Frauenfonds

Inhaltsübersicht

Zusammenfassung

Die These, daß Frauen in den Vorständen den "Unternehmenserfolg" erhöhen, ist zwar seit langem wissenschaftlich widerlegt - eher trifft das Gegenteil zu -, sie wird aber in unserer Presse und von den feministischen Parteien so intensiv verbreitet, daß ein großer Teil der Öffentlichkeit an diese These glaubt und sie akzeptiert, darunter auch Börsenspekulanten. Sofern diese These stimmt, kann man eine risikolose Mehrrendite gegenüber den Markt erzielen, indem man bevorzugt in frauengeführte Unternehmen bzw. Unternehmen mit einem hohen Frauenanteil in den Leitungsebenen investiert. Auch wenn man die umgekehrten Kausalität unterstellt - nur sehr profitable Unternehmen können es sich leisten, minderqualifizierte Frauen in die Vorstände zu berufen -, erscheint diese Anlagestrategie plausibel.

Den Begriff "Unternehmenserfolg" reduzieren wir hier i.w. auf Kursgewinne und Dividenden und vergleichbare Ausschüttungen. Das sind die für Anleger letztlich wichtigsten Größen. Daneben spielen natürlich auch Kennzahlen wie Volatilität und Sharpe Ratio eine Rolle. In anderen Kontexten, in denen ebenfalls die Überlegenheit von Frauen angepriesen wird, wird der Begriff "Unternehmenserfolg" noch wesentlich breiter gefaßt bzw. bezieht sich auf andere Metriken wie z.B. Mitarbeiterzufriedenheit oder die Erreichung ideologischer Ziele.

Frauenfonds, Aktienindizes und "Gender-Index"-Zertifikate

Es hat seit Jahrzehnten etliche Versuche gegeben, die These von der Überlegenheit gemischter bzw. weiblicher Vorstände in Form entsprechend investierender Finanzprodukte auszunutzen (zumindest als Werbeargument beim Verkauf der Fonds war dies offenbar erfolgreich). Der vermutlich älteste Frauenfonds, der Pax Ellevate Global Women's Idx, wird seit 1993 angeboten. Seit etwa 2015 ist die Zahl der Angebote deutlich angestiegen.

Als grundlegende Konstruktionsformen infrage kommen Aktienfonds oder Zertifikate, die (a) die gemäß einer feministischen Strategie intern in eine bestimmte Auswahl an Unternehmen investieren, und (b) die einen "Frauen- oder Gender-Aktienindex" eines Anbieters lizensieren und diesen Index approximieren (alleine wegen der Stückelung von Werten kann man die Indizes nicht 100% genau nachbilden). Die Indexanbieter liefern i.d.R. laufende Kurse der hypothetischen Portfolios, die Indizes und ihre Kurse werden sogar Wertpapiere in den üblichen Datenbanken geführt, man kann sie aber nicht direkt handeln.

"Gender-Indizes" werden angeboten (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) von der Börse Hannover (German Gender Index) und vom Indexanbieter Solactive, der gleich ein ganzes Sortiment von 22 Gender-Indizes anbietet (s. https://equileap.com/indices/). In diesen Indizes orientiert sich die Auswahl der Werte generell an feministischen oder anderen "woken" Zielen, namentlich vielen Frauen in den Leitungspositionen. Meist wird eine längere Liste von Kriterien aufgestellt, die in ein Bewertungsschema einfließen, das letztlich zu einem Ranking der Unternehmen führt. Derartige Rankings werden auch in den internen Strategien der Aktienfonds benutzt.

Die einzelnen Indizes sind ggf. zusätzlich eingeschränkt, insb. regional auf die USA oder Europa oder auf große Unternehmen. Sie variieren ferner hinsichtlich technischer Details. Speziell auf deutsche Unternehmen orientiert ist nur der German Gender Index und der darauf beruhende Aktienfonds Ampega Gender Plus Auf deutsche Unternehmen beschränkt ist keiner der Solactive-Indizes, insofern ist die Performance dieser Indizes und der zugehörigen Produkte nicht direkt vergleichbar mit deutschen Indizes.

Ferner können die Produkte zum Handel an Börsen zugelassen werden oder nur direkt vom Anbieter an - i.d.R. vermögende - Kunden verkauft werden. Im zweiten Fall sind i.d.R. nur wenige Daten verfügbar, man kann keine historischen Performance-Vergleiche mit Indizes durchführen, und es liegen keine Bewertungen von Analysegesellschaften wie Morningstar vor.

Resultate

Die einzelnen Fonds und ihre Ergebnisse werden unten sortiert nach dem Zeitpunkt der Auflage des Fonds dargestellt. Im Endeffekt weisen die diversen Frauenfonds durchweg über verschiedene Zeiträume hinweg betrachtet nur eine durchschnittliche Performance oder meist sogar eine schlechtere Performance als ihr Vergleichsindex auf.

Die einzige nennenswerte Ausnahme ist der Lyxor Global Gender Equality (DR) UCITS mit der Anlageregion Europa. Diese Anlageregion ist in den unten betrachten Zeiträumen von 3 und 5 Jahren von allen Anlageregionen am schlechtesten gelaufen. Nur dort hat der Frauenfonds den Vergleichsindex leicht um ca. 8-10 % überboten. In allen anderen Regionen war es tendenziell eher umgekehrt mit einigen deutlich größeren Unterschieden.

Prognosekraft

Vergangene Kursverläufe können nicht blind in die Zukunft extrapoliert werden. Von daher stellt sich für einen Anleger die Frage nach der Prognosekraft der bisherigen Ergebnisse. Diese steht in Frage, wenn im Beobachtungszeitraum Börsencrashs oder andere singuläre, disruptive Ereignisse vorkommen oder wenn ausgedehnte Hausse- oder Baisse-Phasen vorliegen, in denen unterschiedliche Investitionsstrategien günstig sind.

Schwache Indizien deuten darauf hin, daß Frauenfonds in schlechten Börsenzeiten relativ günstig abschneiden. Diese Hypothese ist kompatibel mit feministischer Propaganda, wonach die testosterongesteuerten Männer zu hohe Risiken eingehen und Frauen vernünftiger und besonnener investieren. In die letzten drei Jahre fallen der gigantische Corona-Crash im Frühjahr 2020 sowie der Fast-Crash zum Jahresende 2018. Das schlechte Abschneiden der Frauenfonds in diesem Zeitraum ist ein starkes Indiz gegen die obige Hypothese. Die Annahme, daß wir mittelfristig vor unruhigen wirtschaftlichen Zeiten und instabilien Börsenlagen stehen, führt somit nicht zur Empfehlung, in Frauenfonds zu investieren.

Fazit

Die Erfahrungen mit Frauen- oder Gender-Fonds in den letzten Jahre zeigen, daß man in fast allen Fällen besser mit einem gängigen ETF für den jeweiligen Vergleichsindex bedient gewesen wäre. Vom Kauf von Frauenfonds ist daher generell abzuraten.

Die feministische These von einem generellen kursrelevanten höheren Unternehmenserfolg durch mehr Frauen wird also in der Praxis eindeutig als Mythos widerlegt.

Gegen diese These spricht im übrigen ein strukturelles Argument: Wenn sie stimmen würde, würden Börsenprofis im großem Umfang in entsprechende Produkte investieren oder selber die feministischen Strategien umsetzen. Das tun sie aus guten Gründen nicht. Insider sagen schon lange ganz offen, daß es sich hier um eine Marketingmasche handelt, mit der man einer gewissen Klientel Finanzprodukte, deren Mehrwert unklar ist, verkaufen kann.



[1993-10 .. heute] Pax Ellevate Global Women's Index Fund (Ticker: PXWEX / PXWIX)

Das vermutlich älteste Beispiel eines Frauenfonds ist der im Oktober 1993 aufgelegte Pax Ellevate Global Women's Index Fund (PXWEX). Er wird in Deutschland nicht vertrieben, daher sind von hier aus nur wenig Informationen zugänglich. Er hat eine Mindesteinlage von 250.000 $, ist also eher nicht für das breite Publikum gedacht. Er wurde nach einer Verschmelzung mit einem andern Frauenfonds (Pax Global Women's Equality Fund) am 04.06.2014 umbenannt in Pax Ellevate Global Women's Leadership Fund.

Der Fonds verwendet intern den Pax Global Women's Leadership Index, bei dessen Zusammensetzung folgende Kriterien relevant sind:

  • representation of women on the board of directors
  • representation of women in executive management
  • hiring, promotion, retention of women
  • gender pay equity
  • proactive gender goals and targets and/or signatory to the Women's Empowerment Principles, A joint initiative of the UN Global Compact and UN Women
  • transparency about gender diversity data
Neben dem PXWEX gibt es einen Fonds gleichen Namens mit Tickersymbol PXWIX, der offenbar genauso zusammengesetzt ist wie der PXWEX, aber für Institutionelle Investoren angeboten wird.

Zur Performance des Fonds merkte das Portal boerse-express schon in 2015 an, daß diese "sowohl auf 3-, 5- und 10-Jahresbasis nicht zu überzeugen vermag".

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[2006-03 .. heute] AMM Finance SICAV-Amazone Euro Fund (ISIN: LU0248849613)

Dieser relativ alte und bekannte Fonds hat seit seiner Gründung am 31.03.2006 zeitweise erheblich schlechter abgeschnitten (ca. -30%) als einschlägige Benchmarks wie FTSE 100 oder oder MSCI Europe NR. Nach den Daten der FT (Stand: 2020) bewegte sich der Fonds in den letzten 5 Jahren im 2. oder 3. Quartil seines Marktsegments, war also allenfalls durchschnittlich.

Besonders peinlich in diesem Fall ist, daß bei der Konzeption des Fonds wesentliche Mitverfasser der legendären (Fake-) Studie "Women Matter" von McKinsey beteiligt waren.

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[2011-07 .. 2019-06] Vontobel Top Executive Women Basket Zertifikat (ISIN: CH0125721149)

Am 12.07.2011 startete das Vontobel Top Executive Women Basket Zertifikat. Wegen der Anpreisung von Frauen erzeugte es einige Resonanz in der Presse. Dieses Zertifikat entwickelte sich sei der Auflage zeitweise besser als der EURO STOXX 50, in 2016 war der Vorsprung marginal, und deutlich schlechter als DAX und MDAX.

Es scheint 2019 eingestellt worden zu sein. Die letzte Kursstellung auf der Vontobel-Seite datiert auf den 28. Juni 2019.

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[2015-04 .. heute] Ampega Gender Plus Aktienfonds (ISIN: DE000A12BRD6)

Dieser am 22.04.2015 aufgelegte Fond investiert nur in Aktien, die im German Gender Index gelistet sind. Seit seiner Auflage, also seit rund 5 Jahren, läuft der Aktienfonds fast perfekt synchron mit dem German Gender Index. Er weist also grundsätzlich dessen Unter-Performance zum DAX und vor allem zum MDAX auf. Eine bemerkenswerte Ausnahme bildete das 4. Quartal 2019, in dem der Ampega Gender Plus Aktienfonds etwa 5 - 6 % besser lief als der German Gender Index. Diesen kleinen Vorsprung hält er seitdem.

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[2015-04 .. heute] German Gender Index (ISIN: DE000SLA0QF8)

Dieser Aktienindex wird seit dem 22. April 2015 von der Börse Hannover angeboten. Er enthält "die Aktien von 50 deutschen Unternehmen, die bei der Unternehmensführung durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Führungskräften in Vorstand und Aufsichtsrat hervorstechen".

Auf der Leitseite des Anbieters wird relativ prominent auf den Verein "FidAR - Frauen in die Aufsichtsräte e.V." hingewiesen, eine der erfolgreichsten und gefährlichsten feministischen Lobbygruppen in Deutschland, nach der auch die lex FiDAR benannt ist, die in Aufsichtsräten Quotenplätze für Frauen reserviert. FidAR war und ist offenbar bei der Konzipierung und Weiterentwicklung des Index beteiligt und macht vereinzelt Werbung für den Index. Details der vermutlich nur losen Kooperation sind aber in den öffentlichen Quellen nicht ersichtlich.

Das einzige Produkt zum German Gender Index scheint bisher der Ampega GenderPlus Aktienfonds zu sein.

Beim Vergleich mit dem DAX (der ebenfalls ein Performanceindex ist) über einen Zeitraum von 3 Jahren (Stand: Nov. 2020) ergibt sich eine Unter-Performance von ca. 7%. Auf die ganze Laufzeit von gut 5 Jahren seit 2015 gesehen hat der German Gender Index nur ca. 6% gewonnen, der DAX hingegen 12% und der MDAX (mit dem der German Gender Index am ehesten vergleichbar ist, weil er viele mittelgroße Werte enthält) sogar ca. 37%.

Die eklatante Unter-Performance des German Gender Index widerlegt sehr deutlich für die Anlageregion Deutschland die Behauptungen des Anbieters und des FidAR e.V., frauengeführte Unternehmen hätten einen höheren Unternehmenserfolg.

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[2017-09 .. 2020-03] Evolve North American Gender Diversity Index ETF (Ticker: TSX:HERS und TSX:HERS.B)

Diese beiden ETF waren in Toronto gelistet. Sie unterscheiden sich nur darin, ob eine Kursabsicherung für den Kanadischen Dollar integriert ist.

Beide ETF basieren auf entsprechenden Versionen des Solactive Equileap North American Gender Equality Index.

Beide ETF wurden zum 30.03.2020 eingestellt und liquidiert, also mitten in den Turbulenzen des Corona-Crashs. Seinerzeit wurden viele Fonds liquidiert, die zu wenig Käufer gefunden hatten.

In den beiden einzigen Kalenderjahren, die die Fonds existierten, lief die beiden Fonds praktisch synchron zum Vergleichindex DJI, d.h. es Mehrwert durch die feministische Orientierung wurde nicht generiert.

Details zum Index "Solactive Equileap North American Gender Equality Index Canadian Dollar Hedged" (ISIN: DE000SLA3850, WKN: SLA385, Bloomberg Ticker: EQUALNAH)

Details zum Index "Solactive Equileap North American Gender Equality Index" (ISIN: DE000SLA30L8, WKN: SLA30L, Bloomberg Ticker: EQUALNA)

Zum Vergleich: der Dow Jones Industrial (DJI) Index ist in den gleichen Zeiträumen um 23.0 bzw. 71.0% gestiegen. D.h. die beiden Gender-Indizes lagen überwiegend hinter dem Vergleichindex zurück, zum Teil sogar deutlich.

Details zum Fonds "Evolve North American Gender Diversity Index ETF (HERS)



[2017-10 .. heute] Lyxor Global Gender Equality (DR) UCITS ETF (ISIN: LU1691909508)

Dieser am 12.10.2017 aufgelegte Fonds bildet den Index Solactive Equileap Global Gender Equality Net Total Return möglichst genau ab.

Details zum Index "Solactive Equileap Global Gender Equality Net Total Return"

  • ISIN: DE000SLA3KM1, WKN: SLA3KM, Ticker: EQUALEN
  • Kurse: https://www.solactive.com/indices/?index=DE000SLA3KM1
  • Schwerpunkt: Europa inkl. GB
  • Start: 30.09.2011
  • Wertentwicklung des Index:
    3 Jahre (02.12.2017 bis 01.12.2020): 10.3%
    5 Jahre (02.12.2015 bis 01.12.2020): 13.5%
Der von der Anlageregion Europa her in etwa vergleichbare EURO STOXX 50 hat sich in den beiden Zeiträumen um 0% bzw. 5.7% verändert, ist also sehr schlecht gelaufen. Der Frauenfonds lief um rund 10% bzw. 8 % besser.

Details zum Fonds



[2017-12 .. heute] UBS ETF (IE) Global Gender Equality UCITS (ISIN: IE00BDR5H412)

Dieser am 19.12.2017 aufgelegte Fonds basiert auf dem weltweit investierenden Index Solactive Equileap Global Gender Equality 100 Leaders Index Hedged in CHF.

Details zum Index "Solactive Equileap Global Gender Equality 100 Leaders Index Hedged in CHF"

Als Vergleichsindex bietet sich der ebenfalls global verteilte MSCI World an, der 33.4% bzw. 68.3% hinzugewonnen hat.

Details zum Fonds



Nicht börsennotierte Frauenfonds

Die folgenden Frauenfonds sind nicht an Börsen notiert bzw. man findet keine Kurse, ISIN oder andere Angaben:
  • Naissance Capital (CH): Women's Leadership Fund
    Dieser Fonds wurde zum 01. Juli 2009 gestartet und hatte laut einer damaligen Kurzdarstellung die üblichen feministischen Motive und Ziele, u.a. aufgrund der Catalyst-"Studien". Die Gründung wurde von vielen Presseartikeln wohlwollend berichtet.

    Der Fonds wird von der Gesellschaft inzwischen als Past Funds (closed for new investors) etikettiert, wird also nicht mehr vertrieben. Informationen über seine Performance sind nicht aufzufinden.

  • Morgan Stanleys "Parity Portfolio"
    Laut einem ZEIT-Artikel und diversen weiteren Berichten hat Morgan Stanley in 2013 einen Fonds aufgelegt, der unter dem Schlagwort "parity portfolio" nur in Firmen mit mindestens drei Frauen im Aufsichtsrat investiert. Eve Ellis, eine Vermögensberaterin der Bank, hatte angeblich herausgefunden, daß sich der Kurs von Unternehmen, in denen viele Frauen im Aufsichtsrat saßen, besser als bei anderen Unternehmen entwickelte. Die vollständige Analyse oder eine genaue Beschreibung, was wie analysiert wurde, sind nicht im Netz auffindbar.
    Laut Nelson (2013) betrug die minimale Einlage 250.000 (US-$). Präzise Informationen über die Wertentwicklung der Anlagesummen sind nicht im Netz zu finden.
    In einem späteren Artikel vom 11.03.2016 wird nur noch die geringere Volatilität gelobt ("High gender diversity companies have delivered slightly better returns, with lower volatility, ..."), von signifikant besseren Ergebnissen ist keine Rede mehr.

Quellen