Ziel der ersten Folge der Winterschule "Mediendemokratie" ist,
die Möglichkeiten, den Umfang und die Gefährlichkeit von
politischer Propaganda zu begreifen, ihre historischen
Wurzeln und erste Beispiele für Propagandatechniken und die
zentrale Rolle der Massenmedien kennenzulernen.
Inhalt
Montag, 28. Dezember 2020
Winterschule "Mediendemokratie"
Schon wieder Lock-down, und die Corona-Sondersendungen
hängen einem zum Halse heraus. Selbst die regelmäßigen
Aufreger um die Cancel Culture sind irgendwann - naja,
regelmäßig. Anstatt jetzt verzweifelt auf den nächsten
Aufreger des Tages zu warten, machen wir hier etwas
diametral entgegengesetztes: Da wir dank Lock-down mehr Zeit
haben, können wir sie nutzen, um gründlicher über wirklich
wichtige Themen nachzudenken. Themen, die nicht nächste
Woche schon wieder vergessen sind, weil sie von der nächsten
Sensation verdrängt wurden.
Samstag, 19. Dezember 2020
Sensibles Canceln und akkreditierte Vulnerabilität
Wenn demnächst politische Jahresrückblicke geschrieben
werden, hat Thema Cancel Culture oder allgemeiner
Meinungsfreiheit gute Chancen, erwähnt zu werden. Es brodelt
schon länger, der offene Brief im Harper's Magazine
war ein weltweiter Paukenschlag, das IDW Europe
gründete sich, Herr Kubicki schrieb ein Buch über Meinungsunfreiheit und in
etlichen Diskussionsrunden unterhielten sich Mitglieder der
medialen bzw. politischen Elite, die unter sich ausmachen,
was gerade "die öffentliche Meinung" ist, darüber, warum
mediale Habenichtse wie ich z.B. den Eindruck haben, keine
Stimme zu haben und die eigene Meinung gecancelt zu sehen.
So auch vor einigen Tagen auf Phoenix eine Runde von 5 Prominenten.
Samstag, 12. Dezember 2020
Der Fall Keira Bell
In Großbritannien ist vor einigen Tagen ein wegweisendes
höchstrichterliches Urteil dazu ergangen, ob Minderjährige
faktisch mit einer Eigendiagnose feststellen können, eine
Geschlechtsidentitätsstörung ("gender dysphoria") zu haben
bzw. transident (transsexuell) zu sein und auf dieser Basis
veranlassen können, Pubertätsblocker und später fast
automatisch eine geschlechtstransformierende Behandlung zu
bekommen. Das Urteil hat diese bisher übliche und immer
häufiger werdende Praxis scharf gerügt und unter den
Vorbehalt einer richterlichen Erlaubnis gestellt, also mehr
oder weniger verboten.
Dieses Urteil ist diametral entgegengesetzt zu Bestrebungen
von B90/Grüne und anderen Feministen hierzulande, die
sexuelle Identität als Diskriminierungsmerkmal in Art. 3 GG
zu ergänzen und schon
14-Jährigen das Recht zu garantieren, ihren
Personenstand gemäß ihrer verspürten sexuellen Identität
autonom bestimmen zu können. Der Begriff Geschlecht im
Grundgesetz bezog sich bisher auf das biologische
Geschlecht, er würde faktisch ersetzt werden durch einen
Geschlechtsbegriff, der sich auf eine eher unklar definierte
sexuelle Identität bezieht.
Freitag, 4. Dezember 2020
Die Angst des Anlegers vor der Quotenfrau
"Die CSU ist kaum wiederzuerkennen", twitterte
kürzlich Marc Felix Serrao von der NZZ, nachdem
Generalsekretär Markus Blume in einem Interview die
Frauenquote in Unternehmensvorständen für "urkonservativ"
erklärt hatte. Die CSU entsorgt offensichtlich gerade die
letzten Reste von Verfassungstreue, um sich als Partner
einer künftigen Koalition mit den Grünen fit zu machen.
Jedenfalls muß man wohl davon ausgehen, daß in absehbarer
Zeit einige 100 männliche Köpfe in den Vorständen deutscher
Unternehmen rollen und durch weibliche ersetzt werden. Die
jahrzehntelange Lobbyarbeit des FIDAR e.V,, den dort vereinten
Elitefrauen zu angemessenen Arbeitsplätzen zu verhelfen,
trägt also endlich Früchte. Grund genug, sich als Anleger zu
fragen, was dies wohl für die Börsenkurse bzw. allgemeiner
die Performance der betroffenen ideologisch zwangsbekehrten
Unternehmen bedeutet. Leider nichts Gutes.
Sonntag, 25. Oktober 2020
Igor Levits Buschtrommel
Die Süddeutsche lese ich wegen ihrer notorischen feministischen
Propaganda normalerweise nicht, wenn sie aber einmal
etwas Interessantes publiziert, soll man es auch anerkennen.
So mein Eindruck vor einigen Tagen bei der Lektüre von
Mauró (2020), bevor
dieser Text einigen Aufruhr im Blätterwald verursachte.
Mauró kritisiert den Pianisten Igor Levit in
musikalischer Hinsicht, dies kann und will ich nicht
kommentieren (ich habe eine Allergie gegen klassische Musik
und halte mich davon genauso fern wie von militärischer
Marschmusik).
Viel wichtiger als die Musikkritik fand ich die deutliche
Kritik daran, daß ein Künstler seinen Ruhm, sprich seine
mediale Reichweite, dazu mißbraucht, politischen Einfluß
auszuüben. Noch etwas genauer gesagt legt der Artikel den
Finger in die Wunde, daß ein guter Klavierspieler ein
schlechter politischer Kommentator oder sogar ein aktives
Mitglied eines Twittermobs sein kann. Musikalisch
ausgedrückt: vom intellektuellen Niveau her gesehen spielt
Levit in den sozialen Netzen teilweise auf der Buschtrommel, bis
hin zu üblen verbalen Entgleisungen.
Freitag, 23. Oktober 2020
Schlag ins Gesicht der Verfassungsfeinde
Die bekannte staatlich finanzierte Feministin Sawsan Chebli
kommentierte das heute ergangene Urteil zum Brandenburger
Paritätsgesetz auf Twitter mit harschen Worten:
Viel deutlicher kann man kaum ausdrücken, wie sehr man unsere Verfassung und die Gerichtsbarkeit zum Schutz dieser Verfassung verachtet. Für einen Verfassungsfeind ist diese Reaktion aber ganz natürlich. Bei der AfD würde man diese Verachtung demokratischer Institutionen - zu Recht! - als Skandal brandmarken.Verfassungsrichter kippen #Brandenburg|er #Paritätsgesetz. Das ist ein Schlag ins Gesicht aller, die sich für echte Gleichberechtigung einsetzen. Der Kampf geht weiter! Wir geben nicht auf. @asfberlin @ASF_SPDFrauen @juristinnenbund https://t.co/rawQiof9AA
- Sawsan Chebli (@SawsanChebli) October 23, 2020
Sonntag, 4. Oktober 2020
Prominente Untergrund-Intellektuelle und andere Paradoxien des Intellectual Dark Web
Die Vergangenheit hat die markante Eigenschaft, vergangen zu
sein und schnell in Vergessenheit zu geraten. Das ist oft
besser so, andererseits beherrscht Studien zufolge die
Zukunft, wer die Erzählungen über die Vergangenheit
beherrscht. Wenden wir diese Erkenntnisse also auf das in
der jüngeren Vergangenheit entstandene Phänomen des
"Intellectual Dark Web" (IDW) an. Während über seine
Ursprünge noch halbwegs Konsens besteht, gehen die Meinungen
auseinander, ob es noch existiert und, wenn doch, worum es
sich handelt(e) und ob man es duplizieren kann, wie es
aktuell in einer europäischen bzw. deutschen Variante (idw-europe.org) versucht
wird. Ehe seine Entstehung und seine Probleme also ganz
vergessen werden, soll hier versucht werden, es als Phänomen
zu verstehen und einzuordnen.
Spoiler: es existiert nicht wirklich, sondern ist nur ein Narrativ, dessen Existenz und politische Wirkung stark von der Position des Betrachters abhängen. Deswegen kann man es auch nicht einfach kopieren. Es hat aber interessante Effekte in aktuellen Debatten und kann teilweise als Symptom für den Machtverlust der dominierenden etablierten Medien interpretiert werden.
Spoiler: es existiert nicht wirklich, sondern ist nur ein Narrativ, dessen Existenz und politische Wirkung stark von der Position des Betrachters abhängen. Deswegen kann man es auch nicht einfach kopieren. Es hat aber interessante Effekte in aktuellen Debatten und kann teilweise als Symptom für den Machtverlust der dominierenden etablierten Medien interpretiert werden.
Samstag, 12. September 2020
Das Derailing der Cancel-Culture-Debatte
In letzter Zeit findet die Cancel Culture in unseren
reichweitenstarken Medien erstaunlich viel Aufmerksamkeit.
Der Begriff ist nicht neu, sondern seit Urzeiten gelebte
Praxis in der Geschlechterdebatte, wo eine Seite wegen
Toxizität in einem Cordon sanitaire isoliert und
systematisch aus dem Diskurs herausgehalten wird. Ursache
der medialen Aufmerksamkeit dürften der offene Brief im
Harper's Magazine
und der deutschsprachige Appell für freie Debattenräume sein.
Naheliegenderweise ruft dies die Gruppen auf den Plan, die
seit langem von der Cancel Culture profitieren bzw. sie
praktizieren. Das Canceln und die Cancel Culture sind derart
eindeutig demokratiefeindlich, daß man beides kaum direkt
verteidigen kann. Die Cancel-Culture-Apologeten wenden daher
diverse Diskursstrategien an, die i.w. die Begriffe
verwässern und vom Problem ablenken, auf Neudeutsch also
derailen. In diesem Blogpost sehen wir uns einige dieser
Strategien näher an.
Samstag, 15. August 2020
Der Plagiatsfall Koppetsch und die Wissenschaftlichkeit der Gender Studies
In den Zeiten von COVID-19 erregen Wissenschaftsskandale,
wenn sie nicht gerade einen Virologen betreffen, wenig
Aufmerksamkeit. Das dürfte der Grund sein, warum einer der
größten Wissenschaftsskandale in der deutschen
Forschungslandschaft in den letzten Jahren
fast
keine
Resonanz
in den Medien fand. Vordergründig handelt es sich ferner
"nur" um einen Plagiatsfall, denn Plagiate brachten den Fall
ins Rollen. Die eigentliche Bedeutung des Falls liegt aber
bei der Frage nach den wissenschaftlichen Standards in den
Gender Studies. Der offizielle Untersuchungsbericht zu dem
Fall bestätigt deutlich die dahingehenden, seit Jahren
geäußerten Zweifel.
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