Kurz zusammengefaßt: es geht um eine außer
Kontrolle geratene Klasse an der
Goethe-Gesamtschule, einer sehr speziellen Schule,
die man politisch korrekt als sozialen Brennpunkt
bezeichnen würde. Männliche Hauptfigur ist Zeki
Müller (Elyas M'Barek), ein Ganove, aber irgendwie
ein gutes Herz, rauhe Schale, hart im Nehmen,
impulsiv, selbstbewußt, Retter in der Not, Macho.
Weiblicher Gegenpart ist angehende Lehrerin Lisi
Schnabelstedt (Karoline Herfurth). Sie versucht,
die schwierige Klasse mit modernster Pädagogik und
Appellen an die Empathie der Schüler zur Raison zu
bringen, scheitert aber gnadenlos an den
Realitäten. Mit etwas Glück und einer kleinen
weiblichen Erpressung spannt sie allerdings Zeki
Müller für ihre Zwecke ein und läßt unseren Helden
die Kartoffeln aus dem Feuer holen. Den Rest
verraten wir hier nicht, damit das kein Spoiler für
diejenigen wird, die den Film noch nicht gesehen
haben (aber unbedingt hineingehen sollten).
Schon die beiden Hauptfiguren strotzen nur so vor
klassischen männlichen bzw. weiblichen
Eigenschaften, und das setzt sich in den
Nebenrollen fort. Aus Sicht der Emma-Redaktion
kann nur der Maskulismus oder das Patriarchat
hinter diesem geschlechterstereotypreproduzierenden
Machwerk stecken, das ist doing gender at its
worst. Die Leute sind nicht umsonst hingerissen von
dem Film. Man ahnt bereits einen weiteren schlimmen
Fauxpas: Homo-, a-, inter- und transsexuelle kommen
politisch inkorrekterweise nicht vor, sondern nur
die eigentlich irrelevante Bildungskatastrophe der
sozialen Unterschicht.
So gesehen war Fack ju Göhte die größte bisherige
Volksabstimmung über die Vision des
Genderfeminismus, wonach man das Geschlecht einer
Person nur noch mit Hilfe der Gesundheitskarte
feststellen kann. Allerdings nicht die einzige.
Bei einem Blick auf die Einschaltquoten im
Fernsehen ist Der Bachelor mit 4 - 5 Mio. Zuschauern pro
Sendung kaum zu übersehen. Nina Klink, Executive
Producer, wurde im vergangen Jahr vom
Branchenmagazin kressreport auf Platz zwei der 15 "wichtigsten TV-Manager unter
40" gewählt und zählt damit zu den innovativsten
Köpfen der Branche.
Parallel dazu verkünden Grüne und SPD in Baden-Württemberg ihre
Pläne, schon ab der Grundschule die Kinder von der
irrigen und sexistischen Annahme zu kurieren,
heterosexuelle Beziehungen seien der Normalfall.
Unkenntnis des Sexuallebens sehr kleiner
Minderheiten ist für die Grünen-Frontfrau Roth das
gleiche wie "Ausgrenzungs- und
Diskriminierungswille" und die "Verweigerung von Menschenrechten".
Unermüdlich preist Frau Roth die Gleichstellung
(das Wort kommt 7 Mal in dem kurzen Text ihres
ZEIT-Artikels vor) und die Auflösung gestriger
Geschlechterrollen mit dem Endziel einer
"emanzipatorischen und bunten Gesellschaft".
Der Begriff Gleichstellung (im Gegensatz zu
Gleichberechtigung) gehört zu den am schlechtesten
verstandenen Begriffen in den sozialpolitischen Debatten - und
gleichzeitig zu den am häufigsten benutzten. Dies macht durchaus
Sinn, denn das Arbeiten mit mehrdeutigen, unscharfen Begriffen,
Erwartungen, Zielen usw. ist die bekannte Hypnosetechnik
Ambiguität, mit der man den Gegner ablenken und
irritieren und die eigenen Leute bei der Stange halten kann.
Mit politisch propagierten Geschlechterrollen und
darauf aufbauenden Heilsversprechen verhält es sich
ähnlich. Der Begriff Geschlechterrolle ist einer
der kompliziertesten in der Geschlechterdiskussion.
Üblicherweise definiert man eine Geschlechterrolle
als einen Katalog von
Verhaltensweisen, die in einer
Kultur für ein bestimmtes Geschlecht als typisch
oder akzeptabel gelten.
Die Verhaltensweisen können nicht nur Handlungen
betreffen, sondern auch Überzeugungen und Wertungen
("Frauen lieben richtige Kerls").
Nun laufen Männer und Frauen beide typischerweise
auf 2 Beinen und haben viele weitere gemeinsame
Verhaltensweisen. Gemeint sind daher eigentlich
Verhaltensunterschiede, und zwar nur
markante, denn im Detail findet man viel zu viele
Unterschiede. Bemerkenswert ist schon hier, daß
Gleichstellungsmaßnahmen darauf zielen, die
Verhaltensunterschiede zu reduzieren und
Geschlechterrollen aufzuheben - wir kommen später
darauf zurück, ob das überhaupt sinnvoll ist.
Geschlechterrollen sind im einfachsten Fall nur
Beschreibungen des beobachteten
Rollenverhaltens, ohne dieses zu bewerten. In
politischen Kontexten werden die möglichen
Verhaltensweisen allerdings typischerweise als
erwünscht oder unerwünscht oder sogar verboten
bewertet. Geschlechterrollen sind hier also
präskriptiv und/oder werden als Maßstab für
die Beurteilung von abweichenden
Verhaltensweisen herangezogen. Die Sanktionen
bei Abweichungen reichen von einfacher Mißbilligung
bis hin zu gesetzlichen Vorschriften und
entsprechenden Strafen.
Geschlechterrollen haben mehrere praktische
Funktionen im sozialen Zusammenleben: Sie dienen
dazu, das eigene soziale Verhalten zu bewerten und
ggf. zu steuern. Ferner kann man Prognosen bzw.
Erwartungen bzgl. des Verhaltens anderer Personen
aufstellen.
Insofern sind Geschlechterrollen Teil von
Übereinkünften, wie Personen (vor allem Personen
verschiedenen Geschlechts) miteinander
kommunizieren und agieren. Geschlechterrollen
können daher nicht ohne weiteres einseitig
dekretiert werden, sondern sind letztlich
Ergebnisse von Aushandlungsprozessen, an denen
beide Seiten beteiligt sein müssen.
Als wäre das bis hierhin noch nicht kompliziert
genug, kommt jetzt der übliche Hinweis, daß es
nicht "die Männer" und "die Frauen" gibt, sondern
beide Gruppen sehr heterogen zusammengesetzt sind.
Die Bandbreite an Verhaltensweisen, die einem
realistisch offenstehen, und die Lebenserfahrungen
und damit zusammenhängenden Werturteile hängen sehr
stark von der sozialer Klasse, dem Milieu (vgl. die
diversen SINUS Milieustudien) und ggf. der Religion
und Weltanschauung ab, und zwar sowohl hinsichtlich
der gemeinsamen wie der unterschiedlichen
Verhaltensweisen von Frauen und Männern.
Vor diesem Hintergrund scheint es fragwürdig,
Geschlechterrollen unabhängig von der sozialen
Klasse bzw. dem Milieu zu beschreiben oder gar im
Sinne von Vorschriften einzusetzen.
Nebelkerze 2: Wandel der
Geschlechterrollen
Kommen wir wieder zurück auf die politische Bühne
und zu Frau Roth, die reaktionäre und fundamentalistische Stimmen
wahrnimmt, die zurück zu einem
"gesellschaftspolitischen Gestern" wollen. Sie
verrät uns nicht, auf welches Jahr das Gestern
datiert. 1910? 1945? 1968? 2000? Sie sieht
jedenfalls den bisherigen Fortschritt bei der
Veränderung bzw. Auflösung der Geschlechterrollen
gefährdet.
Wir wollen mit der Datierung nicht unnötig pingelig
sein, gemäß aktuell gültigem feministischem
Narrativ haben sich die Geschlechterrollen in den
letzten 3 - 4 Jahrzehnten deutlich verändert.
Zumindest bei den Frauen, die werden allenthalben
für ihre emanzipatorischen Leistungen gelobt. Die
Männer hinken hinterher oder stellen sich bockig
und wundern sich dann, wenn sie unter die Räder der
neuen Powerfrauen und Alphamädchen kommen - selber
schuld!
In der medialen und politischen Darstellung wird seit ca. 20 - 30
Jahren ein Bild vom "Mann in der Identitätskrise" oder vom
"verunsicherten Mann" gezeichnet. Google bietet 64.200
Ergebnisse für die Suchabfrage "Krise der Männlichkeit" an und sogar 151.000 Ergebnisse für
"Wann ist der Mann ein Mann", wovon nur ein Bruchteil der
Treffer den Text von Grönemeyers legendärem Lied "Männer" zeigt.
Es wurde 1984 veröffentlicht, zwei Jahre vorher hatte Ina Deter den Hit
Neue Männer braucht das Land (ungefähr 1.150.000
Ergebnisse bei Google). Bemerkenswert ist, daß Grönemeyer
eigentlich mit "Männer" das "ökoartige Männerbild" der 80er Jahre
als Ursache großer Mißverständnisse darstellen wollte und Ina Deter
zwar lautstark einen Wandel der Männer fordert, uns aber über das
konkrete Ziel des Wandels im Unklaren läßt.
Inzwischen haben auch die Jungen eine Krise. Jungen und Männer
versuchen sich - wegen Unkenntnis des Frauenfachs Gender Studies
natürlich erfolglos - seit Jahren an Männlichkeitskonstruktionen.
Oder auch nicht, sondern verfallen in Lethargie und das bekannte
Krankheitsbild "verbale Aufgeschlossenheit bei gleichzeitiger
Verhaltensstarre". Die Männer sind wieder mal die Versager. Man
muß unwillkürlich an eine Fortsetzung der negativen Andrologie (nach
Kucklick) vom Mann als Tier in Richtung Mann
als renitent, uneinsichtig, gestrig, dumm denken.
Die Dauerbeschallung der Gesellschaft mit Berichten über die
Identitätskrise der Männer hat diese Identitätskrise mehr oder
weniger zu einem Bestandteil der Geschlechterrolle von Männern
gemacht und schon zu neuen Wortschöpfungen wie Schmerzensmänner geführt.
Wie üblich bei feministischen Aussagen folgt aus
der Tatsache, daß sie immer wieder von
feministischen Autoritäten oder unseren Medien
wiederholt werden, keineswegs, daß sie stimmen. So
auch hier. Zunächst: was bedeutet es überhaupt, daß
irgendeine Gruppe ihre Geschlechterrollen geändert hat?
Es ist schwierig genug, zu einem bestimmten
Zeitpunkt die vorhandenen, i.d.R.
milieuspezifischen Geschlechterrollen zu
beschreiben. Nehmen wir an, wir hätten das
geschafft.
Kann man unter dieser Annahme die heute 30-Jährigen
mit den 30-Jährigen von 1990 oder von 1968 sinnvoll
vergleichen?
In den letzten Jahrzehnten haben sich grundlegende
Lebensumstände verändert, damit auch die
Handlungsalternativen (Verhütung, Arbeitsentlastung
durch Haushaltsmaschinen / Roboter, neue Medien und
technische Kommunikation, medizinische Erkenntnisse
usw. usw.).
Alleine durch Änderung dieser äußeren Umstände
haben sich die gemeinsamen und unterschiedlichen
Verhaltensweisen von Frauen und Männern erheblich
verändert. Daß sich eine heute 30-jährige Frau
anders als ihre 60-jährige Mutter verhält, als
diese 30 Jahre alt war, ist kaum anders denkbar.
Daß dies als heroische Leistung hochstilisiert
wird, verblüfft dann schon. Genauso fragwürdig ist
der Tadel an der jüngeren männlichen Generation.
Mach ma'n Riällitti Tscheck
Wir gehen mit unserer Skepsis gegenüber
feministischen Aussagen, speziell wenn sie Männer
betreffen, noch einen Schritt weiter: hat sich
wirklich so viel bei den Frauen geändert und so
wenig bei den Männern?
Bei den Mädchen und Frauen scheint ebenfalls eine Krise
ausgebrochen: allenthalben hört man von Überforderung durch die
Dreifachbelastung durch Job, Kinder und Altenpflege und
weniger Zufriedenheit bis hin zur Erkenntnis "you can't have it all". Schuld
hieran ist allerdings das Patriarchat und Halsstarrigkeit der
Männer, die sich nicht passend zu den Frauen mitändern.
Geheiratet wird, wenn überhaupt, weiterhin nur sozial
aufwärts, die gleichen Berufe wie vor 30 Jahren werden
bevorzugt. Einige Frauen wollen sogar ganz offiziell nichts mehr vom Feminismus und seinen Rollenzwängen wissen.
So zeigte z.B. die Vorwerk
Familienstudie 2013, daß sich viele Haltungen in den
letzten 20 Jahren kaum verändert haben. Der Spiegel titelt gar
(sehr pauschalisierend): "Er macht Karriere, sie hütet die Kinder."
Nicht viel anders sieht es mit dem Wahrheitsgehalt von der
Verhaltensstarre bei Jungen bzw. Männern aus. Schon die 1968
sozialisierten Männer hatten völlig andere Lebensweisen und
-ideale als ihre Vätergeneration. Generation Y hat sich noch einmal ein großes Stück
weiterbewegt.
Die neuen Männer waren sogar tatsächlich kreativ
bei der Entwicklung neuer Geschlechterrollen, z.B.
überzeugter Single bzw. MGTOW.
Auch wenn das nicht exakt das ist, was sich
der
Feminismus für die Männer überlegt hatte.
Sowohl bei den Frauen wie bei den Männern können
wir eine auffällige Diskrepanz feststellen zwischen
den tatsächlichen Verhaltensänderungen und deren
öffentlicher Darstellung, die in den Medien und der
Politik konstruiert wird.
Nachdenken über
Geschlechterrollen
Betrachten wir noch etwas genauer, was der Vorwurf
an die Männer bedeutet, ihr Verhalten nicht
geändert zu haben bzw. unsicher und desorientiert
zu sein.
Man kann eine Geschlechterrolle einfach so
praktizieren, ohne groß nachzudenken, indem man
einfach andere Personen imitiert. Oder man kann wie
ein aufgeklärter Verbraucher aus dem Angebot eine
auswählen, am besten mit Checkliste der Vor- und
Nachteile. Oder man kann sich selber eine Rolle
basteln, mit selbst erfundenen Zutaten - haute
cuisine sozusagen.
Nach dieser Klassifizierung betrifft der Vorwurf an
die Männer nicht nur die tatsächlich praktizierte
Geschlechterrolle, sondern beinhaltet auch, über
alternative Geschlechterrollen nicht nachdenken zu
wollen oder zu können.
Der Zeitaufwand und die nötigen Vorkenntnisse
steigen bei den obigen drei Optionen sozusagen
exponentiell an. Für Stufe 2, die qualifizierte
Auswahl, sollte man die zu Auswahl stehenden Rollen
gut kennen und am besten schon selbst erprobt haben
- Versuch macht kluch, wie die Ingenieure sagen.
Für das reine Faktenwissen scheint ein Grundkurs
Psychologie / Soziologie empfehlenswert (man ahnt,
wie Schüler der Goethe-Gesamtschule den Grundkurs
Dschända einschätzen werden). Für die Stufe 3, die
haute cuisine, wäre ein Soziologie- und
Psychologiestudium nicht schlecht. Das steht nicht
jedem offen.
Gender Studies als Schulfach
Die Diskrepanz zwischen erwünschtem und tatsächlichen Verhalten
der Männer ist auch schon im Bundesministerium für alle außer Männern aufgefallen und hat
zur Beauftragung einer Studie Jungen und ihre Lebenswelten durch den Beirat
Jungenpolitik und das SINUS-Institut geführt. Die Studie preist
(auftragsgemäß?) fast auf jeder Seite die Segnungen und die
Alternativlosigkeit der Gleichstellungspolitik des Ministeriums,
was auf genderfeministisches Propagandamaterial hindeutet.
Nichtsdestotrotz bietet die Studie einen
interessanten Einblick in die unterschiedlichen
Grade des Rollenwandels in verschiedenen Milieus.
Demnach haben vor allem Mädchen und
sozialökologische Jungen ihre stereotypen
Rollenbilder um "moderne Elemente" erweitert
(Atomkraft galt übrigens lange Zeit als sehr
modern). Leider haben nur wenige Jungen
("Experimentalistische Hedonisten") die eigentlich
erwünschten "flexiblen, mehrdimensionalen,
kritischen Geschlechtervorstellungen" entwickelt.
Ein wesentliches Erkennungsmerkmal der
fortschrittlichen Gruppen ist ein
"Problembewusstsein bzgl. sexistischer,
objektifizierender, körpernormierender und
abwertender Frauenbilder". Positiv erwähnt wird,
daß die Mehrheit der Mädchen "über ein kognitives
gesellschaftstheoretisches Instrumentarium [das Patriarchat?] verfügt, diese Normierungsvorgänge zu
identifizieren und sich von ihnen zu distanzieren".
Konsequenterweise betrachtet der Bericht es als
zentrale Herausforderung der
Gleichstellungspolitik, "vielfältige und
individuelle Männer- und Frauenbilder" zu fördern
und "die Individualität auszuprägen und zu leben,
anstatt sich Geschlechterbildern entsprechend zu
verhalten", also im Endeffekt Geschlechterrollen im
Sinne typischer Verhaltensunterschiede
abzuschaffen.
Weiter empfiehlt der Bericht, die Jugendlichen an
der "Entstehung und Veränderung von
Geschlechterbildern in Peergroups und Gesellschaft"
teilhaben zu lassen - vulgo: Gender Studies als
Schulfach -, Jugendliche in ihrem dringenden
"Wunsch nach Machtsymmetrie und Gleichstellung in
der Partnerschaft ernst zu nehmen" und eventuelle
"Wünsche nach Machtasymmetrien in Partnerschaften
besonders aufmerksam zu begleiten". Denn es ist bei
Wünschen nach Machtasymmetrien "fraglich, ob es
sich hierbei um informierte Entscheidungen der
Jugendlichen handelt".
Zufälligerweise entspricht dies genau den
Grundthesen des Genderfeminismus, wonach alle
Geschlechterrollen schädliche soziale Konstrukte
sind und kuriert, also aberzogen werden müssen. So
gesehen hätte man sich die Studie auch sparen
können, aber immerhin ist jetzt wissenschaftlich
erwiesen, daß die Gleichstellungspolitik des
Ministeriums richtig und alternativlos ist.
Zweifel an den Theorien des Genderfeminismus sind
in dem Bericht nicht auszumachen. Daß sich die
Erwachsenen auch nach 30 Jahren mentalem Druck
nicht an die Theorien des Genderfeminismus halten
wollen, ist offensichtlich auch auf uninformierte
Entscheidungen zurückzuführen. Eventuell hat man im
Ministerium bzgl. der Erwachsenen resigniert und
konzentriert sich stattdessen auf die noch
unverdorbenen Heranwachsenden, vor allem solche,
die am Gymnasium einen Leistungskurs Psychologie /
Soziologie absolviert haben und die die "richtigen"
Einstellungen haben.
Grundkurs Wirtschaftswissenschaften
In der ZEIT erschien vor einigen Tagen ein unerhörtes Statement:
Dass sich Kinder und Karriere
vereinbaren lassen, ist eine Lüge. Eigentlich nur eine
Replik auf die Idee der 32-Stunden-Woche a la Schwesig,
tatsächlich aber mehr:
eine grundsätzliche
Widerlegung des großen Glücksversprechens des
Feminismus "you can have it all". Wobei dieser Text
nur mit Alltagsproblemen argumentiert, die die
feministische Vision in der Praxis scheitern
lassen.
Die feministische Vision von Gleichstellung und
Abschaffung der Geschlechterunterschiede ist mental
eher einfach gestrickt: Man reduziert die
Geschlechterunterschiede auf die Zeiten, die im
Job, bei der Kindererziehung, für den Hausputz usw.
verbracht werden, bildet den Durchschnitt und
zwingt alle, in allen Bereichen genau den
Durchschnitt zu absolvieren, und schon sind alle
gleichgestellt und glücklich. Das
"Durchschnittsmodell" ist mathematisch gesehen nur
eine Umformulierung eines starren Quotensystems,
wonach bei jeder Arbeitskategorie eine
Männer-/Frauenquote von 50% erzwungen wird.
Übersehen wird beim Durchschnittsmodell, daß unsere
Wohlstandsgesellschaft nur möglich wurde, weil die
Arbeitseffizienz durch Arbeitsteilung und Spezialisierung
erheblich gegenüber der handwerklichen, vorindustriellen
Gesellschaft gesteigert werden konnte. Die in dem ZEIT-Artikel
beklagte Überlastung ist direkte Folge der Effizienzverluste
gleichgeschalteter Eltern. Um diese Effizienzverluste der
Öffentlichkeit plastisch zu demonstrieren, fährt SPD-Chef Sigmar
Gabriel immer mittwochnachmittags mit Chauffeur und
Personenschützern einige 100 km zur Kita, um seine Tochter
abzuholen.
Es steht jedem frei, diese Effizienzverluste in
einer informierten Entscheidung bewußt in Kauf
nehmen. Nur sollte man sich dann nicht über mehr
Arbeit, weniger Karriere und geringeren sozialen
Status beklagen.
Neben den Effizienzverlusten sind grundsätzliche Defizite der feministischen
Theorie weitere Ursachen, warum die
Glücksversprechen des Feminismus nicht eintreten
und der Widerstand gegen die Auflösung von
Geschlechterrollen so weit verbreitet ist.
Die Identitätskrise als Propagandainstrument
Das medial konstruierte Bild vom "Mann in der
Identitätskrise" erscheint vor diesem Hintergrund
in einem neuen Licht. Es läßt sich schon seit
einigen Jahren kaum noch verheimlichen, daß die
feministischen Heilsversprechen nicht eingehalten
werden können. Also muß
- ein Schuldiger her, um von den eigenen
Defiziten abzulenken, und
- dafür gesorgt werden, daß der Feminismus weiterhin
seine Diskurshegemonie aufrechterhalten kann, nicht zu reden vom
Erhalt tausender Arbeitsplätze der feministischen Infrastruktur.
Die Männer als verwirrt und mit sich selber im
Unreinen darzustellen und ihnen gönnerhaft
anzubieten, sich von erprobten Gender-Experten
helfen zu lassen, z.B. im Bundesforum Männer, ist
ein durchschaubares Manöver. Ähnlich wie die
Verunglimpfung als rechtsradikale Breivik-Fans
geht es darum, einen eigenen maskulistischen Standpunkt
in der Geschlechterdebatte zu verhindern.
Und jetzt?
Aus maskulistischer Sicht sind die Konsequenzen
offensichtlich:
- Der Maskulismus muß alle Versuche
abwehren, als Sündenbock für Konstruktionsfehler in
genderfeministischen Theorien vorgeführt zu werden.
In unserer virtuellen, trotzdem volksnahen
Goethe-Gesamtschule würde man es noch prägnanter
ausdrücken: Fack ju Dschända!
- Der Feminismus hat ein Chaos an
Geschlechterrollen bei den Frauen produziert, mit
entsprechend chaotischen und teilweise
widersprüchlichen Erwartungen an komplementäre
Rollen der Männer. Es ist nicht der Job der
Männerseite, dieses fremdverursachte Chaos
aufzuräumen.
Unerfüllbaren Forderungen an das Rollenverhalten
von Männern sollte klar widersprochen werden, und
zwar nicht im Jammerton, sondern mit Verweis auf
die Konstruktionsfehler.
- Das Narrativ vom "Mann in der
Identitätskrise" sollte als Propaganda durchschaut
und zurückgewiesen werden. Sein Verhalten nicht zu
ändern, kann durchaus qualifiziert und Ergebnis
gründlichen Nachdenkens über Geschlechterrollen
sein.
Der Feminismus ist mit zentralen Glücksversprechen
durch normierte "gleichgestellte"
Geschlechterrollen gescheitert. Der Maskulismus muß
sich überlegen, ob er es besser machen will und ob
er in der öffentlichen Debatte überhaupt in einen
Bieterwettbewerb von Glücksversprechungen eintritt.
Diese Diskussion ist noch zu führen. Erste
Denkanstöße:
-
Vorsicht, im Zweifel besser nicht. Glück entsteht
durch Wertschätzung, Respekt und Anerkennung durch
das andere Geschlecht, durch Erfüllung der
individuellen Bedürfnisse, nicht durch
gleichgeschaltete präskriptive Geschlechterrollen
mit mißtrauisch kontrollierten Stundenzetteln, wer
wie lange was gearbeitet hat.
-
Das ständige Hinterfragen von Geschlechterrollen
erzeugt auch Streß, weil es Zeit und Energie
kostet, die in manchen Milieus vorhanden sind, in
den meisten aber nicht.
-
Die Geschlechterdebatte ist teilweise ein Ersatzkriegsschauplatz
im Kampf der großen politischen Strömungen. So gesehen dienen die
politisch propagierten Geschlechterrollen oft als Waffe im
übergeordneten politischen Kampf. Es geht nicht wirklich um
Männer und Frauen, sondern mehr um die Frage, ob die Gesellschaft
egalitär, liberal
oder konservativ sein soll.
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