Montag, 28. Dezember 2020

Winterschule "Mediendemokratie"


Schon wieder Lock-down, und die Corona-Sondersendungen hängen einem zum Halse heraus. Selbst die regelmäßigen Aufreger um die Cancel Culture sind irgendwann - naja, regelmäßig. Anstatt jetzt verzweifelt auf den nächsten Aufreger des Tages zu warten, machen wir hier etwas diametral entgegengesetztes: Da wir dank Lock-down mehr Zeit haben, können wir sie nutzen, um gründlicher über wirklich wichtige Themen nachzudenken. Themen, die nicht nächste Woche schon wieder vergessen sind, weil sie von der nächsten Sensation verdrängt wurden.

Was haben die Frauenquoten der CDU, das Gerichtsurteil des High Court in England, die Krise des Liberalismus, die Cancel Culture, Gebührenerhöhung für den Haltungsjournalismus des ÖRR und etliche frühere Blogposts hier (und woanders) gemein? Begriffskriege, Angriffe auf unsere Verfassung und deren Grundwerte. Das führt zur Frage: wie konnte es so weit kommen? Wie konnte ein Menschenrecht wie Gleichberechtigung pervertiert werden zur Gleichstellung mit Ungleichberechtigung durch Frauenquoten? Das hat mehrere grundlegende Ursachen, eine davon sind die Medien und deren Propaganda (harsch formuliert Gehirnwäsche), die sind hier ein Hauptthema.

Sich einmal im Jahr aus dem Alltag auszuklinken und eine Zeitlang gründlich an einem wichtigen Thema zu arbeiten, ist übrigens guter Brauch in professionellen Kreisen. Um alle Ablenkungen abzublocken, versteckt man sich gerne für ein paar Tage in einer Berghütte ohne Telefon in einem Funkloch oder in einem Kloster mit dicken Mauern rundherum. Das ganze nennt man dann "(Kompakt-) Seminar" oder "X-Schule", worin X die passende Jahreszeit oder ein Feiertag ist. Das Eingesperrtsein bekommt man heute auch ohne Klostermauern hin, der Internet-Anschluß bleibt als Ablenkungsrisiko allerdings voll erhalten. Wagen wir es trotzdem.

Da wir gerade Winter haben, haben wir also eine Winterschule, und zwar zum Thema "Mediendemokratie". Mediendemokratie ein etablierter Begriff, das Thema wird überwiegend politologisch angegangen [1]. Bei dieser Winterschule werden wir vor allem danach fragen, welche Rolle "die Medien" in einer Demokratie spielen, welches Eigenleben sie entwickeln, was diese mediale Gesellschaft aus einem persönlich macht und welche Schlußfolgerungen man für sich selber als politisches Wesen daraus ziehen kann. Angeschnittene Fragen werden sein:

  • Bin ich ein "mündiger Bürger" mit einer eigenen originären Meinung, die ich in den demokratischen Debatten vertrete, oder ist das nur eine Illusion? Kaue ich nur die Meinungsfragmente nach, die mir die Massenmedien vorgekaut haben?
  • Alle möglichen Splittergruppen und natürlich die Frauenlobby verlangen lauthals nach immer mehr "Teilhabe" ("Partizipation") an demokratischen Entscheidungen. Was ist überhaupt "Teilhabe" (für einen einfachen Bürger wie mich)? Bei ganz zentralen politischen Weichenstellungen der letzten Zeit hatte ich nicht das Gefühl, daran irgendeinen Anteil zu haben.
  • Wenn man sich das Gender-Stottern diverser Reporter im Fernsehen und die Unterwürfigkeit gegenüber FFF oder ähnlichen Bewegungen ansieht, dann hat man den Eindruck, daß "die Medien" Teil der Propagandaabteilung der Grünen oder einer feministischen Untergrundpartei geworden sind. Mit der Idee von einer vierten Gewalt hat das nichts mehr zu tun. Stimmt dieser Eindruck? Wie kam es dazu, hat es mit den neuen Medien zu tun? Kann man etwas dagegen tun?
Die einzelnen Folgen der Winterschule werden aus einem kurzen Leittext bestehen und in der Hauptsache aus Texten oder Videos, in denen das Thema ausgearbeitet wird. Die gesamte Lesezeit bzw. Dauer der Videos liegt bei etwa 1.5 bis 2 Stunden pro Folge. Geplant sind ca. 8 - 10 Folgen im Abstand von jeweils 2 - 3 Tagen.

Ist das ganze ein durchgehendes Lehrbuch? Nein. Die einzelnen Folgen sind sozusagen Mosaiksteine, die einzelne Aspekte des Oberthemas behandeln, die aber jeder selber in das Mosaik seines persönlichen Weltbilds einordnen und mit anderem Wissen verbinden muß. Politisches Wissen ist immer mosaikartig (böswillig formuliert bruchstückhaft), denn unsere heutigen Gesellschaften sind so komplex, daß sie niemand komplett verstehen kann. Jedes Individuum hat nur ein Mosaik von Wissensfragmenten, von denen viele zufällig und durch die persönliche Biographie bestimmt sind. Wenn es gut läuft, ist dieses Mosaik einigermaßen ausgeglichen, d.h. alle "wirklich wichtigen" Bereiche sind vertreten.

Daher ist es keine Überraschung, wenn man die Inhalte einzelner Folgen schon vage oder auch detaillierter kennt. Selbst dann wird die Bedeutung eines Themas oft unterschätzt, erkennbar daran, daß die notwendigen Konsequenzen nicht gezogen werden. Die Auswahl der Themen der einzelnen Folgen hing tatsächlich mit meinem subjektiven Eindruck zusammen, daß die Bedeutung dieser Themen notorisch unterschätzt wird und die Erkenntnisse (z.B. Theatralisierung der Politik) dauernd verdrängt werden. Ob diese Einschätzungen stimmen, ist eine Diskussion am Ende der Winterschule wert.

Viel Spaß!

[Nachtrag Stand: 10.01.2021] Folgende Folgen sind aktuell schon fertig:

  1. Die Wissenschaft der Meinungsmache
  2. Die sekundär erfahrene Wirklichkeit und die Macht der Bilder
  3. Mediokratie
  4. Machteliten
  5. Journalisten
  6. Der mediatisierte Staatsbürger

Anmerkungen

[1] D.h. wir verstehen hier "Medium" nicht als technisches Übertragungsmedium - auch wenn die technischen Merkmale durchaus eine Rolle spielen können -, sondern im Sinne von Massenmedien wie der Presse und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die einem breiten Publikum Nachrichten und Informationen liefern, insb. politisch relevante Inhalte.