Sexismus gegen Männer

Inhaltsübersicht

Sexismus - Begriffliche Eingrenzung



Männer sind in vielfältigen Formen und häufig von Sexismus betroffen. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff Sexismus eher unscharf und als Oberbegriff für diverse geschlechtsbezogene Äußerungen oder Handlungen verwendet. Im Rahmen der deutschen #Aufschrei-Kampagne Anfang 2013 und von Dutzenden weiterer feministischer Twitter-Kampagnen wurde der Begriff unterschiedslos für schlechtes Benehmen bis hin zu strafbaren Handlungen und unterschiedslos für Einzelpersonen oder für ganze soziale Gruppen als Betroffene verwendet. Teilweise wird hier ein Begriffkrieg geführt mit dem Ziel, anzügliche Bemerkungen und Vergewaltigungen als prinzipiell gleiche, nur graduell verschiedene Verbrechen an Frauen zu verstehen. Für eine angemessene Diskussion des Problembereichs muß der Begriff Sexismus daher konkreter gefaßt werden.

Der Begriff Sexismus

I.f. verwenden wir die folgende Definition, die analog zum Begriff Rassismus gebildet ist:
Als Sexismus oder sexistisch bezeichnet man unrichtige Behauptungen oder Handlungen, die direkt oder indirekt allen Männern bzw. Frauen aufgrund ihres Geschlechts negative Charaktereigenschaften oder andere negative soziale Eigenschaften zuweisen.
Beispielsweise werden Jungen bzw. Männer häufig als dumm, faul, wenig strebsam, gewalttätig, asozial, Vergewaltiger usw. dargestellt. Derartige Eigenschaftszuweisungen werden auch als negative Geschlechtsstereotype bezeichnet (Geschlechtsstereotype sind im Prinzip wertneutral). Sexismen sind i.d.R. dazu gedacht, inkorrekte negative Geschlechtsstereotype zu erzeugen. Ob diese Absicht Erfolg hat oder die Gruppe der Personen, bei denen das negative Geschlechtsstereotyp erzeugt wird, groß oder klein ist, ist unerheblich für die Beurteilung, ob eine Behauptung oder Handlung sexistisch ist.

Die in einem Sexismus postulierten negativen Eigenschaften haben thematisch meist nichts mit der Sexualität der Männer bzw. Frauen zu tun. Der Begiff "Sex" in Sexismus ist hier als biologisches Geschlecht und den danach gebildeten Personengruppen zu verstehen. Umgekehrt sind Aussagen über die Sexualität von Männern bzw. Frauen nicht automatisch Sexismen.

Sexistische Äußerungen können einen ungleichen sozialen Status von Frauen bzw. Männern bewirken, sie diskreditieren alle Frauen bzw. Männer aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit. Sofern sie auf einzelne Personen angewandt werden ("Männer sind kriminell, und dafür sind Sie, Herr Meier, ein gutes Beispiel!"), können Straftatbestände wie Beleidigung, üble Nachrede oder Verleumdung vorliegen, sofern die Aussage auf diese konkrete Person nicht zutrifft. Beschädigt wird hier das Ansehen einer konkreten Person. Es liegt zwar "nur" ein immateriellen Schaden vor, das Strafrecht und das allgemeine Rechtsempfinden sehen aber auch die Verursachung von immateriellen Schäden als strafbare Handlung an.

Sofern eine sexistische Behauptung eine konkrete Person diskreditiert, kann diese Person im Einzelfall begründen, wieso die Behauptung falsch ist und in welcher Form die betroffene Person geschädigt wird, und Klage dagegen erheben. Allgemein gehaltene sexistische Behauptungen oder Handlungen diskreditieren in der Regel alle Angehörigen des jeweiligen Geschlechts in diffuser Weise ("Jungen sind das unbegabtere Geschlecht", "Frauen können nicht einparken"). Eine konkrete Schädigung einer einzelnen Person ist fast nie nachweisbar, weil derartige Aussagen regelmäßig als "statistisch" bezeichnet werden. "Statistisch" deutet hier an, daß keine einzige konkrete Person gemeint ist, sondern nur eine Mehrheit der betroffenen Gruppe oder ein Durchschnittswert einer nicht genau angegebenen oder meßbaren Eigenschaft wie "Begabung" oder "Fleiß".

Sexismus vs. Ironie bzw. Sarkasmus

Sofern Frauen in privater Runde über ihre Männer oder die Männer im allgemeinen ablästern, ist das fast immer in Ordnung, weil als mehr oder minder ironisch erkennbar und nicht herabsetzend gemeint. Auch wenn öffentlich im Kabarett oder in der Karnevalsbütt sarkastische Witze über Männer gemacht werden, ist das völlig in Ordnung - Humor ist, wenn man trotzdem lacht - und es fällt unter künstlerische Freiheit.

Entscheidend ist, daß das Publikum die Aussagen als nicht ernst gemeint erkennen kann - bei beißendem Sarkasmus kann diese Grenze leicht überschritten werden, zumal bei einem größeren, gemischten Publikum mit unterschiedlichen Vorkenntnissen. Die Grenze zwischen Sarkasmus und Sexismus ist nicht wirklich scharf. Wem das nötige Fingerspitzengefühl fehlt, der sollte sich besser zurückhalten. In ernsthaften politischen Diskussionen, um die es hier in erster Linie geht, ist Sarkasmus fast nie angebracht und wird auch nicht als solcher akzeptiert.

Sexismus vs. sexuelle Belästigung

Unter Sexismus versteht man teilweise auch die sexuelle Belästigung einzelner Personen, z.B. körperlich durch Begrapschen oder verbal durch anzügliche Bemerkungen oder sonstiges aufdringliches Verhalten, das i.a. unterhalb der Schwelle liegt, bei der Strafgesetze greifen (Vergewaltigungen und ähnliche Straftaten werden i.a. nicht mehr als Sexismus bezeichnet). Hierbei werden aber i.a. keine Behauptungen über alle Männer bzw. Frauen gemacht. Im folgenden verwenden wir den Begriff Sexismus nicht im Sinn einer sexuellen Belästigung.

Diese beiden Begriffe sollten klar getrennt werden, die feministische Diskursstrategie, die Unterschiede zwischen beiden Begriffen zu verwischen, dient nur dazu, vergleichsweise geringfügige Vorfälle auf eine Stufe mit schwersten Straftaten zu stellen und zu skandalisieren.

Unerwünschte Komplimente

Im Rahmen der feministischen Umdeutungen des ursprünglichen Begriffs Sexismus (allen Männern bzw. Frauen negative Eigenschaften zuzuweisen) werden inzwischen auch unerwünschte Komplimente als Sexismus bezeichnet, bei denen einzelnen Personen im Prinzip positive (!) Eigenschaften zugewiesen werden. Diese Komplimente beziehen sich typischerweise auf gut wahrnehmbare biologische Geschlechtsmerkmale und kommen auch häufig bei Männern vor, s. Hammer (2017).

Die im Prinzip positive Aussage wird uminterpretiert zu einer negativen Aussage über nicht genannte Eigenschaften, insb. intellektuelle. D.h. wer die Schönheit einer Frau preist, reduziert sie damit auf ihren Körper und stellt indirekt ihre intellektuellen Leistungen als nicht existent oder negativ dar. Diese Schlußfolgerung ist völlig willkürlich und zeugt eher von Minderwertigkeitskomplexen.

Je nach dem Kontext werden unerwünschte Komplimente auch als Eindringen in die Intimsphäre und als sexuelle Belästigung angesehen. Wie oben schon oben erwähnt werden wir hier die sexuelle Belästigung einzelner Personen nicht unter den Begriff Sexismus fassen, sondern unter den Begriff sexuelle Belästigung (sic!).

Sexismus vs. Ungleichberechtigung von Männern

Männer haben in unserer Rechtsordung keineswegs die gleichen Rechte wie Frauen, stattdessen haben Frauen eine Vielzahl, teilweise gravierender gesetzlicher Privilegien. Ein klassisches Beispiel für die Ungleichberechtigung von Männern ist ferner das Frauenstatut der Grünen, das nicht formal begründet wird, implizit aber davon ausgeht, daß Männer minderwertige Wesen sind, die an einer gleichberechtigten Teilnahme an politischen Prozessen gehindert werden müssen.

Derartige implizite Begründungen der Ungleichberechtigung von Männern sind hochgradig sexistisch, aber eben nur implizite Aussagen. Daher werden üblicherweise Ungleichberechtigungen von Männern nicht unter dem Begriff Sexismus gegen Männer subsumiert.

Quellen



Sexismus gegen Männer



Beispiele

Direkte und indirekte Sexismen gegen Männer, die i.w. auf eine moralische oder intellektuelle Diskreditierung hinauslaufen, sind extrem verbreitet, politisch korrekt und werden kaum noch als solche wahrgenommen. Männer-Bashing ist offizielle gesellschaftliche Doktrin, man kann durchaus von einer Diffamierungskultur reden. Beispiele für direkte Aussagen aus gesellschaftlich bzw. politisch relevanten Quellen:
  • Jürgen Trittin erklärte für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Deutsche Bundestag (Plenarsitzung vom 09.11.2012), Frauen seien das begabtere Geschlecht, Männer also das unbegabtere. Dazu passend warben die Grünen bei der Bundestagswahl 2013 mit dem Slogan "Besser Du als irgendein Kerl" um die Stimmen von Frauen.
  • Die SPD formuliert Ihre Meinung über Männer bzw. Männlichkeit im Grundsatzprogramm der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Stand: 19.11.2015) unmißverständlich: "Wer die menschliche Gesellschaft will, muss die männliche überwinden." Diesem Satz geht ein langer Text voraus, in dem pauschal Frauen als Opfer männlicher Gewalt und Männer als Quellen allen erdenklichen Übels dargestellt werden.
  • Im Feminismus ist Sexismus gegen Männer extrem verbreitet. Die krasseste Form ist der militante Feminismus, der, wenn er könnte, alle Männer ausrotten würde und der nur als fanatischer Haß auf Jungen und Männer bezeichnet werden kann. Allerdings werden entsprechende Feministinnen normalerweise als geistig unzurechnungsfähig angesehen, was aber kurioserweise nicht verhindert, ihre Haßschriften als lesenswerte fiktionale Kunstwerke anzusehen.

    Weitaus verbreitetere Formen von Sexismus sind pauschale Anschuldigungen und Unterstellungen, Männer seien potentielle Vergewaltiger, Frauenhasser und generell moralisch minderwertige Wesen. Das wichtigste Beispiel für letzteres ist die Grundannahme fast aller feministischen Gesellschaftstheorien bzw. der Gender Studies, wonach ein Patriarchat (oder eine hegemoniale, wahlweise auch toxische Männlichkeit) herrscht, in dem "die Männer" gemeinschaftlich handeln, um "die Frauen" zu unterdrücken, und das auch sonst für alles Unheil auf der Welt, z.B. zu wenige Frauen in DAX-Vorständen, verantwortlich ist. Die Patriarchatstheorie ist inhaltlich absurd und wissenschaftlich unhaltbar. Sie dient analog zu diversen Verschwörungstheorien gegen Juden, z.B. den "Protokollen der Weisen von Zion", die eine jüdische Weltverschwörung beweisen sollten, nur dazu, ein Feindbild aufzubauen und Haß zu erzeugen.

Neben direkten verbalen oder schriftlichen Äußerungen werden Männer auch in der Werbung, in Filmen u.a. Medien bevorzugt als dumm, gefühllos, Verbrecher usw. dargestellt. Der Bösewicht ist praktisch immer ein Mann. Ob man bei einem einzelnen Film von Sexismus reden kann, ist eine Definitionsfrage, denn ein einzelner Film alleine erzeugt nicht den Eindruck, die Männer seien die Quelle alles Bösen, sondern erst der gesamte Medienbestand.

Aus der umgekehrten Perspektive, inhaltlich aber äquivalent, werden (biologische) Frauen häufig als die "besseren Menschen" dargestellt; Beispiele hierzu s. separate Seite "Feminismus als Ideologie von der intellektuellen und ethischen Überlegenheit von Frauen (weibliche Suprematie)".

Entstehung des Sexismus gegen Männer

Historische Wurzeln

Für den verbreiteten Sexismus gegen Männer wird oft fälschlich der Feminismus alleine verantwortlich gemacht. Tatsächlich sind die Ursachen viel breiter und älter und haben eine rund 200-jährige Vorgeschichte. Eine bahnbrechende Analyse der historischen Entwicklung lieferte Christoph Kucklick mit seiner Dissertation "Das unmoralische Geschlecht: Zur Geburt der Negativen Andrologie" und mehreren Essays. Darin zeigt er, daß die "Negative Andrologie", also pauschale Negativdarstellung von Männern, gegen Ende des 18 Jahrhunderts, beim Übergang von vormodernern zu modernen Gesellschaften, entstand und seitdem andauert.

Nach dem 2. Weltkrieg haben die 2. und 3. feministische Welle diese Vorlage aufgegriffen und z.T. wesentlich verstärkt; im Kontext der 1968er Umwälzungen wurden Männer als Klasse zur Zielscheibe feministischer Denunziation, zumal sich der Feminismus in weiten Teilen als Kampf gegen die Vorherrschaft "der Männer" verstand und bis heute versteht.

Feministische Twitter-Kampagnen

In der jüngeren Vergangenheit sind vor allem die zahllosen feministischen Twitter-Kampagnen erwähnenswert. Am bekanntesten in Deutschland wurde 2013 die #Aufschrei-Kampagne und 2017 die internationale MeToo-Kampagne. In ihrer Gesamtheit wirken die Kampagnen als eine integrierte Hetzkampagne und diskreditieren Männer als notorische Grapscher, Vergewaltiger und sonstige Straftäter.

Die feministische Patriarchatshypothese

Ein zentrales feministisches Dogma ist die Patriarchatshypothese, wonach alle (nichtfeministischen) Gesellschaften durch Männer beherrscht und Frauen in einer Geschlechterhierarchie unterdrückt werden. Soziologisch betrachtet ist diese pauschalisierende Hypothese Unsinn, Männer und Frauen bilden keine sozialen Klassen, dazu sind ihre Lebensumstände und Interessen viel zu heterogen. Die Patriarchats- bzw. Geschlechterhierarchie-Hypothese diskreditiert alle Männer pauschal als Sexisten, die Frauen unterdrücken wollen, ohne diese Diskreditierung plausibel zu belegen.

Das feministische Defizitmodell der männlichen Persönlichkeitsentwicklung

Versuche, die Patriarchatshypothese zu belegen, führen allenfalls zu weiteren Diskreditierungen bzw. Verschwörungstheorien. Die feministische Theoriebildung steht hier vor dem Problem zu erklären, wie dieses postulierte allgegenwärtige Patriarchat überhaupt langfristig und historisch konstant existieren kann und sich von einer Männergeneration auf die nächste fortpflanzt, obwohl Frauen die Erziehung dominieren. Eine zentrale Argumentation, warum Männer sich so asozial verhalten - obwohl Männer und Frauen angeblich grundsätzlich gleich sind -, ist das Defizitmodell der männlichen Persönlichkeitsentwicklung: das Patriarchat verlangt von jedem Jungen und jedem Mann, Akte der psychischen Selbstverstümmelung an sich vorzunehmen und die emotionalen Anteile seiner Persönlichkeit abzutöten, um Frauen erbarmungslos unterdrücken zu können. Die solcherart emotional verkrüppelten Männer verstärken wiederum das Patriarchat, d.h. es entsteht ein sich selbst erhaltender Zyklus (ausführlich wird dieses Defizitmodell in Rebecca Solnit und zweierlei Schweigen im »Patriarchat« behandelt).

Auswirkungen von Sexismus gegen Männer

Die eigentliche Gefährlichkeit der allgemein gehaltenen Sexismen gegen Männer liegt darin, daß sie trotz ihrer Unschärfe und Unbewiesenheit
  1. in konkreten Konfliktsituationen, z.B. in gerichtlichen Auseinandersetzungen, als Vorurteil wirken und für die betroffenen Männer materielle Auswirkungen haben und
  2. die ideologische bzw. "philosophische" Grundlage von diskriminierenden Gesetzen und anderen materiell wirksamen Diskriminierungen sind. Konkrete Personen werden daher erst indirekt durch die Sexismen geschädigt.
    Diese materiell wirksamen Diskriminierungen werden in anderen Abschnitten dieser Einführung ausführlicher behandelt, z.B. Diskriminierung von Männern im Strafrecht bzw. im Sorgerecht.
  3. viele Männer durch die schon im Grundschulalter einsetzende Diskreditierung ein gestörtes Selbstbild und ein lebenslängliches Schuldgefühl gegenüber Frauen ähnlich der Erbsünde entwickeln (und wegen ihres mangelnden Selbstbewußtseins dann gerne als Schmerzensmänner verhöhnt werden), sofern sie sich nicht zu MGTOWs entwickeln.

Öffentliche Wahrnehmung und Verharmlosung von Sexismus gegen Männer

Während offener Sexismus gegen Frauen selbst bei leichteren Formen normalerweise sofort scharf gemaßregelt wird, erzeugt Sexismus gegen Männer praktisch keinerlei öffentliche Reaktionen. Für diese auffällige Diskrepanz bzw. den Sexismus als solchen werden verschiedene Erklärungen bzw. Verharmlosungen präsentiert:
  • Die fehlende Reaktion zeigt, daß die Öffentlichkeit diese Behauptungen nicht ernst nimmt.
    Erstens ist dies ein Fehlschluß, denn keine Reaktion bedeutet keineswegs, daß man etwas nicht ernst nimmt, es kann genausogut Zustimmung bedeuten. Zweitens ist dies ein Strohmann-Argument, denn es kommt nicht darauf an, ob die Herabsetzungen konsistent mit vorhandenen Meinungen sind, sondern daß negative Meinungen gebildet bzw. verstärkt werden.
  • Behauptungen, daß die Männer minderwertig sind, sind aufgrund der historischen Dominanz von Männern und ihrer patriarchalen Rollen so absurd und unglaubwürdig, daß solche Behauptungen nicht ernst genommen werden.
    Das war eventuell vor dem 2. Weltkrieg der Fall. Spätestens mit den gesellschaftlichen Umbrüchen der 68er Generation ist das Image von Männern weitgehend demontiert worden. (vgl. Texte von Christoph Kucklick, s.u.).
  • "Es sind ja auch ein paar Körner Wahrheit darin."
    Wenn man diese paar Körner genau benennen würde, wäre es eine korrekte Faktenaussage, die ist per se nicht sexistisch. Sexistische Aussagen sind i.d.R. sachlich falsch, weil sie unzulässig verallgemeinern: wenn 1% der Männer gewalttätig ist, kann man nicht pauschal behaupten "Männer sind gewalttätig", weil damit alle Männer gemeint sind.

Quellen und ergänzende Lektüre

  • Christoph Kucklick: Das verteufelte Geschlecht. DIE ZEIT, 12.04.2012. http://www.zeit.de/2012/16/DOS-Maenner/komplettansicht
    Dieses Dossier faßt in gut lesbarer Form wesentliche Erkenntnisse aus der Dissertation von Kucklick zusammen, in der er die historische Entstehung von charakterlichen Diskreditierungen von Männern untersucht hat. Er prägte dafür den Begriff "negative Andrologie". Durch umfangreiche Quellenanalysen weist er nach, daß die negative Andrologie Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts einsetzte und i.w. dadurch zu erklären ist, daß Männer als Projektionsfläche von Ängsten dienten, die durch die gesellschaftlichen Umbrüche beim Übergang in die Neuzeit ausgelöst wurden. Er korrigiert damit den oft vorhandenen Eindruck, die verbreitete Diskreditierung von Männern sei alleine ein Werk der Frauenrechtsbewegung; diese hat die ohnehin vorhandene "negative Andrologie" nur aufgegriffen und verstärkt. Auch heute geht die Diskreditierung von Männern keineswegs alleine von der Frauenrechtsbewegung aus, sondern ist ein gesamtgesellschaftliches Problem.
    ausführliche Beschreibung.
  • Christoph Kucklick: Geschlechterdebatte: Der Mann, das Tier. Spiegel Online, 23.04.2012. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/geschlechter- ... 23.html
  • Auf dem Blog http://genderama.blogspot.de erscheinen nahezu täglich Beispiele von Vorfällen, bei denen Männer diskreditiert werden.
  • Auf dem Webauftritt des MANNdat e.V. sind in vielen selbst herausgegebenen Nachrichten und Studien Diskreditierungen von Männern dokumentiert. Eine aktuelle Übersicht über einige Vorfälle, die ein Presseecho erzeugt haben, findet sich hier.
    Manndat e.V. veranstaltete 2013/2014 "Die Champions League des Sexismus", eine offene Abstimmung über die sexistischsten Publikationen / Äußerungen über Männer; s. http://manndat.de/category/champions-league-des-sexismus. Gestartet wurde mit 8 Gruppen zu je 4 Kandidaten. Am 24. Juni 2014 wurden die Sieger verkündet: http://manndat.de/leitartikel/champions-league-des-sexi ... ng.html
  • Ein besonders krasses Beispiel für platten Sexismus ist das Anfang 2014 erschienene Lied von Udo Jürgens Der Mann ist das Problem. Zumindest ein Mann dokumentiert hier sehr deutlich, daß er ein Problem ist.


Kampfbegriff "Sexismus" - feministische Umdeutungen: "Sexism = Prejudice + Power"

Die oben präsentierte, lange Zeit übliche Definition des Begriffs Sexismus ist geschlechtsneutral formuliert und schließt nicht aus, daß Frauen sexistisch sind und Männer Opfer von Sexismus - insb. der real existierende Feminismus verhält sich prinzipiell und in großem Umfang sexistisch gegenüber Männern. Dies wurde Anfang 2013 im Kontext der Debatten, die durch die #Aufschrei-Kampagne initiiert worden waren, auch für feministische Akteure unübersehbar. Daher mußte die bisherige (sinnvolle) Definition des Begriffs Sexismus so umkonstruiert werden, daß feministischer Sexismus begrifflich nicht mehr möglich war.

In den Debatten im Rahmen der Aufschrei-Kampagne waren die zentralen Begriffe Sexismus und sexuelle Gewalt zunächst nur unscharf abgegrenzt und wurden im Verlauf der Aufschrei-Kampagne immer stärker ausgedehnt. Dies entspricht der grundlegenden feministischen Strategie, das Definitionsmacht-Konzept als allgemeine Grundlage des Rechtssystems durchzusetzen und damit biologischen Frauen bei geschlechtsbezogenen Themen faktisch mit gesetzgeberischen Vollmachten auszustatten. Ein weiteres Ziel der feministischen Akteure war daher stets, die Tatbestände, die unter sexuelle Gewalt fallen, immer weiter auszudehnen und als qualitativ gleichwertig zu Vergewaltigungen zu positionieren (der berechtigte Vorwurf, dies bagatellisiere die wirklich ernsten Fälle von sexueller Gewalt, wird i.d.R. als frauenfeindlich weggebürstet).

Veranschaulichen kann man diese Strategie an der schrittweisen Ausdehnung des Begriffs Sexismus in der feministisch dominierten deutschen Wikipedia, insb. durch bekannte Administratoren wie z.B. Schwarze Feder oder Fiona Baine. Die Sexismus-Definition wurde im ersten Halbjahr 2013 dutzende Male geändert. An dieser Stelle soll als Stichprobe ein Vergleich einer Version vom November 2012 und vom April 2013 genügen. Die ältere Version definierte Sexismus wie folgt:

Unter "Sexismus" versteht man die soziale Konstruktion von sexuellen Unterschieden zwischen Menschen und daraus abgeleiteten soziale Normen und Handlungsweisen.
Diese Definition ist ziemlich klar, insb. ist danach z.B. ein zu langer Blick auf ein Dekolleté kein Sexismus und Frauen können sexistisch sein. Die neuere Version der Definition lautet:
Als "Sexismus" wird die auf das Geschlecht (engl. ''sex'') bezogene Diskriminierung bezeichnet. Unter dem Begriff werden Geschlechterstereotype, Affekte und Verhaltensweisen gefasst, die einen ungleichen sozialen Status von Frauen und Männern zur Folge haben oder darauf hinwirken.
Diese Definition bezieht sich auf den Begriff bzw. Tatbestand der "Diskriminierung". Nach feministischer Begriffsbildung und nach dem Definitionsmacht-Konzept kann eine "Diskriminierung" aber nur von einer sich diskriminiert fühlenden Frau definiert und festgestellt werden. Nach dieser Definition liegt es im Ermessen einer Frau, ob ein Blick auf ihr Dekolleté ein Sexismus ist oder nicht. In diesem Sinne wurde der Begriff durch feministische Akteure in vielen Tweets der Aufschrei-Kampagne und zugehörigen Debatten benutzt.

Sexismus gegen Männer ist gemäß dieser feministischen Begriffsbildung nicht mehr möglich, da eine Geschlechterhierarchie existiert, in der Männer dem Patriarchat angehören, somit privilegiert sind und von Frauen prinzipiell nicht diskriminiert werden können. Daher können Frauen (oder andere sich diskriminiert fühlende Gruppen) prinzipiell nicht sexistisch gegen Männer sein.

Sexism = Prejudice + Power?

Eine sehr ähnliche, kürzere Definition wird inzwischen sehr häufig in Form einer "Gleichung" Sexism = Prejudice + Power (übrigens gilt in einschlägigen Kreisen und Publikationen außerdem Racism = Prejudice + Power, woraus rein mathematisch Racism = Sexism folgt, aber Logik gilt dort als patriarchale Unterdrückung). Feststellen, wer "die Macht" hat, dürfen nur Feministinnen, und diese Feststellungen sehen stets wie hier aus:
Sexism = Prejudice + Power so if there is no power, there is no sexism. And since it is clear that women are disadvantaged in almost every respect and that men are privileged in the social, political, and economic power they hold, it is thereby impossible for a woman to be "sexist towards men." A woman can be discriminatory, bigoted, or prejudiced against men, but not sexist.
(Sexismus = Vorurteil + Macht, also wo es keine Macht gibt, gibt es keinen Sexismus. Und da klar ist, daß Frauen in fast jeder Hinsicht benachteiligt sind [Anm.: Im Deutschen gibt es hierfür den Begriff Opfer-Abo] und daß Männer hinsichtlich ihrer sozialen, politischen und wirtschaftlichen Macht privilegiert sind, ist es für eine Frau unmöglich, "sexistisch gegenüber Männern" zu sein. Eine Frau kann voreingenommen, bigott oder befangen gegenüber Männern sein, aber nicht sexistisch.)
Die Auffassung, daß Frauen in fast jeder Hinsicht benachteiligt sind, kann in unserer femizentrischen Gesellschaft nur noch mit fortgeschrittenem Realitätsverlust erklärt werden und entspricht qualitativ einer Verschwörungstheorie bzw. dümmstmöglichen Stammtischparolen. Nichtsdestotrotz gilt es heute in feministischen Zirkeln als gesicherte, nur von Frauenhassern hinterfragte Erkenntnis, daß Frauen prinzipiell nicht sexistisch gegenüber Männern sein können. Ala Konsequenz ist beispielsweise in der feministischen Denkwelt das vielzitierte Gedicht von Sibel Schick "Männer sind Arschlöcher" nicht sexistisch, weil Sibel Schick eine Frau ist.

Quellen