Mittwoch, 27. Juni 2018

Juliane Leopold und die feministische Übernahme der öffentlichen Medien




Die Tagesschau-Meldung

Im Rahmen der aktuellen Fußball-Euphorie (oder -Depression) droht eine Meldung übersehen zu werden, deren längerfristige Bedeutung für die Feminismus-Debatte vermutlich kaum unterschätzt werden kann. Am 26.06.2018 schreibt die Tagesschau "In eigener Sache":
Juliane Leopold wird tagesschau.de-Leiterin
Weiter erfährt man zu dieser Personalie, daß Leopold (natürlich) beste Voraussetzungen mitbringt, äußerst erfolgreich ist (sic!), das Profil von tagesschau.de weiter schärfen wird und bereits "seit 2016 das Team von tagesschau.de in Fragen von strategischer Entwicklung der Website" berät.

2014 war sie Gründungs-Chefredakteurin von Buzzfeed Deutschland, das eher ganz unten auf der journalistischen Qualitätsskala steht und dessen Hauptkompetenz clickbaiting ist. Zum Ende hin erfahren wir noch:

Leopold ist Mitgründerin des Blogs kleinerdrei.org, der für den Grimme Online Award 2014 nominiert wurde [aber offenbar keinen Preis gewann].

Was die Tagesschau nicht schreibt

Die Aussage, Leopold sei Mitgründerin des Blogs kleinerdrei.org ist korrekt, läßt aber alles, was für einen uninformierten Leser tatsächlich interessant ist, vorsichtshalber aus, und vermittelt nicht entfernt ein angemessenes Bild von der Person, mit der er es hier zu tun hat.

Zunächst dürfte Otto Normalzuschauer kaum wissen, daß kleinerdrei.org eine Art radikalfeministischer Think-Tank ist, der sehr enge Beziehungen zu den wichtigsten feministischen Kampfblättern unterhält. Passend dazu ist der aktuelle Beitrag auf kleinerdrei.org ein Promotion-Interview mit Stefanie Lohaus, Herausgeberin des Missy Magazins.

Weiter suggeriert die Formulierung "Mitgründerin ... 2014..", daß es sich um Vorgänge in grauer Vorzeit von 2014 und früher handelt. Ein Blick auf das derzeitige "Team", a.k.a. Redaktion, von kleinerdrei.org, belehrt uns aber, daß Leopold dort der "Chefredaktion" zugeordnet wird, neben der allseits als feministischer Aktivist bekannten Anne Wizorek.

Leopold ist nicht nur "Chefredaktion", sondern liefert auch regelmäßig Beiträge. Der neueste, der mir aufgefallen ist, ist ein Podcast zusammen mit Anne Wizorek vom 24.05.2018. Von den 47 Minuten wird rund ein Viertel (ab ca. 30:15) dem Thema #metoo und der unzureichenden Strafverfolgung von Woody Allen und anderen "Tätern" gewidmet. Podcasts sind natürlich im Vergleich zu durchformulierten Texten irgendwie "ins Unreine" gesprochene Aussagen, aber zugleich auch ehrlicher und unverstellter. Umso erschreckender ist der unübersehbare Tunnelblick der beiden Sprecherinnen, der suchtartig nur noch nach Nachrichten sucht, die den weiblichen Opferstatus belegen könnten, und ihre Distanz zu rechtsstaatlichen Grundsätzen wie Unschuldsvermutung oder Verjährung.

Man könnte jetzt noch weitere Beispiele für feministischen Aktivismus von Leopold bringen , klar ist so oder so: Leopold ist seit vielen Jahren eine der führenden feministischen Aktivisten hierzulande, sie vertritt in der Geschlechterdebatte extrem einseitige, rein feministische Positionen. Sie gehört sozusagen zu den feministischen Elitetruppen und ist bestens integriert in das mafiöse feministische Netzwerk, das quer durch alle Parteien und Medien verläuft.

Jemanden wie Leopold auf eine solche mediale Machtposition im wichtigsten deutschen Nachrichtenmedium zu hieven ist ähnlich grenzwertig wie den Sprecher eines AfD-Landesverbands auf diese Position zu setzen: nach normalem Ermessen ist nicht davon auszugehen, daß so eine Person imstande ist oder es sein will, unparteiisch zu berichten, sondern im Gegenteil alles versuchen wird, ihre Machtposition für Propaganda zu mißbrauchen.

Insofern kann man dem feministischen Netzwerk gratulieren für einen weiteren Sieg, die Eroberung einer sehr wichtigen medialen Machtposition. Es werden noch Wetten angenommen, ob noch dieses Jahr Gendersterne in den Artikeln der Tagesschau erscheinen werden, also ob dort sozusagen die feministische Flagge als Zeichen der Landnahme gehißt wird.

Ändert sich überhaupt etwas?

Die feministische Orientierung der Tagesschau ist schon vielfach angeprangert worden, von daher stellt sich die Frage, ob sich durch die Ernennung von Leopold viel ändert. Dazu müßte man etwas über die ideologische Orientierung und den Einfluß der Vorgängerin, Christiane Krogmann, wissen. Hierzu finde ich allerdings praktisch nichts im Netz. Ihr Name ist noch nie in einem der einschlägigen Blogs erwähnt worden. Auch in zwei Interviews auf Youtube findet sich kein Indiz für feministischen Aktivismus von seiten Krogmann. Bis auf weiteres muß Krogmann daher als politisch neutral angesehen werden, die Ablösung durch Leopold ist unter der Prämisse ein regelrechter Erdrutsch.

Auch zur Ablösung von Krogmann läßt die Tagesschau vorsichtshalber alles aus, was tatsächlich interessant ist. Sie schreibt:

Leopold folgt auf Christiane Krogmann, die auf eigenen Wunsch wieder die Funktion als Chefin vom Dienst bei der tagesschau übernimmt.
In einem Artikel im Abendblatt von 12.01.2018 erfahren wir genaueres:
Chefin von tagesschau.de schmeißt hin

Paukenschlag bei tagesschau.de: Die Redaktionsleiterin der Digitalausgabe des ARD-Flaggschiffs Christiane Krogmann hat offenbar bereits am Mittwoch von jetzt auf gleich ihren Job geschmissen. Das Vertrauensverhältnis zu ihrem Vorgesetzten, dem Chefredakteur von ARD-aktuell Kai Gniffke, der auch "Tagesschau" und "Tagesthemen" verantwortet, sei völlig zerrüttet gewesen, heißt es in Redaktionskreisen.

In etwa das gleiche lesen wir in Twiehaus (2018). Man fragt sich, ob der Chefposten bei tagesschau.de schon seit Januar leer steht, ob Krogmann seither Dienst nach Vorschrift machte und welche Rolle Leopold bei dem Zerwürfnis spielte. Krogmann äußerte sich in einem Interview am 17.07.2016, als Leopold frisch als Berater angeheuert worden war, noch sehr positiv über die von Leopold zu erwartenden Impulse. Man findet keine Informationen, wie sich das Verhältnis in den darauf folgenden 18 Monaten entwickelte, kann also nur spekulieren - im Endergebnis verdrängt eine kämpferische Feministin eine eher unideologische Vorgängerin, mit Unterstützung der obersten Leitungsebene, die mit Sicherheit wußte, was dieser Personalwechsel für die ideologische Ausrichtung der Tagesschau bedeutet.

Quellen