Feministische Propaganda und davon inspiriertes
Männerbashing ist bekanntlich guter Brauch im ÖRR, gerne
auch mit intellektuellem Anstrich, weil Qualitätsmedium.
Womit wir bei Titel, Thesen, Temperamente, nach eigener Einschätzung
der Kultur-Marke der ARD, wären. Noch vor wenigen Wochen
fiel ttt wegen feministischem Agenda Setting unangenehm auf. Die
letzte Ausgabe vom 21.02.2021 glänzt zur Abwechslung mit
einem Beitrag, der eigentlich nur alte feministische
Hypothesen von einer weiblichen Suprematie wiederbelebt,
begleitend ein pseudo-wissenschaftlich verbrämtes
Männer-Bashing abliefert und ansonsten vor allem Werbung
für feministische Bücher macht.
In dem Video: Die
männliche Dominanz - Nur ein Wimpernschlag in der
Menschheitsgeschichte? werden i.w. zwei neue Bücher
vorgestellt,
Female Choice. Vom Anfang
und Ende der männlichen Zivilisation von Meike
Stoverock und Die
Wahrheit über Eva: Die Erfindung der Ungleichheit von Frauen
und Männern vorgestellt. von Carel van Schaik und
Kai Michel.
Die Matriarchatshypothese
Beide Bücher fußen ganz wesentlich auf der Hypothese von
einem seit Anbeginn der Menschheit vorhandenen Matriarchat,
in dem - paradoxerweise trotz alleiniger Herrschaft der
Frauen - Geschlechtergleichheit herrschte, die Zustände
daher notwendig paradiesisch waren,
das aber irgendwann vor tausenden Jahren von bösen Männern
mit Gewalt beseitigt wurde, um das heute herrschende
Patriarchat zu errichten, das wiederum nur Leiden und Tod über
die Erde brachte.
Um die Welt zu retten, ist daher zu dem uralten Matriarchat
zurückzukehren (natürlich ohne den Strom abzuschalten
und alle Smartphones wegzuwerfen).
Dieser Mythos von
einem prähistorischen Matriarchat existiert seit
langem, namentlich in feministischen Zirkeln. Sogar die
hochfeministische Wikipedia meint dazu
Es ist weitgehender Forschungskonsens, dass sich das Matriarchat als Mutterherrschaft spiegelbildlich zum Patriarchat historisch nicht nachweisen läßt ... die Auffassung, das Matriarchat sei ein Durchgangsstadium in der Menschheitsentwicklung, [ist] wissenschaftlich unhaltbar.Dieser Mythos ist so absurd und in seiner Pauschalität so unklar, daß er jedem mit Grundkenntnissen in Geschichte suspekt erscheinen sollte. Etwas Vergleichbares von rechts würde man sofort als Verschwörungstheorie klassifizieren. Wir können jedenfalls festhalten, daß die Grundthesen beider Bücher hochumstritten sind und daß ein Sendeformat, das sich als besonders intellektuell geriert, ein Minimum an kritischer Haltung beiden Büchern gegenüber zeigen sollte.
Anmoderation
Vor diesem Hintergrund ist der Auftritt des Moderators Max
Moor bemerkenswert:
[0:00] Eigentlich alles, was Sie über Männlichkeit und Weiblichkeit beigebracht bekamen dürfen Sie ruhig in die Tonne treten!Nein, finde ich eher nicht und habe ich nicht gemacht. Wenn etwas in die Tonne gehört, dann eher das folgende Video.
[0:08] Nicht der Macker erobert die Frau, nein, die Frauen entscheiden, ob, auf wen und auf wie viele sie sich einlassen möchten. ... [0:20] Es gibt kein schwaches Geschlecht.Mein Detektor für feministische Propaganda schlägt gerade an.
[0:23] Der Kampf der Geschlechter findet nicht statt,umso mehr aber effiziente Kooperation, Arbeitsteilung auf Augenhöhe. Das hat Mutter Natur so eingerichtet. Und es funktioniert bestens bei praktisch allen Säugetieren. Beim Menschen auch. Zumindest hat es das, etliche Hunderttausendjahre lang.Damit werden zum Glück viele wissenschaftliche Fragen, die in der Anthropologie jahrzehntelang offen waren, definitiv geklärt.
[0:41] Männliche Dominanz ist eine ganz junge, widernatürliche und daher vorübergehende Erfindung, wie jetzt wissenschaftlich nachgewiesen wurde.Die Botschaft, daß alles widernatürlich und abzuschaffen ist, was mit Männern zu tun hat, kommt mir bekannt vor. An dieser Stelle habe ich verzweifelt nach einem Ironiemarker gesucht, fand aber keinen.
Das Video
In dem nun folgenden Video kommt zunächst Meike Stoverock
mehrfach zu Worte. In ihrem Buch stellt sie eine eigene
Version der Matriarchatshypothese auf. Sie ist Biologe und
kennt von daher das häufig auftretende Prinzip der female
choice. Von dort aus schlußfolgert sie auf ein
allgemeines, in seinen Auswirkungen unklares bzw.
unbegrenztes Matriarchat. Diese hanebüchene Schlußfolgerung
wird in dem Video natürlich nicht thematisiert, stattdessen
drehen sich die Interviewausschnitte, die die Redaktion
ausgewählt hat, fast nur um den klassischen feministischen
Minderwertigkeitskomplex, die Welt würde nur durch die Augen
der Männer wahrgenommen:
[1:09[ Der männliche Blick auf die Welt, er dominiert noch immer. Auch wenn sich schon einiges getan hat, ist er doch wirkmächtig.Der performative Widerspruch, daß sich eine Frau im Ersten Programm mit Millionen-Reichweite darüber beklagt, daß ein "männlicher Blick" die Welt dominiert und die dem Fernsehvolk gerade vorschreibt, welchen Blick es haben soll, scheint niemandem in der Reaktion aufzufallen. Anschließend kommt einer der Autoren des zweiten Buchs mehrfach zu Worte, Carel van Schaik. Auch hier dominieren klassische feministische Kampfbegriffe und eine eindeutig ideologisch geprägte Sichtweise. Nicht aufgefallen scheint der Redaktion der zentrale Widerspruch der beiden Bücher bzw. Autoren: Stoverock argumentiert biologistisch, sie führt die weibliche Suprematie und das daraus resultierende Matriarchat auf biologische Ursachen zurück. Van Schaik behauptet das genaue Gegenteil, für ihn ist alles sozial konstruiert.
Wer kommt ins Fernsehen?
Aus Platzgründen kann hier nicht im Detail auf beide
Aktivisten bzw. deren Bücher eingegangen werden. Es geht
hier primär um die Rolle des ÖRR in der Geschlechterdebatte
und die Niveau- und Kritiklosigkeit, mit der ttt
feministische Autoren hofiert und Werbung für deren Bücher
macht. Warum wird gerade für diese beiden Autoren Werbung
gemacht und nicht etwa für das viel interessantere Buch von
Ingbert Jüdt zum
gleichen Thema?
Die Sendung wurde offensichtlich schon produziert, bevor das
Buch von Meike Stoverock am 20.02.2021 offiziell erschien.
Was zur Frage führt, wieso gerade dieses Erstlingswerk als
derart wichtig klassifiziert wurde, ihm einen halben
Videobeitrag zu widmen, ohne erste Rezensionen abzuwarten.
(Die meisten bisher erschienenen qualifizierten
Rezensionen sind übrigens sehr negativ.)
Offenbar war die Bekanntheit von Stoverock als feministische
Aktivistin fraumeike in den sozialen Medien der
wichtigste Grund, oder anders gesagt die Mitgliedschaft in
der feministisch dominierten medialen Elite.
Was nur einmal mehr zeigt, wie absurd die herbeiphantasierte
weibliche Machtlosigkeit und die Dominanz des "männlichen
Blicks" ist.
Weibliche Suprematie ist zumindest im ÖRR längst wieder
Realität. Dies liegt allerdings infolge einer speziellen
Wahrnehmungsblockade jenseits des Erkennishorizonts von
ttt.
Quellen
- Ingbert Jüdt: Der Mythos vom Patriarchat und der Niedergang des Feminismus: Band 1: Plädoyer für eine Historisierung. BoD - Books on Demand, 10.10.2019. https://www.amazon.de/Mythos-Patriarchat-Niedergang-Fem ... 922570X
- Carel van Schaik, Kai Michel: Die Wahrheit über Eva: Die Erfindung der Ungleichheit von Frauen und Männern. Rowohlt Buchverlag, 17.11.2020. https://www.rowohlt.de/buch/carel-van-schaik-kai-michel ... 8001124
- Meike Stoverock: Female Choice. Vom Anfang und Ende der männlichen Zivilisation. Tropen, 352 Seiten, ISBN: 9783608504804, 20.02.2021. https://www.klett-cotta.de/buch/Tropen-Sachbuch/Female_Choice/136739
- Natascha Pflaumbaum: Video: Die männliche Dominanz - Nur ein Wimpernschlag in der Menschheitsgeschichte? Dominanz. Das Erste (ttt), Sendetermin 21.02.21, 07:43 Min., Verfügbar bis 21.02.2022, 21.02.2021. https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/v ... 02.html