Inhaltsübersicht
- Zusammenfassung: Weibliche Hypergamie
- Empirische Befunde
- Ursachen der weiblichen Hypergamie
- Konsequenzen für die Lebensplanung von Männern
- Von der weiblichen Hypergamie (mit-) verursachte soziale Phänomene
- Literatur
Zusammenfassung: Weibliche Hypergamie
Hypergamie
Hypergamie kann man als psychologisches oder soziologisches
Phänomen verstehen. Als psychologisches Phänomen
versteht man unter Hypergamie, daß jemand nur bereit ist,
eine Person mit gleichem oder höherem sozialen Status zu
heiraten (bzw. eine dauerhafte Beziehung bzw. Partnerschaft
einzugehen). Daß man einen Partner mit einem hohen sozialen
Status bevorzugt, ist naheliegend und eigentlich nur gesunder
Menschenverstand. Das eigentlich Bemerkenswerte ist die
Weigerung, sich mit einer Person mit geringerem sozialen
Status zu verpartnern und lieber alleine zu bleiben,
wenn keine "angemessenen" Partner zur Verfügung stehen.
Der hohe soziale Status kann sich z.B. ausdrücken in
Vermögen, hohem Einkommen, Berühmtheit (Politik, Sport,
Unterhaltung, ...), hohem formalem, i.d.R. akademischem
Bildungsabschluß, Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe
mit hohem Status (z.B. Adel, bestimmte Berufe) o.ä.
Hypergamie verstehen wir in diesem Text als mentale Disposition
bzw. Absicht - realisiert werden kann diese Absicht nur,
wenn ein geeigneter Partner verfügbar und verführbar ist,
was nicht immer der Fall ist. Hypergamie kann also
unsichtbar bleiben. Wenn sich jemand umgekehrt mit einer
sozial höherstehenden Person verpartnert, ist das kein
Beweis für Hypergamie, es kann auch Zufall sein oder andere
Ursachen haben. D.h. Hypergamie kann man nur ungefähr am
tatsächlichen Paarungsverhalten ablesen. Hypergamie kann
sich auch in Scheidungen ausdrücken, die dadurch verursacht
sind, daß der vormals statushöhere Partner diesen Status
verloren hat oder der vormals statusniedrigere Partner
Karriere gemacht hat.
Von Hypergamie als soziologischem Phänomen in einer
gegebenen Kultur spricht man, wenn sich in dieser Kultur
bestimmte Personen überwiegend bzw. statistisch auffällig
mit einer statushöheren Person verpartnern. Das bekannteste
Beispiel sind in fast allen Kulturen Frauen (Frauen
heiraten, wenn überhaupt, "nach oben"). Soziologische
Hypergamie kann diverse Ursachen haben. In den westlichen,
feministischen Gesellschaften kann die psychologische
Hypergamie indes als Hauptursache der soziologischen
Hypergamie angesehen werden.
Weibliche Hypergamie
Hypergamie gehört zu den grundlegenden
statistisch nachweisbaren Verhaltensmustern
von Frauen. Frauen verpartnern sich praktisch nur mit
Männern, die bzgl. Einkommen, Bildungsgrad oder sonstigem
sozialen Status auf dem Niveau der Frau oder höher liegen.
Die weibliche Hypergamie ist eines der "heißen" Themen in
der Geschlechterdebatte, wobei folgende Aspekte zu
unterscheiden sind:
- Der Sachverhalt als solcher ist vergleichsweise unstrittig, wenn überhaupt kommt es zu Diskussionen, welche Form von hohem sozialen Status relevant ist und in welchen Kontexten er wie intensiv auftritt.
- Über die Ursachen der weiblichen Hypergamie gibt es erhebliche Meinungsunterschiede. Die Erklärungsmodelle reichen von biologischen, evolutiv entstandenen Dispositionen, namentlich der Libido-Asymmetrie bei Frauen und Männern, bis hin zu patriarchaler Unterdrückung.
- Die moralische Bewertung ist je nach dem ideologischen Standpunkt und dem Erklärungsmodell teilweise sehr negativ, d.h. die Hypergamie als solche und/oder die unterstellten Ursachen werden als zu beseitigender sozialer Mißstand angesehen. Man kann die weibliche Hypergamie auch positiv sehen, denn sie trägt zur Durchmischung der sozialen Schichten bei.
- Aus Sicht von Männern, insb. jüngerer Männer, die eine Familie gründen wollen und irgendwann eine Frau fürs Leben finden wollen, ergeben sich aus der weiblichen Hypergamie drastische Konsequenzen für die Optimierung des eigenen "Marktwerts" auf dem Sexualmarkt, namentlich der Zwang, mit erster Priorität einen hohen sozialen oder wirtschaftlichen Status anzustreben.
- Die weibliche Hypergamie ist Haupt- oder Mit-Ursache diverser sozialer Unterschiede zwischen Männern und Frauen, z.B. des Gender Pay Gaps und der häufigen Teilzeitbeschäftigung von Frauen. Die weibliche Hypergamie und ihre Ursachen scheinen kaum veränderbar zu sein; dies dürfte eine Ursache für das Scheitern vieler seit Jahrzehnten laufender Gleichstellungsmaßnahmen sein.
Verwandte Themen
Empirische Befunde
Es gibt sehr viele Untersuchungen, die die weibliche
(psychologische) Hypergamie in unterschiedlichen Kulturen
bzw. Staaten und für unterschiedliche Statusbegriffe
nachgewiesen haben. I.f. wird nur eine kleine Auswahl
vorgestellt.
Im Rahmen des deutschen Nationalen Bildungspanels wurde
die Bereitschaft von Frauen und Männern untersucht,
"abwärts" zu heiraten. Blossfeld (2012) berichtet hierzu:
Blossfeld: Sowohl Frauen als auch Männer müssten ihre normativen Vorstellungen von dem, was ein attraktiver Partner und eine erfolgreiche Beziehung ist, ändern. Bei Frauen gibt es bislang aber keinerlei Anzeichen dafür, dass das geschieht, zumindest hierzulande nicht. Männer dagegen scheinen eher bereit zu sein, ihr Muster zu ändern und sich nach oben zu orientieren. ... Es gibt einige Männer, die gegen alle Normen versuchen, bei besser gebildeten Frauen zu landen, aber die lassen sie abblitzen. Das heißt, der Widerstand gegen das Aufbrechen der traditionellen Rollenmuster ist eher bei den Frauen anzusiedeln als bei den Männern.Dazu passend berichtet Wang (2017), daß Frauen den ökonomischen Status, gemessen am Jahreseinkommen, bei der Attraktivitätsbestimmung rund vier mal höher gewichten als Männer, während der BMI (also die Figur) und das Alter praktisch keinen Einfluß auf die Attraktivität von Männern haben. Ein hohes Einkommen kann bei Männern viel leichter einer geringe physische Attraktivität ausgleichen als bei Frauen. Qian (2016) (bzw. Qian (2016a)) berichtet ganz ähnlich, daß Frauen trotz aller Veränderungen auf den Arbeitsmärkten weiterhin vor allem ökonomisch aufwärts heiraten, und zwar insb. dann, wenn der Mann keinen höheren Bildungsstatus hat. Die höhere Gewichtung des ökonomischen Status durch Frauen wurde in einer riesigen Replikationsstudie in 45 Ländern (Walter (2020)) bestätigt. Lichter (2019) bestimmte anhand des Einkommens und weiterer sozioökonomischer Merkmale von Männern in den USA, die zwischen 2008 und 2017 geheiratet haben, sog. "synthetic spouses" von (Ehe-) Frauen. Der synthetic spouse einer Frau ist der typische Mann, den die Frau abhängig von ihren eigenen sozialen Merkmalen als Partner akzeptieren würde. Die verfügbaren unverheirateten Männer weisen deutlich schlechtere Merkmale auf als die synthetic spouses der unverheirateten Frauen. Dies deutet darauf hin, daß ein zu geringer ökonomischer Status ein wesentlicher Grund für das Singledasein von Männern ist (wenn man andere Gründe wie ausklammert, z.B. den gewollten Singlestatus von MGTOWs).
"Männermangel", "Dating Apocalypse" und ähnliche
Indizien
Ein starkes Indiz und meist eher anekdotische Evidenz für die
weibliche Hypergamie liefern seit Jahren Presseberichte über
einen grassierenden Mangel an "heiratbaren" Männern oder die
"Dating Apocalypse".
Einer der ersten derartiger Berichte in einem Medium mit hoher
Reichweite war Bolick
(2011).
Die feministische Presse stellt hier erfolgreiche Frauen als
bedauernswerte Opfer dar, die für ihre Tüchtigkeit und
ihren beruflichen Erfolg ungerecht bestraft werden.
Die "Dating Apocalypse" ist genau genommen eine
Auswirkung der weiblichen Hypergamie (und wird deshalb
unten bei den Auswirkungen
noch näher diskutiert). Die Hypergamie verstehen wir als
eine persönliche Disposition, also eine psychologische
Eigenschaft, die nur in bestimmten Kontexten dazu führt, daß
beruflich erfolgreiche Frauen Single bleiben. Die "Dating
Apocalypse" ist ein soziologisches Phänomen, die vor allem
solche Kontexte und Milieus betrifft bzw. beschreibt, in
denen viele Frauen aufgrund ihrer Hypergamie Single bleiben.
Das Phänomen betrifft vor allem die USA und GB, es ist nicht ganz
klar, inwieweit man es auf Deutschland übertragen kann. Betroffen
sind vor allem Universitätsabsolventen und gehobene
Einkommensklassen ab ca. 100.000 Euro oder $ aufwärts. Dort
überwiegen inzwischen vielerorts die Frauen deutlich.
Diese Frauen sind trotz ihres hohen sozialen Status hypergam,
halten also nur Männer, die zumindest akademisch gebildet und die
möglichst finanziell noch wohlhabender sind, für akzeptabel.
Faw (2012) drückt es
ziemlich direkt so aus:
... we do have certain non-negotiable expectations for potential mates that include college degrees and white-collar jobs. ... why wouldn't we land a man with these (reasonable) requirements?Derartige Aussagen sind faktisch Selbstbezichtigungen, hypergam zu sein. Für bestimmte Kreise dürften sie repräsentativ sein. Diese Haltung wird nicht etwa hinterfragt, sondern als eine Art Grundrecht von Frauen verstanden (gemäß dem Leitsatz "you can have it all"). Auf die Reaktionen auf diese Strukturen, insb. die Bildung neuer Opfer-Mythen, gehen wir unten separat ein.
(... wir haben bestimmte, nicht verhandelbare Erwartungen an potenzielle Partner, darunter einen akademischen Grad und einen Management-Job, ... warum sollten wir nicht einen Mann abbekommen, der solchen (vernünftigen) Anforderungen entspricht?)
Ursachen der weiblichen Hypergamie
Die weibliche Hypergamie kann eine ganze Reihe zusammenwirkender
Ursachen haben. Von diesen führen manche wiederum nur in
bestimmten sozialen Schichten (z.B. gehobener Mittelstand) zu
sichtbaren Effekten. Die folgenden Ursachen sind daher ggf. nur
eine von mehreren.
- Biologischer und migrationsbedingter Jungenüberschuß:
Statistisch werden auf 100 Mädchen ca. 105 Jungen geboren (s. sekundäres Geschlechtsverhältnis). Sofern sich dieses Verhältnis bis zur Pubertät nicht durch andere Faktoren reduziert, liegt im Verpartnerungsmarkt ein Überangebot von Männern vor. Der Effekt ist vergleichbar damit, daß im Arbeitsmarkt 105 Bewerber auf 100 Stellen kommen und sozusagen eine "strukturelle Arbeitslosigkeit" von ca. 5% herrscht: wie jeder Gewerkschaftler weiß, führt dies zu einem Arbeitgebermarkt, in dem die Arbeitgeber die Konditionen bestimmen. Die höhere Sterberate von Jungen bzw. Männern reduziert den Überschuß erst in viel höheren Altersklassen, die für den Verpartnerungsmarkt nicht mehr relevant sind. Zum grundlegenden biologischen Männerüberschuß hinzu kommt in manchen Regionen Deutschlands, insb. in ländlichen Regionen und in Ostdeutschland, ein Männerüberschuß, der durch Binnenmigration (überwiegender Wegzug von Frauen oder Zuzug von Männern) verursacht ist. In anderen Regionen, insb. in Großstädten, kann der Zuzug von Frauen den biologischen Männerüberschuß überkompensieren und es entsteht umgekehrt ein Frauenüberschuß. Die durch Binnenmigration verursachten Ungleichgewichte dürften zumindest teilweise durch Dating-Plattformen reduziert werden, die häufig zu überregionalen Verpartnerungen führen. Eine einmalige drastische Verschiebung der Geschlechterrelationen wurde 2015 durch die unkontrollierte Immigration nach Deutschland bewirkt. In der Altersklasse von ca. 16 - 25 Jahren wanderte grob geschätzt eine halbe Million mehr junge Männer als Frauen nach Deutschland ein. Bei ca. 5 Millionen einheimischer junger Männer bzw. Frauen in dieser Altersklasse ergibt sich ein zusätzlicher bundesweiter Männerüberschuß von ca. 10%, der wiederum regional stärker oder schwächer ausfallen kann. -
Die Libido-Asymmetrie (bzw. Libido-Differenz):
Zu den markantesten verhaltensrelevanten biologischen Unterschieden zwischen Männern und Frauen gehört die wesentlich stärkere Libido von Männern (s. Die Libido-Differenz zwischen Frauen und Männern; Feministinnen, die an die Blank-Slate-Hypothese glauben, werden diesen biologischen Unterschied zwischen Männern und Frauen strikt abstreiten). Hieraus folgt eine starke Asymmetrie von Angebot und Nachfrage von bzw. nach sexuellen Kontakten und im Beziehungsmarkt. Männer müssen daher in irgendeiner Weise für sexuelle Kontakte im weiteren Sinne "bezahlen" bzw. diese Asymmetrie kompensieren. Eine Möglichkeit besteht darin, einer potentiellen Langfristpartnerin einen höheren sozialen Status zu verschaffen. -
Das Mutter-Modell:
Viele Frauen möchten gerne Kinder haben und diese stillen bzw. in den ersten 12 Monaten intensiv betreuen. Im letzten Teil der Schwangerschaft und in der anschließenden Stillzeit können bzw. wollen sie, wenn möglich, wenig oder nicht arbeiten. Es wird also eine soziale Sicherung benötigt, um den Lebensunterhalt einer solchen "intensiven Mutter" sowie des Kindes zu finanzieren. Diese kann im Prinzip vom Staat oder aus anderen öffentlichen Quellen stammen, praktischer ist es, wenn der Mann genug Geld verdient, um eine Familie alleine zu ernähren. Das Muttermodell führt dazu, daß insb. die ökonomische Leistungsfähigkeit des Partners besonders hoch gewichtet wird, die Hypergamie also in erster Linie auf den ökonomischen Status bezogen ist.
Das Gender Pay Gap als angebliche Ursache
In feministischen Argumentationen wird oft behauptet,
weibliche Hypergamie sei lediglich Folge des "ungerechten"
Gender Pay
Gaps (GPG). Implizit wird hier der soziologische
Begriff Hypergamie unterstellt. Oberflächlich betrachtet
führt das GPG dazu, daß statistisch die meisten Frauen mit
einem besser verdienenden Mann liiert sind, ohne daß
unbedingt eine Absicht dahinter steckt.
Die Hypergamie wird daher als weiteres Indiz für die
allgegenwärtigen Diskriminierung von Frauen interpretiert.
Diese Argumentation benutzt den gut getarnten Denkfehler,
das GPG sei in allen Altersklassen gleich.
Relevant ist Hypergamie als soziales Phänomen nur bei Frauen,
die bisher nicht verpartnert sind und die einen Partner
suchen. Diese Frauen gehören überwiegend zur Altersklasse von ca.
20 - 35 Jahren. In dieser Altersklasse ist das GPG nahezu Null oder sehr klein
oder regional sogar negativ.
Große GPGs treten erst in den mittleren bis hohen Altersklassen
auf. Personen in diesen Altersklassen heiraten aber kaum noch (s.
BPB (2016)).
Konsequenzen für die Lebensplanung von Männern
Die weibliche Hypergamie, insb. die ökonomische Hypergamie,
hat offensichtliche Konsequenzen für die Lebensplanung von
(jungen) Männern:
- Es ist weitgehend aussichtslos, unter ökonomisch besser gestellten Frauen nach einem Lebenspartner zu suchen. Selbst wenn man eine solche Frau findet und zunächst als Lebenspartner gewinnen kann, ist das Risiko eines späteren Scheiterns der Beziehung hoch.
- Das Lebensmodell eines ausschließlichen oder überwiegenden Hausmanns, der analog zu einer Hausfrau die Kinder versorgt und den Haushalt führt, während die Frau vor allem außer Haus bleibt und Geld verdient, ist für die meisten Frauen undenkbar und daher als Lebensplanung unrealistisch. Die meisten Frauen bleiben eher partnerlos als ihre Hypergamie aufzugeben.
Von der weiblichen Hypergamie (mit-) verursachte
soziale Phänomene
- Fokussierung von Männern auf ihren beruflichen Erfolg
- Frauen als Zuverdiener
- work-life-Balance und Berufspräferenzen
- Die "schrumpfende Pipeline" in akademischen Karrieren
- Schlechtes Lohnniveau in Berufen mit vielen zuverdienenden Frauen
- "Hook-up Culture" und "Dating Apocalypse"
Die weibliche Hypergamie ist Haupt- oder Mitursache diverser sozialer Phänomene bzw. geschlechterpolitischer Probleme.
Fokussierung von Männern auf ihren beruflichen Erfolg
Wie schon im vorigen Abschnitt Konsequenzen für die Lebensplanung von Männern
erläutert, entsteht durch die Hypergamie ein erheblicher
Druck auf heranwachsende Männer, mit allererster Priorität
beruflichen Erfolg und Berufe mit hohem Einkommen (und ggf.
anderen Nachteilen) anzustreben.
Männer, die sich diesen Erwartungen entziehen, indem sie
keine festen Partnerschaften anstreben (oder sogar MGTOWs
werden), werden scharf kritisiert und als "unreif"
bezeichnet, z.B. in Hymowitz (2011).
Frauen als Zuverdiener
Wenn in einer Partnerschaft eine der beiden Personen wesentlich
mehr verdient als die andere und - das ist wichtig - dieses
Einkommen für einen als angemessen eingeschätzten Lebensstil
ausreicht, ist der andere Partner wenig motiviert, selber durch
Erwerbsarbeit zum Familieneinkommen beizutragen. Durch die
progressive Einkommensteuer und die Sozialabgaben gehen ferner 60
- 70% des zusätzlichen Bruttoeinkommens verloren, d.h. dem
zusätzlichen Arbeitsaufwand steht ein schlechter zusätzlicher
Nettolohn gegenüber. Dies ist eine wesentliche Erklärung für
das massenhaft auftretende Phänomen, daß Frauen als "Zuverdiener"
nur in Teilzeit arbeiten, ferner in geringfügigen
Beschäftigungen, die hinsichtlich der Steuern und Abgaben
günstiger sind als normale Beschäftigungsverhältnisse.
work-life-Balance und Berufspräferenzen
Die Hypergamie und die signifikant anderen praktikablen
Lebensmodelle von Frauen sind der Hintergrund zu der
Beobachtung, daß Frauen statistisch signifikant andere
Berufspräferenzen als Männer haben, genauer
gesagt daß sie sich diese Präferenzen leisten können,
weil ihr Mann dies finanziert (Männer hingegen nicht).
Die Präferenzen beziehen sich hier auf die
work-life-Balance, also die Aufteilung von Zeit und
Energie im Berufs- bzw. Privatleben. Bei vielen Umfragen
spricht sich eine Mehrheit der Frauen für eine ausgeglichene
Balance aus und ist bereit, für mehr Privatleben weniger
beruflichen Erfolg inkauf zu nehmen. Männer sind deutlich
fixierter auf beruflichen Erfolg. Die Soziologin Catherine Hakim (s.a. Hakim (2000), Boekenkamp (2012)) hat
diese Beobachtungen zu sog. Präferenztheorie ausgebaut.
Allerdings wird auch an dieser durchaus elaborierten Theorie
deutliche Kritik geübt, weil die darin unterstellten
Wirkmechanismen nicht eindeutig beweisbar sind.
Die "schrumpfende Pipeline" in akademischen Karrieren
Mit jeder Stufe der akademischen Bildung (Bachelor, Master,
Promotion, Professur) sinkt tendenziell der Anteil der
Frauen ("shrinking pipeline"), dies trotz
umfangreicher Förderung von Frauen und systematischer
Bevorzugung bei Berufungen, insb. in den MINT-Fächern.
Dieses Phänomen wird schon seit den 1980er Jahren
beobachtet, es ist einer der klassischen
geschlechterpolitischen Aufreger. Als Ursache gelten
automatisch Sexismus, der Frauen wegekelt, oder unbekannte,
aber wirksame Machenschaften des Patriarchats.
Getrieben ist diese Problemwahrnehmung vor allem von
Sozialneid (auf Professuren) und
Unkenntnis der üblichen Etappen auf dem Weg zu einer
Lebenszeit-Professur. Dieser Weg wird z.B. in Morenz (2019) gut
dargestellt. Aufgrund der harten Konkurrenz unter den
Personen, die eine Professur anstreben, ist bis zum Alter
von ca. 35 Jahren voller Einsatz unabdingbar. Eine längere
Unterbrechung durch eine Schwangerschaft und ggf.
anschließende Betreuung des eigenen Kindes sind
Karrierekiller. Die in der Wissenschaft erfolgreichen Frauen
haben daher häufig keine Kinder (das gilt auch viele Männer)
bzw. sind sehr schnell nach einer Geburt in Vollzeit in den
Beruf zurückgekehrt.
Männer stehen vor dem gleichen Problem. Da sie sich aber
"abwärts" verpartnern, übernimmt ihre Partnerin die
Kinderbetreuung und reduziert ihre berufliche Arbeitszeit.
Der analoge Weg für Frauen, sich einen männlichen Partner
mit geringeren Karriereambitionen und ggf. sogar geringerem
Bildungsstatus zu suchen und ihm die Hauptlast der
Kinderbetreuung zu überlassen, kommt bei akademisch
gebildeten Frauen nicht infrage: Bei ihnen ist die
Hypergamie sogar besonders ausgeprägt. Die eigentliche
"Diskriminierung" von Frauen liegt hier also darin, hypergam
zu sein.
Schlechtes Lohnniveau in Berufen mit vielen zuverdienenden
Frauen
Rund die Hälfte der Berufe wird weit überwiegend von
Personen des gleichen Geschlechts ausgeübt (s. Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt).
Beispiele sind Sekretärin, Friseuse, Maurer oder LKW-Fernfahrer.
Von Frauen dominierte Berufe haben häufig die Vorteile, daß man
relativ leicht in Teilzeit arbeiten kann und viel mit Menschen zu
tun hat (und nicht mit langweiligen Steinen oder LKWs). Sie
entsprechen den typischen Berufswahlpräferenzen von
Frauen.
Frauen, die es sich leisten können, nur als Zuverdiener zu
arbeiten, haben weitaus weniger Druck, für hohe Löhne zu
kämpfen, als jemand, der den Verdienst dringend für seinen
Lebensunterhalt braucht. Die zuverdienenden Frauen können
daher beim Wettbewerb um die bei Frauen beliebten
Arbeitsplätze andere Frauen unterbieten. Attraktive
Berufe, die von vielen zuverdienenden Frauen angestrebt
werden - und das sind fast immer frauendominierte Berufe -,
haben daher tendenziell ein niedrigeres Lohnniveau als
andere, unbeliebte Berufe. In der feministischen Theorie
wird dieser offensichtliche Markteffekt fehlerhaft
als Geringschätzung von Frauen und böswilliges Verhalten der
Arbeitgeber (m/w) interpretiert, denn es ist ja so einfach,
das überall lauernde Patriarchat für die Entscheidungen
zuverdienender Frauen verantwortlich zu machen.
"Hook-up Culture" und "Dating Apocalypse"
Wie schon oben
dargestellt beklagt die feministische Presse seit
Jahren einen Mangel an "akzeptablen" ("dateable")
Männern. Genaugenommen werden hier Beziehungs-, Heirats-
bzw. Sexualmärkte beschrieben, die für Frauen
ungünstig sind, weil das Angebot an "akzeptablen" Männern
geringer als die Nachfrage ist.
Ursachen für "unfaire" Beziehungsmärkte
Verursacht wurden diese Beziehungsmärkte durch die seit
Jahrzehnten andauernde, schon in der Grundschule beginnende
Bildungsdiskriminierung von Jungen und die einseitige
berufliche Förderung bzw. Bevorzugung von Frauen durch alle
möglichen Frauenquoten und
Förderprogramme.
In vielen akademischen und/oder sozial gehobenen Milieus
liegt inzwischen ein erheblicher Frauenüberschuß vor, insb.
in den USA und GB. Auch an vielen deutschen Universitäten
sind seit langem ca. 53 bis 56 % der Immatrikulierten
weiblich. D.h. in etwa kommen auf 5 Frauen nur 4 Männer.
Am unteren Ende der Bildungs- und Einkommensstufen tritt
umgekehrt ein hoher Männerüberschuß auf. Nach Birger (2015) kommen z.B. in
den USA im unteren Bildungssektor in der Altersklasse 22 bis
29 Jahre 9.4 Millionen Männer auf 7.1 Millionen Frauen, also
ein Verhältnis von 132:100 bzw. etwa 4:3. Die
Heiratsprobleme dieser Männer werden ihnen in der
öffentlichen Wahrnehmung als persönliche Defizite
zugeordnet.
Relevant ist ferner seit Ende der 2000er Jahre das negative
Gender Pay Gap (also ein GPG zugunsten von Frauen)
in fast allen Großstädten der USA in der Altersklasse bis
ca. 35 Jahre. In diesen großen regionalen Beziehungsmärkten
haben Männer statistisch betrachtet nicht nur
Bildungsnachteile, sondern zusätzlich Einkommensnachteile.
Der Pool der "dateable men" reduziert sich für hypergame
Frauen also umso mehr.
Verschärft wurde das "Problem" (aus Sicht anspruchsvoller
Frauen) seit Mitte der 2000er Jahre durch Dating-Plattformen
wie Tinder oder OkCupid. Diese führen zu einem sehr hohen
Grad an Markttransparenz, machen die Verhältnisse in diesen
Beziehungsmärkten also für alle Beteiligten sehr klar. Außerdem
wurden aus früher eher regionalen Beziehungsmärkten
"nationale", d.h. man findet seinen theoretischen
Idealpartner u.U. in 500 km Entfernung.
Struktur von Beziehungsmärkten bei unausgeglichenem
Geschlechterverhältnis
In Beziehungsmärkten, in denen ein Geschlecht deutlich in
der Minderzahl ist, haben Personen dieses Geschlechts
deutlich mehr Marktwert und bestimmen die Strukturen in
diesem Beziehungsmarkt (s. Buss
(1989), Buss
(2016); für eine neuere ausführliche Darstellung mit
vielen Quellenangaben s. Harinam (2020)):
- Sobald ein merklicher Frauenüberschuß vorliegt, bestimmen die männlichen Interessen den Beziehungsmarkt und es dominieren viele lose, unverbindliche Beziehungen ("hook-up culture") und polygame Strukturen.
- Wenn umgekehrt ein merklicher Männerüberschuß vorliegt, bestimmen die weiblichen Interessen den Beziehungsmarkt und es dominieren festere, monogame Beziehungen.
Ansehensverlust des Minderheitsgeschlechts
Personen des Minderheitsgeschlechts haben zwar mehr
Verhandlungsmacht auf dem Beziehungsmarkt, zugleich sinkt
aber tendenziell ihr Ansehen. Dieser auf den ersten Blick
paradoxe Effekt wurde schon in Uecker (2010) empirisch
nachgewiesen. Er ist aber plausibel, denn Personen des
Mehrheitsgeschlechts erleben ständig in ihrem Sinne
Mißerfolge aufgrund ihrer schlechteren Verhandlungsposition
und entwickeln entsprechende Aversionen. Umgekehrt gibt es
immer Personen des Minderheitsgeschlechts, die arrogant
werden oder ihre starke Verhandlungsposition mißbrauchen,
die also Anlaß für berechtigte Kritik bieten. Diese Fälle
verderben insgesamt das Image ihres Geschlechts.
Bildung von Opfer-Narrativen
Unsere feministische Presse (mehr dazu unten) kritisiert nicht etwa die
Ursachen für die "ungünstigen" Beziehungsmärkte, nämlich die
Bildungsdiskriminierung von Jungen und die Arroganz und
unrealistischen Maßstäbe von hypergamen Frauen. Stattdessen
konstruiert man aus den Privilegien der Frauen ein weiteres
Opfer-Narrativ unter Schlagworten wie "Dating Apocalypse"
oder "Männermangel". So behauptet etwa Birger allen Ernstes:
Being unwilling to consider working-class guys affects women in ways that it doesn't affect men. It's totally unfair.Implizit wird hier der Anspruch von Frauen, ihre Hypergamie ausleben zu dürften, als selbstverständliches Grundrecht dargestellt, die Nichterfüllung dieses Anspruchs ist ein Unrecht. Wenn also früher massenhaft Männer mit hohem sozialen Status "nach unten" heiraten mußten, weil es zu wenig Frauen mit gleichen sozialen Status gab, oder Männer mit geringem sozialen Status gar keine Frau finden, dann war und ist das etwas ganz anderes und war überhaupt nicht ungerecht. Zufällig übersehen werden bei diesen Klagen die zahllosen Frauenquoten und -Fördermaßnahmen, die gerade dazu gedacht waren, Männer von lukrativen Positionen zu verdrängen, nach dem Motto "die Hälfte des Himmels gehört den Frauen" (unabhängig von der Leistung). Diese Vergeßlichkeit von Journalistinnen erstaunt umso mehr, als hunderte von ihnen die Initiative ProQuote Medien unterstützt haben, die für Quoten und gegen die Gleichberechtigung von Männern in Medienberufen kämpft. Feministisches Ziel war und ist de facto, die Zahl der als Partner "akzeptablen" Männer systematisch zu reduzieren. Hier wurde also geliefert wie bestellt.
(Die Weigerung, jemanden aus der Arbeiterklasse als Partner in Betracht zu ziehen, beeinträchtigt Frauen auf eine Art und Weise, wie es bei Männern nicht der Fall ist. Das ist total ungerecht.)
Realität vs. von der Presse und vom ÖRR gebildete
öffentliche Meinung
Unsere Presse ist generell, nicht nur bei diesem Thema,
gemäßigt bis radikal
feministisch. Auf den öffentlich-rechtlichen
Rundfunk trifft das sogar noch stärker zu. D.h.
es wird fast ausschließlich aus der Perspektive von Frauen
berichtet und zugunsten von deren Interessen argumentiert.
Beim speziellen Thema Beziehungsmärkte kommt hinzu, daß die
Journalistinnen überwiegend aus der oberen Mittelschicht
stammen, ein Studium ist hier selbstverständlich. In
Journalismus-Studiengängen herrscht ein hoher
Frauenüberschuß, d.h. die Absolventinnen sind persönlich
geprägt von diesem Milieu. Diese Journalistinnen versuchen
naheliegenderweise, in ihrer Berichterstattung eine
öffentliche Meinung zu bilden, die vor allem mit ihren
privaten, emotional belastenden Erfahrungen und den
Verhältnissen ihres Milieus geprägt ist.
Die von der "Dating Apocalypse" betroffene Schicht von
Frauen ist also tatsächlich nur eine Minderheit. Diese
Minderheit ist allerdings meinungsführend und in den Medien
überrepräsentiert.
Daß in anderen sozialen Schichten und Milieus aufgrund
der weiblichen Hypergamie Männer im Nachteil sind, kommt in
der Berichterstattung praktisch nicht vor.
Diskreditierung von Männern
Parallel zur Konstruktion von Opfer-Narrativen über Frauen
wird "den Männern", auch solchen mit vergleichbarer Bildung,
oft vorgeworfen, unreif zu
sein und ein Peter-Pan-Syndrom aufzuweisen, verbunden mit der
Anweisung, endlich erwachsen zu werden ("man up!") und die
Wünsche der Frauen zu erfüllen.
Jenseits der Vorstellungskraft der akademisch gebildeten
Frauen scheint die Erkenntnis zu liegen, daß sie von Männern
als berufliche Freßfeinde in einem unfairen Konkurrenzkampf
angesehen werden (diese Erkenntnis ist sogar schon für viele Gymnasiasten
selbstverständlich und eine Hauptursache für die
Entstehung von MGTOWs)
und von daher eher nicht als Traumpartnerin gelten. Aber die
eigenen Privilegien erkennt man bekanntlich nicht.
Literatur
- Michèle Binswanger: Die Leiden der jungen Männer. Tagesanzeiger, 16.09.2019. https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/die-leide ... 8731813
- Jon Birger / Jennifer Schaffer (Interview): It's Not Your Imagination, Single Women: There Literally Aren't Enough Men Out There. Vice, 26.09.2015. https://www.vice.com/read/youre-single-because-there-arent-enough-men-253
- Hans-Peter Blossfeld / Jan-Martin Wiarda: Weiblich, gebildet, partnerlos. DIE ZEIT Nr. 33/2012, 09.08.2012. https://www.zeit.de/2012/33/C-Beziehung-Frauen-Maenner/komplettansicht
- Gérard Bökenkamp: Catherine Hakims Präferenztheorie: Was Frauen wollen. cuncti, 18.08.2012. https://www.cuncti.net/geschlechterdebatte/352-catherin ... -wollen
- Kate Bolick: All the Single Ladies. The Atlantic, 30.09.2011. https://www.theatlantic.com/magazine/archive/2011/11/al ... ge=true
- Corinna Budras: Gleich und gleich gesellt sich gern. FAZ, 09.08.2017. https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/hochzeiten-gleic ... le=true
- David M. Buss: Sex Differences in Human Mate Preferences: Evolutionary Hypotheses Tested in 37 Cultures. Behavioral and Brain Sciences 12, p.1-14 u. 46-49. DOI: 10.1017/S0140525X00023992, 03.1989. https://psycnet.apa.org/record/1989-32627-001
- David M. Buss: The Mating Crisis Among Educated Women. Edge (2016: What Do You Consider The Most Interesting Recent Scientific News? What Makes It Important?), 2016. https://www.edge.org/response-detail/26747
- Larissa Faw: Why Are So Many Professional Millennial Women Unable To Find Dateable Men? forbes, 05.12.2012. https://www.forbes.com/sites/larissafaw/2012/12/05/why- ... le-men/
- Jenna Goudreau: Has The Rise Of Women Turned Men Into Boys? Forbes, 03.03.2011. https://www.forbes.com/sites/jennagoudreau/2011/03/03/r ... 96876b9
- Catherine Hakim: Work-Lifestyle Choices in the 21st Century: Preference Theory. Oxford University Press, ISBN 9780199242108, 2000. https://www.amazon.de/gp/product/0199242100
- Catherine Hakim: Feminist Myths and Magic Medicine -- The flawed thinking behind calls for further equality legislation. Centre for Policy Studies, London, 01.2011. https://30percentclub.org/wp-content/uploads/2014/08/Fe ... ine.pdf
- Vincent Harinam, Rob Henderson: All the Single Ladies. quillette, 16.01.2020. https://quillette.com/2020/01/16/all-the-single-ladies/
- Kay S. Hymowitz: Manning Up: How the Rise of Women Has Turned Men into Boys. Basic Books, 02.2011. https://www.amazon.de/Manning-Up-Rise-Women-Turned/dp/0465028365
- Kay S. Hymowitz: Where Have The Good Men Gone? Wall Street Journal, 19.02.2011. https://www.wsj.com/articles/SB10001424052748704409004576146321725889448
- Daniel T. Lichter, Joseph P. Price, Jeffrey M. Swigert: Mismatches in the Marriage Market. Journal of Marriage and Family, 04.09.2019. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jomf.12603
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