentrale Erkenntnisse der Gender-Forschung nicht infrage - wie etwa die Einsicht, dass Geschlecht ein soziales Konstrukt ist. Sie loben die erheblichen Impulse, die Gender der Theoriebildung gegeben habe. Doch inzwischen halten sie Gender für unwirksam oder sogar kontraproduktiv, weil es auf Kosten der Frauen gehe.

Die (Un-) Wissenschaftlichkeit feministischer Gender Studies

Übersicht

Die Kritik an der Wissenschaftlichkeit der Gender Studies fällt in mehrere Bereiche, die anschließend separat diskutiert werden. Ein weiterer Kritikpunkt hängt nur lose mit der allgemeinen Frage nach Wissenschaftlichkeit zusammen, er betrifft den Anspruch, Grundlage für praktische politische Entscheidungen, Gesetze usw. zu liefern. Dieser Anspruch wird nicht erfüllt, weil die meisten Themen der Gender Studies nicht einschlägig und nicht zuverlässig genug sind.
Eingrenzung der relevanten Anteile der Gender Studies
  • Es gibt viele Wissenschaften und etablierte Standards, was unter Wissenschaft bzw. Wissenschaftlichkeit zu verstehen ist. Danach sind die Gender Studies sogar nach vielen Eigendarstellungen keine normale Wissenschaft. Nur für die Teile der Gender Studies, die einen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben, kann dieser Anspruch diskutiert werden. Diese Teile sind oft keine eigene Wissenschaft, sondern nur Spezialgebiete vorhandener Wissenschaften, in denen Geschlechterunterschiede eine Rolle spielen.
  • Sehr viele als Gender Studies etikettierte Spezialgebiete vorhandener Wissenschaften sind für aktuelle politische Debatten belanglos, z.B. Analysen der Geschlechterrollen in alter Literatur, die fast niemand mehr liest bzw. versteht. Am relevantesten sind Themen innerhalb der Soziologie und Psychologie. Kritik an der Unwissenschaftlichkeit der Gender Studies wird sehr oft implizit auf die politisch relevanten Anteile bezogen (auch im folgenden in diesen Text), vor allem wegen des Anspruchs der Gender Studies, gesellschaftliche Transformationen zu steuern und die Grundlage für praktische politische Entscheidungen, Gesetze usw. zu liefern.
Globale und methodische Kritik
  • Es gibt mehrere Methoden der Wissenschaftsevaluation, die "eine Wissenschaft" aus verschiedenen Perspektiven bewerten. Schon bei diesen globalen Herangehensweisen sind gravierende Defizite der Gender Studies unübersehbar.
  • Zu den wichtigsten Merkmalen einer Wissenschaft gehört eine "funktionierende" Wissenschaftstheorie, also fachspezifische Kriterien, wie die Korrektheit des "Wissens" überprüft werden kann, und Methoden, wie Forschungaktivitäten strukturiert sein sollten, um zu korrekten Ergebnissen zu kommen. Die dominierenden Wissenschaftstheorien in den Gender Studies, insb. der Sozialkonstruktivismus (Social_constructionism) und die damit zusammenhängende Feministische Standpunkttheorie sind hochgradig umstritten und außerhalb der Gender Studies (im Sinne einer Forscherpopulation) nicht anerkannt.
Fachliche Kritik: Übernahme feministischer Dogmen
Nur ergebnisoffene Forschung ist Wissenschaft. Forschung, die nur den Sinn hat, Argumente für ein vorgegebenes Ergebnis zu liefern, ist keine Wissenschaft. Beispielsweise gilt die Intelligent Design-Theorie, die den Kreationismus als richtig beweisen will, nicht als Wissenschaft, weil sie mit anerkannten Methoden der Wissenschaft nicht überprüft werden kann. Gleiches gilt für zwei zentrale feministische Dogmen, die die Basis fast aller Theorien der Gender Studies bilden:
  1. die "blank-slate-Hypothese": Gemäß diesem Dogma ist "Geschlecht" sozial konstruiert, und soziale Geschlechtsunterschiede können nicht biologisch erklärt und begründet werden, auch nicht teilweise. Die feministischen Begriffe "Geschlecht" und "Gender" werden dabei durch eine Nebelwand von Widersprüchen und Vagheiten vor einer kritischen Hinterfragung geschützt, s. hierzu die separate Seite Kampfbegriff "Gender". Die Annahme, biologische Unterschiede zwischen Männern und Frauen würden keine statistisch signifikanten Auswirkungen auf das Sozialverhalten haben, gilt außerhalb der Gender Studies als falsch und widerlegt. In unmittelbarem Gegensatz dazu steht z.B. ein mehrere 100 Mal zitierter feministischer Klassiker, Lorber (1993), der die Biologie generell als Ideologie denunziert bzw. ablehnt.
  2. das Patriarchatsdogma: Gemäß diesem Dogma existiert in unserer heutigen Gesellschaft ein Patriarchat in der Form, daß (a) Männer und Frauen zwei soziale Kollektive bzw. Klassen sind, (b) die beiden Kollektive eine Hierarchie bilden, und (c) die Klasse der Frauen in dieser Geschlechterhierarchie unten steht. Frauen sind also als immerwährendes Opfer den Männern untergeordnet und werden von den Männern diskriminiert. Die Patriarchatshypothese ist völlig unhaltbar.

    Das damit zusammenhängende Opferstatusdogma steht ebenfalls in eklatantem Gegensatz zu den zahllosen Privilegien für Frauen in unseren Gesetzen und im sozialen Alltag.

Diese beiden Dogmen sind zunächst einmal Theorien hinsichtlich psychologischer bzw. soziologischer Sachverhalte. Sie werden regelmäßig verbunden mit Wertungen, also moralischen Interpretationen der Sachverhalte, die auf philosophischen Theorien beruhen. Insbesondere die Patriarchatshypothese ist grundsätzlich wertend zu verstehen. Dies führt dazu, daß vor allem nach Bestätigungen dieser soziologischen Theorien gesucht wird, z.B. nach immer neuen Sachverhalten, die man moralisch als Diskriminierung von Frauen interpretieren kann. Benachteiligungen von Männern werden praktisch nicht untersucht. Forschungen unter Schlagworten wie "Männlichkeiten" (masculinities) behandeln typischerweise Fragen, wie und warum Männer Frauen unterdrücken und wie sie sich ändern könnten, um eine gerechtere Welt zu erzielen, in der Frauen mehr Macht haben.

Die wissenschaftliche Neutralität und Ergebnisoffenheit wird ferner durch die offiziell proklamierte Haltung unterminiert, anwendungsorientiert zu sein und feministische Prinzipien überall in der Gesellschaft zu implementieren (Gender Mainstreaming), also letztlich radikal egalitäre Strukturen in Kooperation mit feministischen Parteien zu realisieren. Forschungsgegenstand sind daher "Interventionen", also politische Maßnahmen, die die gewünschte feministische Transformation der Gesellschaft erreichen. Analog zu Ingenieuren, die auf der Grundlage der Physik Geräte entwickeln, spricht man hier von "Sozialingenieuren", die die Gesellschaft auf der Grundlage feministischer Theorien transformieren wollen. Psychologische bzw. soziologische Theorien werden hier nur noch akzeptiert, wenn sie der vorgegebenen politischen Agenda dienen können.

Quellen


Sind die Gender Studies überhaupt eine Wissenschaft?


Merkmale eigenständiger Wissenschaften
Merkmale interdisziplinärer Wissenschaften
Okkupation medizinischer Forschung und "Gendermedizin"

... und wenn ja, dann was für eine?

Wesentliche Anteile der Gender Studies sind aufgrund ihrer Natur nicht wissenschaftlich, z.B. Kaderschulung oder reine Frauenförderung; die Unwissenschaftlichkeit dieser Anteile zu diskutieren erübrigt sich. I.f. verstehen wir daher unter "Gender Studies" diejenigen Anteile, die den Anspruch erheben, Wissenschaft zu sein. Dieser wird oft auch als Geschlechterforschung bezeichnet.

Merkmale eigenständiger Wissenschaften
Eine eigenständige Wissenschaft ist dadurch ausgezeichnet, daß sie (a) einen eigenen Kernthemenbereich an Fragen und Problemen behandelt, der sich nicht wesentlich mit den Kernthemenbereichen anderen Wissenschaften überschneidet, (b) grundlegende Theorien, Lösungsansätze und -Methoden bereitstellt, mit denen sich Probleme in diesem Kernthemenbereich lösen lassen (ggf. nach einer Anpassung und Spezialisierung), und (c) daß sie ein Qualitätssicherungssystem entwickelt hat, das die Gültigkeit der Ergebnisse sicherstellt. Hiermit zusammen hängt i.d.R. eine an diesen Themenbereich angepaßte Wissenschaftstheorie.

Beispielsweise erforscht die Physik die Struktur von Atomen, darin wirkende Kräfte, z.B. elektrische Felder, und atomare Vorgänge, z.B. Kernspaltung. Die Elektrotechnik erforscht Konstruktionsmethoden für alle möglichen elektrischen Geräte und adressiert u.a. deren Zuverlässigkeit, Stromverbrauch und Baukosten. Sie benutzt Theorien aus der Physik und Elektrochemie und sehr viel Mathematik, behandelt aber im Kern eigenständige, darauf aufbauende Probleme. D.h. obwohl Physiker, Elektroingenieure und Mathematiker teilweise die gleichen Lernstoffe lernen, haben sie insg. klar getrennte Themen und Kompetenzen.

Als Kernthemenbereich der Gender Studies wird regelmäßig die Untersuchung von Geschlechterunterschieden angegeben:

"Gender studies is a field of interdisciplinary study devoted to gender identity and gendered representation as central categories of analysis. ... These disciplines study gender and sexuality in the fields of literature, language, geography, history, political science, sociology, anthropology, cinema, media studies, human development, law, and medicine..."
Geschlechterunterschiede sind aber kein klar abgegrenzter, sondern ein nahezu uferloser Problembereich. Man kann die Differenz zwischen zwei mathematischen Objekten nur verstehen, wenn man diese mathematischen Objekte (reelle Zahlen, Matrizen, ...) versteht. Geschlechterunterschiede kann man analog nur verstehen, wenn man die den jeweiligen biologischen, psychologischen oder sozialen Kontext verstanden hat. Hierzu sind in erster Linie Fach- und Methodenwissen im jeweiligen Problembereich erforderlich ist. Vor diesem Hintergrund sind Geschlechterunterschiede eher ein sekundäres Querschnittsthema. Wegen der unklaren thematischen Eingrenzung sind einheitliche Theorien und Methoden nicht möglich. Grundlegende Theorien, Lösungsansätze und -Methoden, mit denen sich überall Geschlechterunterschiede erklären und ggf. "behandeln" lassen, sind daher nicht bekannt und kaum vorstellbar.
Merkmale interdisziplinärer Wissenschaften
Geschlechterforschung wird regelmäßig als "interdisziplinäre Wissenschaft" (Beispiele s. Einleitung oben und die Wikipedia-Definition) bezeichnet. Hauptmerkmal von Interdisziplinarität ist die gemeinsame Nutzung von Theorien und Methoden aus zwei (oder mehr) eigenständigen Disziplinen, die für die Problemstellungen in einem (i.d.R. kleinen) Überschneidungsbereich der involvierten Disziplinen notwendig ist. Ein Beispiel einer wirklich interdisziplinären Wissenschaft ist Wirtschaftsingenieurwesen. In erster Linie ist es ein Studiengang, dessen Absolventen gute Grundkenntnisse in den klassischen Wissenschaften BWL und Maschinenbau haben; wissenschaftlich fokussiert man auf den Überschneidungsbereich beider Wissenschaften, bspw. die Optimierung der Betriebsabläufe hinsichtlich technischer Produktionsprozesse.

Die Behauptung, die Gender Studies seien interdisziplinär, wird regelmäßig damit begründet, als zentrales, fächerübergreifendes Thema "das Geschlechterverhältnis" oder "Geschlechterunterschiede" zu untersuchen bzw. Geschlechterunterschiede als Analysekategorie zu verwenden (s. obige Wikipedia-Definition). Die Benutzung von Geschlechterunterschieden als Analysekategorie ist, sofern überhaupt sinnvoll, Teil einer Methodik oder Wissenschaftstheorie, also nur ein Mittel zum Erzielen von Ergebnissen, selber aber kein Ergebnis und keine Lösung realer Probleme. Diese Begründung einer angeblichen Interdisziplinarität ist also falsch.

Sucht man umgekehrt nach interdisziplinär zu behandelnden Fragestellungen, in denen Geschlechterunterschiede eine wesentliche Rolle spielen, so kann man wahrscheinlich in den Geistes- und Sozialwissenschaften fündig werden, beispielsweise in Überschneidungsbereichen von Literaturwissenschaften und Geschichte. Allerdings sind diese Überschneidungsbereiche sowieso auch ohne die Gender Studies vorhanden, die Gender Studies führen allenfalls zu einer weiteren Spezialisierung oder alternativen Denkschulen in diesen Gebieten. Diese Einzelfälle rechtfertigen wiederum nicht, die Gender Studies pauschal als interdisziplinär zu bezeichnen.

Die pauschale Behauptung, die Geschlechterforschung sei interdisziplinär, ist insgesamt nicht nachvollziehbar und eine bewußte Irreführung. Es ist völlig unklar, auf welche grundlegenden Wissenschaften und welche thematischen Überschneidungen derselben man sich bezieht. Tatsächlich erscheinen die meisten Forschungen, denen das Etikett Gender Studies angeheftet ist, nichtinterdisziplinäre Spezialthemen innerhalb der Literaturwissenschaften, der Soziologie u.a. klassischer Wissenschaften zu sein, in denen Geschlechterunterschiede auftreten oder vermutet werden. Insofern sind die Gender Studies ein Sammelsurium von Einzelproblemen und -Resultaten, die in verschiedenen klassischen Wissenschaften liegen und keinen inneren Zusammenhang aufweisen.

Interdisziplinäre Fragestellungen, bei denen auch Natur- oder Ingenieurwissenschaften eine Rolle spielen, sind nicht undenkbar. Wirklich interdisziplinäre Themen der Geschlechterforschung kann man z.B. in der Verhaltensbiologie, die selber nichtinterdisziplinär ist, finden. Gerade diese Themen werden aber in den real existierenden Gender Studies strikt abgelehnt, weil sie ideologische Dogmen gefährden. Eine wirklich interdisziplinäre Behandlung von Themen, in denen Geschlechterunterschiede eine Rolle spielen, steht außerdem vor großen methodischen Problemen und stellt selbst ohne ideologische Voreingenommenheit eine große Herausforderung dar.

Okkupation medizinischer Forschung und "Gendermedizin"
In den aktuellen Debatten beobachtet man immer wieder Versuche von Vertretern der Gender Studies, namentlich unter dem Begriff Gendermedizin, medizinische geschlechtsspezifische Forschungsergebnisse als Verdienst der Gender Studies zu positionieren. Ein Beispiel hierfür ist die Dosierung bestimmter Medikamente. Diese war bisher für Frauen zu hoch, weil die klinischen Tests vor der Zulassung der Medikamente nur an Männern durchgeführt wurden. Derartige "androzentrisch / patriarchale Voreingenommenheiten" entdeckt und Forschungen zu einer besser an Frauen angepaßten Dosierung initiiert zu haben wird in den Debatten als Verdienst der Gender Studies präsentiert. Analog dazu wurde u.a. in der "Hart aber fair"-Sendung vom 07.09.2015 argumentiert, spezielle künstliche Kniegelenke für Frauen seien ein Verdienst der Gender Studies. Dies ist in mehrerer Hinsicht absurd:
  • Personell sind die Gender Studies nicht qualifiziert, medizinische Forschung zu betreiben oder den vorhandenen medizinischen Wissensstand fachlich zu kritisieren oder zu widerlegen. Die Entwicklung besser für Frauen geeigneter Dosierungen und Kniegelenke ist ein Teil der Medizin, nicht der Gender Studies.
  • Ggf. ist strategische Kritik an der medizinischen Forschung nötig, diese kann aber von der gesamten politischen Öffentlichkeit formuliert werden. Die Gender Studies sind kein besserer Kritiker als ein beliebiger Feuilletonist oder ein Patientenverein.
  • Der Kern des Problems sind hier rein biologische Unterschiede zwischen Männern und Frauen. "Gender" in Sinne sozialer Geschlechterrollen spielt hier keine Rolle. Birgit Kelle kommentierte dies in der o.g. er "Hart aber fair"-Sendung, Frauen hätten kein "soziales Knie", sondern ein weibliches. Die Gender Studies verstehen entweder ihren zentralsten Begriff "Gender" selber nicht oder betreiben einmal mehr Doublespeak. Verblüffend ist hier auch, daß die Gender Studies normalerweise biologische Erkenntnisse kategorisch als irrelevant ablehnen.
  • Ursache dafür, daß früher überwiegend Männer in den klinischen Tests benutzt wurden, liegt nicht in androzentrischen Denkweisen, sondern in der offensichtlichen Geringschätzung der Gesundheit von Männern, für die das Risiko von Gesundheitsschäden durch die klinischen Tests als nicht so schlimm abgesehen wird wie bei Frauen. Ein klassischer Sexismus gegen Männer wird hier umetikettiert als Frauenunterdrückung.
Konsequenterweise müßten die Gender Studies eigentlich auch die komplette Urologie und Gynäkologie für sich reklamieren, denn auch dort finden sich sehr deutliche Geschlechterunterschiede.

Die Versuche, medizinische Forschungsergebnisse als Teil der Gender Studies zu okkupieren, sind eine durchsichtige Strategie: Die Wissenschaftlichkeit dieser Forschungen und ihr realer Nutzen stehen außer Zweifel. Wenn man es schafft, diese Ergebnisse als Teil der Gender Studies einzuordnen, hat man (a) leicht verständliche Beispiele für wissenschaftliche Ergebnisse und kann (b) versuchen, dies auf beliebige andere Themen, die als Gender Studies etikettiert werden, zu verallgemeinern.



Wissenschaftsevaluation der Gender Studies


Methoden der Wissenschaftsevaluation
Evaluation anhand der Forschungsergebnisse
Evaluation anhand der Forschungsmethodik und des Qualitätssicherungssystems
Evaluation anhand der Qualifikation des Personals
Evaluation anhand des Forschungsbetriebs
Quellen

Methoden der Wissenschaftsevaluation
Im vorigen Abschnitt wurde die Frage, ob die Gender Studies überhaupt eine eigenständige und ggf. interdisziplinäre Wissenschaft darstellt, diskutiert und verneint. Dies schließt aber nicht aus, daß trotzdem unter dem Etikett Gender Studies im Einzelfall und auf enger fokussierten Themengebieten wissenschaftliche Forschung zu Geschlechterfragen betrieben wird. Wie schon im Abschnitt über die Institutionen der Gender Studies dargestellt sind diese fachlich vor allem der Soziologie, sozialen Arbeit, Pädagogik, Geschichte, Literatur oder Psychologie zugeordnet. D.h. wenn überhaupt kann nur diese lose zusammenhängende Menge an Aktivitäten beurteilt werden. Hier ist es auch kaum vermeidbar, auf den allgemeinen Zustand der jeweiligen Hauptdisziplinen einzugehen (der bei der Soziologie und Psychologie von Krisen gekennzeichnet ist).

Die Wissenschaftlichkeit einer Forschungsdisziplin kann anhand unterschiedlicher Qualitätsmaßstäbe evaluiert werden; die wichtigsten sind:

  1. Vorhandensein eines Kernthemenbereichs und grundlegender Theorien, Lösungsansätze und -Methoden, mit denen sich Probleme in diesem Kernthemenbereich lösen lassen. Wie schon oben dargestellt ist dieses Kriterium bei den Gender Studies nicht erfüllt.
  2. anhand ihrer Ergebnisse
  3. anhand des Vorhandenseins einer Forschungsmethodik und entsprechenden wissenschaftlichen Standards sowie eines funktionierenden Qualitätssicherungssystems
  4. anhand der Qualifikation des Personals
  5. anhand der äußeren Umstände und Merkmale des Forschungsbetriebs
Evaluation anhand der Forschungsergebnisse
Hierbei sind zwei verschiedene Stile denkbar: kleinteilig oder summarisch.

Bei einer "kleinteiligen" Evaluation überprüft man einzelne Publikationen oder andere wissenschaftliche Ergebnisse. Da man nicht Abertausende Einzelpublikationen prüfen kann, muß man sich auf zentrale oder charakteristische Ergebnisse beschränken; bei einem unsauber abgegrenzten, nach eigenem Bekunden praktisch gar nicht abgegrenztem Gebiet wie den Gender Studies ist dies kaum möglich bzw. extrem aufwendig.

Eine summarische Evaluation fragt nur danach, ob die realen Probleme, die eine Forschungsdisziplin adressiert, mit deren Methoden erfolgreich gelöst werden konnten. Eine Evaluation der Gender Studies anhand ihrer Ergebnisse führt zu sehr vielen Beispielen von Versagen. Maßstab ist der generelle Anspruch, auf Basis der Ergebnisse der Gender Studies Geschlechterunterschiede zu reduzieren. Die gesellschaftlichen Transformationen, die seit 1 bis 2 Generationen auf Basis von feministischen Theorien, die sich auf die Gender Studies beziehen, vorgenommen wurden, haben in vielen zentralen Punkten versagt, also den Praxistest nicht bestanden. Am besten ist dies unter den Schlagwort Gender-Paradox in den Filmen von Harald Eia dokumentiert worden.

Evaluation anhand der Forschungsmethodik und des Qualitätssicherungssystems
Für den Wert wissenschaftlicher Ergebnisse kommt es theoretisch nicht darauf an, wie diese Ergebnisse erzielt wurden. Alle erfolgreichen Wissenschaften haben allerdings Methoden entwickelt, wie vorzugehen ist, um gültige Ergebnisse zu erzielen und um andere, konkurrierende Forscher von der Gültigkeit der eigenen Ergebnisse zu überzeugen. Am perfektesten ist dies in der Mathematik entwickelt, wo mathematische Aussagen (Theoreme) formal bewiesen werden müssen. In anderen Gebieten ist ein formaler Beweis nicht möglich, dort haben sich andere Forschungsmethodiken bzw. entsprechende Standards entwickelt, mit denen Theorien mehr oder weniger glaubwürdig gemacht werden können. Wissenschaftliche Standards sind in der Mathematik, in der Medizin, in den Literaturwissenschaften usw. jeweils völlig anders und nicht auf andere Gebiete übertragbar (Mehr hierzu).

Die eigentliche Qualitätssicherung leisten dabei im Endeffekt normalerweise die Experten aus dem gleichen Fachgebiet ("Peers"), die für Zeitschriften und andere Publikationsmedien eingereichte Beiträge begutachten und die hierbei u.a. die Einhaltung wissenschaftlicher Standards kontrollieren und ggf. eingereichte Publikationen ablehnen. Die Maßstäbe, nach denen ein Gutachter bewertet, müssen öffentlich und klar nachvollziehbar sein. Theoretisch sollte ein Forscher selber ein Gutachten über seine Arbeit schreiben können.

Die Glaubwürdigkeit eines wissenschaftlichen Qualitätssicherungssystems hängt offensichtlich davon ab, ob es imstande ist, Fehlleistungen zuverlässig auszufiltern und z.B. die Publikation von unrichtigen Ergebnissen zu verhindern, ferner davon, ob die wissenschaftlichen Standards auch für Außenstehende plausibel erscheinen.

Im Falle der Gender Studies sind eklatante Defizite im wissenschaftlichen Qualitätssicherungssystem unübersehbar:

  • Teilweise wird wissenschaftliche Kritik prinzipiell abgelehnt oder nur von "genehmen" Kritikern zugelassen, also die wissenschaftlichen Qualitätssicherung prinzipiell abgelehnt. Eine zentrale Rolle spielt hierbei die feministische Standpunkttheorie.
  • Wie schon oben erwähnt haben die gesellschaftlichen Transformationen, die feministische Parteien auf Basis der Ergebnisse der Gender Studies durchgesetzt haben, oft den Praxistest nicht bestanden.
  • In Einzelfällen wurde das krasse Versagen des Qualitätssicherungssystems genau dokumentiert. Der erste sehr bekannten Fall war die Sokal-Affäre. In 2018 haben Pluckrose, Lindsay und Boghossian eine ganze Serie von Hoax-Artikeln mit z.T. haarsträubenden Inhalten in "angesehenen" feministischen Journalen als peer-reviewte Beiträge untergebracht.
  • Über 1000 Publikationen der Gender Studies, die schon anhand der Informationen in der Zusammenfassung offensichtlich keinen Qualitätsstandards genügen, wurden unter dem Twitter-Konto "Real Peer Review" dokumentiert.
Evaluation anhand der Qualifikation des Personals
Daß die Qualifikation des Personals ein wesentlicher Einflußfaktor für die Ergebnisse eines Fachgebiets sind, sollte offensichtlich sein.

Im Falle der Gender Studies werden die meisten potentiellen Forscher faktisch ausgeschlossen: wie schon oben erwähnt praktisch alle Männer, ferner die meisten nichtideologisierten Frauen. Diese drastische Reduktion des Pools talentierter Forscher kann kaum ohne Auswirkungen auf die Qualität der Forschung bleiben. Haidt berichtet über konkrete Fälle und die generellen Strukturen, wie nicht ideologisch bzw. feministisch geprägte Forscher schikaniert und letztlich aus dem Wissenschaftsbetrieb weggemobbt werden.

Evaluation anhand des Forschungsbetriebs
Haidt (bzw. Duarte) berichten in ihrer ausführlichen Evaluation der Sozialpsychologie davon, daß Forschungsansätze oder -Ergebnisse, die nicht feministischen (bzw. egalitären) Vorgaben entsprechen, zu erheblichen Schikanen für die beteiligten Forscher führen können und aktiv unterdrückt werden. Der Forschungsbetrieb in diesem Fach stellt also nicht sicher, daß Forscher unbeeinflußt arbeiten können. Haidt zeigt Beispiele, wie dies zu weitverbreiteten erheblichen Fehlern führt. Ein Beispiel ist die selbstverständliche Annahme in vielen Untersuchungen, Stereotype seien stets unzutreffend und negativ zu bewerten. Tatsächlich sind sie in sehr vielen Fällen richtig und sind eine der besten Prognosen für die tatsächlichen Verhältnisse.

Die Evaluation von Haidt bezieht sich zwar "nur" auf die Sozialpsychologie (und vermutlich auf Nordamerika). Dieses Fachgebiet ist allerdings zentral für die Gender Studies, und die von Haidt beschriebenen Ursachen (namentlich die extrem unausgewogene ideologisch Positionierung des Personals) dürfte auch in benachbarten Fachgebieten zutreffen. Ferner kann wegen der internationalen Vernetzung und der Dominanz der USA geschlossen werden, daß die beschriebenen Verhältnisse auch in anderen Regionen ähnlich sind.

Quellen


Die Feministische Standpunkttheorie


Kurzdarstellung der Standpunkttheorie
Relativismus und Konstruktivismus
Sozialkonstruktivismus
Begründung der Minderwertigkeit von Erkenntnissen privilegierter Forscher
Befangenheit als Qualitätsmerkmal?
Innere Widersprüche der feministischen Standpunkttheorie
Zusammenfassende Wertung der feministischen Standpunkttheorie
Quellen

Die Feministische Standpunkttheorie ist eine Wissenschaftstheorie, die von vielen Gender-Forschern propagiert wird und die einen Eckstein der Gender Studies bzw. "feministischer Wissenschaft" darstellt. In anderen Wissenschaften als den Gender Studies und ähnlichen Zweckwissenschaften gilt die Standpunkttheorie als unwissenschaftlich.

Die Kerngedanken der Standpunkttheorie, wonach Männer als patriarchale Unterdrücker nicht über gültiges Wissen verfügen können, finden sich auch außerhalb der Forschung in der Politik und im feministischen Demokratieverständnis wieder: Das Frauenstatut der Grünen schließt folgerichtig Männer systematisch an der politischen Zeilhabe aus.

Kurzdarstellung der Standpunkttheorie
Die Standpunkttheorie basiert auf zwei Unterstellungen:
  • Die Erkenntnisgewinnung hängt von der Position des Forschenden innerhalb gesellschaftlicher Herrschaftsverhältnisse ab.
  • Es gibt bessere und schlechtere Standpunkte, von denen aus die Welt betrachtet und interpretiert werden kann. Tendenziell ist der Standpunkt einer dominierten Gruppe für eine objektive Wahrnehmung besser geeignet als der Standpunkt einer herrschenden Gruppe.
D.h. indem sich ein Forscher zum Mitglied einer dominierten Gruppe erklärt bzw. konkurrierende Forscher zum Mitglied einer privilegierten Gruppe, sind seine Erkenntnisse automatisch besser und er ist Gewinner eventueller Debatten.

In der feministischen Standpunkttheorie kommt als weitere Unterstellung hinzu, daß eine Geschlechterhierarchie existiert, in der die Frauen immer die dominierte Gruppe bilden, also den Opferstatus beanspruchen. Hieraus ergibt sich automatisch, daß Frauen bzw. Vertreter feministischer Standpunkte bessere und damit die gültigen Erkenntnisse gewinnen. Kurz gesagt: Frauen haben immer recht.

Aus dem eigenen unterstellten Opferstatus wird also abgeleitet, eine bessere Erkenntnisfähigkeit und besseres Wissen zu haben. Diese Schlußfolgerung kann man auch bei SJWs und den zugehörigen Postcolonial Studies und ähnlichen (Pseudo-) Wissenschaften beobachten.

Die Gruppe der Frauen wird inzwischen im Rahmen der sogenannten Intersektionalität nach weiteren soziale Strukturkategorien wie Klasse, sexuelle Orientierung und Ethnizität untergliedert. Bestimmte Ausprägungen dieser Strukturkategorien sind mit einem höheren Diskriminierungsstatus verbunden und führen zu einem überlegenen Standpunkt. So hat bspw. eine schwarze lesbische Unterschichtfrau bessere Erkenntnisse als eine weiße, heterosexuelle Mittelschichtfrau.

Die Standpunkttheorie, speziell die feministische, steht in krassem Gegensatz zum klassischen, an Objektivität orientierten Wissenschaftsverständnis, wonach Erkenntnisse nicht von der Person des Erkenntnisgewinnenden abhängen dürfen. Dieses klassische Wissenschaftsverständnis wird bei einem feministischen Wissenschaftsverständnis als "maskulin" bzw. "androzentrisch" abgelehnt, ebenso die Annahme, es könne so etwas wie "objektive Erkenntnisse" geben.

Relativismus und Konstruktivismus
Die Standpunkttheorie kann man wegen der ersten o.g. Unterstellung einordnen in den Relativismus - der die Existenz von objektiven Wahrheiten prinzipiell verneint - bzw. des Konstruktivismus - der die menschliche Fähigkeit, objektive Realität zu erkennen, mit der Begründung bestreitet, jeder einzelne würde sich seine Wirklichkeit im eigenen Kopf konstruieren. Der radikale Konstruktivismus geht so weit zu behaupten, Objektivität im Sinne einer Übereinstimmung von wahrgenommenem (konstruiertem) Bild und Realität sei unmöglich; jede Wahrnehmung sei vollständig subjektiv. In seinem sehr bekannt gewordenen Buch Angst vor der Wahrheit: Ein Plädoyer gegen Relativismus und Konstruktivismus widerlegt Boghossian die zentralen Annahmen der meisten Varianten des Relativismus bzw. Konstruktivismus, i.w. indem er ihn auf sich selbst anwendet.
Sozialkonstruktivismus
Der vor allem in den Gender Studies dominierende Sozialkonstruktivismus ist nicht, wie es die Wortkonstruktion nahelegt, eine spezialisierte Form des Konstruktivismus. Der Konstruktivismus ist in erster Linie eine Erkenntnistheorie, es geht also um die Voraussetzungen und Grenzen der Gewinnung von Erkenntnissen und Wissen, und zwar grundsätzlich in beliebigen Wissenschaftsgebieten. Der Sozialkonstruktivismus ist eher eine Denkschule innerhalb der Sozialwissenschaften. Sie geht von ideologisch geprägten Dogmen über soziale Verhältnisse aus und stützt sich erkenntnistheoretisch auf die Standpunkttheorie.

Der Sozialkonstruktivismus geht nach Hacking (1999) von der These aus, daß soziale Strukturen, wie man sie - ggf. völlig korrekt - beobachtet, nicht notwendig von Natur aus so sind, sondern willkürlich sozial konstruiert wurden und auch ganz anders hätten konstruiert sein können. Ferner werden soziale Phänomene vor allem dann als sozial konstruiert bezeichnet, wenn sie schlecht oder änderungsbedürftig bewertet werden.

D.h. bevor eine konkrete soziale Realität überhaupt untersucht wird, weiß man schon vorher, daß sie (a) nur zufällig so ist, wie sie jetzt ist, aber auch anders aussehen könnte, und (b) bei Bedarf umkonstruiert werden kann. Es werden also auf der Sachebene bestimmte (ideologisch erwünschte) Erkenntnisse vorgegeben. Genaugenommen geht es hier nicht alleine um die aktuell vorhandene soziale Realität, sondern um ihre Entstehung und ihre Wandelbarkeit. Ferner wird die Beschreibung der Realität i.d.R. nicht getrennt von ihrer moralischen Bewertung.

Diese vorgegebene Beliebigkeit der sozialen Realität ist für die feministische Ideologie unverzichtbar, denn daraus folgt, daß alle Facetten des existierenden Geschlechterverhältnisses als willkürlich und als zu ersetzen durch die moralisch überlegenen feministischen Strukturen dargestellt werden. Das eigentliche Erkenntnisinteresse rückt hier in den Hintergrund, denn die vorhandene Realität wird regelmäßig als schlecht und als umzugestalten angesehen. Relevant ist nur noch die Umgestaltbarkeit der sozialen Verhältnisse.

Da der Sozialkonstruktivismus bestimmte zentrale Erkenntnisse über soziale Strukturen vorschreibt, ist er im engeren Sinne keine Erkenntnistheorie, noch nicht einmal eine auf soziologische Fragestellungen eingeschränkte, denn Erkenntnistheorien schreiben nur Methoden vor, wie Erkenntnisse zu gewinnen sind, nicht die Ergebnisse entsprechender Forschungen. In der Praxis ist der Sozialkonstruktivismus allerdings kaum zu trennen von den Erkenntnistheorien Relativismus, Konstruktivismus und Standpunkttheorie, da sie regelmäßig zusammen benutzt werden.

Ein wesentlicher Begriff des Sozialkonstruktivismus ist die Rekonstruktion sozialer Verhältnisse. Die existierenden Verhältnisse treten langfristig stabil auf, natürliche, namentlich biologische Ursachen werden aber ausgeschlossen bzw. als unwichtig eingestuft. Um die Verhältnisse erklären zu können, wird daher unterstellt, daß sie "kopiert" werden, z.B. von der Elterngeneration auf die Kindergeneration, bzw. allgemeiner gesagt durch bestimmte Mechanismen "rekonstruiert" werden. Diese Kopiermechanismen müssen selber auch immer wieder rekonstruiert werden. Beliebt in diesem Zusammenhang ist der Verweis auf Stereotype (die meist grundlegend falsch verstanden werden).

Die These von der ausschließlichen Rekonstruktion kann allerdings nicht erklären, wie die "Kopiervorlagen" und der Kopiermechanismus initial entstanden sind - ursprünglich standen beide nicht zur Verfügung - oder wie und warum sich viele Verhältnisse ziemlich rasch verändern, z.B. infolge technologischen Wandels. Für die Entstehung und Adaption sozialer Verhältnisse müssen daher andere Mechanismen angenommen werden; dies führt aber zu dem inneren Widerspruch zur These, daß die Rekonstruktion der einzig relevante Mechanismus ist.

Begründung der Minderwertigkeit von Erkenntnissen privilegierter Forscher
Die Standpunkttheorie arbeitet mit zwei strukturell verschiedenen Unterstellungen, warum Erkenntnisse privilegierter Forscher minderwertig sind:
  1. Die falschen Fragen werden erforscht.
    Es wird unterstellt, daß die Themen und Fragestellungen, die erforscht werden, von den herrschenden Verhältnissen und Wertungen abhängen. D.h. es werden nur solche Fragen erforscht, die den Interessen und dem Machterhalt der herrschenden Klasse dienen, während andere, wichtigere Themen (aus Sicht der diskriminierten Klasse) nicht erforscht werden. Man kann dies auch als selektive Wahrnehmung der Realität bezeichnen.
    Darüber hinaus wird unterstellt, daß die Realität, die man erforscht, durch den Einfluß der dominierenden Klasse "deformiert" ist. Die Erkenntnisse können daher nur die Absichten und interessengeleiteten Wahrnehmungen der dominierenden Klasse reproduzieren. Beispielsweise kann man in einer Welt, wo es nur Königreiche gibt, nicht über Demokratien forschen. Dieses Problem betrifft auch einen nicht interessengeleiteten Forscher,
  2. Die Antworten sind defizitär, weil dem privilegierten Forscher wesentliche Erfahrungen fehlen, da er nicht persönlich von der Diskriminierung betroffen ist.
Der Vorwurf Nr. 1, die zu untersuchende Realität sei von der dominierenden Klasse "deformiert", ist in den Naturwissenschaften völlig absurd. Mathematische Gesetze oder physikalische Gesetze gelten auch auf Planeten, auf denen es gar keine Menschen gibt. D.h. dieser pauschale Vorwurf ist unhaltbar, er gilt allenfalls in Gebieten, die genau einzugrenzen wären. z.B. Teilgebieten der Soziologie.

Der Vorwurf, die falschen Fragen zu untersuchen oder sich über versteckte Annahmen in den Forschungsthemen nicht bewußt zu sein, deutet auf fehlende wissenschaftliche Standards hin. In Wissenschaften mit funktionierendem Qualitätssicherungssystem ist es üblich, von jeder Publikation selber zu verlangen, den Anwendungsbereich der Ergebnisse einzugrenzen (External validity) und damit vor unzulässigen Verallgemeinerungen zu warnen.

Selbst wenn diese Eingrenzung fehlt oder erst durch Kritik anderer Forscher nachgeliefert wird, werden die Ergebnisse in dem Bereich, wo die Annahmen zutreffen, deswegen nicht ungültig. Der Vorwurf der interessengeleiteten Auswahl von Forschungsthemen kann also nur an die Gesamtheit der Forschungsergebnisse einer Disziplin (nicht an einzelne Forscher oder einzelne Publikationen) gehen, relevante Themen nicht untersucht zu haben. Beheben kann man diesen Mangel nur, indem man die Lücken durch weitere Forschung schließt. Die bisherigen Ergebnisse werden deswegen aber nicht ungültig.

Der Vorwurf Nr. 2 unterstellt i.w., daß Forscher relevante Merkmale in ihrer Person (Klassenzugehörigkeit, sexuelle Traumatisierungen, Männerhaß usw.) haben, die sich wesentlich auf die Ergebnisse ihrer Forschung auswirken, insb. auf die Ergebnisse von Analysen, Durchführung von Experimenten und andere Tätigkeiten. Diese Unterstellung ist nur dann einigermaßen plausibel, wenn die (gefühlte) Diskriminierung in einem thematischen Zusammenhang zum Forschungsthema stehen (daß ein Hartz-4-Empfänger automatisch ein besser als ein Millionär über Kernphysik forscht, ist nicht plausibel).

Befangenheit als Qualitätsmerkmal?
Gegen die Gültigkeit der Annahme, persönlich Betroffene würden bessere Forschungsergebnisse liefern, sprechen zwei Argumente:
  • Voreingenommenheit bzw. Befangenheit: Die persönliche Betroffenheit wird i.d.R. zu vorweggenommenen Wertungen führen, die bestimmte Untersuchungsergebnisse erwünscht bzw. unerwünscht machen, d.h. es entsteht ein Interessenkonflikt. Überall außerhalb der Gender Studies führt eine offensichtliche Befangenheit einer Person in der Regel dazu, diese Person für ungeeignet zu halten, sie selbst betreffende Untersuchungen durchzuführen oder Wertungen vorzunehmen.
  • empirische Irrelevanz: Sofern es sich um empirische Fragestellungen handelt - das trifft für die meisten soziologischen Themen zu -, können diese nur statistisch anhand einer größeren Zahl von Fällen untersucht werden. Ein konkreter Einzelfall spielt keine Rolle, eine Überbetonung eines Einzelfalls verschlechtert die Forschungsergebnisse.
Innere Widersprüche der feministischen Standpunkttheorie
Der zentrale Begriff der "dominierten Gruppe" (oder diskriminierten Gruppe) läßt offen, wie festgestellt wird, welcher Debattenteilnehmer Mitglied einer dominierten Gruppe ist und somit die besseren Argumente hat. Hierfür sind zwei Ansätze denkbar bzw. in der Realität vorzufinden:

(a) Die Klassifizierung als "diskriminierte Gruppe" wird aufgrund einer Machtposition vorgenommen. Dies ist der Normalfall im institutionalisierten Feminismus und von diesem abhängigen Forscherpopulationen. Die Opferrolle der Frau ist hier ein Dogma, das aufgrund der Machtverhältnisse nicht hinterfragbar und ideologisch vorgegeben ist. Als direkter Nutznießer dieser Machtverhältnisse sind Frauen aber Mitglied einer dominierenden Gruppe. Dies steht im Widerspruch dazu, Frauen pauschal als diskriminiert anzusehen.

(b) Die Zuordnung wird aufgrund einer soziologischen Analyse vorgenommen. Diese Analyse wird i.d.R. strittig sein, d.h. die Frage, wer den besseren Standpunkt hat, entsteht erneut. In vielen Fällen überschneidet sich das Thema der Debatte mit der Frage, wer wie diskriminiert ist (namentlich wegen der Unterstellung, daß selber Betroffene besser forschen). Die Analyse, wer den privilegierten Status als Diskriminierter in einer Debatte einnehmen darf, setzt also Ergebnisse dieser eigentlich noch zu führenden inhaltlichen Debatte voraus.

Zusammenfassende Wertung der feministischen Standpunkttheorie
  • Die feministische Standpunkttheorie wird von interessierten Kreisen kritiklos auf beliebige Wissenschaften angewandt, um diese nach Bedarf als irrelevant erklären zu können, speziell die Biologie und generell alle Naturwissenschaften. Die Voraussetzungen der Standpunkttheorie sind dort aber nicht erfüllt, und die Standpunkttheorie ist deswegen dort nicht anwendbar.
  • Die institutionalisierten Gender Studies erfüllen hingegen auf den Forschungsbetrieb bezogen nachgerade idealtypisch die Voraussetzungen der Standpunkttheorie (hegemoniale feministische Machtpositionen, einseitige, interessengeleitete Themenwahl, keine eigene Betroffenheit von Diskriminierungen in der Forschung).

    Beispielsweise ist die programmatische Vorgabe, bei jeder beliebigen wissenschaftliche Fragestellung spiele das Geschlecht der beteiligten Personen eine Rolle, eine willkürliche und fragwürdige Ausgestaltung des Forschungsdesigns, die fast zwangsläufig dazu führt, irgendwelche Unterschiede zu finden, die eher Zufallsprodukte sind.

    Wenn überhaupt, ist die Standpunkttheorie also als grundsätzliche Kritik an den Gender Studies brauchbar. Der eklatante Mangel an Selbstkritik in den Gender Studies, also die fehlende Selbstanwendung der eigenen Wissenschaftstheorie (vgl. hierzu Hirschauer (2014)), ist wiederum nicht überraschend, da diese großenteils als Zweckwissenschaft für feministische Politik fungieren und sich keiner Kritik stellen müssen.

  • In den Fällen, wo die Standpunkttheorie zu einer plausiblen Wissenschaftskritik führt (nicht abgedeckte Forschungsthemen, unzulässige Verallgemeinerungen), wird die falsche Schlußfolgerung gezogen, vorhandene Ergebnisse für ungültig erklären zu können. Die richtige Schlußfolgerung wäre, den Anwendungsbereich vorhandener Erkenntnisse genauer einzugrenzen und bekannte oder neue Lücken durch weitere Forschung zu füllen.
Quellen


Der Kampfbegriff "Wissensproduktion"

Der Begriff "Wissensproduktion" wird intensiv in der feministischen Literatur benutzt. Er klingt zunächst einmal unverdächtig, denn wenn man Wissen erlangen will, muß man etwas dafür tun, sich also Mühe geben und forschen. In diesem Sinne kann man auch von einer Produktion von Wissen anstelle von Forschung reden.

Produktion hat aber üblicherweise einen anderen Sinn, nämlich die industrielle Herstellung eines bestimmten Guts, wobei das produzierte Gut (die Ware) weitgehend willkürlich gestaltet werden kann, entweder nach Wunsch eines Kunden bei einer Einzelbestellung oder nach den Vorstellungen des Herstellers, der einen Markt bedienen will.

Der Begriff "Wissensproduktion" suggeriert also, daß Wissen weitgehend willkürlich gemäß den Interessen der Beteiligten erzeugt werden kann. Unter Forschung versteht man im Gegensatz dazu die Entdeckung von Regeln und Zusammenhängen, die "von Natur aus" gelten und die nur entdeckt werden. Man kann z.B. die Ursachen einer Krankheit erforschen und als Ursache einen Virus finden. Man kann aber nicht, auch wenn man das gerne möchte, als Ursache Übermüdung finden, weil man die leichter behandeln könnte.

Der Begriff "Wissensproduktion" ist nichts anderes als eine versteckte Behauptung, daß die Standpunkttheorie korrekt ist und daß es keine Wahrheiten gibt, die unabhängig von der Person gelten.



Kritik von Wissenschaftlern an der Wissenschaftlichkeit der Gender Studies


Wissenschaftliche Kritik aus den Gender Studies
Wissenschaftliche Kritik von Soziologen
Wissenschaftliche Kritik von Biologen
Wissenschaftliche Kritik von Psychologen
Wissenschaftliche Kritik auf Basis von Qualitätsanalysen
Quellen

Eine seriöse Geschlechterforschung ist wegen der vielen involvierten Fachdisziplinen hochgradig interdisziplinär und äußerst anspruchsvoll. Eine wissenschaftlich fundierte Kritik an den Gender Studies steht damit vor dem gleichen Problem wie eine seriöse Geschlechterforschung: Die Widerlegung der feministischen Thesen und Theorien verlangt eine vergleichbare Qualifikation, wie sie für das eigene Erstellen solcher Theorien benötigt wird, also sehr gute Kenntnisse in mehreren involvierten Fachdisziplinen. Der Vorrat an solcherart wissenschaftlich qualifizierten Personen ist durchaus beschränkt.

Grundlegende Kritik am (wissenschaftlichen) Feminismus löst ferner regelmäßig massive persönliche Anfeindungen aus dem feministischen Lager aus, wahlweise Masku, Nazi, rechtsradikal, Frauenhasser oder alles gleichzeitig zu sein. Die feministische "silencing"-Strategie, Sachkritik durch persönliche Anfeindungen mundtot zu machen, war in der Vergangenheit sehr erfolgreich und stellt insofern ein hohes persönliches Risiko für Kritiker dar. Hochkarätige Wissenschaftler sind also normalerweise nicht gerade motiviert, ihre Zeit dafür zu investieren, Kritik an den Gender Studies bzw. dem Feminismus zu formulieren und dafür an den Pranger gestellt zu werden.

Wissenschaftliche Kritik aus den Gender Studies
Umso bemerkenswerter ist die folgende 2014 erschienene massive wissenschaftliche Insider-Kritik an den Gender Studies von Stefan Hirschauer: Wozu Gender Studies? Ein Forschungsfeld zwischen Feminismus und Kulturwissenschaft. Diese Kritik erschien in der Zeitschrift "Forschung und Lehre" des Deutschen Hochschulverbands, der Berufsvertretung der Universitätsprofessoren und des wissenschaftlichen Nachwuchses. Hirschauer ist Sprecher der DFG-Forschergruppe 1939 "Un/doing Differences. Praktiken der Humandifferenzierung" und insofern ein wissenschaftliches Schwergewicht, als DFG-Forschergruppen sehr selten sind und eine sehr harte Begutachtung überstehen müssen. Dieser etwas längere Text ist zur Gänze lesenswert und kann nur wärmstens empfohlen werden. Im Kern ist er ein flammender Appell, in der Geschlechterforschung zur Wissenschaftlichkeit zurückzukehren. Hirschauer bestätigt wesentliche, seit Jahren in der informierten Öffentlichkeit angeprangerte Kritikpunkte an den real existierenden Gender Studies:
  • Er beklagt, die Gender Studies seien eine "beschwichtigende Umbenennung der feministischen Geschlechterforschung", ein "dünner rhetorischer Lack auf einer traditionellen Frauenforschung, die sich als feministische Gegenwissenschaft versteht". Er fordert: "Die Forschung über Frauen, Männer und Queers muss ihren tradierten politischen Separatismus endlich überwinden und auf dem Weg einer professionellen Distanzierung ihre angestammten Loyalitäten gegenüber sozialen Bewegungen in den Griff kriegen. Gefragt sind nüchterne Bestandsaufnahmen ungleicher Chancen in der Konkurrenz der 'Geschlechter'... von archaischen Gewaltakten gegen Frauen über die Irrelevanz von Geschlecht bis zur Benachteiligung von Männern." In Anlehnung an Hans-Joachim Friedrichs und dessen Auffassung vom Berufsethos von Journalisten postuliert er: "Eine gute Gender Forscherin erkennt man daran, dass sie sich nicht gemein macht mit einer Sache." (Das Femininum in diesem Satz ist mit Sicherheit generisch gemeint.)
  • Er beklagt ferner, die Gender Studies seien ein "rhetorisches Mäntelchen für bürokratische Frauenfördermaßnahmen" und bezeichnet das Label 'Gender' als politischen Etikettenschwindel, das hochschulpolitische Versuche tarnt, "hartnäckige Männerdomänen in bestimmten Fächern mit 'Frauenprofessuren' aufzubrechen". Wenn man will, kann man dies auch als Kritik an der reduzierten Qualitätssicherung in Berufungsverfahren und die Auswirkungen hiervon auf das Qualifikationsniveau der Professorenschaft interpretieren.
Hirschauer distanziert sich übrigens - konsequenterweise - gleichermaßen von wissenschaftsfeindlichen feministischen und maskulistischen Strömungen und jeder ideologisch verzerrten Positionierung der Geschlechterforschung in der Öffentlichkeit. Sarkastisch prangert er ein mediales "unerquickliches Schlammcatchen ewig Gestriger gegen ewig Vorgestrige" an. Die beiden Parteien charakterisiert er als "eine traurige Gesellschaft von revanchistischen Männern und Comedians, die ausrangierte Sexismen pflegen" bzw. "Professorinnen, die sich in ihrem besseren politischen Bewusstsein eingebunkert haben".

Nicht minder lesenswert eine scharfe Replik auf den Text von Hirschauer, die auf der WWW-Seite der Fachgesellschaft Geschlechterstudien erschienen ist: Stephan Trinkaus: Wissenschaft braucht den Feminismus nicht. Die Replik wirft Hirschauer vor, Subjekt und Objekt, also Forscher und Forschungsgegenstand, und Politik und Wissenschaft trennen und die Gender Studies zum Teil der wissenschaftlichen Normalität machen zu wollen und sich damit "mit keiner guten Sache gemein zu machen". Diese Stellungnahme reproduziert i.w. die bekannte feministische Standpunkttheorie, die außerhalb der Gender Studies als unwissenschaftlich gilt.

Wissenschaftliche Kritik von Soziologen
Massive Kritik üben Schnell, Hill und Esser (2013) an den wissenschaftlichen Methoden der Gender Studies:
Bei 'feministischen Ansätzen' handelt es sich zwar teilweise um empirische Beschreibungen gesellschaftlicher Verhältnisse, diese Beschreibungen werden aber mit Werturteilen und politischer Strategie vermischt. Da keine Trennung von Beschreibungen, Erklärungen, Werturteilen, Hoffnungen und Wünschen erfolgt, sind solche Aussagen einer systematischen empirischen und theoretischen Analyse und rationalen wissenschaftlichen Diskussion nur schwerlich zugänglich. Damit handelt es sich bei 'feministischen Ansätzen' nicht um Theorien im Sinne der analytischen Wissenschaftstheorie". ... Die wissenschaftstheoretische Kritik 'feministischer Ansätze' bezieht sich weiterhin auf die Vermischung von Entdeckungs- und Begründungszusammenhang: Aus der möglichen Tatsache, dass Wissenschaftler andere Themen als Wissenschaftlerinnen untersuchen, lässt sich nichts über die Gültigkeit der gewonnenen Ergebnisse folgern. ... Der dritte wissenschaftstheoretische Kritikpunkt bezieht sich auf die vorgebliche Verwendung spezieller Datenerhebungs- und Datenanalysemethoden. Die hierbei anzulegenden Gütekriterien sind aber in keiner Weise 'geschlechtsabhängig'. Gütekriterien wissenschaftlicher Forschung sind universell gültig.
Wissenschaftliche Kritik von Biologen
In der Biologie gab es schon länger vereinzelte Proteste gegen die Thesen der Gender Studies, namentlich die gegen die Unterstellung, es gäbe keine relevanten biologischen Prägungen. Allerdings wurden diese Proteste kaum öffentlich wahrgenommen. Dies ändert sich seit einiger Zeit. Die bekanntesten Kritiker sind folgende Professoren: Inhaltlich sind die Kritikpunkte der Biologen nichts Neues, neu ist der entschiedene Widerspruch von Lehrstuhlinhabern gegen die Grundthesen der Gender Studies.

Eine weitere sehr ausführliche Kritik an den feministischen Gender-Theorien stammt von dem Diplom-Biologen Matthias Rahrbach (2015).

Wissenschaftliche Kritik von Psychologen
Roy F. Baumeister, einer der weltweit meistzitierten Sozialpsychologen, schätzt den Feminismus als die bei weitem wichtigste Ursache für voreingenommene Forschung in seinem Fachgebiet ein:
In my own experience, feminism has been by far the most difficult aspect of liberal bias to overcome. Deeply ingrained habits of liberal feminist thought are augmented by widespread intimidation and enforcement, as accusations of sexism are considered sufficient to condemn both an idea and anyone who even suggests it. This is especially difficult because the feminist bias masquerades as opposing bias. (Baumeister (2015))
Wissenschaftliche Kritik auf Basis von Qualitätsanalysen
Söderlund (2017) vergleicht die Qualitätsmerkmale (oder Indikatoren für fehlende Qualität) einer Stichprobe von Publikationen der Gender-Studies und anderer Sozialwissenschaften. Die GS-Publiationen wiesen einen höheren Grad an Voreingenommenheit und Normativität auf und suchten häufiger Erklärungen in kulturellen, umgebungsbedingten und sozialen Faktoren. Gut bekannte biologische und psychologische Ursachen für Geschlechtsunterschiede wurden um den Faktor 13 seltener erwähnt, was den Verdacht ideologischer Voreingenommenheit erweckt:
Gender studies might be prey to selective accounts of reality on the basis of ideological preferences. ... the present study lends empirical support to the criticisms concerning ideological bias, both in terms of objectivity and choice of explanatory factors.
Söderlund (2017) enthält ferner eine umfangreiche Bibliographie von wissenschaftlichen Kritiken der Gender-Studies.

Erwähnenswert ist ferner die generelle Kritik an der blank-slate-Hypothese.

Quellen


Irrelevanz und Unzuverlässigkeit

Die Gender Studies beanspruchen, "die Politik des Gender Mainstreamings praktisch umzusetzen", also politische Prozesse zu steuern, und feministische Politik wissenschaftlich zu begründen. Aufgrund dieser politisch gewollten Rolle sind u.a. die Stellen oft außerhalb des normalen Wissenschaftsbetriebs finanziert, z.B. durch eigene Förderprogramme oder Stabsstellen, und nicht dem sonst üblichen wissenschaftlichen Wettbewerb um Ressourcen ausgesetzt. Diese Sonderstellung der Gender Studies führt zur Frage, ob die Gender Studies Erkenntnisse liefern, die praktisch politisch verwertbar sind.
Fehlende oder geringe Relevanz
Die disziplinäre Verortung aller deutschen Gender-Professuren weist alleine 15 Stellen in den Literaturwissenschaften aus. Für Literaturwissenschaftler mag die Rolle von Frauen in der klassischen Literatur von großem Interesse sein, für die heutigen geschlechterpolitischen Debatten sind diese Erkenntnisse völlig irrelevant. Unter den insgesamt 34 Disziplinen der ZEFG-Datenbank finden sich viele ähnlich gelagerte Fälle, z.B. Sprachen, Kunst, Sport etc. Einigermaßen relevante Ergebnisse sind allenfalls von empirischer Sozialforschung und damit zusammenhängenden Nachbargebieten erwarten. Die nötige fachliche Kompetenz hierfür wird man nur bei Disziplinen wie Soziologie, Psychologie, Politik oder Wirtschaftswissenschaft erwarten können; diese machen nur ca. 30% der Genderprofessuren aus.

Auch eine einschlägige Denomination einer Professur garantiert natürlich nicht, daß diese gesellschaftlich relevante Themen untersucht und - noch kritischer - zu validen Ergebnissen kommt. Übersichten über die konkret behandelten Themen der existierenden Gender-Professuren sind nicht auffindbar; einen repräsentativen Überblick gibt vermutlich die Liste der Projektanträge für das Förderprogramm "Frauen an die Spitze", s. Bundestagsdrucksache 16/11754. Von den über 100 Anträgfen wurde nur rund die Hälfte gefördert, rund 30 daraus werden in einem Bericht des BMBF beschrieben).

Die ersten 5 Projekte in diesem Bericht untersuchen alle die Frage, warum so wenig Frauen MINT-Fächer wählen und wie man die (seit ca. 30 Jahren erfolglos betriebenen) Werbemaßnahmen verbessern könnte. Die Antworten kennt man längst, sie sind allerdings politisch / ideologisch unkorrekt, deshalb forscht man weiter nach - bildlich gesprochen - der Quadratur des Kreises. M.a.W. sind die Forschung zwar thematisch einschlägig, die Ergebnisse aber entweder aufgrund ideologische Vorgaben und voreingenommener Forschungsansätze nicht valide. (Sofern ein Forscher entgegen ideologischen Vorgaben forscht, kann er zwar valide Resultate erzielen, allerdings werden diese nicht politisch verwertet.)

Die (Un-) Zuverlässigkeit soziologischen Wissens
Klagen darüber, dass soziologischem Wissen nicht vertraut wird, gibt es seit langem (s. z.B. Kühl (2003)). Ebenfalls betroffen hiervon ist die Sozialpsychologie. Die feministischen Gender Studies als zumindest optisch sehr präsenter Teil dieser Wissenschaftsgebiete haben hierzu wesentlich beigetragen, das Problem geht aber über die Gender Studies hinaus. Hauptprobleme der Sozialwissenschaften sind:
Quellen und Materialien


"Real Peer Review"

Wie schon oben erwähnt zeichnen sich echte Wissenschaften durch ein funktionierendes Qualitätssicherungssystem aus. Die Qualität von Forschungsergebnissen kann nur von anderen Forschern, die auf dem gleichen oder einem ähnlichen Gebiet arbeiten, also von Fachkollegen (englisch: peers) kompetent beurteilt werden. Zeitschriften bzw. Publikationsorgane, die für eine hohe Qualität bürgen (wollen), lassen daher jede Einreichung von ca. 3 Fachkollegen begutachten und nennen sich peer-reviewed.

Bekanntere Falle wie die Sokal-Affäre zeigen punktuell sehr deutlich das Versagen der Qualitätssicherung in den Gender Studies, man kann aber einwenden, das seien nur Einzelfälle. Das enorme Ausmaß des Versagens der Qualitätssicherung in den Gender Studies (bzw. allgemeiner gesagt Teilen der Soziologie) ist von einem anonymen Insider mit dem Twitter-Konto @Real_PeerReview dokumentiert worden. Alle Tweets bestanden darin, die Original-Zusammenfassung von Gender Studies-Publikationen zu zeigen und darin wenige markante Zeilen oder Sätze hervorzuheben, die offensichtlich haarsträubender Unsinn sind (z.B. daß biologische Geschlechter sozial konstruiert sind) oder nicht einmal elementarste Qualitätsstandards eingehalten wurden.

In 2015 veröffentlichte @Real_PeerReview über 1000 (!) derartige Tweets, das Konto hatte rund 10,000 Follower und wurde so zu einem Politikum. Der anonyme Insider wurde daraufhin von Fach-"Kollegen" - die ihn offenbar entdeckt hatten - massiv bedroht (s. Rosiak (2016) und Neff (2016)) und löschte das Twitter-Konto. Allerdings wurden die wesentlichen Inhalte der Tweets hier archiviert: http://s3-us-west-2.amazonaws.com/peerreviewedgarbage/real_peerreview.html

Im Juni 2016 gründete sich daraufhin eine neue Gruppe von Nutzern, die unter dem Twitter-Konto New Real Peer Review (@RealPeerReview) weiter machen und seitdem wiederum mehrere 100 Tweets bzw. "Rezensionen" veröffentlicht haben.

Es sind natürlich nicht alle Publikationen der Gender Studies derart niveaulos wie die hier angeprangerten. Allerdings wird die schiere Masse an Unsinn, der in den Gender Studies angeblich "peer-reviewed" ist, durch diese Materialsammlung gut dokumentiert.

Quellen

Fragen und Antworten

Die Gender-Professuren sind nur 0,4 Prozent aller Professuren

Ein häufig vorgebrachtes Argument zugunsten der ca. 140 Uni- und 50 FH-Gender-Professuren lautet, dies seien doch nur 0,4 bis 0,5 Prozent aller Professuren. Dieser Vergleich ist ein Pseudoargument, denn man kann alles und jedes mit etwas größerem vergleichen. Man kann z.B. die Todesstrafe damit rechtfertigen, daß sie ja nur bei 0,4 Prozent aller Mörder vollzogen wird, also eigentlich nicht besonders schlimm ist.

Sofern überhaupt mit Vergleichen gearbeitet wird, ist allenfalls ein Vergleich mit anderen Diziplinen und deren Relevanz sinnvoll. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts (s. Personal an Hochschulen 2013, S.94ff, Personal nach Fächergruppen) gibt es an Universitäten bei den großen Massenfächern ca. 1000 Professuren, bei kleinen Fächern ca. 100 - 300. Beispiele: Vermessungswesen 53, Musik 219, Evangelische Theologie 331, Politikwissenschaften 350, Philosophie 375, Sozialwissenschaften 478, Psychologie 626, Maschinenbau 903, Rechtswissenschaften 993. D.h. die Ausstattung der Gender Studies ist vergleichbar mit einem etablierten Nebenfach, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wenn man die Ressourcen, die ein Fach erhalten soll, als willkürliche politische Lenkungsentscheidung ansieht, ist die Frage also, ob man dieses Fach für entsprechend relevant hält und eine angemessene Gegenleistung erhofft - ob die Gegenleistung erbracht wird, wird die Zukunft zeigen.

Man kann bei einem schon länger existierenden Fach - also auch bei den Gender Studies, seit wenigstens 20 Jahren existieren - auch im nachhinein den Aufwand und die erzielten Leistungen eines Fachs vergleichen. Eine heute dominierende Leistung sind Absolventen und deren Akzeptanz auf dem Arbeitsmarkt. Hierzu sind keine seriösen Untersuchungen bekannt. Ein Großteil der Lehrleistung fließt in Nebenfachveranstaltungen ("Gender Studies für Maschinenbauer") und dürfte keinen meßbaren Einfluß auf die Chancen der Absolventen auf dem Arbeitsmarkt haben. Die wissenschaftliche Leistung eines Fachgebiets kann mit Methoden der Wissenschaftsevaluation bewertet werden, und zwar sowohl hinsichtlich der wissenschaftlichen Qualität als auch der gesellschaftlichen Relevanz. Die großenteils massive Kritik ist hinlänglich bekannt.

Materialien


Gehen Gender Studies zu Lasten anderer Disziplinen?

In den Diskussionen über die Gender Studies wird immer wieder behauptet, Stellen für die Gender Studies seien zusätzlich und gingen nicht zu Lasten anderer Fächer. Andersherum formuliert wird oft behauptet: Kein Geld mehr für die Gender Studies bedeutet nicht automatisch mehr Geld für die anderen Disziplinen. Derartige Behauptungen werden gerne vorgebracht, um die Existenz der rund 200 Gender-Studies-Lehrstühle und deren enorme Kosten als "alternativlos" darzustellen. Diese Behauptung ist grundsätzlich falsch, d.h. zusätzliche Stellen für Gender Studies führen mittelfristig (nach ca. 4 - 8 Jahren) zum Verlust von Stellen in anderen Bereichen.

Die Strukturen der Hochschulfinanzierung sind kompliziert und abhängig von den Ländern, ferner historisch immer wieder modifiziert worden. Daher können die Titelfrage und die vorstehend zitierte Diskussionsfrage nur vom Grundsatz her beantwortet werden. Grundsätzlich geht für jeden Studienplatz oder Lehrstuhl in den Gender Studies auf Dauer in anderen Studienfächern ein Studienplatz bzw. Lehrstuhl verloren. Analog gilt das für kleinteiligere Studienangebote und andere Ressourcen, die zur Durchführung der Studiengänge benötigt werden. Entscheidend für das Verständnis der Zusammenhänge sind zwei Aspekte:

  • Universitäten werden durch die Bundesländer finanziert. Aus Sicht eines Bundeslandes ist eine Universität ein sehr großer Kostenblock (typisch: 100 - 200 Mio. Euro/Jahr), der aus dem regulären Haushalt des Landes, z.B. im Teilhaushalt des Wissenschaftsministeriums, finanziert werden muß. Der Etat-Ansatz für die Hochschulen kann nicht ohne weiteres verändert werden und ist in erster Näherung als konstant anzunehmen, zumal die meisten Ausgaben (Personal, Infrastrukturen) sehr langfristige Kostenblöcke sind. Daher stehen grundsätzlich alle Fachgebiete in Konkurrenz um diese begrenzten Mittel. Die eigentliche Frage ist also, welche Faktoren eine längerfristige Änderung des gesamten Mittelvolumens und der Verteilungsschlüssel auf die Fächer bewirken.
  • Aus gesellschaftlicher Sicht soll den hohen Kosten natürlich eine möglichst hohe "Leistung" gegenüberstehen, also insb. die Bereitstellung von möglichst vielen Studienplätzen bzw. letztlich die "Produktion" von Absolventen für den Arbeitsmarkt. Dieses Effizienzprinzip war schon immer sichtbar in Fächern mit Numerus clausus wie Medizin, in denen weitaus mehr Interessenten als Studienplätze vorhanden waren. Die Bundesländer berechnen daher nach sog. Kapazitätsverordnungen (KapVO) - Beispiel: Niedersachsen - Aufnahmekapazitäten der einzelnen Studiengänge einer Universität. Teilweise werden diese Kapazitäten durch einen numerus clausus als harte Obergrenze der Neuimmatrikulationen durchgesetzt, z.B. im Fach Medizin. Teilweise werden mehr Studenten neu aufgenommen, als seriös betreut werden können, zu Lasten der Qualität der Lehre. Das politische Ziel ist jedenfalls eine Auslastung von ca. 100%, also weder eine Überlastung noch brachliegende Kapazitäten.
Der Begriff Auslastung wird nun in den Kapazitätsverordnungen als Auslastungsquote von Lehreinheiten präzisiert. Die Auslastungsquote bezieht sich auf eine Lehreinheit, z.B. einen Fachbereich oder eine ähnliche Organisationseinheit, und berechnet sich als Gesamtnachfrage nach Lehrleistung dividiert durch die Lehrkapazität.
Die Lehrkapazität ist die Summe der Lehrverpflichtungen der Personen, die zu dieser Lehreinheit gehören.
Die Gesamtnachfrage nach Lehrleistung ergibt sich aus der Anzahl der aktuell immatrikulierten Studenten und den einzelnen Veranstaltungen, die diese laut Studienordnung besuchen müssen und die von dieser Lehreinheit pro Semester anzubieten sind. Dabei kommt es nicht darauf an, ob diese Veranstaltungen Teil des Hauptfachs, eines Nebenfachs oder eines Themenblocks sind, es zählt jede einzelne Veranstaltung und deren Teilnehmerzahl.

Der entscheidende Mechanismus, über den Gender Studies andere Fächer verdrängen, ist also in erster Linie das Erzeugen einer möglichst hohen Nachfrage nach Lehrleistung. Diese kann am direktesten durch Pflichtfächer realisiert werden, die den Besuch entsprechender Veranstaltungen erzwingen und für die dauerhaft Lehrkapazität bereitgestellt werden muß. Dabei spielen auch Einzelveranstaltungen in Massenfächern wie BWL, Lehrämter, Maschinenbau usw. eine große Rolle. In Wahlpflichtgebieten, wo die Immatrikulierten theoretisch unter mehreren Angeboten wählen können, kann durch Ausweitung der Gender Studies-Veranstaltungen und Reduktion konkurrierender Angebote faktisch Nachfrage erzeugt werden.

Auswirkungen von (neuen) Gender-Studies-Studiengängen oder Pflichtveranstaltungen
Zusätzliche Studiengänge (egal in welchem Fachgebiet) haben praktisch keinen Einfluß auf die Hochschuletats und die Gesamtzahl an Studenten. D.h. sie führen zu einer Umverteilung der Studenten weg von bereits vorhandenen Studiengängen und zu einer Umverteilung der Ressourcen, namentlich der Stellen, Räume etc. hin zum neuen Studiengang. Auf Dauer werden die Ressourcen tendenziell an die Lehrnachfrage angepaßt und tendieren in Richtung 100% Auslastung (sofern nicht politische Protektion eine Anpassung unterausgelasteter Fächer verhindert).

Dies ist ein offensichtliches Motiv, warum Anbieter von Gender-Studies-Lehrangeboten oft fordern, in allen möglichen (Massen-) Studiengängen, z.B. Maschinenbau, mit einem Gender-Pflichtmodul vertreten zu werden: neben der enormen Ausweitung der propagandistischen Reichweite wird hierdurch eine vergleichsweise hohe Lehrnachfrage generiert, die wiederum den Stellenbestand absichert.



Sind die Gender Studies nicht wie andere Wissenschaften durch die Wissenschaftsfreiheit geschützt?

Wegen der auffälligen Defizite der Gender Studies wird häufig die Schließung von Gender-Studiengängen und der Abbau von Gender-Professuren gefordert. Diesen Forderungen wird regelmäßig entgegengehalten, die Gender Studies seien genauso wie andere Wissenschaften grundgesetzlich geschützt. Hierbei wird verwiesen auf Art. 5 des Grundgesetzes:
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.
(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.
Aus Absatz (3) folgt, daß jeder privat forschen und seine Erkenntnisse (als Meinung oder Wissenschaft) äußern und verbreiten darf. Aus Absatz (3) folgt nicht, daß der Staat oder die Länder zu jedem beliebigen Fachgebiet Professuren oder Studiengänge einrichten und finanzieren muß. Im einzelnen:

Bei Professuren und anderen staatlich finanzierten Forschern haben die Stellen eine Widmung (Denomination), d.h. ein Stelleninhaber verpflichtet sich in seinem Arbeitsvertrag bzw. durch Annahme des Rufs, auf einem bestimmten Gebiet zu forschen und zu lehren. Üblicherweise ist die Forschungs- und Lehrbefugnis (Venia Legendi) auf ein bestimmtes Fachgebiet beschränkt. Bei den oft erwähnten "ca. 200 Gender-Professuren" sind die Gender Studies oder ein ähnlicher Begriff in der Widmung explizit erwähnt. Die Stelleninhaber sind gem. Absatz (3) frei hinsichtlich der Forschungsmethoden und -Ergebnisse, ebenfalls hinsichtlich der inhaltlichen Gestaltung der Lehre (im Gegensatz zu allgemeinbildenden Schulen, bei denen relativ genaue Lehrinhalte und Lehrpläne ministeriell vorgeschrieben werden).

Absatz (3) macht keine Aussage darüber, nach welchen Kriterien öffentliche Mittel für Forschung und Lehre bereitgestellt werden, dies ist der politischen Willensbildung überlassen. Ein Hauptkriterium ist hierbei die Nachfrage nach Absolventen der entsprechenden Studiengänge auf dem Arbeitsmarkt. Die Absolventen werden aber praktisch nur für feministischen Aktivismus ausgebildet, also die Konstruktion von sozialen Problemen, während fast alle Arbeitgeber eher interessiert an der Lösung von Problemen sind.

In feministisch regierten Bundesländern wird man offiziell typischerweise ein hohes öffentliches Interesse an den Forschungsergebnissen der Gender Studies konstatieren. Faktisch dienen diese Lehrstühle aber als Machtinstrument zur Indoktrination möglichst vieler Studenten und zur öffentlichen Finanzierung der Feministischen Infrastruktur.